Die Playoff-Bärte wachsen – doch keiner will nach St. Moritz

Mit 4:1 (0:1, 3:0, 1:0) bezwang der EHC Illnau-Effretikon (EIE) samstags das punktegleiche SC Küsnacht und revanchierte sich damit für die knappe 3:4 Heimniederlage in der Vorrunde. Erfolgreichster Akteur an diesem Abend in der KEK war Michael Sommer. Der EIE-Captain erzielte drei Tore und war am vierten Treffer als Vorbereiter mitbeteiligt. Die Gäste entschieden das Spiel auch dank eines überragenden Torhüters Dennis Volkart.

Bericht: Heinz Minder, Küsnacht

 

Rechenschieber-Eishockey zwei Runden vor Schluss? Das Resultat der Gruppe 2 zwischen Kreuzlingen-Konstanz und St. Moritz war den Spielern beider Lager in der KEK Küsnacht vor dem ersten Scheibeneinwurf um 20:15 Uhr bekannt. St. Moritz, der mögliche Achtelsfinal-Playoffgegner der beiden punktegleichen Teams Küsnacht und Illnau-Effretikon konnte die Siegesserie Kreuzlingens nicht stoppen. Diese hatten zuletzt fünf Mal in Folge gewonnen und holten sich nun auch gegen die Engadiner weitere Punkte. Allerdings schaffte es St. Moritz auf der offenen Kunsteisbahn der Bodenseearena dank eines 4:4 Remis (1:1, 1:3, 2:0) in die Verlängerung und anschliessend in das Penaltyschiessen. Dort hatten die Einheimischen die besseren Nerven, gewannen zum sechsten Mal in Folge und behielten den vierten Zwischenrang. St. Moritz und Dielsdorf-Niederhasli sind nun punktegleich (17 Spiele/21 Zähler). Küsnacht und Illnau-Effretikon machen am kommenden Samstag in der Schlussrunde wie auch Dielsdorf-Niederhasli und St. Moritz untereinander aus, wer aus der Gruppe 1 schlimmstenfalls zwei Mal unter der Woche (donnerstags und dienstags) ins Engadin fahren muss. Dramatik ist in der Gruppe 1 angesagt, wo Tabellenführer Dürnten Vikings vor heimischer Kulisse sein Heimspiel gegen Luzern 5:7 (1:3, 2:3, 2:1) verlor, auf 36 Punkte liegen bleibt und das in Küsnacht siegreiche Illnau-Effretikon punktemässig aufholen liess (beide Oberländer haben nun je 36 Zähler auf dem Konto). Der Schlusstag vom kommenden Samstag – mit einheitlichem Spielbeginn um 20 Uhr – bringt in  beiden Gruppen die Entscheidung.

EIE mit einem Mann mehr?

EIE-Headcoach Dieter Wieser vor Spielbeginn in Küsnacht, wo er auf Vögeli und Grolimund (beide krank), Grösser, Schlatter, Förderreuther (alle verletzt) und Giacomelli (Junioren) verzichten musste. „Wir haben im Hinblick auf die heutige Revanche intensiv und meiner Ansicht nach sehr gut trainiert“. Er sei gespannt, „ob meine Spieler nun das umsetzen können, was wir uns vorgenommen haben“. Sein Assistent Urs Wegmann und EIE-Sportchef Mike Häbig weilten vorab dem Match Kreuzlingen-Konstanz gegen St. Moritz bei und trafen unmittelbar vor Spielbeginn in Küsnacht ein, ohne allerdings die letzte Entscheidung in Kreuzlingen live miterlebt zu haben.

