Sechs Fäuste und ein Halleluja – EIE gewinnt in Chiasso wichtige Partie

Der EHC Illnau-Effretikon (EIE) bezwang auswärts den HC Chiasso 5:3 (2:1, 1:2, 2:0). Angeführt vom glänzend disponierten Carlo Fäh (ein Tor/zwei Assists), trafen auch Michael Sommer (zwei Mal), Thomas Korsch und Tizian Müller. Das fünfte und letzte Tor wurde dem EIE „geschenkt“ weil Chiasso Keeper Daniele Pestoni zu jenem Zeitpunkt das Eis bereits verlassen hatte und EIE-Captain Michael Sommer regelwidrig am Torschuss gehindert wurde (59:21).

Heinz Minder, Chiasso

In Düsseldorf fieberten in der Nacht von Samstag auf Sonntag 50 000 Zuschauer dem WM Schwergewichts-Boxkampf zwischen dem unbesiegbar geltenden Wladimir Klitschko und Tyson Fury bei. Mit angeschwollenem Gesicht verzog sich der Ukrainer geschlagen vom Ring. Lediglich 43 Zuschauer wohnten dem Eishockey-Meisterschaftstreffen der Zweitligisten Chiasso gegen Illnau-Effretikon bei, wo es eine Sekunde vor Ende Mitteldrittel zu einer veritablen Box- und Fausteinlage zwischen dem erst hart attackierten EIE-Verteidiger Gabriel Gretler durch die beiden Tessiner Oliviero Cantiani und Giuliano Consoli kam. Das Trio fightete intensiv und konnte sich mit Spieldauer-Disziplinarstrafen vorzeitig vom Eis verabschieden. EIE-Trainer Dieter Wieser vollzog am Ende ein Halleluja: Seine Mannschaft liess sich von einigen Nebenschauplätzen vor- und während des Spieles nicht aus der Ruhe bringen und gewann 5:3 (2:1, 1:2, 2:0) „verdientermassen“ wie Wieser feststellte.

 

Mit wertvollem Sieg Selbstvertrauen getankt

EIE-Headcoach Dieter Wieser sprach von einem wertvollen Sieg und gab gleichzeitig die Zielvorgabe für seine Mannschaft bekannt. „Diese drei Punkte sind deshalb so wertvoll, weil sie uns noch mehr Selbstvertrauen für die kommenden Partien geben“. Und Wieser sprach davon, dass „wir die nächsten drei Meisterschaftstreffen vor Weihnacht unbedingt gewinnen wollen“. Neun Punkte aus den nächsten drei Runden sei „eine realistische und für uns lösbare Aufgabenstellung“. Das werde bereits anfangs Woche mit der Mannschaft besprochen, „schaffen wir das, können wir dann beruhigt in die zehntägige Weihnachtspause gehen und diese auch geniessen“.

 

Erst keine Garderobe, dann ein defektes Tor…

Es war für die Zürcher Oberländer wieder ein so typisches Tessiner-Treffen. Als der EIE in Chiasso eintraf, war die Spielergarderobe nicht bereit. Curling-Spieler belegten diese. Dann stelle man den Gästen ein defektes Tor hin. Die Schiedsrichter Lebeda/Dufer verlangten die Auswechslung, was schliesslich einen verspäteten Spielbeginn von sieben Minuten mit sich zog. „Die bekannten Mätzchen hier im Tessin, Randnotizen, die wieder in die Geschichte eingehen“, so der EIE-Trainer, dem für die längste Reise der aktuellen Gruppenspiele Torhüter Dennis Volkart (Beruf), Yannick Schlatter und Gabriel Schneider (beide Schule) und das verletzte Duo Justin Wieser/Lorenz Kuhn fehlte. Dafür kam der bisher langzeitverletzte Nicola Gretler (bis Ende Mitteldrittel) an der Seite seines Bruders Gabriel Gretler in der EIE-Defensive zu seinem Ersteinsatz.


