EIE gewinnt dank überragendem Volkart über Penaltyschiessen

Die ersten zwei Punkte sind im Trockenen. Geholt in Luzern. Im an Dramatik und Spannung kaum überbietbaren Ausscheidungsrennen über die Verlängerung und Penaltyschiessen. Das Hitchcock-Finale endete mit einem EIE-Happy End. Zeitraffer: EIE-Führung nach 71 Sekunden durch Marco Vögeli. Thomas Korsch (15.) und Carlo Fäh bauen die Führung gar zum 3:0 aus. Dann erwacht das Publikum, die Schiedsrichter und der Heimklub. Auf das 1:3 reagiert der EIE durch Yves Förderreuther zum 4:1 (34.). Luzern schafft das 4:4 auf irreguläre Art und Weise (52.) und führt erstmals Dank – wem? – natürlich – Reto Burkart (53.). Wieder postwendend der EIE. Justin Wieser gleicht aus (55.). Verlängerung. Kein Tor. Penaltyschiessen. Nach den ersten fünf Schützen erneuter Gleichstand, denn nur EIE-Captain Thomas Korsch und Blättler haben getroffen. Zweite Penaltyrunde nach Torhüterplatz-Abtausch. Luzerns Teamleader und Topskorer und Captain Reto Burkart führt los. Zu nahe auf Volkart. Bleibt hängen. Volki überragend, wehrt. Dann kommt der EIE-Captain. Zum zweiten Mal. Anlauf. Verzögert. Schiesst und überlistet Stefan Märchy links unten. Tor! Siegtreffer. 6:5. Zwei Punkte. Das Gästeteam im Freudentaumel.

Bericht: Heinz Minder, Luzern

Auf die Zürcher Oberländer wartete nach dem ersten Punktespiel in Zug nun eine weitere, höchst unbequeme Auswärtspartie in der Innerschweiz. Dort, wo der EIE eigener Aussage nach ‚immer wieder grösste Mühe hat gewinnen zu können‘. Sei es wie früher in Küssnacht am Rigi, oder nun eben in Luzern oder Zug. Die Ausgangslage sprach für die Luzerner und deutlich gegen Illnau-Effetikon. Am 26. Oktober 2013 verlor der EIE in Luzern 2:6 (1:2, 1:3, 0:3) und unterlag am 10. Januar 2015 in der Tribschen deutlich 3:7. Fast auf den Tag genau ein Jahr später kassierte Dieter Wieser mit seiner Truppe in Luzern eine 1:5 (0:2, 1:2, 0:1) Niederlage und somit den klassischen Hattrick. Im Unterschied zum EHC Illnau-Effretikon (EIE) der schon fast traditionell in Zug verlor, heuer seine Startrundenpartie vor einer Woche deutlich mit 1:6 (1:2, 0:0, 0:4) hat Luzern sich in seinem ersten Punktespiel bei Bassersdorf die ersten (zwei) Punkte geholt. Die Mannschaft von Coach Niklaus Wüthrich bezwang in der Swiss Arena in Kloten die Zürcher Unterländer mit 3:2. Allerdings erst in der Verlängerung. Das „vierte Drittel“ dauerte allerdings nicht lange. Kaum hatte die begonnen, war es auch schon zu Ende. Reto Burkart, der Luzern in der 12. Minute in Führung geschossen hatte, war wiederum wie beim Führungstreffer auf Vorarbeit von Robert Tobler erfolgreich und dies nach 18 Sekunden.

Vertauschtes Rollenspiel beim Coaching

Personell konnte Wieser auch samstags noch keine Entwarnung geben. Noch immer fehlen dem EIE-Headcoach wichtige Defensivakteure. Insgesamt fehlten den Gästen die sieben Spieler: Brockhage, Garbriel Gretler, Kuhn, Muspach und Sommer (alle verletzt), Danuser (krank), Schneider (Militär). So machten Dieter Wieser und Urs Wegmann sich vor Spielbeginn bereits Gedanken über ein allfälliges Worst Case Szenario. Welchen Spieler können wir bei weiteren Ausfällen noch reaktivieren. Apropos Wieser/Wegmann. Hockeyaner sind abergläubisch. Als Spieler hat Dieter Wieser sich vor jedem Match einen Marsrigel genehmigt. Als EIE-Coach dann nach dem obligaten Espresso einen seiner berühmten Mohrenköpfe, bis der Tag kam, an dem Wieser ein Spiel trotz diesem Ritual verlor.

