Effizienterer EIE mit starkem Kollektiv macht im Schlussdrittel alles klar

Auch im vierten Anlauf schaffte es der EHC Schaffhausen nicht, den ersten Punktegewinn vom Effretiker Eselriet zu entführen. Die Gäste unterlagen dem EHC Illnau-Effretikon (EIE) in einer überdurchschnittlichen, temporeichen und spannenden Zweitligapartie mit 3:6 (1:1, 1:1, 1:4). Die Platzherren ebneten sich mit einem Doppelschlag innerhalb von nur 47 Sekunden den Weg zum Heimsieg. EIE-Trainer Dieter Wieser freute sich. „Wir konnten somit Schaffhausen um vier Punkte distanzieren und können in einer Woche etwas beruhigter Natur ins Tessin zu Bellinzona fahren.

Bericht: Heinz Minder, Illnau

Das Erfreuliche gleich zu Beginn. Dank des 6:3 Heimsieges über Schaffhausen und der gleichzeitigen, etwas überraschenden 2:3 Auswärtsniederlage des EV Zug in Kloten gegen Bassersdorf, eroberte sich der EIE einen Spieltag vor Abschluss der Hinrunde, hinter dem zweifachen Regionalmeister Ostschweiz und Tabellenführer Dürnten Vikings den zweiten Zwischenrang. Bereits jetzt eine höchst erfreuliche Bilanz für die Zürcher Oberländer, die mit etwelcher Skepsis der Meisterschaft 2016/17 entgegen blickten. Von der personellen Situation, zahlreiche verletzte Leistungsträger auch nicht gerade zu begünstigt, hat sich das starke EIE-Kollektiv aber höchst erfreulich in den bisherigen neun Partien geschlagen.

Duell der Tabellennachbarn

Der achte Spieltag der Hockey-Zweitligisten brachte samstags in Effretikon das Duell der Tabellennachbarn. Illnau-Effretikon (Tabellen-Dritter/7 Spiele/14 Punkte), gegen Schaffhausen (Tabellen-Vierter/7/13). Und das EIE-Heimspiel hielt was die Affiche versprach. Hochklassige, rassige, temporeiche Zweiliga-Hockeykost zweiter Teams die die ersten zwei Drittel lang auf Augenhöhe kämpften. Das Treffer verlief zwei Abschnitte lang ausgeglichen (1:1, 1:1). Nicht zuletzt deshalb, weil die Torhüter beider Mannschaften zauberten und brillierten. „Wir haben heute die zwei wohl besten Keeper der Gruppe im Einsatz gesehen“, so die Einschätzung von Dieter Wieser. Dass seine Truppe am Ende mit 6:3 noch die Oberhand gewann, freute den EIE-Headcoach besonders.

17jähriger Marco Begert debütiert in schwerem Match

In der allgemeinen Euphorie über die wiederum sehr starke Leistung von EIE-Keeper Dennis Volkart, der seine Vorderleute immer wieder antrieb und mit starken Interventionen im Match hielt, ging nebst dem überragenden EIE-Kollektiv fast der wichtigste Punkt unter. Nicht etwa, dass EIE-Assistenz-Trainer Urs Wegmann samstags seinen 47. Geburtstag feiern konnte. Nein. EIE-Trainer Dieter Wieser schenkte einem 17jährigen Spieler sein volles Vertrauen. So kam Marco Begert, Jahrgang 1999, mit der Rückennummer 88, in einem Spitzenkampf der Zweitliga zu seinem Debüt in der ersten EIE-Mannschaft. Begert war damit der jüngste Spieler auf dem Feld. Obwohl er ausgerechnet in einem Match von grosser Rivalität geprägt erstmals zu einem Einsatz in einer Aktivmannschaft kam, machte der EIE-Spieler seine Aufgabe hervorragend. Auch Wieser freute sich am Schluss. „Ein hoffnungsvolles Talent aus unserem eigenen Nachwuchs. „Marco bekam seine Chance, hat sie voll genutzt, konnte Mitspielen und bekam auch seine Möglichkeiten vor Lüscher. Ich jedenfalls hatte meine Freude über seine Vorstellung“.

