EIE mit zwei Shortander innerhalb von 61 Sekunden

Im letzten Heimspiel der laufenden Vorrunde bezwang der EHC Illnau-Effretikon (EIE) samstags den HC Chiasso knapp mit 5:4 (1:0, 1:3, 3:1). Die Zürcher Oberländer die nach einer 1:0 Führung zwischenzeitlich 2:3 ins Hintertreffen gerieten, schafften schier ein Hockeywunder. Bei eigenem Ausschluss gelang dem EIE innerhalb von 61 Sekunden ein doppelter Shorthander zur 4:3 Führung. Den Siegestreffer erzielte Justin Wieser in seinem Meisterschafts-Comeback nach langer Verletzung auf Vorlage von Tizian «Tiz» Müller (56.).

Bericht: Heinz Minder, Illnau

Es wurde, wie befürchtet, für Illnau-Effretikon nicht zum lockeren Spaziergang gegen das aktuelle Schlusslicht der Gruppe 1. Dieter Wieser: «Das, was ich vor Spielbeginn sagte, ist passiert, denn ich weiss schon, von was ich spreche», so der EIE-Headcoach. «Chiasso ist eine Mannschaft die um das Überleben kämpft und meiner Meinung nach in der Tabelle falsch platziert ist». Wieser vertrat die Ansicht, dass «die Tessiner noch ein gutes, aggressives Hockey spielen, momentan aber, wie Küsnacht im letzten Jahr, die Spiele einfach nicht gewinnen können». Selbstkritisch meinte der EIE-Trainer weiter, dass «wir vielleicht auch dort liegen könnten, wo Chiasso momentan steckt, nur gewinnen wir momentan unsere Spiele auch mit einem Tor Unterschied, während Chiasso diese oftmals knapp verliert».

Kein Selbstläufer

Dass sich am achten Spieltag in der Gruppe 1 die beiden Zürcher Oberländer-Vertreter Dürnten Vikings (3:2 Auswärtssieg in Luzern) und Illnau-Effretikon von der übrigen Konkurrenz absetzen würden, war keinesfalls eine Selbstverständlichkeit und zwischen dem EIE und Chiasso schon gar kein Selbstläufer. Im Gegenteil. Weit länger und noch härter als es den EIE-Spielern lieb sein konnte, wurden die Platzherren im Eselriet von der Roten Laterne aus dem Tessin gefordert. Zwar führte Illnau-Effretikon dank eines ersten (Powerplay)-Treffers von Michael Sommer (Vorlage Verteidiger Fabian Brockhage (Ausschluss Santini), ab der 17. Minute, doch was dann folgte, trieb Dieter Wieser wieder einmal fast zur Weissglut und die Betonwände im Eselriet hoch.

Chiasso defensiver erwartet

«Wir sind gut gestartet, haben das gemacht, was wir vorhatten» und Wieser gestand, er habe den Gegner «noch defensiver erwartet, als Chiasso dann wirklich aufgetreten ist». Bis seine Mannschaft aber die hauchdünne erste Drittelsführung (1:0) zu realisieren vermochte, brauchte es viel Geduld und noch mehr Anläufe. Illnau-Effretikon wirkte stumpf. Die Spritzigkeit und läuferische Überlegenheit, wie sie in den letzten Partien oftmals zu sehen war, schien samstags inexistent. Kam hinzu, dass den EIE-Spielern einige der ansonsten bestens abgestimmten schnellen Kombinationen nicht gelang und spielerisch noch vieles missglückte. 

Das Langzeitverletzte Trio Justen Wieser/Gabriel Gretler/Lukas Wimber zurück

Erfreulich für Wieser/Wegmann waren, dass diese mit Justin Wieser, Gabriel Gretler und Lukas Wimber drei Langzeitverletzte in der Meisterschaft erstmals wiedereinsetzen konnten. Justin Wieser sollte am Ende mit zwei Assists (2:1 und 4:3) sowie dem alles Entscheidenden 5:4 ein überaus gelungenes Comeback feiern können, obschon der Sohn von EIE-Headcoach Dieter Wieser im ersten Drittel vom Gegner hart attackiert wurde und humpelnd in die erste Drittelspause ging. Beim EIE fehlte im ersten Block Carlo Fäh. Der Führende in der Topskorerliste der Gruppe 1 erkrankte, seine Einsätze im Cup am Dienstag gegen  Seewen 1 und samstags zum Vorrundenabschluss in Küsnacht sind zur Zeit mehr als fraglich. So stürmte Claudio Beltrame an der Seite von Michael Sommer und Captain Thomas Korsch.

