Auftakt nach Mass – doch es gibt wichtigeres im Leben

 

Erfolgreicher Start des EHC Illnau-Effretikon (EIE) in die diesjährigen Zweitliga-Play-Offs. In der ersten Runde der Best-of-five Serie nutzten die Zürcher Oberländer dienstags ihren Heimvorteil und bezwangen Club da Hockey Engiadina im heimischen Eselriet vor 165 Zuschauern mit 11:1 (1:1, 5:0, 5:0). Besondere Umstände versetzten das Heimteam unmittelbar vor Spielbeginn in eine Schockstarre. Davon erholte sich die Mannschaft von Dieter Wieser/Urs Wegmann im Startdrittel kaum, schaffte aber Sekunden vor Ende des ersten Durchganges durch Captain Thomas Korsch noch den wichtigen 1:1 Ausgleich. Facts des ersten Playoff-Spieles: Der EIE erzielte drei Playoff-Treffer, dazu drei Shorthander in Folge und erhöhte mit zwei Toren innerhalb von sieben Sekunden(!) vom 7:1 zum 9:1. Das ‘Stängeli’ markierte der EIE Team-Benjamin Lionel Kuhn (55.). Eigentlicher Matchwinner war Carlo Fäh, mit nicht weniger als fünf Toren, dazu noch zwei Assists.

Bericht: Heinz Minder, Illnau

Nachdem die Spieler beider Mannschaften das Einspielen und Aufwärmen beendet hatten und sich nochmals in ihre Garderobe zurückzogen, derweil der Eismeister das Feld für den ersten Playoff-Match um 20:15 Uhr vorbereitete, brach auf der Zuschauer-Tribüne eine mit dem EIE eng verbundene Person und Familienmitglied eines EIE-Spielers zusammen. Dank sofortigem Einschreiten einiger Helfer, konnte der besorgniserregende Zustand der Person bis Eintreffen der Notfall-Ambulanz einigermassen stabilisiert werden. Das Ereignis das vielen mächtig auf das Gemüt schlug, erreichte natürlich auch die EIE-Garderobe, wo sich dann der EIE-Spieler entschied, sich um sein Familienmitglied zu kümmern und verständlicherweise (vorerst) Forfait für das Spiel erklärte und beim Einwurf des ersten Pucks nicht anwesend war. Nach elf Minuten kehrte der EIE-Spieler dann doch zurück und entschied sich doch am Playoff teil zu nehmen.

Dieter Wieser: «Das Spiel lief natürlich am Anfang nicht so, wie wir uns das vorstellten, verständlich mit diesen Begleitumständen». Der EIE-Headcoach weiter: «Wir alle brauchten lange, um uns vor diesem Riesenschock zu erholen. Chapeau an die Adresse meines Spielers, der wiedergekommen ist. Es war seine eigene und persönliche Entscheidung. Die Mannschaft hat es ihm verdankt». Und Wieser war froh darüber, dass «wir zum Glück kurz vor Ablauf des Startdrittels noch den wichtigen 1:1 Ausgleich erzielen konnten».

Allen Beteiligten im EIE-Lager wurde schlagartig bewusst, wie schnell man von einem schweren Schicksalsschlag betroffen sein kann und dass es noch wesentlich wichtigere Dinge im Leben gibt, als ein Hockeyspiel.

An dieser Seite, die besten Genesungsgrüsse, wohl von Seiten der gesamten EIE-Familiy.

Alles zurück auf Feld Null

Zeit bleibt den EIE-Spielern wenig, sich über den erfolgreichen Start in die Play-Off-Serie zu freuen. Schon morgen donnerstags steht für die Auswärtspartie in Scoul an. Und die Bündner selbst haben auch nicht lange Zeit, über diese erste Niederlage zu grübeln. Gleich nach dem Spiel begann in beiden Lagern bereits die Vorbereitung auf das zweite Kräftemessen, welches am Donnerstag in der Eishalle Gurlaina im Unter-Engadin um 20 Uhr gestartet wird. Dieter Wieser unmittelbar nach Spielschluss, mit höchst verhaltener Freude über den Sieg: «Für mich eine schwierige Situation. Das Problem ist jetzt, dass wir die Mannschaft wieder auf Null stellen müssen. Donnerstags ergibt sich eine ganz andere Geschichte. Wir dürfen das Auswärtsspiel in Scoul keineswegs unterschätzen, denn ich erwarte einen grossen Zuschaueraufmarsch von Einheimischen, die ihre Mannschaft antreiben werden. Wir dürfen den Bündnern keine Luft geben».

