Dürnten zeigt EIE den Meister

Dürnten Vikings bescheren dem EHC Illnau-Effretikon (EIE) im Eselriet wie im letzten Jahr die erste Saisonniederlage. Die läuferisch klar besseren Gäste zeigten wesentlich mehr Siegeswillen und liessen sich von vielen Nebenschauplätzen nicht aus der eigenen Konzentration bringen. Dürnten zeigte dem EIE den Meister und gewann 5:0 (1:0, 2:0, 2:0).

Bericht: Heinz Minder

Es war wie vermutet ein Spiel mit enormer Brisanz. Ein Derby, voller Zündstoff. Ein Match hoher Emotionen und grossen Verlusten. Blut floss. Reichlich. Die Ausfallquote war hoch. Die Schiedsrichterleistung miserabel. Unwürdig für ein Zweitliga-Spitzenspiel. Vieles sahen die schwachen Unparteiischen nicht. Sie waren in vielen Szenen ab Mitteldrittel schlicht überfordert. Trotzdem. Der erste Sieg einer Gästemannschaft geht in Ordnung. „Am Ende vielleicht um den einen oder anderen Treffer zu hoch“, wie Dürntens Assistent Andy Flemming meinte. Doch der 55jährige ex NLB-Spieler (1984/85 mit Wetzikon) und spätere Ausbildungschef beim HC Davos (2001/04) lag mit seiner Einschätzung völlig richtig, dass „wir wohl heute 60 zu 40 Prozent Scheibenbesitz-Anteil auf unserer Seite hatten“. Und Dürnten Vikings waren im Effretiker Eselriet läuferisch weit besser und schneller unterwegs als die heimischen EIE-Spieler. Das war auch Dürntens Assistenz-Trainer nicht entgangen. Und Flemming wunderte sich zur ersten Drittels Pause, das seine Truppe 1:0 in Vorteil lag, dass „Illnau-Effretikon so verhalten agiert. Ich hatte mit einem fulminanteren Auftritt der Einheimischen gerechnet“.

Viele Gemeinsamkeiten

Samstags trug der EHC Illnau-Effretikon (EIE) sein drittes Meisterschafts-Heimspiel in Folge in Effretikon aus. Im Eselriet stieg das Oberland-Derby gegen Dürnten Vikings. Viele Gemeinsamkeiten prägten das Derby. Bereits im letzten Jahr war es nach dem Cup-Ausscheiden des EIE (gegen Wetzikon), wieder der ersten Vergleichskampf in der Meisterschaft. Mittwochs sind Illnau-Effretikon im Cup-Heimspiel gegen die Erstligisten Bellinzona mit 4:8 und Dürnten Vikings gegen Seewen mit 3:5 ausgeschieden. Vor Jahresfrist, als EIE-Headcoach Dieter Wieser befürchtete, seine Mannschaft könnte nach dem vollzogenen Saisonhighlight (Cup-Spiel) spielerisch in eine kleine Krise fallen, bezog der EIE gegen Dürnten mit 3:6 (0:1, 0:3, 3:2) seine erste Saisonniederlage in Effretikon.

Vor dem Spiel ein Punkt – jetzt vier Zähler Differenz

Heuer nun trennte lediglich ein Punkt Differenz die beiden Kontrahenten. Die Gäste starteten mit zwölf, Illnau-Effretikon mit elf Punkten zum Derby. Beide Mannschaften mussten in den ersten fünf Spielen gegen Zug antreten. Die Innerschweizer sind aktueller Tabellenführer. Sowohl der EIE im Starrundenspiel (1:6) und Dürnten (3:8) in seinem letzten Meisterschaftsspiel haben gegen Zug verloren. Beide Vereine unterlagen also mit fünf Toren Differenz.