Aberglaube

Standesgemäss fahren die EIE-Spieler zu den näheren Auswärtspartien in Zug und Luzern mit ihren privaten Autos. Um das Gesetz der Negativ-Serie vielleicht brechen zu können, entschied sich Wieser im Vorjahr mit dem Car und versammelter Mannschaft nach Luzern zu reisen. Wie die Geschichte zeigte, auch ohne Erfolg. Sollte man heuer auf das Schiff ausweichen? Vo Luzärn uf Wäggis zu – in umgekehrtem Sinne? Wieser und Wegmann überlegten sich viel. Rausgekommen ist ein taktischer Wechsel. Vertauschtes Rollenspiel. „Ich habe der Mannschaft im Abschlusstraining mitgeteilt, dass mein Assistent Urs Wegmann in Luzern das Haupt-Coaching übernimmt und ich mich den Einsätzen der Verteidiger an nehme“, so Wieser. Und um gänzlich aus der Rolle zufallen, gabs weder ein Mars, noch ein Mohrenkopf, noch ein Espresso, sondern Währschaftliches: Pommes mit Wienerli.

Das Hoffen auf ein Erfolgserlebnis

 „Ich erhoffe mir heute von meiner EIE-Light Truppe ein Erfolgserlebnis“, so Wieser. „Das würde uns allen sehr gut tun. Dass wir mit einer Rumpftruppe durchaus bestehen können, zeigte mir das Vorbereitungsspiel gegen den zweifachen Zweitliga-Meister Ostschweiz – Dürnten Vikings, wo wir nur knapp 2:3 unterlagen“. Dass der EIE in Zug mit 1:6 klar unterlag, davon erhoffte sich Wieser auch, vom Gastgeber „vielleicht etwas unterschätzt zu werden“.

Aus Wenig mach Viel

Aus Wenig mach Viel. Nach diesem Motto glückte Illnau-Effretikon ein optimaler Start. Geistig präsent und Fokussiert. So der EIE im ersten Gegenzug auf das Luzerner Gehäuse. Miachael Bolli, von Justin Wieser bedient, sucht den Abschluss. Stefan Märchy wehrt. Vor dem Tor steht Marco Vögeli. Lauert auf genau einen solchen Abpraller. Übernimmt. Schliesst ab. Erfolgreich. Ganze 71 Sekunden sind gespielt. Genau dieses Erfolgserlebnis brauchte Illnau-Effretikon. Luzern nimmt es scheinbar noch gelassen. Nichts passiert. Das Spiel dauert noch lange. Luzern im Drittel der Zürcher macht Druck. Vieles bis alles kommt und läuft über die erste Parade-Linie der Innerschweizer. Baeriswyl Burkart/Tobler. Der Rest ist Mittelmass. Das Duo Burkart/Tobler aber überragend. Spiel- und vielleicht Matchentscheidend. Einmal im Würgegriff des Gegners bekundet Illnau-Effretikon grosse Mühe, sich aus dem eigenen Drittel lösen zu können und oftmals brenzlig wird es dann, wenn man versucht, die Scheibe aus der Verteidigungszone zu tragen, statt schnörkellos einfach weg zu spedieren. Die Luzerner agieren hektisch, kopflos, wenn Burkart/Tobler nicht auf dem Eis sind. Das ist die grosse Chance des EHC Illnau-Effretikon. Und hinten steht, hält und wehrt Dennis Volkart. Der EIE-Keeper läuft zur Höchstform auf. Reisst seine Vorderleute mit. Macht viele Versuche der Innerschweizer unschädlich. Wird zum scheinbar nicht bezwingbaren Bollwerk. Der EIE hat Gotthard-Granit mitgenommen. Die Luzerner beissen sich die Zähne aus. Die Wieser/Wegmann Truppe verhält sich taktisch vorerst diszipliniert (bis nach 25 Minuten die Schiedsrichter ihre Linie verlieren).