Schaffhausen muss weiter warten

Schaffhausen konnte in den letzten drei Jahren nie mehr gegen Illnau-Effretikon gewinnen. Jede Serie geht einmal zu Ende. Warum nicht gerade an diesem Tag? Nun. Schaffhausen muss warten. Vielleicht auf das Rückrundenspiel vom 4. Februar in der IWC Arena. Dass seit dieser Saison bei Schaffhausen Patrick Lüscher, der ex-EIE-Keeper, im Tor steht, verlieh dem Prestigekampf einen besonderen Geschmack. Lüscher und Volkart brillierten in dieser Partie zwei Drittel lang. „Patrick zeigte eine hervorragende Partie und brachte uns lange fast zum Verzweifeln“, so Dieter Wieser, erleichtert nach dem 6:3 Sieg seiner Truppe. Und Lüscher konnte nach Spielschluss, diesmal auf dem Weg zur Gästegarderobe, zahlreiche Gratulationen entgegen nehmen. Dass die zwei vorentscheidenden Treffer durch Yves Förderreuther (49:48) und Micheal Sommer (50:35), also nur 47 Sekunden fielen, wurmte den ehemaligen EIE-Torhüter aber schon.

Gäste vergaben zu viele Chancen

Die wichtigsten Facts im Zeitraffer: Schaffhausen startet furios, stürmt mit Mann und Maus. Die Gäste machen Druck, setzten dem EIE hart zu. Und Volkart muss sich hart wehren. Setzt sich in der Startphase gleich mal vor seinem Kasten auf den Puck. Marius Herberger trifft nach einem schnellen Konter über rechts nach fast sechs Minuten zum Führungstreffer der Gäste. Schaffhausen stürmt weiter. Scheint dem zweiten Treffer sehr nahe. Der EIE hat Mühe mit dem Kaltstart. Die Motoren laufen noch nicht auf Betriebstemperatur. Der Turbolader arbeitet noch nicht wunschgemäss. Schaffhausen versucht es wie die Feuerwehr. Hat körperlich hochgewachsene und athletische Spieler in seinen Reihen. Nach neun Minuten ist der EIE auch im Spiel. Illnau-Effretikon reagiert nun. Beisst sich vorerst die Zähne an Lüscher aus. Hohes Tempo. Intensive Zweikämpfe. Chancen hüben und Drüben. Es ist wie im Tennis. Die Zuschauer bekommen fast die Halskehre. Links – Rechts – Links. Auf- und Ab. Angriff – Abwehr. Konter – Gegenstoss. Der Rhythmus ist hoch, Schaffhausen bestimmt die Kadenz. Doch Schaffhausen sündigt im Abschluss. Vergibt Hochkaräter. Mehrfach. Scheitert aus aussichtsreichen Positionen. Teils an Volkart, teils aus Eigenverschulden. Abschlussschwächen offenbart sich. Abschlussprech, oder Unvermögen? Beide Mannschaften sind erfolglos im ersten Powerplay. Marco Vögeli reüssiert zum 1:1 (11.). Der EIE ist im Spiel.

Schaffhausen versagt im 5:3 Powerplay entscheidend

Illnau-Effretikon kommt stark aus der Garderobe. Michael Grösser schiesst aus halb linker Position mit starker Einzelleistung seine Farben in Führung (23.). Das Mitteldrittel hat gut begonnen aus EIE-Sicht. Dann die wohl kritischste Phase des ganzen Spieles. Erst wandert Gabriel Gretler auf die Bank. Ihm folgt wenig später Carlo Fäh. Schaffhausen hat 70 Sekunden lang zwei Mann mehr auf dem Feld. Wer ein Spiel gewinnen will, muss eine solche kapitale Offerte eiskalt nutzen. Schwarz und Lars-Kevin Spillmann verschiessen. Unglaublich. Was für Chancen. Sdovc und nochmals Spillmann scheitern dann wenigstens an Volkart. Vier Hochkaräter. Wer solche Chancen vergibt, muss sich nicht wundern, wenn der Match verloren geht. Schwach. Zu hektisch. Fast kopflos. Nur mit brachialer Gewalt. Nicht intellektuell. Wertvolle Zeit vergeht. Das EIE-Boxplay klappt vorzüglich. Der Einsatz ist hoch. Spieler werfen sich in die gegnerischen Schüsse. Chance um Chance wird vereitelt. Sekunden verrinnen. Nur noch 4:5 Spieler. Der ex-Wetziker Büchel versucht es. Auch ohne Erfolg. Aus. Vorbei. Der EIE ist komplett. Hat in dieser Phase zwar viel Kraft verpufft, doch spürbar an Selbstvertrauen und zusätzlicher Motivation gewonnen, aber noch nicht das Spiel.

