Hartes Stück Arbeit und drei Tore von Yves Förderreuther

Zum erwartet harten Stück Arbeit sah sich der EHC Illnau-Effretikon (EIE) sonntags im Cup-Spiel gegen HC Ceresio verdonnert. Auf die Zürcher Oberländer wartete nicht nur die herbstliche Carfahrt bei hochsommerlichen Temperaturen nach Ambri, sondern ein Drittligist der trotz personell knappem Kaderbestand das Gästeteam bis zur Schluss-Sirne hart fordern konnte. Matchwinner für den EIE waren Yves Förderreuther mit seinen drei Toren, sowie der wiederum stark aufspielende und gewohnt zuverlässige Torhüter Dennis Volkart. Mit 6:3 (3:1, 2:2, 1:0) schaffte Illnau-Effretikon den Sprung in die nächste Runde und empfängt zu Hause den GDT Bellinzona.

 

Bericht: Heinz Minder, Ambri

 

Es war ein sonntägliches Geisterspiel. In der Valascia hätte man eine Stecknadel fallen hören. Totenstille. Lediglich gut gezählte 14 Zuschauer weilten der Cuppartie bei. Auf welches Interesse das Spiel wohl stossen würde, ahnte man im alt ehrwürdigen Stadion. Noch vor dem Aufwärmen und Einspielen der beiden Mannschaften schloss das Ristorante Stazione wohl mangels aufmarschierten Schlachtenbummlern.

Optische Täuschung

Apropos Einlaufen und Aufwärmen. Dass auf Seiten der Tessiner gerade mal elf Feldspieler und die beiden Torhüter Daniele Damarta (gab bei Spielhälfte 31:41 seinen Platz an Roy Bay ab) einliefen, war für EIE-Sportchef Mike Häbig absolut kein Grund, den Gegner nicht ernst zu nehmen. „Reine Kopfsache“, sagte der ehemalige und langjährige Torhüter. Häbig und Ceresio verbindet zudem ein wohl immer bleibendes Ereignis. Am 4. Februar 2006 standen sich Ceresio und Illnau-Effretikon in der Zweitliga-Meisterschaft gegenüber. Die Partie fand damals auf der offenen Kunsteisbahn in Mezzovico statt. Und die Zürcher Oberländer reisten damals mit Patricia Elsmore-Sautter als Ersatzkeeper an. Elsmore war damals Nati-Keeperin und mit der Schweizer Frauen-Eishockey-Nati auf dem Weg an die Olympischen Spiele in Turin. Beim Einspielen wurde Patricia Elsmore-Sautter von einem Puck hart in der Gesichtsmaske getroffen und musste lange gepflegt werden. Häbig, zurückblickend an jenen Augenblick: „Da kam ich natürlich schon unter etwelchen Druck“. Nun – der heutige EIE-Sportchef liess sich dann nicht aus der Ruhe bringen und feierte mit seinem Team einen Shut-out (2:0/1:0, 0:0, 1:0).

Hoch und Tiefs

Trotzdem. In einer Partie die aus Sicht des EIE’s Höhen und Tiefen offenbarte, glückte den Zürchern der Start gut, bis hervorragend. Vielleicht gar etwas zu leicht, denn nach knappen sieben Minuten brachte Yves Förderreuther auf Vorarbeit von Carlo Fäh seine Farben 1:0 in Führung. Illnau-Effretikon liess zuvor die Möglichkeit im ersten Powerplay (Mattia) ohne Torerfolg verstreichen. Sobald die Gäste in der Valascia ihr eigenes schnelles Tempospiel aufzogen, liefen die Tessiner etwas am oberen Limit. Allerdings zog der EIE die hohe Kadenz nicht über die volle Spieldistanz und baute damit den HC Ceresio über weite Strecken wieder selbst auf. Dass Michael Bolli (Zuspiel Nicola Gretler und Yves Brasser) in der 12. Minute, diesmal bei Überzahl (Lachelin) und nur 32 Sekunden später der überragend aufspielende Förderreuther mit seinem bereits zweiten Treffer des Tages das frühe 3:0 markierten, war etwas Gift für die Partie. Nun kam nämlich trotz Warnungen von Headcoach Dieter Wieser und Assistent Urs Wegmann doch die von Häbig angesprochene Kopfsache zum Tragen. Lockere 3:0 Führung nach zwölf Minuten – was sollte da nun noch schief gehen.

Noch vor Ende des gefälligen Startdrittels bekam der EIE eines vor den Bug. Pasqualino besorgte für seine Mannschaft das 1:3. Den ersten Treffer bejubelten die Tessiner, also ob sie eben die Weltmeisterschaft gewonnen hätten. 1:3 – das ersten Drittelresultat, welches offenbarte, mit wenig Aufwand die teils routiniert bestückten „Platzherren“ scheinbar fähig waren, an diesem Abend aus „Wenig“ – „Viel“ zu machen. Ceresio spielte eher bescheiden, aber zielstrebig, meist schnörkellos und direkt. Im Gegensatz zu Illnau-Effretikon, das zwar willig, aber teils verspielt wirkte und wohl glaubte, die Tore für die Galerie erzielen zu müssen. Doch einen Schönheitswettbewerb gibt es auch in der samstags beginnenden Meisterschaft 2016/17 nicht.  