Dürten mit starker Drittelsbilanz

Ein Blick auf die bisherigen gespielten Drittels Resultate (15) sah Dürnten Vikings gegenüber Illnau-Effretikon leicht im Vorteil. Der zweifache und amtierende Zweitliga-Meister (Ostschweiz) hatte vor dem Derby zehn Drittel für sich entschieden, wies zwei Remis und drei verlorene Spielabschnitte aus. Illnau-Effretikon: Sieben gewonnene Drittel, vier Remis und gleichviele verlorene Drittel. Dürnten Vikings fügte dieser Bilanz noch besagten 1:0 Führungstreffer- und Drittels Resultat bei, erzielt durch Mischa Rüegg auf Vorlage von Andy Rüegg.

Auf Sommer folgte Wieser…

Zu diesem Zeitpunkt in der zehnten Minute aber hatte sich auf Seite der Platzherren bereits eine Szene ereignet, die frappante Auswirkungen auf die gesamte Spielanlage hatte und vielleicht auf erklärend für Flemmings Antwort auf den verhaltenen Gastgeber war. Michael Sommer (fehlte mittwochs im Cup nach seiner Zerrung), wollte im Derby gegen Dürnten ein neuerliches (zu frühes) Comeback geben. In seinem zweiten Einsatz gegen den zweifachen Meister, schied der ehemalige und eigentliche EIE-Captain mit abermaliger Zerrung bereits wieder aus (6:35). Mit Sommer ging auch das EIE-Selbstvertrauen vorzeitig in die Garderobe. Headcoach Dieter Wieser, der einen bitterbösen Abend erleben sollte, sah sich nach wenigen Spielzügen gezwungen, sein Konzept komplett wieder umstellen zu müssen. Sommer raus, Grösser von der ersten Abwehr nach vorne an die Seite von Förderreuther/Fäh. Hinten umstellen. Und wegen eines kapitalen Abwehrfehlers glückte Dürnten dann das 1:0. Querpass der EIE-Abwehr im eigenen Verteidigungsdrittel von links nach rechts. Scheiben- und Zweikampfverlust des EIE-Verteidigers auf der rechten Seite. Andy Rüegg, der den Fehler und das Gastgeschenk dankend annahm, spedierte den Puck vor Volkart, wo Miascha Rüegg einstochern konnte (10.).

Mit Yves Rüegg stellte Dürnten hinter Raphael Eisenegger dem aktuellen Topskorer der Ostgruppe Zug/5 Spiele/3 Tore/10 Assist), mit 5/7/4 den zweitbesten Spieler. Auf dem vierten Platz figurierte in der Zwischenrangliste der EIE-Stürmer Carlo Fäh (6/5). Zweitbester Spieler aus Dürnten war Alain Deubelbeiss (5/4). Das EIE-Duo Marcel Vögeli und Captain Thomas Korsch folgte mit vier Toren/drei Assists.

EIE verliert Zweikämpfe und offeriert Gast mit Geschenk das 1:0

Beide Mannschaften vergaben ihre ersten Powerplaymöglichkeiten. Das Startdrittel verlief zügig, optisch leicht dominiert von einem schnellfüssigen Dürnten, das mit unheimlich viel Tempo unterwegs war. Die Gäste kombinierten druckvoll und gekonnt, zeigten im Abschluss aber noch ihre Schwächen, teils nur darum, weil man oft zu verspielt vor Volkart war. Die Suche des EIE nach dem Torerfolg fiel diesmal dem Heimklub absolut nicht leicht. Zu viele Zweikämpfe verlor man und was auf das Tor kam, wehrte Fabian Ryffel, welcher in Effretikon letztlich dank tadel- und fehlerlosen Gesamtleistung seinen ersten Shutout der laufenden Saison realisieren sollte.