Chancen hüben und drüben

Der EIE 2:1 Torschütze Grösser muss in die Kühlboxe. Lars-Kevin Spielmann weiss nun das Überzahl und Zuspiel von Herberger/Ungemach zu nutzen. 2:2. Alles auf Null. Die Sache kann wieder von vorne anfangen. Es ist noch nichts passiert. Die Chancen beider Teams auf den Sieg sind intakt. Die Begegnung läuft im Gleichschritt. Das Mitteldrittel endet wieder 1:1. Zwischenstand somit 2:2. Das dritte Drittel bringt vielleicht die Entscheidung, obwohl der EIE mit Sommer/Korsch noch die Möglichkeit zur zweiten Führung hatte (35.). Aber auch Lars-Kevin Spillmann musste sich wohl in der zweiten Drittelspause die Haare raufen. Mensch. Was hat er doch für eine Möglichkeit vergeben (bevor er dann wegen Behinderung des Torhüters auf die Bank musste). Nun hatte der EIE eine Powerplaymöglichkeit, scheiterte aber zahlreich an Lüscher (Vögeli und Korsch, beide zwei Mal in wenigen Sekunden). Dennis Volkart und Patrick Lüscher. Sie stehen im Mittelpunkt. Fernduell: Die beiden Antipoden stechen sich aus. Stacheln sich aus.

Ruck/Zuck: Vorentscheidender Doppelschlag

Schlussdrittel: Da kommt der EIE besser ins Spiel. Zwei faustdicke Möglichkeiten noch ehe die erste Minute im letzten Abschnitt verstrichen ist. Um Haaresbreite streift die Scheibe bei Lüscher am linken Pfosten vorbei. EIE-Debütant Marco Begert hatte seine Riesenmöglichkeit, mit seinem ersten Tor im ersten Einsatz in die EIE-Geschichte ein zu gehen. Verpasst. Vögeli/Boll, zaubern vor Lüscher. Machen Druck. Verwirrende Kombinationen. Schaffhausen hat Mühe den Rhythmus zu finden. Die Platzherren sind nun resoluter. Und wieder Spillmann, der wieder ein sicheres Tor verpasst (44.). Das kann sich alles rächen. Genau. Grösser lanciert Bolli. Dieser auf Vögeli. Vögeli von links. Stürmt auf Lüscher. Die Scheibe ist im Tor. Wieder Vorteil EIE. Diesmal 3:2. Spielmann muss auf die Bank. Illnau-Effretikon hat in dieser Mühe das Powerplay auf zu bauen. Kommt gar nicht ins gegnerische Drittel. Schaffhausen agiert mit starkem Forechecking. Treibt den Heimklub zurück. Neuaufbau. Wieder zurück. Zeit verstreicht. Schaffhausen ist wieder komplett.

Lüscher muss vom Eis – kommt nach 3:6 wieder

Doch dann geht es schnell. Von Fäh/Andersen lanciert, vollstreckt Yves Förderreuther. Erfüllt damit die Anweisung seines Vaters. Andres „Födi“, die einstige EIE-Trainerlegende, oftmals kurzfristig als Feuerwehrmann für die erste Mannschaft verpflichtet und weiterhin im EIE-Nachwuchs tätig, gab seinem Sohn in der letzten Drittelspause nebst aufmunternden Worten auch mit auf den Weg. „Gut. Du musst aber noch ein Brikett drauf legen“. Danke. Verstanden. Befehl ausgeführt. Illnau-Effretikon führt knappe zehn Minuten vor Schluss mit zwei Toren Unterschied (4:2). Ist das die halbe Miete? Nun muss die Mannschaft von Gianni Dalla Vecchia reagieren. Schaffhausen müsste noch offensiver werden. Doch die Gäste hatten bislang eine schlechte Chancenauswertung. Können sich beim EIE eine Scheibe davon abschneiden, was Effizienz bedeutet. Dazu kommt der EIE-Gegner nicht. Keine Zeit für Anschauungsunterricht. Dabei war es doch mehr als nur sehenswert. Michael Sommer zeigt, wie man Tore schiesst. Knallt den Punk, die Vorlage von Captain Thomas Korsch, unhaltbar für Lüscher in den linken hohen Torwinkel unter den Netzhimmel. Doppelschlag innerhalb von 47 Sekunden. 5:2. Schockstarre bei Schaffhausen. Dalla Vecchia nimmt sein Time-out (50:35). „Wir müssen unseren Kopf wieder einschalten“. Ja. fast kopflos ins Verderben. Offensiv gestürmt. Chancen nicht genutzt. Defensive entblösst. Drei Tore in Rücklage, knappe zehn Minuten vor Schluss.