EIE-Spiel in zwei Hälften unterteilt

Das erste Spiel, dass am Ende mit einem 11:1 Kantersieg des EHC Illnau-Effretikon endete, konnte man eigentlich in zwei Hälften teilen. Erstere – das Startdrittel, in welchem die EIE-Konzentration auf Grund der eingangs geschilderten Begleitumstände nicht vorhanden war. Club da Hockey Engiadina trat respektlos und engagiert an und nahm EIE-Keeper Dennis Volkart unter Dauerbeschuss. Ritzmann kam zu einigen Abschlussversuchen, wie auch das Duo Bott/Oliveira (8.). Die erste EIE-Chance eröffnete sich Marco Vögeli nach knappen zehn Minuten. Das erste Drittel gehörte aber optisch den Gästen, die sich ein Chancenplus erkämpften, im Abschluss aber etwelche Schwächen offenbarten. Trotzdem. Das Führungstor der Engadiner zeichnete sich ab und wurde Tatsache, als Verteidiger Campos Dennis Volkart erstmals bezwingen konnte. Dieter Wieser zu diesem Treffer: «Dem 0:1 ging ein Wechselfehler unsererseits voraus» und Wieser war froh, dass «uns der Ausgleich dann doch noch im Startdrittel gelang». 16 Sekunden vor dem ersten Sirenenton besorgte Thomas Korsch, nachdem Club da Hockey Engiadina dem 2:0 phasenweise näherlag, auf Vorlag von Carlo Fäh und Gabriel Gretler noch das 1:1. Der EIE konnte zur ersten Manöverkritik in die Garderobe, mental noch immer mit einer anderen, fast wichtigeren Sache beschäftigt.

Fähs Doppelschlag im Powerplay…

Dass die EIE-Spieler dem Gegner viel zu viel Freiraum liessen, korrigierten die Platzherren verbunden mit dem zweiten Drittel. Dieses konnte Illnau-Effretikon bei Ausschluss Biert während 104 Sekunden noch im Powerplay beginnen. Zwei Mal musste der EIE sein Überzahlspiel neu aufbauen, wurde von Engiadina aus der Zone gedrängt. Trissi hatte dann das 2:1 auf dem Stock, traf bei einem zweiten Abschlussversuch nur das Torgestänge und jubelte zu früh (23.). Dann kassierte die Mannschaft von Oldrich Jindra einen Doppelausschluss. Nach Sandro Ritzmann musste auch Captain Andri Riatsch auf die Bank. Während 94 Sekunden standen dann 5:3 Spieler auf dem Feld. Und dieses Gastgeschenk nutzte Illnau-Effretikon mit seinem gefährlichen Powerplay eiskalt.

…zur schnellen Vorentscheidung zum 4:1…

Zweimal in Folge vollstreckte Carlo Fäh. Erst auf Vorlage von Fabian Brockhage/Korsch zum 2:1, dann, als Ritzmann noch für 46 Sekunden auf der Strafbank sass, respektive hätte sitzen müssen, reüssierte Fäh mit seinem zweiten Treffer (Korsch/Lionel Kuhn) zum 3:1. Mit der Tempoverschärfung bekundete nun das Gästeteam seine Mühe. Club da Hockey Engiadina hatte in seinen 18 Meisterschaftspartien in der Gruppe 2 19 Punkte erobert, was im Vergleich zur Gruppe 1 in etwa mit Sursee entsprach. Illnau-Effretikon war nun im ersten Play-Off Spiel angekommen – für die Unter-Engadiner war das Treffen bei Halbzeit bereits entschieden, denn Tizian «Tiz» Müller erhöhte nur 21 Sekunden nach Fähs 3:1 mit einem schnellen Doppelschlag (Assist Cristelotti) auf 4:1.

