EIE neuer Leader

Advent, Advent, die Tabellenspitze brennt – Joel Stücheli mit Shutout

Die erfreulichste Hauptsache zum Anfang: EIE-Keeper Joel Stücheli zeigte samstags gegen die Reservisten des EHC Seewen eine überragende und tolle Leistung und feierte gegen die äusserst rustikal kompromisslos und hart aufspielenden Schwyzer keinerlei Schwächen. Stücheli liess sich nicht bezwingen und feierte beim 3:0 (1:0, 1:0, 1:0) seinen hoch verdienten Shutout. Am Schluss gab es nach der hektischen Lacht am Lauerzersee doppelte Gratulationen. Der EHC Illnau-Effretikon übernahm dank Schützenhilfe vom zweiten Aufsteiger Sursee (4:3 Penaltysieg über Leader Dürnten) neu die Tabellenspitze. Torschützen gegen Seewen waren Tizian «Tiz» Müller (5.) sowie Yves Förderreuther mit seinem Doppelpack (23. Und 57. Minute mit Powerplaytreffer).

Bericht: Heinz Minder, Seewen

Am 18. November gewann der EHC Illnau-Effretikon (EIE) sein Heimspiel gegen das damalige Schlusslicht Chiasso eher mühevoll 5:4. Die Tessiner forderten den EIE mit gutem Spiel und Dieter Wieser meinte damals: «Diese Mannschaft ist unter ihrem Wert klassiert». Der EIE-Headcoach vertrat gleichzeitig die Meinung, «es kommen jetzt wohl Spiele gegen papiermässig schwächer dotierte Teams, die ähnlich gelagert sein können – Partien, die ebenfalls schwierig und mühsam für uns verlaufen werden».

Wiesers Prophezeiung

Das bestätigte sich vor Wochenfrist beim SC Küsnacht, wo der EIE wiederum zu einem knappen 3:2 Auswärtssieg kam. Und Wiesers Prophezeiung hat sich nun in Seewen abermals bestätigt. Der EIE-Trainer, nach dem 3:0 (1:0, 1:0, 1:0) Sieg seiner Truppe gleichzeitig als neuer Tabellenführer, «so, wie das ‘Spiel’ eben gelaufen ist, habe ich es nicht erwartet». Er habe gedacht und gehofft, dass «es heute ein Hockeyspiel gibt», das hat seiner Ansicht nach nicht stattfinden können, denn «die Tessiner Schiedsrichter – wen wundert es – haben wieder nach den alten Regeln gepfiffen». Er sei froh, dass «wir keine ernsthaft verletzten Spieler haben». Es sei unglaublich, wie Seewen ‘Hockey’ gespielt habe. «Es fehlen mir schlicht die Worte, denn Seewen hat sich nur auf meine Spieler konzentriert» und Wieser ärgerte sich mächtig «über das Auftreten des Heimklubs, der nicht mal als sportlicher Aufsteiger in diese Spielklasse kam, sondern am Grünen Tisch aufgestiegen ist». Er finde den Auftritt von Seewen «absolut nicht cool. Wenn man schon gratis aufsteigen darf, soll man sich in der Zweitliga für etwas mehr Spielkultur und Fairness bemühen und nicht solches ‘Hockey’ spielen».

In diesem Punkt kann man Wieser nur beipflichten, doch ist das eben ein altbekanntes Problem eines Verbandes, der gewillt sein möchte, das Niveau in allen Spielklassen heben zu können. Wenn allerdings alle Jahre wieder (ja, alle Jahre wieder kommt auch das Weihnachtskind), verschiedene Drittliga-Mannschaften nicht aufsteigen können, wollen oder dürfen und dann Freiwillige gesucht werden, die als sportliche Lückenbüsser eine Klasse höher spielen wollen (Seewen beschloss die letztjährigen Aufstiegsspiele hinter Bülach 3 Spiele/9 Punkte und Ceresio auf dem dritten Schlussrang), hilft das absolut nicht, das Niveau der Zweitliga heben zu können. Und wenn samstags in der Eishalle Zingel in Seewen, fast mit Stolz zu hören war, dass «unsere Reservisten», eben besagtes Seewen 2 und mit Sursee zweiter Aufsteiger der Gruppe 1 «nur ein Mal pro Woche trainiert», hilft das ebenfalls keineswegs, zu attraktiveren Spielen.

