Für 24 Stunden das Gefühl des alleinigen Leaders

Eishockey: Meisterschaft 2. Liga, Gruppe 1: Schaffhausen – Illnau-Effretikon 2:3 (1:1, 1:2, 0:0)

Am 20. Dezember 2014 gastierte der EHC Illnau-Effretikon (EIE) letztmals in Schaffhausen und gewann damals über das Penaltyschiessen 3:2. Nun wiederholten die Zürcher Oberländer das damalige Resultat und gewannen erneut – 3:2 (1:1, 1:2, 0:0).- Den Führungstreffer von Yves Förderreuther (erzielte auch den zweiten Treffer), glich der Heimklub im harzigen Startdrittel noch aus. Der EIE-Doppelschlag durch Förderreuther (29.) und Muspach (34.) zum 3:1 hatte vorentscheidenden Charakter. Schaffhausen schaffte in doppelter Überzahl (Ausschluss Bolli/Korsch) nur noch den Anschlusstreffer durch Schwarz.

Heinz Minder, Illnau

Er wolle nicht „unbedingt von einem Lieblingsgegner“ sprechen. So Dieter Wieser nach Spielschluss. Der EIE-Headcoach gestand allerdings, dass „wir immer gerne hier in der IWC Arena spielen, denn hier gibt es für uns immer Punkte“. Beim letzten Mal waren dies wegen dem Gang über die Verlängerung und Penaltyschiessen „nur“ zwei. Heuer nun drei wichtige Punkte, die Co-Leader Illnau-Effretikon wenigstens über Nacht auf den ersten Tabellenplatz hievten. Die vor Spielbeginn punktegleichen Dürnten Vikings bestreiten erst mittwochs ihr Heimspiel gegen den zweitletzten EHC Urdorf.

 

EIE am Ende mit mehr spielerischer Substanz

Der Start ins neue Jahr verlief harzig und bot eher etwas biedere Hockeykunst. Beide Mannschaften bemühten sich, die zehntägige Festtagspause aus den Beinen schütteln zu können. Offenkundig, dass die Spieler beider Vereine diesbezüglich noch etwas Mühe hatten ihren Rhythmus schnellstmöglich wieder zu finden. Am Ende musste man aber zur Kenntnis nehmen, dass Illnau-Effretikon erneut den verdienteren Sieger stellte, weil die Zürcher Oberländer das ausgeglichener starke Kader auf dem Eis hatten. Wieser sah den Grund im abermaligen Gewinn seiner Truppe darin, weil „mein Konzept bis am Schluss auf ging“. So habe er „erneut wieder mit vier Linien agieren können. Und in der Endphase hatten alle noch genügend Kräftereserven um Doppeleinsätze fahren zu können“. So forcierte der EIE-Trainer im letzten Drittel seine routinierten Spieler wie Korsch/Sommer und Vögeli/Bolli, während Schaffhausen in der entscheidenden Schlussphase nicht mehr zusetzen konnte und vergeblich gegen den Kasten von Dennis Volkart anrannte.

 

Förderreuther trifft zwei Mal

Der Hockey-Auftakt ins Jahr 2016 verlief für beide Mannschaften eher etwas mühevoll. Zwar legte Illnau-Effretikon schon mal einen Treffer vor, herauskombiniert durch Yves Förderreuther. Dieser wurde nach Spielschluss verdientermassen zum besten Gästespieler gekürt. Förderreuther wurde bei seinem ersten Versuch auf das Tor von Walker durch die verteidigenden Gegner entscheidend abgedrängt. Der EIE machte in jener Szene weiter Druck und lancierte den neuerlichen Angriff auf Walker. Neben dem Tor holten die EIE-Spieler wieder Schwung. Michael Grösser lancierte Tizian Müller, dieser legte Förderreuther auf, welcher sich trotz abermaligen Hüftproblemen kraftvoll durchsetzte und nach knappen zehn Minuten reüssierte.

Dem Heimklub der auf Konter spekulieren musste weil Illnau-Effretikon mehrheitlich in Scheibenbesitz war, schaffte eher nicht zwingender Art den Ausgleich. Das 1:1 passte dem EIE weniger. „Wir starteten diszipliniert und gut in das Spiel“, fand Dieter Wieser. „Das Gegentor zum 1:1, praktisch aus dem Nichts heraus, brachte uns etwas durcheinander. Wir verloren kurz komplett unser Konzept und spielten die restlichen zehn Minuten im Startdrittel nicht mehr gut“. So die Ansicht von Wieser, dessen Team, wie auch Schaffhausen selbst, damit beschäftigt war, die beiden Torhüter mit nicht zwingenden und gefährlichen Torschüssen ein- und warm zu schiessen. Das Startdrittel endete so ausgeglichen 1:1, unspektakulär und ohne viele spielerische Höhepunkte. Illnau-Effretikon verlor an diesem Abend seinen Yannick Schlatter früh. Mit Verdacht auf neuerliche Hirnerschütterung viel der EIE-Verteidiger schon im Startdrittel aus und musste vorzeitig unter die Dusche. Seine sportliche Laufbahn scheint nun ernsthaft gefährdet, musste Schlatter doch unlängst mehrere längere Pausen wegen gleicher Verletzung einlegen, erkämpfte sich aber immer wieder eisern zurück. „Das Ausscheiden von Schlatter tut mir persönlich sehr leid“, so Dieter Wieser. „Er war immer wieder nahe dran, sich seinen Stammplatz zurück zu kämpfen, heute hat er einen weiteren Rückschlag einstecken müssen“.