Topskorer Carlo Fäh und Verteidiger Yves Brasser erkrankt

Aber auch in der Defensive konnte Yves Brasser (erkrankt) nicht antreten. Dafür gaben mit Lukas Wimber und Gabriel Gretler im Defensivkonzept des EIE ebenfalls nach längeren Verletzungen ihre Comebacks. Viele Chancen vergaben die Einheimischen in den ersten Minuten und spannten so die Geduld ihres eigenen Anhanges lange auf die Folterbank. Kapitale Möglichkeiten zum frühen Führungstreffer vergaben Tiz Müller noch bevor die Startminute verstrichen war, Michael Sommer, nur noch von Cereghetti verfolgt (10.), oder der mit B-Lizenz spielende Wetziker Peter Hofer (14.) und der filigran Techniker Yves Förderreuther, kaum von der Scheibe zu trennen in der 15. Minute. Dafür nutzen die Zürcher Oberländer dann den dritten gegnerischen Ausschluss (Vasile Santini) durch Sommer aus.

Ein Mitteldrittel zum Vergessen

Was dann folgte, war «zum Vergessen», wie Dieter Wieser das Mitteldrittel seiner Mannschaft bezeichnete. Vergeblich warte man darauf, dass die EIE-Spieler endlich ihr läuferisches Plus in die Waagschale werfen könnten. Dieter Wieser: «Wir wurden überheblich und äusserst leichtsinnig und hätten die Tore auch gleich selbst schiessen können». Unverständlich für den EIE-Trainer, dass Chiasso, das Schlusslicht, das in dieser Saison noch nie gewonnen hat, im zweiten Abschnitt gleich zu drei Toren kam. «Wir offerierten dem Gegner unglaubliche Gelegenheiten» und Wieser fand es am Schluss, trotz des Sieges, «sehr schade, für die Arbeit, die wir uns zuvor machten».

EIE macht sich das Leben selber schwer

Illnau-Effretikon diktierte das Treffen nicht mehr, passte sich mehr den Tessinern an. Diese aber kämpften respektlos, wenn auch mit vielen hohen Stöcken, doch am Ende machte sich der EIE das Leben selbst schwer. Lange wurden die EIE-Spieler einer Geduldsprobe ausgesetzt und mussten dann, nachdem sie gar besagte drei Gegentreffer kassierten, plötzlich reagieren. «Die Art und Weise, wie die Tore gegen uns zu Stande kamen, das darf uns einfach nicht passieren», so Wieser weiter. «Wir ‘langten’ in unsere Querpässe, vertendelten die Scheibe hinter unserem eigenen Tor, alles Unzulässigkeiten, welche uns, bei unserem Anspruch und unserer Spitzenrangierung, einfach nicht passieren dürfen, auch wenn wir selbst einige junge und noch unerfahrene Defensive haben».

Wieder Wiesers Wort ‘zum Sonntag’

Und so kam es wieder einmal, dass Dieter Wieser in der zweiten Drittelspause (wie in Sursee und zuletzt im Cup gegen Poschiavo) «schimpfen und Klartext reden musste», was er, wie Wieser sagte, «es eigentlich Schade finde, wenn ich meine Spieler so aufrütteln muss». Die Wirkung, wie zuletzt gegen den Drittligist Poschiavo verfehlten Wiesers Worte allerdings nicht. «Das Schlussdrittel zeigte, dass wir es eigentlich ja könnten». Denn nun, mit dem Messer am Hals und eines 2:3 Rückstandes vor eigenem Publikum gegen einen Gegner, der bislang nur einen einzigen Punkt(!) – Illnau-Effretikon vor dem Spiel deren 19 auf dem Konto hatte – war für den Schlussdurchgang eine klare Leistungssteigerung der Oberländer verlangt.

Doppel-Shorthander innerhalb von 61 Sekunden

Und plötzlich war die EIE-Gefährlichkeit wieder da. Innerhalb von 61 Sekunden konnte die Mannschaft von Dieter Wieser/Urs Wegmann das Spiel temporär kippen. Beeindruckend, dass dies Illnau-Effretikon in jener Phase gelang, als Meisterschafts-Rückkehrer Gabriel Gretler auf der Strafbank sass – Chiasso also mit dem (inexistenten) Powerplay im Vorteil schien. Doch dann enteilte Thomas Korsch von Nicola Gretler lanciert, über die linke Seite, Pass vor dem Tor zum mitstürmenden Michael Sommer – welcher per Shorthander zum 3:3 ausgleichen konnte. Kaum angespielt und logischerweise noch immer ohne Gretler, lief Chiasso dem EIE abermals in einen Konter. Diesmal war es Yves Förderreuther, welcher zuvor schon mit einem für ihn typischen und unmöglichen Treffer das 2:1 (30.) erzielte. Förderreuther schaffte damit das Kunststück, innerhalb knapp einer Minute den zweiten Shorthander zu landen (Zuspiele Sommer/Wieser) – der EIE führte trotz Unterzahl nun plötzlich wieder 4:3. Mit einem von Dieter Wieser angesprochenen «dummen Treffer» fiel dann der 4:4 Ausgleich, knappe zehn Minuten vor Schluss, nachdem die Tessiner beim zweiten Shorthander ihr Time-Out bezogen (46:59), sich allerdings während des Spieles immer wieder lange Verschnaufpausen gönnten (Auswechseln, oder Nachrüsten der Torhüter-Ausrüstung von Stucki).

