Wenn ein Tor zum Alptraum wird – Küsnacht auf Halbfinalkurs

Das dritte Viertel-Final Play-Off Spiel zwischen dem EHC Illnau-Effretikon (EIE) und Schlittschuh-Club Küsnacht (SCK) endete donnerstags mit einem 1:0 (1:0, 0:0, 0:0) Erfolg für Küsnacht. Die siegreiche Mannschaft übernahm damit die 2:1 Führung in der Serie und kann samstags im vierten Treffen in der KEK (Küsnacht) mit Spielbeginn um 17 Uhr mit dem ersten Matchpuck antreten. Das erste und einzige Tor des Abends markierten die Gäste beim ersten Ausschluss des Spieles, als Lionel Kuhn in der fünften Minute in die Kühlboxes musste. Sechs Sekunden vor Schluss, Küsnacht nun in Unterzahl (Ausschluss Oechsle) und Illnau-Effretikon ohne Torhüter Dennis Volkart, dafür mit sechstem Feldspieler, gelang der Mannschaft von Dieter Wieser ein Tor, wie der EIE reklamierte, doch die Schiedsrichter hatten das Spiel ihrer Meinung nach bereits unterbrochen.

Bericht: Heinz Minder, Effretikon

Siegen – oder Fliegen, heisst es für Illnau-Effretikon nach der zweiten Viertel-Final-Niederlage. Entweder gelingt dem EIE samstags noch der Befreiungsschlag zum fünften und letzten Treffen (Dienstag, 6. März um 20:15 Uhr wieder in der Eishalle Eselriet in Effretikon), oder die Saison endet bereits am kommenden Samstag in Küsnacht für Headcoach Dieter Wieser und seine Mannschaft.

Der erwartet dramatische Fight mit erfolglosem EIE-Anrennen

Es war donnerstags der erwartet harte und dramatische Fight im Eselriet. Ein Kampf, wie man ihn im Vorfeld und auf Grund der Ausgangslage (Stand 1:1) von beiden Mannschaften erwarten konnte. Unnötig die Feststellung, dass beide Teams dieses kapitale Spiel im Eselriet gewinnen wollten. Küsnacht tat mit guten Erinnerungen an. Es hatte samstags davon profitiert, dass Gastgeber Illnau-Effretikon einen ganz schwachen Tag, respektive Abend, ein- und mit 2:5 eine Heimniederlage bezog. Optisch fast ähnlich wickelte sich das zweite EIE-Heimspiel ab – denn die Zürcher Oberländer mühten sich 59 Minuten und 54 Sekunden vergeblich für das eine Tor ab. Als es ihnen scheinbar sechs Sekunden vor Schluss mit der Brechstange doch noch gelang, gaben die beiden Schiedsrichter den Treffer nicht.

Sommer mit dabei – Fäh fehlte auch donnerstags…

Zwei Mal im heimischen Stadion sich schlagen zu lassen und dies innerhalb von nicht einmal einer Woche, ein solches Szenario wollten sich die Einheimischen absolut nicht vorstellen. Illnau-Effretikon, das dienstags in Küsnacht mit veränderten Formationen antrat (Sommer und Lorenz Kuhn beide verletzt, wie  Christoph Weinhart, der montags im Abschlusstraining für das Auswärtsspiel in Küsnacht einen Fussbruch erlitt, Brasser im Militär/Rekrutenschule, sowie den beiden erkrankten Fabio Giacomelli und Carlo Fäh und Wieser der sich auf Weltreise befindet), stellte für das dritte Play-Off-Treffen (zweites EIE-Heimspiel) gegen Küsnacht abermals sein Kader auf einigen Positionen um.

…und Orlando Fusco reaktiviert

Weil Fabian Brockhage infolge Schule nicht antreten konnte, reaktivierte Dieter Wieser mit Orlando Fusco einen ehemaligen Verteidiger der ersten Mannschaft für dieses Spiel. Wieser liess dienstags nach erfolgtem 4:3 Auswärtssieg in der KEK bereits durchblicken, dass «im nächsten Spiel Carlo Fäh und Michael Sommer wieder einsatzfähig sein sollten». Damit würde der EIE deutlich an zusätzlicher Offensivstärke zulegen. Michael Sommer, der in 17 Gruppenspielen 17 Tore erzielte, verletzte sich unmittelbar vor der Schlussrunde am 10. Februar (gegen Küsnacht) und verpasste so die letzten sechs EIE-Spiele (letztes Gruppenspiel, drei Achtel- und zwei Viertelfinalpartien). Und Carlo Fäh, der in den 16 Gruppenspielen 14 Tore markierte und es in seinen diesjährigen vier Play-Off Partien bereits acht Treffer markieren konnte, sollte also nach seinem Fehlen dienstags in Küsnacht wieder für den EIE einlaufen können. So jedenfalls stellte es sich Dieter Wieser noch in Küsnacht vor. Beim Einsatz von Michael Sommer lag der EIE-Trainer richtig – hingegen falsch, was donnerstags das Mitwirken von Carlo Fäh betraf.