 

Im Mitteldrittel viele Strafen und Unterbrüche

Wesentlich rassiger nahm dann der zweite Abschnitt Fahrt auf. Allerdings kassierte Illnau-Effretikon gleich aus der ersten Pause kommend, eine Bankstrafe wegen Spielverzögerung „weil wir anscheinende nicht gleich unsere Blöcke auf das Eis beorderten“, so Wieser. Diese Strafe konnte Schaffhausen nicht ausnutzen. Dafür offerierten die Gäste der Mannschaft von Gianni Dalla Vecchia gleich nochmals eine Chance des Überzahlspieles. Michael Grösser musste in die Kühlboxe wegen Beinstellens. „Das Mitteldrittel begann für uns nach sechs Minuten“, so Wieser. Schaffhausen profitierte erneut nicht vom gegnerischen Ausschluss. Dafür drehte Illnau-Effretikon dann mächtig auf. Befreiungsschlag des EIE. Yves Förderreuther ereilte die Scheibe als erster, die nun auf der linken Spielfeldseite von der Bande zurück prallte. Der EIE-Stürmer drosch gleich auf den Puck und erwischte den bis zu diesem Zeitpunkt sicher wirkenden Schaffhauser-Keeper Walker. Dieser liess von seiner rechten Schulter nur ein winziges Loch unter dem Torwinkel offen. Förderreuther traf exakt. Vielleicht mit Glück, vermutlich eher mit Können. Da passte wohl kein Bierdeckel mehr zwischen Torgestänge und dem Keeper-Körper. 2:1 Führung des EIE. Walkers Nerven schienen nun stark angespannt.

 

Schaffhausen wechselt Torhüter

Illnau-Effretikon nutzte die Gunst der Stunde. Diego Muspach, findet nach langer Verletzungszeit (spielte über ein Jahr nicht), immer besser zurück zu seiner alten Torgefährlichkeit, erwischte auf Vorlage von Lorenz Kuhn/Marc Andersen hin, Walker erneut. Diesmal fand der Puck exakt unter Walkers Beinschoner den Weg über die Linie (34.). Der EIE führte bei Halbzeit 3:1 und hatte gleich anschliessend durch Vögeli die grosse Chance zum vorentscheidenden KO-Schlag (34.). Doch dann musste Michael Bolli wegen Behinderung auf die Strafbank. Sekunden später vollzog Schaffhausens Headcoach Dalla Vecchia einen frühen Torhüterwechsel (35:11 Epprecht anstelle von Walker) und gleich darauf dann Doppelausschluss gegen den EIE, weil Thomas Korsch wegen Hakens einen Zweier kassierte. Während 55 Sekunden versuchten die Platzherren nun den Anschlusstreffer zu erzielen. Dies gelang den Munotstädtern durch Schwarz (37.). Vor Ende des zweiten Abschnitt dann aber eine Strafenflut für das Heimteam. Gemeinsam wanderten Michael Gerber und Marius Heuberger raus. 32 Sekunden später kassierte Markus Schwyn für seinen hohen Stock ebenfalls einen Zweier und weil er den Ausschuss seiner Ansicht nach noch gegenüber den beiden Unparteiischen entsprechend kommentieren musste, noch zusätzlich zwei Minuten für unsportliches Verhalten. In dieser langen Phase erst des 5:3, dann über drei Minuten langen Überzahl, gelang dem EIE kein weiterer Treffer mehr. Zwar lenkte Nicola Gretler die Scheibe bei einem Versuch nur knapp am Ziel vorbei, doch scheiterte auch Captain Michael Sommer mit der erneuten Realisierung eines Zweitore-Vorsprunges.