Kommt Schaffhausen mit 3:5 zurück?

Herberger gelingt knappe sechs Minuten vor der letzten Sirene noch das 3:5. Startet Schaffhausen zur erfolgreichen Schlussoffensive? Fäh und Korsch durchwirbeln die gegnerische Abwehr. Getümmel vor Lüscher. 102 Sekunden vor dem bitteren Ende nimmt Dalla Vecchia seinen Torhüter vom Eis. Michael Grösser klaubt sich die Scheibe. Stürmt links der Bande entlang. Schiesst noch vor der blauen Linie. Der Gegner kommt nicht mehr mit. Der Puck fliegt ins leere Tor. 6:3 Endstand. Lüscher kommt für den Schlussapplaus nochmals in den Kasten zurück. Bitteres Ende. Schaffhausen scheitert an sich selbst. Ilnau-Effretikon überzeugt mit grossartiger Effizienz vor dem Tor.

Wieser gratuliert seiner Truppe

„Meinem Team möchte ich zuerst für diese starke Leistung gratulieren, aber auch dem Gegner. Schaffhausen und wir waren lange auf Augenhöhe“, so Dieter Wieser. „Vielleicht wollten wir als Team am Schluss einfach mehr. Wir merkten heute aber wieder, je weniger Spieler wir haben, je näher rückt das Team zusammen“. Der EIE-Trainer lobte die starken Leistungen beider Torhüter. „Wir wollten den Sieg. Wir wollen Schaffhausen punktemässig auf Distanz halten. Wir können nun etwas entspannter Natur nach Bellinzona reisen“. Dieter Wieser hofft, dass „unsere personelle Situation etwas besser wird. Cristelotti wird samstags hoffentlich wieder mit dabei sein. Damit habe ich dann wieder einen Kämpfer mehr vor dem Tor“.

 

Illnau-Effretikon – Schaffhausen 6:3 (1:1, 1:1, 4:1).- Eishalle Eselriet (Effretikon).- SR: Rafik Solimann/Leo Eiholzer.- 191 Zuschauer.- Tore: 6. Herberger (Sven-Cédric Spillmann) 0:1. 11. Vögeli 1:1. 23. Grösser (Brasser) 2:1. 34. Lars-Kevin Spielmann (Ungemach/Herberger, Ausschluss Grösser) 2:2. 45. Vögeli (Bolli/Grösser) 3:2. 50. Förderreuther (Andersen/Fäh) 4:2. 51. Sommer (Korsch) 5:2. 54. Herberger (Lars-Kevin Spilmann, Ausschlüsse Gabriel Gretler/Herberger) 5:3. 59. Grösser (ins leere Tor).- Illnau-Effretikon: Volkart (Locher); Christoph Weinhart, Gabriel Gretler; Mirco Weinhart, Brockhage; Nicola Gretler, Brasser; Giacomelli, Heid; Andersen, Förderreuther, Fäh; Sommer, Korsch, Begert; Vögeli, Bolli, Grösser.- Schaffhausen: Lüscher (Epprecht), Schwarz, Herberger; Bruggmann, Schmidt; Ruch, Stärk; Glauser, Tscharf; Ungemach, Sven-Cédric Spillmann; Sdovc, Kundert, Büchel; Hug, Stuber, Schenk; Evangelista, Hostettler, Klingler.- Strafen: Illnau-Effretikon 6-mal Zwei-Minuten; Schaffhausen 7-mal Zwei-Minuten, plus 1-mal Zehn-Minuten (Hug, Check von hinten).- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne, Muspach und Winterberg (beide verletzt), Kuhn und Wieser (verletzt/beide vorzeitiges Saisonende), Schneider (Militär), Stücheli und Cristelotti (beide krank).- 50:35 Time-out Schaffhausen; 58:22 Schaffhausen ohne Torhüter Lüscher, dafür mit sechstem Feldspieler; 58:48 Michael Grösser trifft ins leere Tor zum 6:3, ab diesem Zeitpunkt Schaffhausen wieder mit Torhüter Lüscher.- EIE-Assistenz-Trainer Urs Wegmann feiert seinen 47. Geburtstag. Debüt des 17jährigen EIE-Spielers Marco Begert in erster Mannschaft.

 

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.