Vieles ungeahndet…

«Vieles war unfair und gefährlich», die weitere Aussage von Dieter Wieser. «Wir mussten heute vieles einstecken. Hohe Stöcke, hohe Knies, viele Stockschläge und das Meiste davon ungeahndet». Der EIE-Trainer war davon überzeugt, dass «bei konsequenter Regelinterpretation Seewen wohl heute permanent in Unterzahl hätte agieren müssen».

…mit hartem Körpereinsatz…

Das tat der Heimklub aber fast schon, denn Seewens Reservisten glaubten einerseits ihr Glück gegen das spielerisch und technisch starke und läuferisch klar überlegene Illnau-Effretikon einerseits mit verstärktem, kompromisslosen Körpereinsatz unterbinden zu können, andererseits mit der taktischen Massnahme brechen zu können, indem ein eigener Spieler konstant hoch die gegnerisch Blaue Linie hielt und dort auf eigene Steilzuspiele spekulierte. «So haben wir ja eh praktisch nur gegen vier gespielt», meinte Dieter Wieser. Diese taktische Massnahme habe ihn keineswegs «beunruhigt, denn wir durchschauten das schnell und es interessierte mich absolut nicht, denn wir hatten die hoch stehenden Gegner immer im Griff».

…und rustikalem Auftritt

Weit mehr Mühe hatte Illnau-Effretikon mit dem äusserst rustikalen, scheinbar vom SC Küsnacht kopierten destruktiven Auftritt mit reiner Spielzerstörung und «der harten, groben und teils unfairen Gangart des Gegners, denn wir mussten immer damit rechnen, eins aufs Maul zu kriegen oder durch die Seewer-Spieler verletzt zu werden. Schon nach wenigen Spielzügen im ersten Drittel erwischte es dann Carlo Fäh mit einem hohen Stock ins Gesicht. Zwischenzeitlich schied der EIE-Flügelstürmer der ersten Linie mit blutender ‘Schnatter’ im Gesicht aus. Sein stark blutverschmiertes Trikot mit der Rückennummer 83 musste Fäh dann als Folge der gegnerischen Attacke für die Nummer 88 tauschen. Die beiden Tessiner-Spielleiter sahen derweil kein Foulspiel – doch bemühten sie sich nach der ersten Eisreinigung selbst noch(!), die noch immer vorhandenen Blutspurgen auf dem Eis eigenhändig zu entfernen! EIE-Verteidiger Lukas Wimber musste nach Spielschluss mit einer klaffenden und tiefen Wunde im Unterarm ins Spital gebracht werden – auch hier sahen die Spielleiter nicht, wie und was passierte «dafür kriegten wir wegen absoluten Kleinlichkeiten Zweier», ereiferte sich Dieter Wieser nach Spielschluss.

Glücklich keine ernsthaft verletzten Spieler zu haben

«Ich bin sehr glücklich, dass wir gewonnen haben – freue mich, dass keinen Gegentreffer kassierten - wir die Tabellenspitze übernommen haben – und das Wichtigste: keine ernsthaften verletzten Spieler aus diesem Match vermelden können». Was soll’s. Es war nicht die Schlacht bei Morgarten – aber es floss dennoch Blut. Die Helden haben es überlebt und sich auf den Thron geschwungen.

