EIE reiste mit erstem Matchpuck nach Hause

Der EHC Illnau-Effretikon (EIE) schlug auswärts Wallisellen 1:9 (0:3, 1:1, 0:5) und trat nach 23:30 Uhr mit dem ersten Matchpuck im Gepäck die kurze Heimreise an (Spielbeginn in Wallisellen war erst um 21 Uhr). Nun kann der EIE bereits am kommenden Samstag in seinem dritten- (und zweiten Heim)-Spiel des Playoff-Achtelsfinal alles vorzeitig klar machen um sich dann einige Tage der Ruhe und Erholung zu genehmigen. So überlegen der EIE am Ende aufspielte, so schwer enttäuschend agierte Wallisellen. Zahlreiche heimische Matchbesucher verliessen vorzeitig die Sportanlage.

Bericht: Heinz Minder

Der EHC Illnau-Effretikon gastierte letztmals am 12. Februar 2015 in Wallisellen. Damals auch im Rahmen des zweiten Spieles im Playoff-Achtelsfinal. Doch damals stand der EIE schon mit dem Rücken zur Wand. Die Mannschaft von Dieter Wieser hatte im vorletzten Winter zwei Tage zuvor sein Heimspiel im Eselriet mit 2:4 verloren. Vom aktuellen EIE-Kader das Wallisellen auch im zweiten Spiel mit 3:5 (1:1, 0:1, 2:3) unterlag, waren jetzt noch zehn Spieler mit dabei. Vor zwei Jahren hatten in Wallisellen Bolli (1:1), elf Sekunden nach Wiederbeginn im Schlussdrittel zum 2:2 Ausgleich und Korsch zur erstmaligen 3:2 Führung getroffen. Doch dann kassierte Illnau-Effretikon innerhalb von nicht mal einer Minute gleich drei Tore (57:31-58:27). Diesmal war alles ganz anders. Ebenso – wie heuer die Vorzeichen im Playoff-Achtelsfinal komplett anders sind.

Wallisellen hat dienstags im Eselriet überrascht. Dass die Glattaler allerdings Sekunden vor der Schluss-Sirene ihren sicher glaubenden ersten Sieg noch aus den Händen geben mussten, ist den Spielern von Florian Setzer mächtig eingefahren. Die Einschätzung von Dieter Wieser, der dienstags bemerkte, dass „sich unser heutiger Gegner wohl etwas zu stark Vorausgabte und in Effretikon bereits Tribut für sein unheimliches Forechecking zahlen musste, täuschte dienstags nicht und wurde donnerstags nun mit aller Brutalität bestätigt.

Wallisellen konnte in seinem Heimspiel zu keinem Zeitpunkt des Spieles an die starke Leistung im Startdrittel in Effretikon anknüpfen. Kraftlos, ohne Ideen, fehlerhaft und ohne jegliche Kräftereserven waren die Platzherren im Spöde am Schluss froh, als das Spiel, respektive ihre Leidenszeit, endlich zu Ende ging. Doch Vorsicht. Auch wenn der EIE dem vom eigenen Fanklub geforderten Stängeli kurz vor Schluss sehr nahe waren, darf man die brutale 1:9 Kanterniederlage nicht überbewerten. EIE-Headcoach Wieser hob, als seine Spieler noch euphorisch in die Garderobe schritten, warnend den Zeigefinder. „Dieser Gegner ist noch nicht tot. Ich erwarte samstags ein wieder verändertes Wallisellen, das uns im Eselriet sicher nochmals einiges abfordern will“. Dennoch: Die Ausgangslage für Illnau-Effretikon ist nun – im Vergleich zu 2015 – wesentlich komfortabler und kaum vergleichbar. In der vorletzten Saison lagen die Zürcher Oberländer nach zwei Playoff-Partien gegen Wallisellen selbst 0:2 in der Serie zurück. Jetzt führt der EIE 2:0. Ein weiterer, dritter Sieg samstags in Effretikon reicht dem EIE für den Einzug in den Viertelsfinal.