Schlüsselbeinbruch – und Loch in der Stirn…

Die zweite Schlüsselszene beim EIE passierte in der Anfangsphase des Mitteldrittels. Justin Wieser wurde vor Ryffel gefoult. Das Schiedsrichterduo Lebeda/Mosberger, das ab zweitem Drittel völlig überfordert war und vieles nicht sehen wollte, übersah das Foulspiel an Wieser. Der Sohn des EIE-Headcoach musste erst auf dem Eis gepflegt und dann ins Spital überführt werden. Diagnose: Schlüsselbeinbruch. Wieser der EIE-Trainer musste umstellen. Dass der zweite Ausfall eines Leistungsträgers sein Team abermals schwächte, brachte Wieser in Range, nicht zuletzt deshalb, weil er in der zweiten Drittelspause durch Dürntens Betreuer noch verbal angegangen wurde. Doch für Illnau-Effretikon kam es in diesem Derby noch weit schlimmer. Kaum war Wieser vom Feld, lag EIE-Keeper Dennis Volkart mit klaffend blutender Gesichtsverletzung auf dem Eis. Wieder hatten die Schiedsrichter nichts gesehen. Verborgen war ihnen das Foulspiel am EIE-Keeper, welches ihm ein Loch in der Stirne brachte.

…bringt Torhüterwechsel…und umstrittenes 0:2

Also musste Wieser seine Keeper wechseln. Illnau-Effretikon, das zu diesem Zeitpunkt mit einem Mann weniger (Fäh sass in der Kühlboxes) zu agieren hatte, musste nun Nachwuchs-Keeper Joel Stücheli „kalt“ in das hoch brisante Derby werfen. Stücheli verhinderte gegen Andy Rüegg das 0:2. In einer weiteren heissen Szene vor dem EIE-Keeper jubelten dann die Gäste. Lukas Schmid hatte angeblich den zweiten Treffer erzielt. Die EIE-Spieler inklusive Stücheli reklamierten, der Puck habe die Linie nie und nimmer überschritten. Vergeblich. Das Schiedsrichterduo, das längst in diesem hoch brisanten Derby die Übersicht verloren hatte, liess sich nicht mehr beirren. Was folgte, war ständiges Palaver und lange Diskussionen, sei es um nicht gesehene Foulspiele, ungerechte Strafen und Ausschlüsse, eine Matchuhr, die mal für acht Sekunden weiter lief, als das Spiel schon unterbrochen war, oder dann, wenn wieder ein Spieler das Feld blutend verlassen musste.

Auge um Auge…Zahn um Zahn

Kurz nach dem 0:2 erwischte es dann Yves Rüegg. Ebenfalls hier durch klares gegnerisches und nicht geahndetes Foulspiel. Dürnten verlor seinen Spieler mit einer klaffenden Mundverletzung und eines ausgeschlagenen Zahnes und wieder hatte das „blinde Duo“ nichts gesehen. Schade. Die Spielleitung war eines solchen Spitzenkampfes unwürdig und unfähig. Die Stimmung wurde durch „das Ausscheidungsrennen der Spieler“ noch hitziger. Auf der EIE-Mannschaftsbank wurde fleissig gewerkelt. Schliesslich war Volkart wieder fit. Der EIE-Keeper trug nun ein Stirnband in Form eines sehr grossen Pflasters und übernahm seinen Posten von Stücheli wieder zurück (34:52).

Aufgeheizte Stimmung

Die Stimmung war in der zweiten Drittelspause mehr als gereizt. Das EIE-Lager verlor wegen diesen Nebenschauplätzen völlig die Konzentration und den Fokus auf das Spiel. Dürnten hingegen liess sich weniger aus dem eigenen Konzept bringen und spielte weit besser als der EIE, der zu keinem Zeitpunkt des Derbys an seine bisherigen starken Leistungen anschliessen konnte. Illnau-Effretikon zeigte sein wohl schlechtestes Spiel. Wen wunderts – auch im letzten Jahr verlor der EIE gegen diesen Gegner im Eselriet. Das Palaver und die Diskussionen und vielen Unterbrüche gingen auch im Schlussdrittel weiter. Reelle und gefährliche Tormöglichkeiten hatte der EIE          deren wenige und für einmal klappte die hohe Effizienz im Abschluss nicht.