Frühes EIE-Time-out

Bei Illnau-Effretikon fehlen Brockhage, Gabriel Gretler, Muspach, Sommer (alle verletzt); Zweidler und Winterberger (beide Junioren). Und die Zürcher Oberländer konnten ihr „mentales Problem“ für diesen Gegner in der ersten Drittelspause nicht ablegen. Ceresio spielte aufmüpfig, keck und respektlos und wollte die Spieler von Dieter Wieser weiter ärgern. Die Südschweizer waren absolut nicht bereit, den Sieg in diesem Cupspiel kampflos dem Gegner zu überlassen. Zum Erstaunen vieler glückte Ceresio nach überstandenem Ausschluss von Mattia Zarro durch Michele Crivelli nach 26 Minuten der erste Anschlusstreffer. Das 2:3 liess bei EIE-Headcoach Dieter Wieser, der erstmals in seiner Karriere in der Valascia zu Gast war, die Alarmglocken laut schrillen. Wieser sah sich genötigt, sein frühes Time-out zu beanspruchen (25.45) und verlangte wohl von seiner Defensive mehr Überzeugungskraft und von seiner Offensive bessere Chancenauswertung.

Hüftoperation überstanden

Phasenweise irrten die Zürcher etwas desorientiert in der Verteidigung umher, andererseits wurden vor Damarta und ab 32. Bay viele exzellente Tormöglichkeiten ausgelassen. Yves Förderreuther, der im vergangenen Winter die Rekrutenschule und dann die Hockeysaison vorzeitig wegen schweren Hüftproblemen abbrechen und sich einer Operation unterzog, hat sich inzwischen blendend erholt. Der Sohn des ehemaligen EIE-Cracks (und Nachwuchstrainers) Andres Förderreuther erfreut sich bereits wieder einer ausgezeichneten Verfassung und wird wohl zu einem grossen und unverzichtbaren Leistungsträger für Wieser werden. Mit seinem dritten Treffer, in der 27. Minute kaltschnäuzig vollstreckt, schaffte er seinem Team wieder etwas Luft und wieder wähnte man, nun die erneute Vor-Entscheidung gesehen zu haben. Falsch-Beurteilung. Wieder steigerte sich Ceresio am Gegner und schaffte zum zweiten Mal den (3:4) Anschluss. Noch vor Ende des zweiten Drittels reüssierte dann Lorenz Kuhn (Vorlage Thomas Korsch) zum 5:3. Und hätte sich Illnau-Effretikon nicht auf den stark aufspielenden Volkart verlassen können, wäre das Resultat noch enger geworden. Der EIE-Keeper zauberte in einigen brenzligen Situationen auf hohem Niveau und hielt das Gästeteam im Spiel.

Vögelis Shorthander

Im Schlussdrittel kassierte Illnau-Effretikon fünf Strafen. Diese überstand der EIE nicht nur schadlos dank starkem Boxplay, sondern Marco Vögeli demonstrierte wieder einmal seine läuferische Stärke, überlief in der Unterzahlphase (Ausschluss Korsch wegen unerlaubtem Körperangriff) und markierte mittels Shorthander das 6:3. Der EIE verdiente sich in einer Partie mit Höhen und Tiefs am Ende verdientermassen den Sieg und wartet nun auf den nächsten Cup-Gegner.

 

Ceresio (3.) – Illnau-Effretikon (2.) 3:6 (1:3, 2:2, 0:1).- Pista la Valascia (Ambri).- 14 Zuschauer.- SR: Bianch/San Piedro.- Tore:  8. Förderreuther (Fäh, angezeigte Strafe) 0:1. 12. Bolli (Gretler/Brasser, Ausschluss Lachelin, für Torhüter Demarta) 0:2. 12. Förderreuther 0:3. 19. Pasqualino 1:3. 25. Crivelli (Lachelin) 2:3. 27. Förderreuther 2:4. 29. Bersier (Andrea Grassi) 3:4. 34. Kuhn (Korsch) 3:5. 45. Vögeli (Brasser, eigener Ausschluss Korsch)  3:6.- HC Ceresio: Demarta (31. Bay), Bersier, Zarro; Gaeta, Lachelin; Luca Grassi, Andrea Grassi, Piemontesi; Pasqualino, Riva, Crivelli; Kaufmann.- Illnau-Effretikon:  Volkart (Stücheli);  Christoph Weinhart, Grösser; Brasser, Nicola Gretler; Mirco Weinhart, Giacomelli; Heid; Kuhn, Korsch, Cristelotti; Vögeli, Bolli, Wieser; Danuser, Förderreuther, Fäh.- Strafen: Ceresio 4-mal Zweiminuten; Illnau-Effretikon 8-mal Zweiminuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Brockhage, Gabriel Gretler, Muspach, Sommer (alle verletzt); Zweidler und Winterberger (beide Junioren).- 25.45 Time-out Illnau-Effretikon31:41 Torhüterwechsel Ceresio: Roy Bay anstelle von Daniele Demarta.- 53:08 Time-out Ceresio.

 

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