Michael Sommer eröffnet das Skore…

Trotz langer Busfahrt zeigte sich Illnau-Effretikon von Anfang an präsent und initiativ und nahm Chiassos besten Spieler, Torhüter Daniele Pestoni, unter Dauerbeschuss und führte dank Michael Sommer (Zuspiele Thomas Korsch/Carlo Fäh) bereits nach sechs Minuten 1:0. Fäh hatte dabei mit einem intelligenten Rückpass den aufschliessenden Captain Sommer lanciert, welcher Pestoni erstmals zu bezwingen vermochte. Der EIE verpasste aber trotz redlichen Bemühungen und einem klaren Chancenplus die Resultaterhöhung. So passierte es wie befürchtet. Die Platzherren konterten einmal und gleich erfolgreich (16.). Der Schlüssel zum EIE-Erfolg war schliesslich, dass die Mannschaft von Dieter Wieser auf nicht zwingende Gegentreffer postwendend zu reagieren verstand und nie die Ruhe und Geduld verlor. Unmittelbar auf das 1:1 vollstreckte Thomas Korsch mit seinem nunmehr achten Saisontreffer in einer Szene, als Pestoni den ersten Versuch von Carlo Fäh nicht definitiv blockieren vermochte. Aufsässig insistierte Korsch und bewies Skorerinstinkt zur ersten 2:1 Drittelsführung.

 

EIE reagiert immer postwendend auf Ausgleich

Im zweiten Abschnitt wurde Tizian Müller im letzten Augenblick regelwidrig am erfolgreichen Torschuss gehindert. Für Mauro Grisi gab es einen Zweiminuten-Ausschluss wegen Hakens, aber keinen Penalty (23.). Die Zürcher Oberländer führten das Zepter auf auswärtigem Eis, sündigten aber im Abschluss, oder blieben immer wieder am überdurchschnittlich aufspielenden Pestoni hängen. Die Tessiner, abgesehen von ihrer Paradelinie Raimondi/Cantiani/Berkis versuchten mit teils erhöhtem Körpereinsatz den anstürmenden Gegner aus dem Konzept zu bringen. Dieter Wieser lobte: „Das, was wir uns für die Reise nach Chiasso vorgenommen hatten, brachten meine Spieler heute fast problemlos und relativ gut rüber. Wir haben die Zone gut gespielt, bis auf wenige Ausnahmen, haben Offensiv gut gearbeitet und defensiv auf nicht so schlecht. Entscheidend für mich war, dass wir uns von der Hektik vor- und während des Spieles nicht aus der Ruhe bringen liessen und immer cool blieben. Das hatte ich von meiner Mannschaft, aber auch vom Staff neben dem Feld im Vorfeld konsequent gefordert“.

 

Fünfminuten-Powerplay des EIE…

Der Lette Gundars Berkis, mit Erstligaerfahrung bei Weinfelden (2005/06) und Bellinzona (2006/07, 2007/08) und Chiasso selbst (2010/13) schaffte den 2:2 Ausgleich (36.), dem Tizian Müller aber wenige Sekunden später in Zusammenspiel mit Diego Muspach und Yves Förderreuther die dritte EIE-Führung folgen liess (37.). Eine Sekunde vor Drittelsende explodierte dann die Stimmung im Stadio, als EIE-Verteidiger Gabriel Grelter durch seinen Gegenspieler hart und unfair angegangen wurde. Gretler und Oliverio Cantiani, dazu Giuliano Consoli, der sich auch noch in den Kampf einmischte, lieferten sich eine veritable Schlägerei und konnte alle drei zusammen vorzeitig unter die Dusche. So konnte Illnau-Effretikon das Schlussdrittel mit einem fünfminütigem Powerplay in Angriff nehmen, kam bei aber zu keinem Treffer. „Wir hatten einige vielversprechende Abschlüsse“, so Dieter Wieser, „doch der Keeper hatte in einigen Szenen auch viel Glück“. Seine Spieler zeigten sich selbstkritischer und meinte, dass „wir in jenen Fünfminuten-Überzahl noch verbesserungsfähig waren und noch Steigerungspotenzial haben“. Carlo Fäh krönte seine starke Leistung in Zusammenspiel mit Marco Vögeli zum vierten Führungstreffer, knappe zehn Minuten vor Spielschluss. „Wir haben dieses wichtige vierte Tor erzielt und konnten dann den knappen Vorsprung verwalten“, freute sich EIE-Headcoach Wieser. „Trotz drei Gegentreffer, die auf Grund individueller Fehler passierten und für die wir heute brutal bestraft wurden, hatte ich nie das Gefühl und die Angst, das heutige Spiel hier noch zu verlieren“. Dieter Wieser fand, dass „wir im Schlussdrittel praktisch keine folgenschweren Fehler mehr machten und wir in der Schlussphase über mehr Kraftreserven als Chiasso verfügten“. Seine Mannschaft habe sich bis zum Ende „voll und ganz auf das Hockey konzentriert und uns aus aller aufkommenden Hektik raus gehalten“.