Böllerschuss als Weckruf

Ohne Strafen verlaufen die ersten 25 Minuten. Bis zum Zeitpunkt, bis der EIE gar 3:0 führt. Wie ist es dazu gekommen. Eigentlich einfach. Luzern forcierte seine Paradelinie Baeriswyl/Burkart/Tobler stark. Im Abschluss scheitern die Platzherren entweder an sich selbst, oder am weiterhin glänzenden Volkart. Der EIE Kontert. Effizient und erfolgreich. Im EIE-Drittel herrscht oft Hektik und Unordnung. Doch noch geht alles gut. Luzern vergibt sogenannte Hundertprozentige. Zumbach. Mit Querpass völlig frei gespielt von rechts. Volkart. Wieder kein Tor. Burkart und Tobler kommen. Wie immer. Auch sie scheitern. Noch und noch. EIE-Konter durch Andersen auf Cristelotti. Korsch vollsteckt. Resolut. Eiskalt. Vor dem ersten Sirenenton will Luzern den Anschluss mit allen Mitteln. Dauerbelagerung. Bracher und Spinner – der Sieger heisst einmal mehr Dennis Volkart. Der EIE-Keeper spielt ruhig und besonnen. Behält die Übersicht und die Ruhe und strahlt eine unglaubliche Sicherheit aus. Bei den Luzernern sträuben sich erstmals die Nackenhaare. 0:2. Was nun. 15. Minute. Noch kann alles passieren.

Imposante Trefferquote

Den Schlüssel zum Erfolg haben die Luzerner in der ersten Drittelspause noch nicht ganz gefunden. Wiederanspiel. Nach 40 Sekunden ein verdeckter Schuss von Verteidiger Hodel ab der blauen Linie. Volkart hält auch diesen Puck. Und wieder Konter. Entlastungsangriff des EIE. Bully – Tor. Carlo Fäh trifft. 3:0. Die Trefferquote der Gäste ist imposant. In der Halle ertönt ein Böllerknall im Publikum. Die Idioten sterben nicht aus. Das war vermutlich der Weckruf. Der Urknall in der Innerschweiz ist später. Das Spiel wird intensiver. Luzern merkt, dass man auch körperbetonter spielen muss. Die Schiedsrichter sind auch erwacht. Erst ab der 25. Minute verteilen sie die ersten Strafen. Unhaltbar in den rechten hohen Torwinkel trifft Burkart. Tausendfach geübt, hundertfach getroffen. Routine. Erfahrenheit. Nur noch 1:3. Der EIE reagiert. Nach Vorarbeit von Carlo Fäh und Ramon Winterberger vollstreckt Yves Förderreuther. 4:1. Wieder drei Tore Vorsprung für Illnau-Effretikon. Die bange Frage kommt auf. Wie lange kann das gut gehen? Wie weit reichen die Kräfte des EIE-Light? Burkart und Tobler stehen jetzt fast immer auf dem Eis. Und Burkart vollstreckt mit seinem zweiten Treffer zum 2:4. Nun hat Luzern endgültig Lunte gerochen. Das Mitteldrittel endet 2:2.

Irreguläres 4:4

Im Schlussdrittel kassiert der EHC Illnau-Effretikon gleich zwei Strafen. Erst muss Bolli raus wegen Hakens, dann Förderreuther, weil im Unterzahlspiel der Puck aus dem Spielfeld fliegt. Der EIE reklamiert wohl zu Recht, die Scheibe sei abgelenkt worden und nur deshalb aus dem Feld geflogen. Keine Diskussionen. Der EIE-Center der dritten Linie muss raus. 84 Sekunden der EIE in doppelter Unterzahl. Luzern bringt nichts zu Stande. Dann schafft, wer? Natürlich Burkart, den 3:4 Anschluss und besonders ärgerlich ist die Tatsache, dass Luzern der 4:4 Ausgleich auf höchst umstrittene Art und Weise gelingt. Luzerns 4:4 Ausgleich durch Vassanelli war irregulär. Der Torschütze stand deutlich im Torraum und noch hinter EIE-Keeper Dennis Volkart auf der Torlinie (52.). Volkarts Reaktion und Reklamation und Ärger war verständlich.