Dieter Wieser und seine Spieler freuten sich dienstags unheimlich, konnten es allerdings unmittelbar noch der Schluss-Sirene noch immer nicht ganz fassen. Was war eben doch passiert? 3:4 in Rückstand – am Ende zwei Spieler – dafür keinen Torhüter mehr. Alles oder nichts. Eine Sekunde vor Ende – als Wallisellen schon in Siegeslaune zum Freudentanz ansetzte, schlug Illnau-Effretikon nochmals zu. „Nach zwei Dritteln waren wir nun auch im Playoff angekommen“, so Dieter Wieser nach dem Hitchcock-Finale. „Ich bin froh, dass wir gewonnen haben. In der Serie steht es jetzt 1:0 für uns – und am Donnerstag geht es schon weiter“.

Der EIE-Headcoach gestand dienstags, „vom Auftritt Wallisellens leicht überrascht gewesen zu sein“. Doch das habe zur Taktik gehört, dass „der Gast uns heute im Eselriet überraschen will“. Er sei allerdings „etwas überrascht gewesen, „mit welch aggressivem Forechecking Wallisellen aufgetreten ist“. Dieser Auftritt habe „Wallisellen am Ende etwas Kraft gekostet und die fehlte dem Gast am Schluss etwas“.

Auf die Donnerstags-Partie in Wallisellen bezogen: „Wir müssen noch etwas disziplinierter werden und darauf achten, dass wir weniger Zweier kassieren“. Das heisst – die EIE-Spieler werden heute auch allfälligen gegnerischen Provokationen (Spieler Nr. 13) aus konsequent aus dem Weg gehen. „Obwohl wir in der Box gut standen, muss ich gestehen, dass Wallisellen im ersten Playoff ein gutes Powerplay spielt(e)“, so Dieter Wieser. Lobende Worte hatte der EIE-Trainer für seine Spieler. „Wir blieben eigentlich immer cool, behielten die Nerven und haben buchstäblich bis zur letzten Sekunden grossartig gekämpft und sind für unseren Einsatz am Schluss noch belohnt worden“.

Illnau-Effretikon überzeugte nicht nur im spielerischen Bereich und war dem Gastgeber, mit Verlaub, an diesem Abend tatsächlich um eine Klasse überlegen. Doch auch in dem von Wieser angesprochenen disziplinarischen Bereich, war der EIE stark. Wallisellen, dem von Anfang an die Spritzigkeit fehlte, war auch im geistigen, mentalen Teil, müde, langsam, fast letharisch und leistete sich viele (auch dummer und vermeidbare) Strafen. Den ersten Ausschluss des Spieles von Oliver Lüthi, der einst im EIE-Nachwuchs aktiv war, nutzte Marco Vögeli von der linken Seite aus, angespielt durch Carlo Fäh und Marc Andersen promot zum 1:0. Der EIE-Führungstreffer fiel also in der ersten Powerplaymöglichkeit. Das Überzahlspiel hatte Wieser in den bisherigen 18 Gruppenspielen verschiedentlich angetönt und bemängelte weniger, dass seine Mannschaft aus solchen Chancen resultatmässig zu wenig machte, sondern lobte immer wieder die Szenen, wenn seine Truppe selbst in Unterzahl agieren musste. Dort klappe jeweils das EIE-Boxplay „vorzüglich“.

Nun. Im ersten Playoff-Treffen gegen Wallisellen erzielte der EIE bereits entscheidende Tore in Überzahl. Das war nun auch donnerstags in Wallisellen der Fall. Das 0:1 war für die Platzherren ein weiterer Hieb in die Magengrube. Davon erholte sich der Gastgeber nicht mehr, denn noch in derselben Spielminute (13.), führte Michael Sommer jenen Doppelschlag in nur 14 Sekunden Abstand aus, der Wallisellen praktisch schon auf die Verliererstrasse schickte. Illnau-Effretikon loch jetzt Lunte und dominierte Wallisellen, das überhaupt nicht mehr in die Gänge kam. Setzer musste nach dem 0:2 bereits sein Time-out nehmen (12:39).

Die Oberländer dominierten das Treffen deutlich, vergaben aber in der Folge, nach Sommers zweitem Tor (16.) zum ersten 0:3 Drittelsresultat, weitere hochkarätige Möglichkeiten. So war das Treffen nach dem 4:0 von Marc Andersen realisiert (28.) lange offen, weil die Gästespieler sich vorerst genügsam zeigten. Gegen Ende des Mitteldrittels in welchem Wallisellen zahlreiche Strafen kassierte und Illnau-Effretikon zweimal ein doppeltes Überzahlspiel zeigen konnte, gelang Diego Kaufmann das 1:4 (38.). Es sollte letztlich der Ehrentreffer Wallisellens an diesem Abend sein. Die Hoffnungen, die Blau/Gelben würden nun nochmals zurückkommen, bestätigen sich nicht.