EIE-Headcoach Wieser mächtig aufgewühlt

Nun. Dieter Wieser war nach Spielschluss mächtig aufgewühlt. Wie alle Zuschauer, so stellte auch der EIE-Trainer fest, «dass wir heute einfach kein Tor erzielten konnten». Dass seiner Mannschaft dann sechs Sekunden(!) vor Schluss angeblich der reguläre 1:1 Ausgleich – im Powerplay mit zwei Mann mehr, da Tim Oechsle (Küsnacht) auf der Strafbank sass – und Illnau-Effretikon für die letzten 79 Sekunden ohne Torhüter Dennis Volkart – gelang und durch die Schiedsrichter nicht gegeben wurde, brachte Wieser mächtig in Range. «Zwei Mal haben die Schiedsrichter, die meiner Ansicht nach heute grundsätzlich überfordert waren, das Spiel zu früh unterbrochen». Der EIE-Trainer war auch der festen Überzeugung, dass «uns der Rhythmus durch die Unparteiischen gebrochen wurde».

Erster Zweier brachte alles entscheidendes Tor

Dass schon die erste ‘kleinliche’ Strafe gegen Lionel Kuhn, ein angeblicher Stockschlag in der Startphase, so gravierende Auswirkungen haben sollte, konnte sich Dieter Wieser auch nicht vorstellen. «Ich hätte nie gedacht, dass der erste Zweiter in diesem Match das Spiel entscheidet». Der EIE-Trainer war mit der Leistung der Spielleiter absolut nicht zufrieden und regte sich am Schluss auch darüber auf, dass «man erst alles gegen uns, dann (wohl als Kompensation) alles gegen Küsnacht pfiff» und fragte sich, «wie kann man in einer so entscheidenden Phase in einem Playoff-Spiel zwei plus zwei Minuten gegen Oechsle aussprechen».

Entweder – Oder – und der Schiedsrichter schiesst die Tore nicht selbst

Dazu sei wohl gesagt: Entweder ahndet man jene Behinderung sowohl in der Endphase, wie auch zuvor in der Startphase und bleibt der Linie konsequent treu und ahndet auch Oechsles verbale Entgleisung (Unsportliches Verhalten/Reklamieren), oder man lässt es sein, womit der EIE-Trainer dann auch wieder nicht einverstanden gewesen wäre.

Dass Illnau-Effretikon am Ende 0:1 verlor, lag sicher nicht an den beiden, vielleicht etwas unerfahrenen, Spielleiter. Tatsache ist: der Heimklub schaffte es zuvor in 59 Minuten und 54 Sekunden nicht, aus eigenen Mitteln einen Treffer zu erzielen. Statt vor der eigenen Tür zu wischen war es natürlich am Ende leicht und wohl auch etwas billig, dann die Schuld für die 0:1 Niederlage bei den Unparteiischen zu suchen.

100 Schüsse auf SCK-Keeper Mader

Illnau-Effretikon mühte sich an diesem Abend mit dem Tore-Schiessen. Dass dem EIE, bei vier Möglichkeiten, auch kein Powerplaytreffer gelang und man damit meinen und behaupten könnte, das EIE-Überzahlspiel sei schlecht gewesen, wies Dieter Wieser energisch zurück. «Nein. Diese Aussage ist falsch! Unser Powerplay funktionierte, doch wir haben einfach kein Tor geschossen». Wieser gab zu bedenken, dass «wir heute wohl einhundert Mal auf den gegnerischen Keeper zielten, doch die Scheibe wollte einfach nicht rein». Stimmt – so wurde das eine (oder eben das zweite) Tor zum EIE-Alptraum.

Punktuelle Veränderungen gegenüber Dienstag

Schon auf den 0:1 Rückstand reagierte Illnau-Effretikon vehement, versuchte alles und wie dienstags in Küsnacht, den schnellen Ausgleich zu erzwingen. Im letzten Match gerieten die Zürcher Oberländer nach 66 Sekunden Spielzeit bereits früh mit 0:1 in Rücklage, reagierten dann noch im Startdrittel. Diesmal fiel den EIE-Spielern das Toreschiessen unheimlich schwer. Die Angriffe der Platzherren waren in der eigenen Zone noch gut, doch die entscheidenden Zuspiele auf die Spitzen kamen nicht an. Kam noch hinzu, dass sich der SC Küsnacht sehr gut auf das EIE-Spiel eingestellt hatte. Dem SCK-Trainer Daniel Keller fehlten in Effretikon Wüst und Molina, dafür spielte bei Küsnacht, das mit der gleichen Defensive (drei Linien unverändert), aber mit Noel Gander als Center in der ersten Linie angetreten war. Im Mitteldrittel schied dann Verteidiger Schilling angeschlagen vorzeitig aus und war im letzten Abschnitt nicht mehr mit dabei.