 

…dann 3:5 Powerplay zwei Minuten lang

Wegen eines Doppelausschlusses (51.09) konnte Illnau-Effretikon dann erst Zweiminuten lang 5:3 Powerplay, wegen eines dritten Ausschlusses (Mauro Grisi/Stockschlag) dann nochmals 5:4 Überzahl spielen, schaffte aber den erlösenden fünften Treffer nicht. In der Schlussminute, Coach Rinaldo Larghi hatte Keeper Pestoni bereits bei 58:55 erstmals vom Eis genommen, ihn dann wenige Sekunden wieder eingesetzt und ab 59:12 erneut und definitiv anstelle eines weiteren Feldspieles vom Eis genommen, verhinderte Chiasso gegen den durchbrechenden Michael Sommer den Schuss ins verlassene Tor. Nach lautstarkem Protest von EIE-Assistenztrainer Urs Wegmann entschieden die Schiedsrichter auf Grund der Verhinderung eines Tores in den letzten zwei Minuten (ohne Torhüter) direkt auf Tor. Der fünfte Treffer wurde dem gefoulten EIE-Captain Michael Sommer zugeschrieben. „Wir wollten diesen Sieg. Wir haben heute viel dafür gemacht und diszipliniert gespielt, obschon wir heute wieder einige Umstellungen vornehmen mussten“. Trotz allen Nebengeräuschen freute sich Dieter Wieser am Schluss: „Hier zu gewinnen ist immer schwierig und gerade die gefährlich Berkin-Linie in Griff zu bekommen auch. Doch Chiasso scheint mir Glück zu bringen. Hier habe ich glaube ich, noch nie verloren“.

 

EIE nun punktegleich mit Dürnten Vikings

Die neunte Meisterschaftsrunde der Gruppe 1 verlief voll und ganz für Illnau-Effretikon. Dürnten Vikings bezog eine schmerzliche 2:4 (0:1, 2:2, 0:1) Heimniederlage gegen das zuletzt glücklos kämpfende von Don McLaren geführte Bassersdorf. Den Zürcher Unterländer gelang vier Sekunden vor Schluss und Ausschluss von Loris Voneschen durch Andreas Studer der vierte Treffer. Knüppelhart wurde im Limmattal die Partie Urdorf gegen Zug geführt. Im Duell Not gegen Elend wurden einige unverbesserliche Innerschweizer (Kevin Rickli/Thomas Hohl) ihrem Ruf als Raubeine der Liga wieder einmal vollauf gerecht. Zug scheint immer noch nicht kapiert zu haben, dass man sich auch mit vielen Strafen selbst aus dem Spiel nehmen und schlagen kann. Urdorf feierte mit 4:2 (1:1, 0:1, 3:0) den zweiten Saisonsieg und hat die Rote Laterne nun um fünf Punkte distanziert. Eine weitere (positive) Überraschung lieferte der SC Küsnacht. Im Heimspiel gegen Schaffhausen geriet die Heimmannschaft nach sieben Minuten durch Brunella und Högger schnell mal 0:2 in Schieflage. Für den Tabellenführer kam es im Startdrittel noch schlechter. Zwar schaffte Peter den 1:2 Anschluss (17), doch Schaffhausen konterte mit Büchel 24 Sekunden später schnell und erfolgreich zum 3:1 und Schwyn setzte im desolaten Auftakt des SC Küsnacht mit dem 4:1 gleich noch eins drauf. Als den Gästen kurz vor Spielmitte durch Büchels zweitem Tor das 5:1 gelang, glaubte kaum noch einer an den Leader. Der SC Küsnacht, unscheinbar und unspektakulär, überzeugte einmal mehr mit unheimlich staken Kollektiv. Im Mitteldrittel brachte Wachter (39.) den Heimklub wieder auf 2:5. Im Schlussdrittel lief bei Schaffhausen überhaupt nichts mehr. Yannick Hüsler mit Doppelschlag (47./55.) schaffte den 4:5 Anschluss, Tim Oechse 16 Sekunden vor Spielschluss den Ausgleich und damit die Verlängerung, wo Alain Kurath nach 67 Sekunden das Team von Gianni Dalla Vecchia gänzlich demoralisierte. Schaffhausen verspielte eine komfortable 5:1 Führung und unterschätzte in der Folge den unscheinbaren SC Küsnacht, was in einer selbstmörderischen Fehleinschätzung und überraschenden Niederlage endete. Der Tabellenführer enteilt der Konkurrenz und hat nun fünf Punkte Vorsprung auf den aktuellen Zweitliga-Meister Ostschweiz Dürnten-Vikings, die punktemässig Illnau-Effretikon aufschliessen liessen (beide 18 Zähler).