Justin Wieser markiert 5:4 Siegtreffer

Im Schlussdrittel und begünstigt durch die zwei Treffer in eigener Unterzahl, tankten die Oberländer wieder Selbstvertrauen. Justin Wieser zirkelte knappe fünf Minuten vor Schluss die Scheibe bei Stucki von der rechten Seite aus ins lange Eck, wobei das 5:4 mehr als haltbar schien. «Die Spielanlage unseres Gegners war zermürbend», gestand Dieter Wieser, «die Tessiner verhinderten über weite Strecken unser eigenes Spiel, liefen immer wieder in unsere Laufwege» doch Wieser stellte auch fest, dass «wir uns heute aber auch das leben lange selbst schwer machten». Und der EIE-Trainer meinte auch, dass «die Siegesserie die wir nun in der Meisterschaft hinlegen (abgesehen vom Derby gegen Dürnten) bei einigen meiner jungen Spieler vielleicht zu einer Art Selbstzufriedenheit führte und heutiger Grund war, dass es uns lange nicht richtig lief». Wieser: «Die jungen Spieler brauchen wieder einmal eines auf den Deckel, damit sie wissen, wozu wir eigentlich trainieren, wieso wir verlangen, dass sie gute Pässe spielen und warum sie in einem Match diszipliniert sein sollten und wieso wir im Spiel auch mental präsent sein müssen». Für Chiasso resultierte eine bittere Auswärtsniederlage – die EIE-Spieler konnten gerade noch einmal im richtigen Augenblick ihren Kopf aus der Schlinge ziehen und bleiben mit ihrem siebten Saisonsieg Leader Dürnten Vikings weiterhin mit einem Punkt Rückstand hart auf den Fersen.

Illnau-Effretikon – Chiasso 5:4 (1:0, 1:3, 3:1).- Eishalle Eselriet (Effretikon).- 152 Zuschauer.- SR: Daniel Bertolo/Remo Egli.- Tore: 17. Sommer (Brockhage, Ausschluss Santini) 1:0. 27. Santini (Mauro Grissi, Ausschlüsse Claudio Grisi/Gabriel Gretler) 1:1. 30. Förderreuther (Wieser, Ausschlüsse Claudio Grisi/Gabriel Gretler) 2 :1. 31. Santini (Venturini) 2:2. 38. Gaeta (Santini/Venturini) 2:3. 45:58. Sommer (Korsch/Nicola Gretler, Shorthander/eigener Ausschluss Gabriel Gretler) 3:3. 46:59 Förderreuther (Sommer/Wieser, Shorthander/eigener Ausschluss Gabriel Gretler) 4:3. 50. Battistini (Aletti, Ausschlüsse Satori/Korsch) 4:4. 55. Wieser (Müller) 5:4.-  Illnau-Effretikon: Volkart (Stücheli); Christoph Weinhart, Brockhage; Wimber, Gabriel Gretler; Thomas Hofer, Nicola Gretler; Mirco Weinhart, Giacomelli; Sommer, Korsch, Beltrame; Müller, Förderreuther, Wieser; Lorenz Kuhn, Peter Hofer, Lionel Kuhn.- Chiasso: Stucki (Petoni); Cereghetti, Haas; Mauro Grisi, Carenini; Imperiali, Realini; Sabntini, Venturini, Gaeta; Borsani, Consoli, Visconti; Aletti, Claudio Grisi, Battistini; Allevato, Rossi, Bartori.- Strafen: Illnau-Effretikon 6-Mal Zwei-Minuten; Chiasso 8-Mal Zwei Minuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne: Andersen, Cristelotti, Vögeli (alle verletzt), Brasser und Fäh (beide krank); Frei (Militär).- Meisterschafts-Comeback von Gabriel Gretler, Justin Wieser und Lukas Wimber.- 46:59 Time-Out Chiasso; 58:43 Chiasso ohne Torhüter Brian Stucki, dafür mit weiterem/sechsten Feldspieler.- Die beiden Wetziker-Gebrüder Thomas und Peter Hofer mit B-Lizenz beim EIE im Einsatz.

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