Startet mit Sturmlauf…

In Küsnacht lieferten sich die punktegleichen Zürcher Vereine SC Küsnacht und Illnau-Effretikon im Kantonsderby einen packenden und intensiven Fight. Der EIE begann konzentriert und temporeich und besass deutlich mehr Scheibenbesitz, aufgerechnet in den ersten zehn Minuten. Achtung – fertig – los. Nach zehn Sekunden Spielzeit prüfte Erasmo Molina EIE-Keeper Dennis Volkart bereits. Auf der anderen Seite musste Fabian Klaas den Energieanfall in Form eines Sololaufes von EIE-Verteidiger Yves Brasser stoppen, noch ehe die erste Minute überhaupt verstrichen war. Keine Zeit also, sich gegenseitig vorsichtig abzutasten. Auch Lorenz Kuhn zwang Klaas zur einer starken Intervention. Nach exakt 100 Sekunden wurde Jerrit Peter das Opfer eines intensiven Zweikampfverhaltens bereits in der Startphase. Doch der EIE mühe sich vergeblich im ersten Powerplay. Das Überzahlspiel des EIE ist zwar optisch meist vielversprechend, denn Illnau-Effretikon versteht es teils ausgezeichnet, die Scheibe im gegnerischen Drittel laufen zu lassen. Doch mit dem effizienten Abschluss fehlt es dem EIE. Wieser ist sich dieser Schwäche seiner Mannschaft durchaus bewusst und meinte: „wir sind dran, dieses kleine Problem zu lösen. Es ist einfach schwierig, eine solche Situation im Training üben zu können, denn die Spieler kennen sich natürlich bestens“. Entscheidend für den EIE-Trainer allerdings ist die Tatsache, dass „wir bei eigenen Strafen über ein ausgezeichnetes und fast perfekt funktionierendes Boxplay verfügen“. Da stehe dann die EIE-Box „stabil und sehr sicher“. Wieser lobte, dass „wir am wenigsten Tore (44) in dieser Gruppe kassieren mussten, dafür aber am meisten (69) Treffer geschossen haben“. Diese Zahlen würden klar für seine Mannschaft sprechen. „Und am momentan schwachen Powerplay arbeiten wir weiter seriös und gezielt“. Der EIE-Trainer schmunzelte: „Wer weiss. Vielleicht funktioniert das Überzahlspiel dann plötzlich in den kommenden Playoffspielen“. Der EIE bestimmte das Tempo und ging anfangs eine sehr hohe Kadenz. Das führte dazu, dass man phasenweise das Gefühl hatte, die Gäste hätten einen Mann mehr auf dem Eis. Die Zürcher Oberländer schnürten sich mehrfach und lange in der gegnerischen Verteidigungszone fest und setzten Küsnacht mit Dauerbelagerung zu. Der EIE betrieb in den ersten zehn Minuten wieder einmal einen Riesenaufwand – allerdings ohne Ertrag.

…und kassiert Rückstand entgegen des Spielverlaufes

Nun. Auch Küsnacht schien in diesem Duell das Spiel in Überzahl nicht gerade erfunden zu haben. Illnau-Effretikon überstand, nicht zuletzt dank des von Wieser bestätigten starken Boxplays sieben Ausschlüsse ohne Schaden. Der EIE-Trainer nach dem Spiel: „Im ersten Drittel agierten wir zwar in den ersten zehn Minuten stark und überlegen, hatten dann aber einen Durchhänger und wie mir schien, anfangs etwas stumpfe Beine“. Als seine Truppe dann tempomässig nach dem zehnminütigen resultatmässig ergebnislosen Sturmlauf etwas nachliess, konterte der Gastgeber eiskalt und ging entgegen des effektiven Spielverlaufes, durch Alain Kurath in Führung. „Wir waren plötzlich etwas passiv und überliessen den Platzherren das Spiel bis Ende Startdrittel“. Zufrieden war Wieser dann allerdings, wie die Reaktion auf den Rückstand ausfiel. Das 0:1 verdeutlichte wieder einmal, wie gefährlich und schwer einschätzbar der SC Küsnacht in dieser Saison wirklich ist. Aus Wenig mach Viel. Die Seebuben verstehen es ausgezeichnet, aus ihren Chancen mit grosser Effizienz entscheidende Tore zu schiessen und meist gelingt es der Mannschaft von Daniel Keller  gleich mit Doppelschlägen, welche dann den Gegner lähmen können.

EIE schaltete einen Gang höher

Im Mitteldrittel drehte das läuferisch stark unterwegs sich befindende Illnau-Effretikon das Tempo nochmals hoch. Das 1:1 schien Tatsache, als Klaas bereits am Boden lag, das Tor mehr als nur halb offen und leer war. EIE Center Michael Bolli aber setzte die Scheibe über das Gehäuse (22.). Besser machte es dann kurz darauf Michael Sommer und reüssierte zum Ausgleich. Der EIE-Captain verwandelte das Zuspiel von Gabriel Schneider/Carlo Fäh von der linken Seite aus, stand kurz darauf in halb rechter Position abwartend und einschussbereit und vollstreckte diesmal nach Vorlagen von Thomas Korsch und abermals Fäh nach einem herrlichen und wohl gut einstudierten Spielzug über mehrere Stationen bestechend sicher zur 2:1 Führung unmittelbar vor Spielhälfte (28.). Kurath und Barcikowski konnten auf der anderen Seite Volkart, der sich mit Händen und Füssen gegen den Ausgleich erfolgreich zu wehren vermochte, nicht überlisten (30.). Der EIE hatte im zweiten Drittel seine Spritzigkeit wieder gefunden und agierte nun mit sportlich aggressivem Zweikampfverhalten, was den Küsnachtern scheinbar nicht unbedingt behagte. Bei angezeigter Strafe gegen das Heimteam kam Marc Andersen im Bereich der Blauen Linie in Scheibenbesitzt und konnte alleine auf Klaas losstürmen. Andersen aber scheiterte vor dem SCK Tor. „Wir gewannen die entscheidenden Zweikämpfe, legten uns in die gegnerischen Schüsse und führten die Checks konsequent zu Ende“. Das sei „der Schlüssel zum Erfolg“ gewesen, so EIE-Headcoach Dieter Wieser. Küsnacht scheiterte nach Sommers Doppelschlag (24./28) mehrfach an EIE-Keeper Dennis Volkart. Sekunden vor Ende des zweiten Drittels markierte der ex-EHCW-Spieler Steven Schmid bei Ausschluss von Barcikowski das vorentscheidende 3:1. Also doch noch ein Powerplaytreffer, vorgelegt auf Schmid durch Korsch Sommer.