 

Rückrundenstart samstags gegen Urdorf

Samstags beginnt bereits die zweite Saisonhälfte. Mit Rückrundenstart erwartet der EHC Illnau-Effretikon (EIE) um 17:30 Uhr im heimischen Eselriet den Gast aus Urdorf. Die Zürcher Oberländer gewannen das Saisoneröffnungsspiel im Limmattal mit 6:2 (2:1, 4:0, 0:1). Urdorf liegt mit acht Punkten aus neun Spielen vor Schlusslicht Zug auf dem zweitletzten Tabellenrang, dürfte aber vom EIE trotz schlechter Tabellenlage (Abstiegszone) nicht unterschätzt werden. Urdorf schlug samstags den EV Zug (alle schlagen in dieser Saision Zug ausser der EIE) mit 4:2.

 

Chiasso – Illnau-Effretikon 3:5 (1:2, 2:1, 0:2).- Stadio del ghiaccio (Chiasso).- 43 Zuschauer.- SR: Richard Lebeda/Rico Dufner.- Tore: 6. Sommer (Fäh/Korsch) 0:1. 16. Raimondi (Berkis/Claudio Grisi) 1:1. 18. Korsch (Fäh/Sommer) 1:2. 36. Berkis (Mauro Grisi/Pestoni) 2:2. 37. Müller (Förderreuther/Muspach) 2:3. 39. Raimondi (Claudio Grisi/Berkis) 3:3. 50. Fäh (Vögeli) 3:4. 59:21 Sommer 3:5.- Chiasso: Pestoni (Ronchi); Battistini, Mauro Grisi; Aletti, Andrea Realini; Tamborini, Gaffuri; Raguso ; Raimondi, Cantiani, Berkis ; Allegri, Claudio Grisi, Patrick Realini ; D’Agostino, Borsani, Consoli ; Roecker, Pisottu.- Illnau-Effretikon: Lüscher (Lars Müller); Schmid, Grolimund; Brasser, Brockhage; Gabriel Gretler, Nicolo Gretler; Sommer, Korsch, Fäh; Vögeli, Bolli, Andersen; Tizian Müller, Förderreuther, Muspach; Grösser.- Strafen: Chiasso 8-mal 2 Minuten, plus 2-Mal 5 Minuten (plus Spieldauer-Disziplinarstrafen Cantiani/Consoli), Illnau-Effretikon 2-mal 2 Minuten, plus 1-Mal 5 Minuten (plus Spieldauer-Disziplinar Gabriel Gretler).- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Volkart (Beruf), Schlatter und Schneider (beide Schule), Wieser und Kuhn (beide verletzt); Ersatzeinsatz von Nicola Gretler.- Spiel beginnt wegen eines defekten Tores mit sieben Minuten Verspätung.- 58:55 Chiasso ohne Torhüter Pestoni, kommt für wenige Sekunden wieder aufs Eis und geht bei 59.12 erneut. 59:21 Chiasso, ohne Torhüter, verhindert gegen durchbrechenden Michael Sommer ein Schuss ins leere Tor; Treffer wird anerkannt (Regel 619/d).

 

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