Aggressives Seewen

Und so passierte alles: Seewen praktizierte drei Drittel lang sein mit hohem Risiko belastetes aggressives Körperspiel, stelle seine Flügel hoch und hoffte auf den Lucky-Punch. Doch jene Gegner, die dann mal durchbrechen konnten, scheiterten allesamt an Joel Stücheli. Dieser hatte den Vorzug vor Dennis Volkart erhalten, derweil die Platzherren mit Stefan Märchy einen sehr erfahrenen Keeper ins Spiel schickten. Der 24järhige, in Brunnen aufgewachsen, spielte in seiner Jugendzeit bereits in Seewen, später dann bei Luzern bereits in der Zweitliga und wechselte nun zu Seewen, ist aber bei deren erster Mannschaft in der MSL noch nicht zum Einsatz gekommen. Und wie bereits gegen Chiasso und zuletzt in Küsnacht war die Geduld der EIE-Spieler hart gefordert. Nach dem frühen und standesgemässen 1:0, erzielt nach knappen fünf Minuten durch Tizian «Tiz» Müller (Vorlage Peter Hofer) war Illnau-Effretikon dem zweiten Treffer weit näher, als Seewen dem Ausgleich. So scheiterte beispielsweise der kaum und nur schwerlich vom Puck zu trennende Yves Förderreuter mit einem ersten Pfostenknaller (7.) – da lag die Zweitore-Führung bereits klangvoll in der Luft. Allerdings musste die Mannschaft von Dieter Wieser, ohne Andersen, Cristelotti, Vögeli und Lionel Kuhn (alle verletzt), Frei (Militär); Mirco Weinhart (Coach bei den EIE-Novizen; Christoph Weinhart Coach erste Mannschaft anstelle des erkrankten EIE-Assistenz-Trainers Urs Wegmann angetreten, bereits die erste 3:5 Unterzahl (Doppelausschluss Gabriel Gretler und Carlo Fäh, allerdings nur für drei Sekunden) überstehen. Der ex-Wetziker Peter Hofer hatte das 2:0 ebenfalls auf der Schaufel (14.), wie Justin Wieser, der das Zuspiel von Förderreuther aber nicht verwerten konnte, weil er vom Gegner vor dem Tor ohne Rücksicht auf Verlust ‘abgemäht’ wurde. Von der gegnerischen Attacke auf seinen Sohn war Dieter Wieser an der Bande ausser sich. Dafür konnte Illnau-Effretikon dann während 37 Sekunden selbst ein 5:3 Überzahlspiel versuchen (16.). Während dann das Tor neu gerichtet wurde und es so zu einem Unterbruch kam, tobte Dieter Wieser lautstark und war über die Gangart des Gegners und die inaktiven Unparteiischen mehr als nur aufgebracht. Die EIE-Spieler zogen viele ihre Abschlussversuche direkt auf den Körper von Märchy. Seewen war sichtlich bestrebt, den Zürcher Oberländern absolut keine Vorweihnächtlichen Gastgeschenke zu machen und wollten ihre Haut so teuer wie nur möglich verkaufen.

Destruktive Hobbytruppe…

Nimmt man interessanterweise die Auftritte von Seewen 2 und Seewens Faniontruppe im Cupeinsatz gegen den EIE als Vergleich, so muss stellt man fest, dass Seewen 1 und Illnau-Effretikon sich im Cupwettbewerb das um viele Klassen bessere und weit attraktivere Spiel boten, als nun in der Meisterschaft. Grund dafür eben die Tatsache, dass Seewen 1 aus der MySport League spielerisch weit gereifter war als die destruktive Hobbytruppe der Reservisten. Zum Zeitpunkt, als Tizian «Tiz» Müller seine Farben in Führung schoss, war die Partie von Dürnten in Seewen eben im Penaltyschiessen zu Ende gegangen und damit stand fest, dass, sollte Illnau-Effretikon dieses Resultat und damit den Sieg über die Runde bringen, der EIE neu die Tabellenspitze übernehmen werde.

