1. Mannschaft, Di 09.03.2010 20:15 gegen HC Chiasso, Feld: Dübendorf
Eishockey: 2. Liga, 2. Playoff-Halbfinale: Illnau-Effretikon – Chiasso 1:5 (0:1, 0:0, 1:4).
Vier Playofftreffer in Folge brechen EIE das Genick
Gut aber glücklos gekämpft lautet das Schlussfazit für den EHC Illnau-Effretikon (EIE) im zweiten Playoff-Halbfinal gegen Chiasso. Das Unterfangen der Zürcher Oberländer, sich mit einem Heimsieg im Dübendorfer-Exil dienstags ein zweiten Heimspiel zu sichern, missglücke. Der EIE unterlag einem spiel- und kampfstarken Gästeteam mit 1:5 (0:1, 0:0, 1:4). Die Entscheidung bahnte sich gleich zu Beginn des Schlussdrittels an. Da kassierte die Mannschaft von Dieter Wieser drei Powerplaytreffer bei Ausschlüssen von Roman Hardmeier, Ronnie Leuthold und Marcel Sommer.
Heinz Minder, Dübendorf
Dieter Wieser betonte vor Spielbeginn, dass „wir alles daran setzen werden, um heute zu gewinnen“. Wieser, vor seiner Rückkehr zu Illnau-Effretikon während zweier Jahre Assistenztrainer in Dübendorf, wähnte sich trotz Exil im Glatttal an einem echten Heimspiel. „Wir wollen im zweiten Einsatz den Ausgleich in der Halbfinal-Playoffserie und damit ein zweites Heimspiel“. Gescheitert ist Illnau-Effretikon an einem wiederum äusserst spielstarken Gegner, welcher mit unbändigem Siegeswillen antrat und den EIE über weite Strecken hart forderte. Erstaunlicherweise hielt Wiesers-Truppe bis zum Schluss wacker mit, kämpfte aufopfernd, aber wie bereits samstags auswärts in Chiasso meist glücklos. Die Tessiner unterstrichen ihre Ambitionen auf den Aufstieg in die Erstliga eindrücklich. Das Team von Julius Kovacs entpuppte sich grund solid, kompakt, selten mit Schwächen, vielmehr mit überzeugendem starken Kollektiv und gut abgestimmten und einstudierten Aktionen.
Das Publikum sah in der Dübendorfer Eishalle Chreis ein rasantes, schnelles und unterhaltsames Treffen. Chiasso holte sich den Vorteil der 1:0 Führung in der zehnten Minute. Illnau-Effretikon hatte eben den ersten Ausschluss des Spieles von Christian Koster schadlos überstanden, als kurz darauf Ronnie Leuthold wegen Haltens in die Kühlboxe wanderte. Chiasso vermochte die Scheibe im EIE-Drittel zu halten. Der Würgegriff auf die Spieler von Dieter Wieser verstärkte sich von Sekunde zu Sekunde. Illnau-Effretikon geriet jetzt markant unter Druck und verstand es nicht, in dieser Phase den Puck aus dem Gefahrenbereich zu spedieren. Folge: Luft und Platz bekam der EIE nun nicht mehr, derweil der Gegner die Scheibe gekonnt und schnell laufen liess. Auf Zuspiel von Edoardo Raimondi verwertete Rinaldo Larghi zum 0:1. Vereinzelt konterte Illnau-Effretikon im weiteren Verlauf. Patrick Lamprecht blieb bei seinem Solodurchbruch der linken Bande entlang, Einzelkämpfer. Kein Gegenspieler war in der Mitte oder rechts mitgelaufen. Chiasso konnte den Angriff in der 14. Minute problemlos unterbinden. Die Südschweizer führten das Spieldiktat mit leichtem Pluspunkt und zeichneten sich mit feinerer Klingenführung aus. Direkt, schnörkellos und gradlinig stürmten die Gäste in die Offensive, allerdings unterliefen Chiasso anfangs einige Fehlpässe bei der Angriffsauslösung. Nach dem 1:0 prüften Raimondi und Berkis EIE-Keeper Steve Meier. Sekunden vor Ende des Startdrittels kam Daniel Knecht noch zu einem Abschlussversuch auf Angelo Franciamore.
