Zu respektvoll – wie das Kaninchen vor der Schlange

 

Dem EIE fehlt eindeutig die Playoff-Routine. Der EHC Illnau-Effretikon (EIE) verlor sein erstes Heimspiel im Playoff-Viertelsfinal gegen den SC Rheintal mit 1:4 (0:1, 0:2, 1:1). Eine logische erste Niederlage für den EIE der zwei Drittel lang schier angstvoll wie das Kaninchen vor der Schlange agierte. „Wir nehmen das letzte Drittel mit nach Rheintal“ prognostizierte Dieter Wieser nach verlorener erster Schlacht.

 

Bericht: Heinz Minder, Illnau

 

Rheintal, das wie der EIE (2:3 gegen St. Moritz) im Vorjahr gegen Chiasso bereits im Achtelsfinal vorzeitig auf der Strecke blieb (0:3), dominierte die ersten beiden Durchgänge im Eselriet optisch recht deutlich. Die robust und als Mannschaft sehr kompakt wirkenden Gäste zeigten 40 Minuten lang Offensivspektakel, gespickt von knallhartem Zweikampf-Verhalten. Beides behagte dem EIE anfangs gar nicht. Es war nur Dennis Volkart und den gegnerischen Unzulässigkeiten im Abschluss zuzuschreiben, dass Rheital nach zwei Dritteln nur 3:0 führte. Die optische Überlegenheit Rheintals war deutlich, ebenso das Chancenplus.

 

EIE zu spät ins Spiel gekommen

 

Rheintal dominierte von Anfang an weil, wie Wieser am Schluss zu bestätigen wusste, „wir zu spät ins Spiel gekommen sind“. Erst im Schlussdrittel, als die EIE-Option auf den Heimsieg quasi schon abgelaufen war und Rheintal etwas selbstzufrieden wirkte (Wieser umschrieb es mit „Arroganz“), kamen die Zürcher Oberländer aus ihrem Schneckenhaus. Die Gäste legten eine respektable Kadenz hin, zeigten von Anfang an intensives Zweikampfverhalten und waren im aggressiven Körperspiel Mann gegen Mann dem EIE klar überlegen. Opfer der kompromisslosen Gangart wurde Dario Högger. Der EIE-Stürmer schied nach einem Check von Dominik Schawalder für angeschlagen aus. Fortan musste Dieter Wieser seine Truppe bereits wieder umstellen und dies nach nur wenigen Spielzügen ab der achten Minute.

 

Frühe Umstellung

 

Weil Yves Brasser (krank) fehlte, nominierten Wieser/Wegmann wie bereits mehrfach in dieser Saison Michael Grösser als Verteidiger, an die Seite von Nicola Gretler). Nach Höggers Ausscheiden ging Grösser wieder in die Angriffslinie Vögel/Bolli). Der Führungstreffer der Gäste war logisch, weil absehbar und ständig wie ein Damoklesschwert über dem EIE schwebend, denn Rheintals Angriffswellen schwappten in regelmässigen Abständen auf Dennis Volkart zu. Der EIE-Keeper war schwerst beschäftigt und wehrte sich buchstäblich mit Händen und Füssen. Teils brannte es lichterloh vor dem EIE-Schlussmann. Volkart verlor in diesem Match mehrfach seinen Stock und verhinderte lediglich mit seinem Fanghandschuh.

 

Zu viel Respekt

 

„Meine Mannschaft hat heute zu viel Respekt vor diesem Gegner gehabt“, so Dieter Wieser, „ohne, dass wir von der Teamleitung entsprechende Bemerkungen zu und über Rheintal gemacht haben“. Das 1:0 Rheintals markierte Pascal Knöpfel auf Vorlage von Janick Diner (14.). Dann rettete Nicola Gretler für den schon geschlagenen Dennis Volkart und spedierte in einer der vielen äusserst brenzligen Situationen vor dem eigenen (EIE)-Tor den Puck gerade noch weg.

 

Illnau-Effretikon konnte sich in den ersten zwei Abschnitten überhaupt nicht entfalten und schien vor der spielerischen Überlegenheit Rheintals wie gelähmt. Was blieb, war reagieren auf den konstant anstürmenden Gegner. Roger Nater, impulsiv und mit St. Galler/Appenzeller-Dialekt: „Spielt konsequent die Scheibe, wir haben alles im Griff“. Diese Aussage stimmte, was das erste- und zweite Drittel betraf. Was nicht ganz passte, war wohl die Torhausbeute Rheintals. Der EIE-Gegner hätte wohl um zwei, vielleicht gar drei Tore höher und klarer führen müssen.

 

Rheintal übernimmt Spieldiktat

 

Kaum angespielt im Mitteldrittel, übernahm Rheintal bereits wieder das Spieldiktat und Adrian Ströhle prüfte Volkart bereits wieder nach nur 15 Sekunden Spielzeit. Auf der anderen Seite wurde der durchbrechende Michael Grösser kompromisslos am Einschuss auf Ramon Metzler gehindert. Dann folgte das Doppelpack von Damian Holenstein. Der Stürmer, der zwei Jahre bei Chur in der Erstliga spielte (2012/13 und 2013/14), sorgte für die (Vor)-Entscheidung. Erst vollstreckte Holenstein das Zuspiel von Bärtsch/Schawalder (24.), dann, bei eigenem Ausschluss von Stefan Strebel narrte der Rheintal-Blitz die komplette EIE-Truppe, liess sich beim schnellen Break nicht mehr von der Scheibe trennen, drehte eine Pirouette von Volkart und reüssierte per Shorthander zum 3:0 (26.).