Kein Entscheid in Verlängerung

Als Luzern im Aufwind dann kurz darauf durch Burkart (dritter Treffer) gar erstmals die 5:4 Führung gelang, glaubte man die Partie habe sich gewendet. Doch Illnau-Effretikon schaffte durch Justin Wieser (Bolli/Nicola Gretler) der postwendende Ausgleich. Ab der 25. Minute erwachte das Publikum und auch die Unparteiischen, die bis dahin keine Strafen verteilten. Torlos verlief die Verlängerung. Im Penaltyschiessen, wo in der ersten Runde nur Thomas Korsch und Blättler trafen, spielte EIE-Keeper Dennis Volkart, der grosse Rückhalt und beste Mann auf dem Feld, weiterhin überragend. In der zweiten Runde der Entscheidung traf dann EIE-Captain Korsch erneut, nachdem zu vor ausgerechnet Luzerns bester Spieler Burkart zu nahe auf Volkart aufgelaufen war und am EIE-Schlussmann scheiterte. Kurz vor 23 Uhr ist das Spiel in Luzern zu Ende. Die einheimische Mannschaft hat verloren. Das Publikom zottelt enttäuscht in die Nacht hinaus, macht sich auf den Heimweg. Der oder die Idioten zünden nochmals einen mächtigen Böllerschuss vor der Halle.

 

Luzern – Illnau-Effretikon 5:6 (0:2, 2:2, 3:1, 0:1) nP.- Regionales Eiszentrum (Luzern).- SR: Rolf Schrag/Daniel Bittel.- 85 Zuschauer.- Tore: 2. Vögeli (Bolli/Wieser) 0:1. 15. Korsch (Cristelotti/Andersen) 0:2. 22. Fäh (Winterberger) 0:3. 25. Tobler (Burkart) 1:3. 34. Förderreuther (Winterberger/Fäh) 1:4. 37. Burkart (Vassanelli) 2:4. 48. Burkart (Zumbach) 3:4. 52. Vassanelli (Bacher) 4:4. 53. Burkart (Ausschlüsse Blättler und Cristelotti) 5:4. 55. Wieser (Bolli/Nicola Gretler, Ausschluss Blättler) 5:5.- Luzern: Märchy (Ducoli); Vassanelli, David Maurenbrecher; Peterhans, Blättler; Hodel, Renfer; Santer; Baeriswyl, Burkart, Tobler; Spinner, Bracher, Henrik Maurenbrecher; Supersaxo, Keller, Zumbach; Stoffel.-Illnau-Effretikon: Volkart (Stücheli); Grösser, Christoph Weinhart; Nicola Gretler, Brasser; Heid, Mirco Weinhart; Giacomelli; Andersen, Korsch, Cristelotti; Vögeli, Bolli, Wieser; Winterberger, Förderreuter, Fäh.- Strafen: Luzern 6-Mal Zweiminuten; Illnau-Effretikon 8-Mal Zweiminuten.-Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Brockhage, Garbriel Gretler, Kuhn, Muspach und Sommer (alle verletzt), Danuser (krank), Schneider (Militär).- 58:22 Time-out Illnau-Effretikon; 61.33 Time-out Luzern.- Nach Spielschluss als Best Player gewählt und ausgezeichnet: Reto Burkart (Luzern) und EIE-Keeper Dennis Volkart.- Penaltyschiessen: Korsch vollstreckt; Tobler scheitert; Wieser – Märchy wehrt; Burkart – Volkart wehrt; Förderreuter – Märchy wehrt; Vassanelli – Volkart wehrt; Fäh – Märchy wehrt; Henrik Maurenbrecher – Volkart wehrt; Cristelotti – Märchy wehrt; Blättler – Volkart wehrt; Burkart läuft auf Volkart auf; Korsch vollstreckt links unten.-

 

 

 

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