Präsent zeigte sich Illnau-Effretikon zu Beginn des zweiten Spielabschnittes. Die „Platzherren“ kamen auf fremden Eis dank Patrick Lamprecht (20:42) und Captain Bruno Hollenstein (21:20) zu zwei vielversprechenden Möglichkeiten. Unbestritten war die Ausgangslage für den EIE vor dem Mitteldrittel. Einen weiteren, zweiten Gegentreffer galt es unter allen Umständen zu vermeiden. Um weiterhin im Spiel und Playoff-Halbfinale aktiv sein zu können, war der schnelle Ausgleich gefragt. Doch das 1:1 kam nicht. Chancen dazu hatte Illnau-Effretikon, doch punkte Auswertung und Effizienz vor Franciamore sah die EIE-Bilanz nicht gerade erfreut aus.
Das Treffen verlief intensiv, zügig und flüssig ohne grosse und lange Unterbrüche. Nur vereinzelt gab es Zweiminuten-Ausschlüsse wegen kleinen Vergehen. Der Abnützungskampf auf Messers Schneide war temposchnell und fair. Zu Beginn des zweiten Drittels kassierte auch Chiasso den ersten Ausschluss. Profitieren konnte der EIE davon allerdings nicht. Die Südschweizer agierten mit aggressivem Boxplay und liessen praktisch keine Abschlüsse auf Franciamore zu. Patrick Lamprecht blieb am gegnerischen Keeper hängen. Dann, kurz nach Spielhälfte, musste EIE-Verteidiger Orlando Fusco raus. Nun geriet Illnau-Effretikon wieder unter Druck. Chiasso strebte vehementer Natur den zweiten und vielleicht bereits vorentscheidenden Treffer an. Mit Händen und Füssen und viel Einsatz stemmten sich die Zürcher Oberländer gegen den Zweitore-Rückstand. Erfolgreich. Noch, jedenfalls, denn das Mitteldrittel endete torlos.
Die Entscheidung im zweiten Halbfinale aber bahnte sich Sekunden vor- und gleich nach Beginn des dritten Durchganges an. Während Chiasso in Unterzahl (Ausschluss Bizzozero für Behinderung) das Mitteldrittel zu beenden hatte, brachen die Tessiner vor dem zweiten Sirenenton noch vor Steve Meier durch. EIE-Verteidiger Roman Hardmeier konnte mit verstärktem Einsatz den zweiten Gegentreffer erfolgreich verhindern, kassierte aber für seine Intervention am durchbrechenden Gegner einen Ausschluss. Vergeblich forderte Chiasso bei 39:58 einen Penalty für Hardmeiers Kampfeinsatz.