Volkart hält Team im Spiel

Illnau-Effretikon konnte sich auf einen stark aufspielenden Dennis Volkart verlassen. Der EIE verhinderte das mehrmals möglich scheinende 0:2. Volkart sorgte mit vielen guten und starken Paraden dafür, dass der EIE eben bis zur Schlussminute nur einem einzigen Treffer Rückstand nachrennen musste. Schon im Startdrittel konnte Küsnacht während 76 Sekunden bei Doppelausschluss von Cristelotti und Förderreuther mit zwei Mann mehr den Zweitore-Vorsprung suchen, doch überstand der EIE jene kritische Phase und musste im ersten Durchgang während acht Minuten mit einem Mann weniger spielen.

Krone wieder richten

«Wir haben den Gegner im Griff gehabt», stellte Wieser fest. «Wir haben Küsnacht nicht mehr so spielen lassen» und nach der für ihn unglaublichen Niederlage, zeigte sich der EIE-Trainer bereits wieder kämpferisch. «Jetzt hoffe ich, dass auf Samstag alle Spieler zurück sind. Wir müssen unsere Krone wieder richten» und Wieser meinte buchstäblich, dass «das heute Scheisse war und wir das Tor einfach nicht machten. Jetzt müssen wir samstags nach Küsnacht und dann haben wir nochmals ein Heimspiel».

EIE-Ladehemmung – behoben?

Will heissen: Der EHC Illnau-Effretikon gibt sich natürlich in dieser Viertelfinal-Serie mit dem 1:2 Rückstand noch längst nicht geschlagen und rechnet damit, dass man wie am Dienstag nun auch am Samstag in der KEK gewinnen kann. Und die Aussage von Wieser, «wir haben sicher einhundert Mal auf den Torhüter geschossen», verdeutlicht, dass Illnau-Effretikon zu seinen Chancen gekommen ist – aber einfach Ladehemmung hatte. Der EIE spielte in seinem zweiten Heimspiel gegen Küsnacht wieder nicht berauschend – vielleicht erfolgt nun wieder für das Auswärtstreffen die entsprechende EIE-Reaktion. Für Illnau-Effretikon wird es das Spiel der letzten Chance.

Küsnacht ohne Verschleisserscheinungen

Küsnacht erwies sich als der aufsässige Gegner der zu keiner Phase des Spieles zu etwelchen Geschenken oder Kompromissen bereit war. Dass der SCK bereits fünf Spiele gegen Wallisellen (im Achtelfinal) und nun schon drei Partien gegen den EIE in den Beinen hat, war überhaupt nicht zu sehen. Keine Spur von Müdigkeit in Form von schweren Beinen oder mentaler Schwäche. Hut ab. Dieser Gegner ist unbequem und wird samstags dafür sorgen, dass Illnau-Effretikon nur über eine klare Leistungs- und Willenssteigerung zu einem Sieg und damit fünften Spiel kommen kann.

 

Illnau-Effretikon - SC Küsnacht 0:1 (0:1, 0:0, 0:0).- Eishalle Eselriet (Effretikon).- 201 Zuschauer.- SR: Sven Sprenger/Jean-Louis Chevalley.- Tor: 5. Peter (Simon, Ausschluss Lionel Kuhn) 0:1.-Illnau-Effretikon: Volkart (Stücheli); Gabriel Gretler, Fusco; Peter Hofer, Thomas Hofer; Andrea Giacomeli, Nicola Gretler; Mirco Weinhart, Wimber; Lionel Kuhn, Korsch, Sommer; Vögeli, Förderreuther, Beltrame; Cristelotti, Müller, Andersen.- SC Küsnacht: Mader (Wullschleger); Wollgast, Peter; Schilling, Nicolay; Leutwyler, Fischer; Weber; Simon, Gander, Von Känel; Schärer, Wehrle, Kunz; Bischof, Zimmermann, Oechsle; Mokry.- Strafen: Illnau-Effretikon 4-Mal 2-Minuten; Küsnacht 6-Mal 2-Minuten.-Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Lorenz Kuhn (Verletzt), Christoph Weinhart (Fussbruch im Montags-Training), Brockhage (Schule), Brasser (Militär/Rekrutenschule), Fabio Giacomelli und Carlo Fäh (beide Krank), Wieser (Weltreise); Comeback von Michael Sommer (nach sechs Spielpausen/Schulterverletzung; Comeback von Orlando Fusco auf Verteidigerposition).- 56:35 Time-Out Illnau-Effretikon; 58:41 EIE bei 2+2 Minuten Strafe gegen Oechsle ohne Keeper Dennis Volkart  dafür bis Spielschluss mit sechstem Feldspieler.- 59:54 Angeblicher 1:1 Ausgleich wird durch Schiedsrichterduo nicht gegeben.- Nächstes 4. Spiel/Play-Off Viertelfinal: SC Küsnacht – Illnau-Effretikon, Samstag, 3. März 2018, KEK (Küsnacht), Spielbeginn: 17:00 Uhr.- Stand Viertelfinal: Illnau-Effretikon – SC Küsnacht 1:2.

 

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