Doppelschlag beendet Derby

Mit einem Doppelschlag des besseren Teams endete die Partie. Erst wirbelte Dürnten abermals mächtig und druckvoll vor Volkart, dann reüssierte Yves Rüegg (Vorlagen Brunner/Mischa Rüegg) und den Schlusspunkt setzte Voneschen mit dem 5:0. Dieser fünfte Gegentreffer zwang EIE-Trainer Dieter Wieser noch zum Time-out. Zu diesem Zeitpunkt sass Lukas Schmid bereits mit blutendem Kopf auf der Mannschaftsbank. Der Dürnten-Spieler hatte den Schuss von Yyes Förderreuther auf das linke Ohr erhalten. Dürnten gewann das Duell der Tabellennachbarn verdientermassen – wenn auch, wie Flemming meinte, vielleicht etwas zu hoch. EIE-Trainer Dieter Wieser, nachdem er sich über die dürftige Leistung der Schiedsrichter wieder etwas beruhig hatte: „Ich gratuliere den Gästen an dieser Stelle. Der Sieg bei uns in Effretikon ist heute sicher nicht gestohlen“.

Samstags muss der EHC Illnau-Effretikon wieder mal auswärts antreten. Die Zürcher Oberländer müssen zu Aufsteiger Ascona. Mal sehen, ob das Trainerduo Wieser/Wegmann noch genügend Spieler zusammen bringen oder ob die Beiden ex-EIE-Spieler selbst noch in die Hosen steigen müssenJ

 

Illnau-Effretikon – Dürnten Vikings 0:5 (0:1, 0:2, 0:2).- Sportzentrum Eselriet (Effretikon).- SR: Richard Lebeda/Diego Mosberger.- 245 Zuschauer.- Tore: 10. Mischa Rüegg (Andy Rüegg) 0:1. 35. Schmid (Ausschlüsse Cristelotti und Tschanz 0:2. 38. Deubelbeiss (Brunner) 0:3. 58. Yves Rüegg (Mischa Rüegg/Brunner) 0:4. 59. Voneschen (Zaugg) 0:5.- Illnau-Effretikon: Volkart (29:41 Stücheli/34:52 Vokart); Grösser, Brockhage, Nicola Gretler, Brasser; Giacomelli, Gabriel Gretler; Korsch, Bolli, Cristelotti; Vögeli, Andersen, Wieser; Sommer, Förderreuther, Fäh; Mirco Weinhart, Christoph Weinhart, Heid.- Dürnten Vikings: Ryffel (Illien); Yves Rüegg, Schmid; Fankhauser, Tschanz, Zaugg; Schmid, Tobler, Brunner; Mischa Rüegg, De Martin, Ammann; Kunz, Andy Rüegg, Senn.- Strafen: EIE 8-Mal Zwei-Minuten, Dürnten 6-Mal Zwei-Minuten.-Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne, Muspach und Winterberg (beide verletzt), Kuhn (verletzt/vorzeitiges Saisonende), Schneider (Militär), Hofmann (Wetzikon).- 6:35 Sommer fällt mit erneuter Zerrung vorzeitig aus. 27:55 Wieser nach ungeahndetem Foulspiel Tschanz mit Schlüsselbeinbruch ausgefallen/Spital, 29:41 EIE-Keeper Dennis Volkart, nach ungeahndetem Foulspiel mit blutender Stirnverletzung ausgefallen; Torhüterwechsel EIE: Joel Stücheli anstelle von Volkart; 34:05 Yves Rüegg nach ungeahndetem Foulspiel mit blutender Mundverletzung/ausgeschlagener Zahn, ausgefallen; 34:52 Torhüterwechsel EIE: Volkart (verarztet) anstelle von Stücheli; 54:33 Lukas Schmid mit blutender Kopfverletzung auf Bank, Schuss von Yves Förderreuther auf linkes Ohr.- 58:32 Time-out EIE.-

 

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