Favorit und Erstligist Bellinzona ein Drittel lang gekitzelt

Vor fast exakt einem Jahr trug der EHC Illnau-Effretikon (EIE) sein Heimspiel der zweiten Cup-Runde in heimischen Eselriet aus. Am Mittwoch, 4. November gastierte Wetzikon vor 339 Zuschauern in Effretikon. Der auswärtige Erstligist gewann damals 4:1 (2:0, 1:0, 1:1). Nun, 2016, wieder in der zweiten Cup-Runde wieder ein Erstligist als EIE-Gegner. Diesmal ein Team aus dem Tessin. GDT Bellinzona – der Tabellen-Achte der Zentralgruppe. Der EIE entschied das Startdrittel mit 2:1 für sich, verlor am Ende aber 4:8 (2:1, 0:5, 2:2).

Bericht: Heinz Minder

Aus dem erhofften Cuphit gegen einen attraktiveren Erstliga-Gegner der Region, wie im Vorjahr Wetzikon, ist für den EHC Illnau-Effretikon (EIE) nichts geworden. 2015 pilgerten zum Cupspiel gegen Wetzikon 339 Zuschauer ins Eselriet – heuer gerade mal einen Drittel davon.

Sich wieder neu erfinden

„Wir lassen uns nicht vom höherklassigen Gegner ablenken oder beeinflussen“, so Dieter Wieser vor Spielbeginn. Seine Truppe spielte zwangsläufig auf einigen Positionen verändert. Der Ausfall von Michael Sommer in der letzten Meisterschaftspartie gegen Chiasso (Zerrung im Startdrittel) hat dem EIE-Coach einen Strich durch die Cup-Rechnung gemacht. „Ohne Sommer sieht die Sache wieder ganz anders aus“, so Wieser nach gewonnener Partie samstags über Chiasso. Nun holte Dieter Wieser gegen Bellinzona Michael Grösser wieder in den Angriff. „Wir müssen uns wieder neu erfinden“, haderte der EIE-Trainer etwas mit dem Schicksal. Noch immer fehlen Wieser einige Leistungsträger mit denen er eigentlich stark gerechnet hat. Grösser, eigentlich Stürmer, wurde in der Saisonvorbereitung und den ersten Meisterschaftsspielen zum Verteidiger umfunktioniert, weil dem Trainer zahlreiche Abwehrspieler infolge Verletzungen nicht zur Verfügung standen.  

Respektlos und erfolgreich

Respektlos und erfolgreich starteten die Zürcher Oberländer. Vor Jahresfrist machte Wetzikon dem Cup-Abenteuer des EIE mit einem frühen Doppelpack ein schnelles Ende. Diesmal gelang dem EIE ein Überraschungscoup. Anspiel und praktisch gleich der Führungstreffer. Marco Vögeli hatte den Zweikampf mit dem Gegner an der blauen Linie gewonnen und Paolo Calanca erstmals bezwungen, dies nach 65 Sekunden. Bellinzona schaffte den Ausgleich, durch Davide Bianchi (4.), doch dann schlug Illnau-Effretikon nochmals zu. Vorarbeit Förderreuther – und erstes Powerplay-Tor an diesem Abend von der rechten Seite, ab der Blauen Linie, durch Captain Thomas Korsch, bei Ausschluss Scheidegger. Die Zürcher konnten das Tempo des Gegners 15 Minuten lang sehr gut mitgehen und forderten die Tessiner. Fünf Minuten vor der Pause und nachdem Verteidiger Dario Fratessa mit einer klaffenden Verletzung (erhielt den Schuss von Marco Vögeli ins Gesicht) ausgeschieden war, erhöhten die Südschweizer das Tempo.

Zuvor aber war Illnau-Effretikon aber flink auf den Beinen. Und chancenmässig kamen die EIE-Spieler zu sehr vielen und guten Möglichkeiten. Die Einheimischen waren mit ihrem schnellen Konterspiel der 3:1 Führung im Startdrittel sehr nah. Vögeli konnte nur durch ein Foulspiel vor dem Tor am Abschluss gehindert werden (Scheidegger/Haken). Frisch von der Leber weg der unbekümmerte Auftritt des Zweitligisten, bei welchem Volkart stark intervenierte. Doch die Tessiner scheiterten im ersten Abschnitt vor dem EIE-Tor auch aus eigenem Verschulden, sprich: eigenes Unvermögen. Diese Quote sollte sich aber im zweiten Durchgang dann klar verschieben. Auch Carlo Fäh, wie in der Meisterschaft stark aufspielend, hatte im Anschluss an ein Bully vor Calanca die Zweitore-Führung auf der Stockschaufel (12.).