…überlässt EIE nicht kampflos die Leaderstellung

Kampflos überliess Seewen dem Gast die Leaderstellung keinesfalls. Das Spiel in der Eishalle Zingel war mühsam, über weite spielerisch zerfahren, einfach dadurch, weil die Platzherren limitiert in ihren Aktionen waren und wenig bis überhaupt nichts (ausser kompromissloser Härte) zur Attraktivität beisteuern konnten. Durch die allgemeine Hektik etwas hoch gepusht und weil man auf Seiten der Zürcher Oberländer dem Gegner nach Schlägen auf die rechte Backe nicht noch die Linke hinhalten wollte, kassierte Illnau-Effretikon ebenfalls viele, sicher auch vermeidbare Ausschlüsse (insgesamt zehn Zweiter). «Vieles vom Heimklub haben die beiden Tessiner-Schiedsrichter laufen lassen, dafür kriegten wir wegen Kleinigkeiten Strafen. Wo sind da die Verhältnisse», fragte sich Wieser. Diese Offerten an den Gegner konnte Seewen auch nicht nutzen, dazu agierte Joel Stücheli in jeder Situation stilsicher, aufmerksam und glänzend disponiert und zeigte einige glänzende Paraden.

Stücheli verteidigt seinen Shutout

Als bei Seewen die Kräfte am Ende etwas nachliessen, kassierten die Schwyzer in der Schlussphase einige Strafen. So kam Illnau-Effretikon knappe zehn Minuten vor Schluss bei Doppelausschluss von Reto Suter/Dario Gisler und gleich nachfolgend auf Item, zu weiteren Powerplay-Möglichkeiten. Den Ausschluss von Frowin Holdener nutzte Yves Förderreuther dann zum alles entscheidenden dritten Treffer. Der EIE machte es am Ende noch spannend. Captain Thomas Korsch suchte wegen eines Stockschlages ebenfalls noch die Kühlboxe auf. Womit Joel Stücheli nochmals hart gefordert war, seinen verdienten Shutout noch hart verteidigen zu müssen.

Um 22:12 Uhr – EIE ist neuer Tabellenführer

Seewen – Samstag, 3. Dezember 2017: Lokalzeit in der Eishalle Zingel: 22 Uhr, 12 Minuten und 5 Sekunden – Schluss-Sirene. Die Zweitliga-Meisterschaftspartie zwischen Seewen 2 und Illnau-Effretikon ist fertig – 0:3 leuchtet es von der matten Matchuhr. Das isch’s Zäni. Der EHC Illnau-Effretikon (EIE) bezwingt die rustikal auftretenden Schwyzer – und erobert sich dank Schützenhilfe aus Sursee die Tabellenspitze der Gruppe 1 und Seewen rutschte endgültig auf den zehnten und letzten Rang ab und wird sich in einer derartigen Verfassung wohl auf eine harte Abstiegsrunde konzentrieren müssen. 

Seewen 2 – Illnau-Effretikon 0:3 (0:1, 0:1, 0:1).- Eishalle Zingel (Seewen).- 75 Zuschauer.- SR: Gabriele San Pietro/Aris Scheggia.- Tore: 5. Müller (Hofer) 0:1. 23. Förderreuther 0:2. 58. Förderreuther (Ausschluss Holdener) 0:3.- Seewen: Märchy (Schulze); Frowin Holdener, Da Rin; Item, Gisler; Silas Holdener, Eichhorn; Horat, Arnold, Brücker; Steiner, Suter, Schnüriger; Reichlin, Lippmann, Lander; Mettler.- Illnau-Effretikon: Stücheli (Volkart); Wimber, Brockhage; Raemy, Brasser; Gabriel Gretler, Nicola Gretler; Andrea Giacomelli; Sommer, Korsch, Fäh; Beltrame, Förderreuther, Wieser; Lorenz Kuhn, Hofer, Müller; Fabio Giacomelli.- Strafen: Seewen 8-mal Zwei-Minuten; Illnau-Effretikon 10-mal Zwei-Minuten.-Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Andersen, Cristelotti, Vögeli und Lionel Kuhn (alle verletzt), Frei (Militär); Mirco Weinhart (Coach bei den EIE-Novizen; Christoph Weinhart Coach erste Mannschaft anstelle des erkrankten EIE-Assistenz-Trainers Urs Wegmann.- Zwei Pfostentreffer Illnau-Effretikon.- Carlo Fäh spielt ab Mitte Startdrittel neu mit Rückennummer 88 (anstelle 83), da sein Original-Tenue nach ungeahndetem Foulspiel (Gesichtsverletzung) Blut verschmiert.- Schwache Schiedsrichterleistung.

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