…zwingt Oldrich Jindra zum Time-Out

Dieser Spielstand, respektive der vierte schnelle Gegentreffer war für Engiadina-Profi-Trainer Oldrich Jindra Grund genug, unverzüglich sein Time-Out zu nehmen. Jindra, einst Trainer in Rheintal, Herisau und Schaffhausen, der vor Spielbeginn bereits bemerkte, dass er momentan eine dünne Personaldecke habe und «deshalb heute zwei Novizenspieler mitgenommen habe (Nic Benderer/Mauro Noggler)». Jindra: «Wir haben jetzt überhaupt nichts mehr zu verlieren», appellierte er während dem Time-Out an die Adresse seiner Spieler.

Eigene EIE-Ausschlüsse ohne Folgen…

Die Zürcher Oberländer handelten sich aber einige dumme Strafen ein, welche vom Gegner aber nicht genutzt werden konnten, weil das Box-Play des EIE vorzüglich klappe und die Mannschaft von Dieter Wieser nach Förderreuthers 5:1 (35.) unglaubliches schaffte. Die Konzentration war zurück. Der EIE hatte den Gegner nun weit besser im Griff und spielte nun auch seine läuferische Überlegenheit immer stärker aus. Noch vor Ablauf des zweiten Drittels in welchem sich das Heimteam markant zu steigern vermochte, fiel das 6:1. Dem EIE gelang dieser Treffer gar bei eigenem Ausschluss (Beltrame) und abermals durch Carlo Fäh, der von EIE-Captain Thomas Korsch und Peter Hofer lancierte wurde und somit durch Shorthander.

…bringen EIE aber drei Shorthander in Folge

Apropos Shorthander. Mit 5:0 schickte Illnau-Effretikon die Gäste in die zweite Pause – und wie das Mitteldrittel endete, eben mit einem Tor in Unterzahl, begann das Treffen wieder. Die nun entfesselt auftretenden EIE-Spieler markierten, bei Ausschluss von Gabriel Gretler durch Thomas Korsch (45.) und bei Strafe von Cristelotti durch Carlo Fäh – mit zwei weiteren Shorthanders das 8:1. Auf der Gegenseite hielt EIE-Keeper Dennis Volkart alles was auf seinen Kasten kam und die Treffsicherheit der Bündner erreichte im zweiten- und dritten Abschnitt keine bessere Quote mehr. Und punkto Powerplayspiel zeigten die Gäste wenig Überzeugung, konnten sie doch noch vor dem fünften EIE-Treffer während 83 Sekunden und bei EIE-Ausschlüssen von Lionel Kuhn/Gabriel Gretler auch mit 5:3 Spielern agieren.

Unterschiede ersichtlich

Mit der sicheren 6:1 Führung ging es zum Schlussdrittel – wo es für Club da Hockey Engiadina eigentlich nur noch zur Schadensbegrenzung ging. Wieder in Überzahl (Ausschluss Gabriel Gretler) konnte Engiadina starten, zeigte aber kein gefährliches Powerplay. Und zum Unterschied der beiden Mannschaften: Engiadina Verteidiger Biert hämmerte vor Dennis Volkart über den Puck – Illnau-Effretikon angelte sich die Scheibe und lancierte den schnellen Gegenzug. Die Bündner wurden eiskalt ausgekontert – alles bei Ausschluss von Gabriel Gretler, dessen Strafe allerdings völlig falsch war und einem Schiedsrichter-Fehlentscheid zu Grunde lag, denn Gretler wurde von Dell’Andrino mit dessen Stock über dem Kopf ‘bearbeitet’. Nun. Auch Unparteiische können sich irren und Dieter Wieser meinte «auch die Spielleiter müssen erst in den Playoffs ankommen». Mit dem zweiten Shorthander besorgte Korsch das 7:1 und Carlo Fäh verbuchte dann bei Strafe von Cristelotti das dritte Unterzahl-Tor in Folge für seine Farben (47.). Das 8:1 zog bei Club da Hockey Engiadina dann den Torhüterwechsel mit sich. Mario Siegenthaler machte dem Junior Flurin Spiller den Platz wischen den Pfosten frei (46:46).