Hardmeier sass dann auf der Strafbank, Bizzozero noch für 24 Sekunden, als der letzte Abschnitt begann. Kaum war Chiasso wieder in numerischem Vollbesitz und konnte sein gefährliches und schnelles Powerplay im EIE-Drittel aufziehen, fiel auch das 2:0 (Torschütze Rosetti). Roman Hardmeier hätte noch 32 Sekunden auf der Bank bleiben müssen. Gegen Illnau-Effretikon bahnte sich nun die Vorentscheidung an. Kaum komplett, kassierte der EIE die nächste Strafe. Diesmal musste Ronnie Leuthold raus. Und wie beim 0:1 und 0:2 demonstrierte Chiasso fast perfekte Powerplaystärke. Eingespielt waren diese Überzahlsituationen mit jeder Garantie. Und erfolgreich wurden die Chancen der numerischen Überlegenheit eiskalt und dankend angenommen und ausgenutzt. Elf Sekunden dauerte Leutholds-Strafe noch, als ein weiterer Ausschluss gegen Illnau-Effretikon angezeigt wurde. Da fiel das 3:0 durch Mauro Grisi und weil erst die letzte (angezeigte) Strafe gelöscht wurde, musste Leuthold die restlichen Sekunden noch absitzen. Mit dem vierten Powerplaytreffer in Folge, nun sass EIE-Topskorer Marcel Sommer auf der Strafbank, machte Chiasso zu Beginn des Schlussdurchganges (45:52) alles klar. Dieter Wieser ärgerte sich am Schluss etwas darüber, dass „die Schiedsrichter plötzlich ihre Linie verloren und kleinlich gegen uns pfiffen“. Ansichtssache. Die Ausschlüsse waren jedenfalls vertretbar, denn Illnau-Effretikon musste gegen den starken Gegner mehr Risiko im Zweikampfverhalten eingehen.
Bei 45:24 und vor der doppelten Powerplaymöglichkeit (Ausschlüsse Claudio Battistini und Alessio Moro während 4 Sekunden), nahm Wieser sein Time-out. Illnau-Effretikon schaffte das wichtige Erfolgserlebnis, sprich Tor, nicht. Erst knappe acht Minuten vor Ende reüssierte Marcel Sommer noch zur Resultatkosmetik (1:4). Den Schlusspunkt setzte Marco Aletti – für einmal nicht mit einem Powerplaytreffer zum 5:1, oder 1:5 je nach Perspektive.
Illnau-Effretikon unterlag in einem rassigen, hochstehenden Hockeyspiel einem starken Gegner. Diese 1:5 Niederlage gilt es zu akzeptieren, denn Chiasso erwies sich auch im zweiten Match als kampf- und spielstarke Truppe mit wenig Schwächen. Donnerstags spielt der EIE auswärts in Chiasso um seine letzte Chancen. Entweder Auswärtssieg – oder Ende der diesjährigen Playoff-Halbfinalserie Best-of-five nach drei Runden.
2. Liga, 2. Playoff-Halbfinale: Illnau-Effretikon – Chiasso 1:5 (0:1, 0:0, 1:4).- Eishalle Chreis (Dübendorf).- 145 Zuschauer.- SR: Rainer Brechbühl/Markus Ammann.- Tore: 10. Larghi (Raomondi, Ausschluss Leuthold) 0:1. 42. Rossetti (Moro/Berkis, Ausschluss Hardmeier) 0:2. 44. Mauro Grisi (Ausschluss Leuthold und bei angezeigter Strafe gegen Illnau-Effretikon) 0:3. 46. Celio (Berkis/Larghi, Ausschluss Marcel Sommer) 0:4. 53. Marcel Sommer (Lamprecht/Knecht) 1:4. 55. Aletti (Claudio Grisi) 1:5.- Illnau-Effretikon: Steve Meier; Hangartner; Ralph Meier (Frutiger); Fusco, Brockhage; Dinkel, Hardmeier; Nicolai; Lamprecht, Knecht, Marcel Sommer, Hollenstein, Golob, Grösser; Markus, Leuthold, Koster; Wiederkehr.- Chiasso: Franciamore (Canepa); Guidotti, Celio; bizzozero, Guerra; Medici, Mauro Grisi; Raimondi, Larghi, Berkis; Moro, Rosetti, Battistini; Aletti, Merzaghi, Claudio Grisi; Butti, Martin.- Strafen: beide Mannschaften je 7x2 Minuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Röder und Patrick Sommer.- 48:24 Time-out Illnau-Effretikon.- Chiasso führt nach zweitem Halbfinal-Playoffspiel gegen Illnau-Effretikon in der Serie Best of five mit 2:0.- Nächstes und drittes Halbfinalspiel: Chiasso – Illnau-Effretikon donnerstags um 20:00 Uhr in Chiasso.