 

EIE verwaltet hauchdünnen Vorsprung

Wegen des Rückstandes lag es eigentlich an Schaffhausen selbst, in der verbleibenden Spielzeit aktiver zu werden. Die Mannschaft von Gianni Dalla Vecchia konnte aber in der Schlussphase nicht noch entscheidend zusetzten. Der EIE hingegen begnügte sich, dank sicherer Spielweise seines Keepers Dennis Volkart, auf Verwaltung der knappen Führung. Illnau-Effretikon kam noch zu einigen vielversprechenden Möglichkeiten und war weit mehr vor Epprecht als Schaffhausen vor Volkart. Korsch/Fäh verpassten das nächste Tor, dann wanderte noch Nicola Gretler wegen eines Beinstellens raus. Die Strafe wurde damit kompensiert, als Florian Schwarz später auf Seiten der Einheimischen auch noch raus musste (54.).

 

Schaffhausens Reaktion verhalten

Erst 35 Sekunden vor der letzten Sirene nahmen der Schaffhauser-Staff Keeper Epprecht anstelle eines weiteren Feldspieles vom Eis. Und Dalla Vecchia nahm sieben Sekunden vor Schluss noch sein Time-out. Beide Massnahmen änderten am Spielstand schliesslich nichts mehr. Illnau-Effretikon liess sich wie beim letzten Auftritt in der IWC Arena den Sieg nicht mehr nehmen. Schaffhausen startete so ins neue Jahr wie man das Alte in Zug (2:5) Niederlage ausklingen liess. „Vom Gegner kam am Schluss nicht mehr viel“, bestätigte Dieter Wieser. „Schade, die vielen Strafen und Unterbrüche brachen uns etwas unseren Rhythmus“. Zufrieden war der EIE-Coach natürlich darüber, dass die Wiederaufnahme der Meisterschaft seiner Mannschaft so erfolgreiche gelang. „In Schaffhausen muss man auch erst gewinnen. Nun haben wir einen guten Vorsprung auf die Verfolger und können schon mal etwas beruhigter Natur die nächsten Partien planen. Die Basis haben wir heute gelegt und können und mindestens 24 Stunden über unserer neue Rolle als alleiniger Tabellenführer freuen“.

 

Zehn Punkte Vorsprung auf vierten Platz

Als „komfortabel“ wertet Dieter Wieser nun die Punktebilanz seines Teams. „Es stehen noch fünf Spiele an. Davon sollten wir meiner Ansicht nach mindestens zwei Mal gewinnen, damit wir dann für die Playoff-Runde Heimrecht haben“. Samstags reist der EHC Illnau-Effretikon erstmals mit einem Mannschaftscar nach Luzern. „Wir konnten in der Innerschweiz selten bis nie gewinnen. Jetzt müssen wir mal etwas Neues ausprobieren. Wir werden alles versuchen, um Luzern im eigenen Stadion schlagen zu können“. Samstags muss der EIE in Luzern aufspielen (17:30 Uhr). Am 16. Januar steigt dann in Bäretswil das Spitzenspiel(?) gegen Dürnten Vikings, den amtierenden Zweitliga-Meister Ostschweiz. Sein erstes Heimspiel im Jahr 2015 bestreitet der EHC Illnau-Effretikon am 23. Januar im Eselriet gegen Bellinzona (17:30 Uhr).

 

Schaffhausen – Illnau-Effretikon 2:3 (1:1, 1:2, 0:0).- IWC Arena (Schaffhausen).- 234 Zuschauer.- SR: Boris Ehrbar/Armando Lamers.- Tore: 10. Förderreuther (Müller/Grösser) 0:1.- 13. Büchel (Gerber/Schwarz) 1:1. 30. Förderreuther (Schmid/Müller) 1:2. 34. Muspach (Andersen/Kuhn) 1:3. 37. Schwarz (Herberger/Gerber, Doppelausschluss Bolli/Korsch) 2:3.- Schaffhausen: Walker (35:11 Epprecht); Bruggmann, Farner; Herberger, Spillmann; Schwarz; Schwyn, Schenk, Daniel Kundert; Miori, Ruch, Sdovc; Stuber, Buff, Gerber; Michael Kundert, Büchel.- Illnau-Effretikon: Volkart (Lüscher); Schneider, Schmid; Nicola Gretler, Brockhage; Schlatter, Grolimund; Kuhn; Sommer, Korsch, Fäh; Vögeli, Bolli, Wieser; Andersen, Gabriel Gretler, Muspach; Müller, Förderreuther, Grösser.- Strafen: Schaffhausen 8-Mal Zweiminuten; Illnau-Effretikon 5-Mal Zweiminuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Brasser (Krank),- Im Laufe Startdrittel fällt EIE-Verteidiger Schlatter mit Verdacht auf neuerliche Hirnerschütterung vorzeitig aus.- 35:11 Torhüterwechsel Schaffhausen: Lukas Epprecht anstelle von Dominic Walker.- 59:15 Schaffhausen ohne Torhüter Epprecht, dafür mit weiterem Feldspieler.- 59:53 Time-out Schaffhausen.

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