Gäste das aktivere Team

Das unterhaltsame Treffen nahm im letzten Abschnitt seinen Fortgang. Der EIE konnte das umsetzten, was sich Wieser erhoffte. „Wir wollten von Anfang an konsequent Dampf machen, damit hatten wir im ersten Drittel phasenweise noch etwas Mühe, weil die letzten zehn Tage, in  denen wir sehr hart trainierten, nicht unbedingt spurlos an meinen Leuten vorbei ging“. Dann aber war Illnau-Effretikon das aktivere Team in der KEK. „Küsnacht hat auch viele Schiedsrichter-Entscheide kommentiert. Wir konzentrierten uns voll und ganz auf das Spiel“. Einiges Palaver löste die Szene der 50. Minute aus, als dem Heimteam zu Recht ein klarer Offside-Treffer annulliert (49:17) wurde. Den Platzherren rannte am Ende die Zeit davon. In der Schlussphase nahm Daniel Keller sein Time-out (59:04) und spielte ab diesem Zeitpunkt ohne Torhüter Klaas, dafür mit weiterem sechsten Feldspieler. Sommer reüssierte am Schluss, über die linke Seite von Michael Bolli lanciert, ins leere Tor zum 4:1 Endstand. Der EIE schloss eine Runde vor Ende der Gruppenspiele punktemässig zu Leader Dürnten Vikings (verlor sein Heimspiel gegen Luzern 5:7) auf.

Samstags Abschluss der Gruppenspiele gegen Chiasso 

Am nächsten Samstag bestreiten die Zürcher Oberländer gegen Chiasso ihr letztes Gruppenspiel und steigen „gut vorbereitet“, wie Wieser meint, in die Playoff-Runde. Der Gegner des EHC Illnau-Effretikon im Achtelsfinal (best-of-five) steht noch nicht fest, dürfte aber aus dem Trio Dielsdorf-Niederhasli, Lenzerheide-Valbella oder St. Moritz kommen. Weil der EIE garantiert Heimrecht für die erste Playoffpartie hat, könnte es im schlimmsten Fall zu zwei Auswärtsspielen (donnerstags und dienstags) für den EIE kommen und da möchte Dieter Wieser auf Grund der langen Reiche „lieber nicht auf St. Moritz treffen“.

Vom Playoff-Fieber gepackt

Der EIE-Trainer meinte am Ende. „Das Playoff-Fieber hat uns gepackt. Wir sind bereit. Jetzt schon. Nicht erst in einer Woche nach dem letzten Gruppenspiel gegen Chiasso, das wir nun unter allen Umständen auch noch gewinnen wollen“.

Küsnacht – Illnau-Effretikon 1:4 (1:0, 0:3, 0:1).- KEK Küsnacht.- 87 Zuschauer.- SR: Thomas Mandl/Remo Egli.- Tore: Kurath (Barcikowski/Molina) 1:0. 24. Sommer (Fäh/Schneider) 1:1. 28. Sommer (Fäh/Korsch) 1:2. 40. Sommer (Korsch, Ausschluss Barcikowski) 1:3. 59:35 Sommer (Bolli, ins leere Tor) 1:4.- SC Küsnacht: Klaas (Wullschleger), Jerrit, Sancho; Sette, Weber; Schär, Fryba; Oechsle, Molina, Matti; Kurath, Schaub, Barcikowski; Aerni, Wehrle, Wachter; Altmann.- Illnau-Effretikon: Volkart (Lüscher); Scheider, Schmid; Brasser, Brockhage; Nicola Gretler, Gabriel Gretler; Sommer, Korsch, Fäh; Kuhn, Bolli, Wieser; Muspach, Andersen, Müller.- Strafen: SC Küsnacht 5-mal 2-Minuten; Illnau-Effretikon 7-mal 2-Minuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Vögeli und Grolimund (beide krank), Grösser, Schlatter, Förderreuther (alle verletzt), Giacomelli (Junioren).- 49:17 Offsidetreffer Küsnacht; 59:04 Time-out Küsnacht und ab diesem Zeitpunkt ohne Torhüter Klaas, dafür mit weiterem/sechsten Feldspieler. 59:35 Sommer trifft mit seinem dritten Treffer ins leere Tor; Küsnacht für restliche 25 Sekunden wieder mit Torhüter Klaas.

 

Die Playoff-Spiele sind wie folgt angesetzt (alle best-of-five): 

Achtelsfinal: 9.2. (Heim Eselriet) / 11.2. (Auswärts ?) / 13.2. (Heim Eselriet) / 16.2. evtl. Auswärts ?) / 18.2. (evtl. Heim Eselriet)
Viertelfinal: 20.2./23.2./25.2./27.2./1.3
Halbfinal: 3.3./5.3./8.3./10.3/12.3
Finalrunde: 15.3./17.3./19.3./22.3./24.3

 

 

 

 

 

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