Nach zwei (verlorenen) Oberland-Derbys reist der EHC Illnau-Effretikon (EIE) sonntags erstmals in diesem „hochsommerlichen Winter“ in den Süden. Erster Gegner im Tessin – im 2360 Plätze umfassenden Centro Sportivo - Bellinzona (Spielbeginn 16:45 Uhr).
Heinz Minder, Illnau
Vor Jahresfrist war die Partie des EIE gegen Bellinzona das Erstrundenspiel. Illnau-Effretikon führte dank Andersen (16.) 1:0, geriet dann 1:2 in Rücklage, doch Sommer und Korsch, beide je mit Doppelpack, sorgten wieder für eine (5:2) Führung. Bellinzona kam am Schluss noch auf 4:5 (1:1, 1:3, 2:1) heran. Fragt man die Spieler, sind sie immer „begeistert“ von den Reisen ins Tessin. Legendär sind die ‚Schlachten‘ auf der Siberia mit Ascona, die Spiele gegen Ceresio auf der offenen und altehrwürdigen Eisbahn von Mezzovico, oder in Nivo, direkt unter dem Autobahnviadukt. Oder die kurzfristig von Chiasso ins Ausland verlegte Partie in Varese, weil Chiassos Eismaschine defekt war.
Chiasso erzwang Spielabbruch im Eselriet
Oder Chiasso selbst, die EIE-Hassliebe, jenes Spiel im Eselriet vom 12. Februar 2005, das beim Stande von 2:0 für den EIE auf Wunsch der Tessiner wegen anhaltendem Regen abgebrochen wurde. Zum neu fixierten Nachtragstermin erschienen die Südschweizer dann gar nicht mehr in Effretikon. Chiasso. Was erlebten die Spieler und Staff nicht alles. Tumulte, als der EIE nach gewonnenem Spiel in die Garderobe flüchten und sich dort gar einschliessen musste, bis sich der südländische Mob (Spieler und Zuschauer) wieder einigermassen erholt und beruhigt hatten.
Keine Maronis – dafür eins auf die Nüsse
Oder Valle Verzasca. Was haben doch erst alle geflucht über die lange Fahrt ins hinterste Dorf der Kastanienwälder nach Sonogno. Nein – Maronis gab es an jenem Sonntag bei Regen in der Sonnenstube eine – dafür eines auf die Nüsse – 5:6 (1:2, 1:2, 3:2). Auswärtsspiele im Tessin sind wahrlich keine Kaffeefahrten, bieten aber für Einige Unterhaltung, wenn der Kettensäge-Mörder seinen Auftritt gibt und bei den Spielern Aufmerksamkeit (Angst?) und Spannung verlangt und für Ablenkung sorgt.
Unvergessen: Wieser gegen Tajcnar
„Die Innerschweizer liegen uns irgendwie nicht so“, hat unlängst EIE-Captain Michael Sommer erklärt. Und Dieter Wieser, als Aktivspieler selbst oft mit dabei – damals, als 18järhiges Leichtgewicht beispielsweise absolut chancenlos im Checkversuch mit Ruedi Tajcnar, dem 54fachen tschechoslowakischen Natispieler, der 1977 auf einer Reise in die Schweiz „politisch absprang und um Asyl“ bat und bei Ascona als bärenstarker Fels sicher gut und gerne 120 Kilo auf die Schlittschuhe brachte. Schrecksekunden auch am 4. Februar 2006. Der EIE nahm Patricia Elsmore Sautter mit in den Tessin als Ersatzkeeperin. Patricia war gerade auf dem Weg mit der Schweizer Frauen-Eishockeynationalmannschaft an die Olympischen Winterspiele in Turin. Beim Einspielen in Mezzovico, wo dem EIE auch mal ein hygienisch höchst bedenklicher Baucontainer als Umkleideort zur Verfügung gestellt wurde, worauf einige es vorzogen, „Open-Air“ sich für das Spiel vorzubereiten, wurde die Nati-Keeperin von einem Puck hart in der Gesichtsmaske getroffen und man schon befürchten musste, Patricia würde verletzungsbedingt gar nicht nach Turin fahren können. Benvenuti Ticino – Iragna 3 Valli, Nivo, jeder Ort hat seine Geschichte. Nun trifft Illnau-Effretikon auf GDT (nicht zu verwechseln mit GTIJ) Bellinzona, den mit acht Punkten auf dem Konto stehenden Siebtrangierten.
Bellinzonas Trainer einstiger EIE-Spieler
Sonntags wird es wieder ein freudiges Wiedersehen geben. Bellinzona Coach ist Domenico Piluso, der 2005/06 und 06/07 das EIE-Dress trug und dann ein Transfer zu Ascona vollzog. Die Squadra Piluso reitet auf der Erfolgswelle und vermochte seine beiden letzten Spiele gegen Urdorf (4:3) und in samstags in der Innerschweiz gegen EIE-Bezwinger Zug zu gewinnen (3:2). Der EIE ist sollte also gewarnt sein und wird wohl auf harte Gegenwehr treffen. Für Spannung ist sicher gesorgt – und vielleicht haben die Helden vom Eselriert sonntags dann wieder eine Story aus dem Ticino zu erzählen. Warten wir es ab. Wir bleiben jedenfalls am Puck.