Lionel Kuhn markiert das «Stängeli»

Die Oberländer begnügten sich noch nicht. Bei jeweiligen Ausschlüssen von Peter Hofer (EIE) und Linard Schmidt (Engiadina) erhöhte Carlo Fäh mit seinem fünften Treffer des Abends auf 9:1 – und während die beiden Spieler noch immer in der Kühlboxe sassen, markierte der EIE-Team-Benjamin Lionel Kuhn knappe sechs Minuten vor Schluss noch des ‘Stängeli’. Thomas Hofer, bei Ausschluss von Trissi – traf mit dem dritten Powerplaytor – in der Schlussminute noch um 11:1 Endstand.

Alles beginnt wieder bei Null

Ob mit einem Tor gewonnen – am Ende nutzt dem EIE dieser zweistellige Kantersieg nichts, ausser, dass man dem Gegner mal die eigenen Möglichkeiten aufzeichnete. Dieter Wieser brachte es treffend auf den Punkt: «Donnerstags beginnt alles wieder bei Null». Nun. Die Basis ist gelegt.

Illnau-Effretikon – Club da Hockey Engiadina 11:1 (1:1, 5:0, 5:0).-Eishalle Eselriet (Effretikon).- 165 Zuschauer.- SR: Jean-Louis Chevalley/Sven Sprenger.-Tore: 15. Campos (Mauro Noggler/Biert) 0 :1. 20. Korsch (Gabriel Gretler/Fäh) 1 :1. 25. Fäh (Korsch/Brockhage, Doppelausschlüsse Ritzmann/Dell’Andrino) 2:1. 28:12. Fäh (Lionel Kuhn/Korsch, Ausschluss Ritzmann) 3:1. 28:33. Müller (Vögeli/Cristelotti) 4:1. 35. Förderreuther (Vögeli/Peter Hofer) 5:1. 37. Fäh (Peter Hofer/Korsch, Shorthander/eigener Ausschluss Beltrame) 6:1. 45. Korsch (Fäh/Peter Hofer, Shorthander, eigener Aussschluss Gabriel Gretler) 7:1. 47. Korsch (Fäh/Gabriel Gretler/Shorthander, eigener Ausschluss Cristelotti) 8:1. 54:49 Fäh (Auschschlüsse Peter Hofer/Linard Schmidt) 9:1. 54:56 Lionel Kuhn (Vögeli, Ausschlüsse Peter Hofer/Linard Schmidt) 10:1. 60. Thomas Hofer (Vögeli/Peter Hofer, Ausschluss Tissi) 11:1.- Illnau-Effretikon: Volkart (Stücheli); Gabriel Gretler, Brockhage; Peter Hofer, Thomas Hofer; Wimber, Andrea Giacomelli; Nicola Gretler, Mirco Weinhart; Beltrame, Korsch, Fäh; Vögeli, Förderreuther, Lionel Kuhn; Cristelotti, Müller, Andersen; Fabio Giacomelli.- Club da Hockey Engiadina: Siegenthaler (46:46 Spiller); Bott, Lima; Livio Noggler, Benderer; Biert, Campos; Riatsch, Gantenbein, Dell’Andrino; Ritzmann, Tissi, Dario Schmidt; Mauro Noggler, Pinösch, Linard Schmidt; Campell, Oliveira.- Strafen: Illnau-Effretikon 12-Mal 2 Minuten; Club da Hockey Engiadina 7-Mal 2 Minuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Sommer (Grippe), Lorenz Kuhn (Verletzt), Brasser (Militär/Rekrutenschule), Wieser (Weltreise).- 28:33 Time-Out Club da Hockey Engiadina; 46:46 Torhüterwechsel Engiadina: Flurin Spiller anstelle von Mario Siegenthaler.- Nächste/2. Play-Off Partie: Club da Hockey Engiadina – Illnau-Effretikon, Donnerstag, 15. Februar 2018, Eishalle Gurlaina (Scoul), Spielbeginn: 20:00 Uhr.-

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