 

Beim aller ersten Ausschluss des Spieles (Michael Bolli/Beinstellen/27:01), nahmen die Rheintaler Volkart aus allen Lagen unter Dauerbeschuss. Nicolas Paul, zwei Mal Pascal Obrist, beide mit Distanzversuchen jeweils aber Blauen Linie, dazu abermals Paul, drängten im Powerplay vehement auf die Resultatverbesserung. Schawalder führte, wie die meisten seiner überaus robust und athletisch wirkenden Mannschaftskollegen führten weiterhin das harte Körperspiel auf den Gegner aus und damit hatten die EIE-Spieler ihre liebe Mühe.  

 

Bei Doppelausschluss von Dominik Schawalder (wieder einmal und ein geahndeter Bandencheck), sowie Nicolas Paul, hätte Illnau-Effretikon beim Stande von 0:3 während 67 Sekunden die Möglichkeit eines doppelten Powerplays gehabt. Hätte – Rheintal eben nicht konsequent und zielstrebig jeweils die Scheibe schnell aus dem eigenen Drittel geschlagen und so den EIE zu viel Laufarbeit gezwungen. Kurz: Der EIE konnte bei 5:3 Mann auf dem Eis keine Powerplayformation erstellen.

 

EIE kommt im Schlussdrittel stärker auf

 

Im Schlussdrittel aber kippte die Optik etwas. Illnau-Effretikon kann nun besser ins Spiel. Ob es an Rheintal lag, das nun bereits einen Gang retour schaltet oder am EIE selbst der nun seinen Rhythmus gefunden schien. Nun. Sei es wie auch immer und schauen wir, was am Dienstag in Widnau passiert. Dann kam es zu einer Rauferei aus welcher Yves Förderreuther einen Zweier und Pascal Knöpfel zwei plus zwei Minuten kassierten (49.). In diesem Powerplay nun schlug Marc Andersen erneut zu. Er, der im Viertelsfinal gegen Wallisellen bereits drei Powerplaytreffer erzielt hatte, verkürzte knappe zehn Minuten vor Spielende auf Vorlage von Michael Bolli und Michael Grösser hin zum 1:3. Damit sah es für Illnau-Effretikon plötzlich wieder sehr gut aus. Nun agierten die Platzherren weitaus befreiter als fast 50 Minuten zuvor. Nun setzte der EIE Rheinal unter Druck.

 

Hätte, wenn und Aber und wäre das 2:3 gefallen…

 

Roger Nater war inzwischen mit seinen Spielern nicht mehr so zufrieden wie zuvor. Jetzt polterte Rheintals Headcoach mit grosser NLB-Spielererfahrung (Herisau). Vögeli und Fabian Brockhage mit Offensivdrang, scheiterten an Metzler. In der Phase, als Rheintal nun selbst den Faden verlor, nahm Nater sein Time-out (51:57) und forderte „hört sofort auf, kompliziert zu spielen, so ein Bull-Shit“. Auch Wieser nutzte die taktische Verschnaufpause für seine Anweisungen an die Spieler. Diese wollten und suchten nun das 2:3, das dem Spiel noch mehr Würze gegeben hätte. Wieser am Ende: „Wenn wir das 2;3 früher gemacht hätten, wäre es für Rheintal noch ungemütlich geworden“. Der EIE-Trainer gestand allerdings, dass „man zwei Drittel lang nicht so spielen darf wie wir es machten. Da wäre es eigentlich logisch, dass wir Tor um Tor kassierten“. Bei Ausschluss von Michael Sommer markierte dann Dominik Pfeiffer noch das 4:1 (58.). Wieser: „Ich denke, dass wir jetzt wissen, was auf uns zukommt“.

 

 

Illnau-Effretikon – Rheintal 1:4 (0:1, 0:2, 1:1).-308 Zuschauer.- Eishalle Sportzentrum Eselriet (Effretikon).- SR: Gerhard Jörg/Sandro Fausch.- Tore: 14. Knöpfel (Diener) 0:1. 24. Holenstein (Schawalder/Bärtsch) 0:2. 26. Holenstein (Obrist/Breitenmoser, eigener Ausschluss Strebel!) 0:3. 50. Andersen (Grösser/Bolli, Ausschluss Knöpfel) 1:3. 58. Pfeiffer (Binder, Ausschluss Sommer) 1:4.- Illnau-Effretikon: Volkart (Stücheli); Christoph Weinhart, Brockhage; Grösser, Nicola Gretler; Mirco Weinhart, Gabriel Gretler; Heid, Giacomelli; Sommer, Korsch, Andersen; Vögeli, Bolli, Högger; Fäh, Förderreuther, Cristelotti.- Rheintal: Metzler (Lüscher); Obrist, Paul; Diener, Bartholet; Savanovic, Berweger; Breitenmoser, Holenstein, Ströhle; Strebel, Moser, Pfeiffer; Binder, Sutter, Knopfel; Bärtsch Stoop, Schwalder.- Strafen: Illnau-Effretikon 4-Mal 2-Minuten; Rheintal 5-Mal 2 Minuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Diego Muspach (verletzt), Yves Brasser (Krank); Lorenz Kuhn und Justin Wieser (ebenfalls verletzt/vorzeitiges Saisonende).- 8. Högger nach Bandencheck verletzt ausgeschieden.- 51:57 Time-out Rheintal.- Stand Viertelsfinal: Illnau-Effretikon – Rheintal 0:1.- Nächstes (zweites) Spiel am kommenden Dienstag, 28. Februar 2016 Eishalle Widnau, Spielbeginn 20:00 Uhr.-

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