Unnötige Risiken im eigenen Drittel verhindern

Im Startdrittel, als die EIE-Mannschaft sehr konzentriert wirkte, vermochte man sich schnell aus der gegnerischen Umklammerung zu lösen. Konsequent, wie vom Trainerduo Wieser/Wegmann gefordert, verstanden es die Zürcher, die Scheibe schnell und schnörkellos aus der eigenen Verteidigungszone zu spedieren. Illnau-Effretikon liess sich im eigenen Drittel nicht auf Risikospiele ein. Der Zweikampf mit dem Gegner wurde gesucht und auch ausgetragen. Immer wieder kam es zu kleinen Scharmützel, die meist friedlich verliefen. Bellinzona hatte anfangs Mühe und schien etwas überrascht vom Auftritt des Heimklub. Doch je länger die Partie im Eselriet dauerte, je mehr Konzentrationsschwächen sich beim EIE einschlichen, je gefährlicher kam Bellinzona auf. Gegen Ende des Startdrittels liess sich die Wieser-Truppe das Spieldiktat vom Gegner aufzwingen. Nun musste man den Südschweizern, die einige läuferisch und körperlich starke Leute hatten, die Partie überlassen. Kritisch wurde es für Illnau-Effretikon in den letzten fünf Minuten vor der ersten Pause. Bellinzona verstärke den Druck – der EIE kassierte den zweiten Ausschluss durch Andrea Giacomelli. Doch mit vereinten Kräften brachte Illnau-Effretikon die 2:1 Führung als grossen Achtungserfolg in die Pause. Dort musste sich der stark angeschlagene Fratessa weiter pflegen lassen.

Erste Bellenzer-Linie bringt die Wende dank Luca Balerna

Der Unterschied machte sich im zweiten Drittel stark bemerkbar. Kurz vor- und gleich nach der ersten Drittelspause dann wieder ein EIE-Ausschluss. Diesmal musste Markus Cristelotti in die Kühlbox. Weit grösser ist die sportliche Differenz im Eishockey zwischen zwei Ligen. Da sind die sogenannten Underdogs meist über 60 Minuten Spielzeit irgendwann überfordert. Bellinzona schaffte die Wende mit fünf Treffern im Mitteldrittel. Angeführt von Luca Balerna (zwei Tore/zwei Assists im zweiten Spielabschnitt), brachte Bellinzona in Führung. Balerna, einst aus Luganos Elite heraus gewachsen (auch NLA Erfahrung mit Lugano und dem SC Langnau) und in späteren Jahren NLB-Einsätze mit Chur/Olten und Basel) demonstrierte, warum er der aktuelle Erstliga-Torskorer der Zentralgruppe ist (10 Spiele/13 Tore/6 Assists).

Stücheli debütiert für Schlussdrittel

Die erste Bellenzer-Linie wirbelte mächtig und auch Captain Danny Masa (ebenfalls ein ex-Luganesi) leistete einen wichtigen Anteil zum Weiterkommen des Erstligisten. Für das Schlussdrittel gab Dieter Wieser Joel Stücheli noch eine Einsatzmöglichkeit. Der EIE wechselte ab der 40. Minute seine Torhüter. Stücheli spielte anstelle von Dennis Volkart und brillierte in einigen Szenen mit starken Interventionen. Illnau-Effretikon verkaufte seine Haut vor allem im Startdrittel hervorragend und scheint gerüstet für das bevorstehende Oberlandderby.

Samstags Oberlandderby gegen Dürnten

Das findet samstags im Eselriet gegen Dürnten Vikings statt. Im Schlussdrittel trafen für die Platzherren noch Markus Cristelotti zum zwischenzeitlichen 3:6 (48.). Nach zwei weiteren Powerplaytoren durch Albisetti (53.) und Topskorder Balerna mit seinem dritten Treffer (Ausschluss Fäh), glückte dem EIE neun Sekunden vor Spielschluss noch das 4:8 durch Carlo Fäh.

 

Eishockey: 2. Runde Swiss Cup: Illnau-Effretikon (2.) – Bellinzona (1.) 4:8 (2:1, 0:5, 2:2).- Eishalle Eselriet (Effretikon).- 105 Zuschauer.- SR: Leutenegger (Blatt/Cattaneo).- 2. Tore: Vögeli 1:0. 4. Bianchi 1:1. 6. Korsch (Förderreuther, Ausschluss Scheidegger) 2:1. 22. Masa (Balerna, Ausschluss Cristelloti) 2:2. 23. Masa (Balerna/Juri) 2:3. 27. Balerna (Ausschlüsse Grösser/Filipo Guidotti) 2:4. 33. Balerna (eigener Ausschluss Sebastiano Guidotti) 2:5. 37. Scheidegger 2:6. 47. Cristelotti 3:6. 53. Albisetti (Bianchi/Scheidegger, Ausschluss Korsch) 3:7. 59. Balerna (Masa, Ausschluss Fäh) 3:8. 60. Fäh 4:8.-Illnau-Effretikon: Volkart (40. Stücheli); Giacomelli, Brockhage; Nicola Gretler, Brasser; Mirco Weinhart, Christoph Weinhart; Heid; Andersen, Korsch, Cristelotti; Vögeli, Gabriel Gretler, Wieser; Grösser, Förderreuther, Fäh.-Bellinzona: Calanca (Costa); Sebastiano Guidotti, Scheidegger; Gianella, Fratessa; Mengoni, Bulheroni; Masa, Juri, Balerna; Pinara, Isabella, Schmid; Albisetti, Bianchi, Filipo Guidoti; Bonny.- Strafen: Illnau-Effretikon 8-Mal Zweiminuten; Bellinzona 8-Mal Zweiminuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne, Muspach, Winterberger und Sommer (alle verletzt), Kuhn (verletzt/vorzeitiges Saisonende), Schneider (Militär), Bolli (Ausland). 13. Dario Fratessa mit Gesichtsverletzung ausgeschieden.- 40:00 EIE mit Torhüterwechsel: Stücheli anstelle von Volkart.

 

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