Gänzlich ohne Kraft war Wallisellen im Schlussdrittel, wo Illnau-Effretikon zur Spiel- und Torlaune auflief und gleich fünf Einschüsse zu verzeichnen hatte. Erst kurz vor dem letzten Seitenwechsel auf der offenen Kunsteisbahn traf Yves Förderreuther zum 5:1. Dann ging es blitzschnell. 6:1 durch Andersens zweites Tor, dann Torhüterwechsel bei Wallisellen (50. Andrin Messerli anstelle von Oliver Kaiser). Es folgte der nächste Doppelschlag. Erst durch Dario Högger (51.), dann Fabian Brockhage (53.) und schliesslich nochmals durch Högger (54.). So sehr Wallisellen dienstags überzeugte, so enttäuschte diese Mannschaft nun von A bis Z und hatte zu keinem Zeitpunkt der Partie auch nur einen Hauch einer Chance. Da ist das Team von Florian Setzer wohl dienstags überhaupt nicht haushälterischen mit seinen limitierten Kräftereserven umgegangen und hat scheinbar alles aufs Mal verpufft.

„Für uns zeigt sich nun eine neue Situation mit der wir zuerst einmal selbst umgehen müssen“, so Dieter Wieser, zur 2:0 Playoff-Führung in der Serie Best-of-five. „Wir haben jetzt Matchpuck samstags in unserem zweiten Heimspiel“, freute sich der EIE-Trainer. Dessen Spieler überzeugten, wenn auch nicht in jeder Aktion auf dem Feld, waren an diesem Abend stets Herr der Lage und führten ihrem Gegner eine zweite, schwere Niederlage zu. Wallisellen braucht jetzt nicht nur Kraft, sondern schon ein Hockeywunder um diese Playoff-Serie nochmals wenden zu können.

Wallisellen – Illnau-Effretikon 1:9 (0:3, 1:1, 0:5).- Kunsteisbahn Sportzentrum (Wallisellen).- 115 Zuschauer.- SR: Philipp Buff/Philipp Kaufmann.- Tore: 12:25 Vögeli (Andersen/Fäh, Ausschluss Lüthi) 0:1. 12:39 Sommer (Korsch/Mirco Weinhart) 0:2. 16. Sommer 0:3. 28. Andersen (Korsch) 0:4. 38. Kaufmann (Hofer) 1:4. 48. Förderreuther (Ausschluss Nettgens) 1:5. 49. Andersen (Doppelausschluss Nettgens/Kaufmann/Bankstrafe) 1:6. 52. Högger (Vögeli) 1:7. 53. Brockhage (Korsch) 1:8. 54. Högger 1:9.- Wallisellen: Kaiser (50. Messerli); Zehnder, Solenthaler; Huber, Nettgens; Bucher, Aeschlimann; Dittli, Capelli, Unterladstätter; Toschini, Hofer, Kaufmann; Horvath, Glättli, Lüthi; Nievergelt, Siegrist, Brändle.- Illnau-Effretikon: Volkart (Stücheli); Brasser, Gabriel Gretler; Christoph Weinhart, Brockhage; Grösser, Nicola Gretler; Mirco Weinhart, Giacomelli; Fäh, Förderreuther, Cristelotti; Sommer, Korsch, Andersen; Vögeli, Bolli, Högger.- Strafen: Wallisellen 11-Mal 2-Minuten; Illnau-Effretikon 3-Mal 2-Minuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Diego Muspach, Michael Heid (verletzt), Lorenz Kuhn und Justin Wieser (ebenfalls verletzt/vorzeitiges Saisonende).- Spielbeginn in Wallisellen: 21.00 Uhr.- 12:39 Time-out Wallisellen; 50:00 Torhüterwechsel Wallisellen: Andrin Messerli anstelle von Oliver Kaiser.- 51.20 Lattentreffer Andersen.- Stand Achtelsfinal-Playoffserie: Illnau-Effretiion – Wallisellen 2:0.- Nächstes (drittes) Spiel: Illnau-Effretiikon – Wallisellen, Samstag, 18. Februar 2017, Sportzentrum Eselriet (Effretikon, Spielbeginn 17 Uhr).

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