55,4 Sekunden fehlen dem EIE zur Cup-Überraschung

Dienstag – 21. November – die Schlussminute im Eselriet im Cupspiel Illnau-Effretikon gegen Seewen ist angebrochen. Spielstand: 3:3. Das heimische Publikum (135 Zuschauer sind gekommen) und die EIE-Spieler selbst wittern die Überraschung. Schafft der EIE gegen den zwei Spielklassen höher dotierten Gast die Sensation mit Erreichen der Verlängerung? Nein. MySports-Ligist Seewen gewinnt mit 5:3 (2:2, 1:1, 2:0).

Bericht: Heinz Minder, Illnau

Hut ab! Respekt! Das, was die EIE-Spieler dienstags im ungleich anmutenden Duell gegen Seewen zeigt, ist phantastisch. Illnau-Effretikon steigert sich am Gegner – steckt drei Mal einen Rückstand weg, weiss eiskalt zu reagieren. Zeit dem Gast die Stirn – bietet Paroli, fordert Seewen heraus und spielt fast eine Stunde lang gleichwertig auf Augenhöhe mit dem Gegner und macht diesem das Leben drei Drittel - ein volles Dutzend Abschnitte – lange sehr schwer. Brutal. Am Ende fehlen 55,4 Sekunden.

Volkarts Hecht aufs Spielfeld…

Vor einer Minute hat der Platzspeaker «die letzten zwei Minuten» angekündet. Nicolas Koller stürmt über links auf das EIE-Tor. Dennis Volkart flitzt aus seinem Kasten. Wirft sich dem Gegner mutig entgegen. Hechtet weit aus dem Tor. Szenenapplaus. Das Publikum bejubelt die mutige und riskante Intervention. Der EIE-Keeper bekommt zuvor in den bisherigen 59 Minuten mehrfach Standing-Ovation. Volkart spielt ausgezeichnet, bring den Gegner zum Verzweifeln und hält seine Farben im Spiel. Hier eine Abwehr, dort ein Eingreifen. Volkart wehrt mit Händen und Füssen.

…Match in Fünf-Minuten-Abschnitt unterteilen

«Wir werden uns den Match gegen Seewen in Fünf-Minuten-Abschnitte unterteilen», verkündete Dieter Wieser im Vorfeld des Spieles. Zuletzt in seinen drei Spielen gegen Dürnten, Sursee und Poschiavo hat der EIE immer fünf Gegentore kassiert und samstags gegen Schlusslicht Chiasso nur mit Mühe gewonnen. «Wir müssen uns steigern und können uns mentale Schwäche wie in Sursee und gegen Poschiavo nicht leisten, sonst kann es gegen Seewen happig werden».

EIE mit vier Abwehrblöcken

Gegen den MySports-Vertreter Seewen kann der EIE erstmals in diesem Winter gleich mit vier Defensivlinien antreten. Christoph Weinhart/Brockhage; Wimber/Brasser; Andrea Giacomelli/Nicola Gretler und Mirco Weinhart/Gabriel Gratler verteidigen. Und die Abwehr funktioniert. Wieser zeigt sich am Ende höchst zufrieden. «Unsere Defensive stand heute sehr gut und kompakt, auch wenn wir vom schnellen Gegner noch und noch überlaufen wurden, spielten wir doch wie selten kompromisslos – sicher mit Abstand unsere beste Defensivleistung der bisherigen Saison».

Erstes Tor nach Ablauf der zweiten EIE-Strafe

Die ersten fünf Minuten übersteht der EIE schadlos. Auch wenn man in der Anfangsphase gleich zwei Mal Lukas Wimber auf die Strafbank schickt. Wimber ist nach seinem zweiten Ausschluss eine volle Sekunde(!) auf dem Eis, als Seewen doch noch das 1:0 gelingt. Illnau-Effretikon kann sich noch nicht aus dem Würgegriff des gegnerischen Powerplay entziehen. Ramon Schnüriger trifft – Seewen – der Favorit führt nach sechs Minuten 1:0. Doch Illnau-Effretikon zeigt sich unbeirrt. Hält das Tempospiel des Gegners. Verteidigt aufsässig. Geht in die Zweikämpfe, gibt dem Gast keinen Zentimeter auf dem Feld kampflos preis. Das ist kräfteraubend, aber wirkungsvoll. Seewen bekundet grosse Mühe, sich entfalten zu können. Korsch und Hofer verziehen. Der EIE kommt zu seinen Möglichkeiten. Hält couragiert dagegen. Kämpft hervorragend. Noch sind Kräftereserven der letzten Partien vorhanden. Das Cupspiel ist ausgeglichen. Dieter Wieser: «Ich möchte behaupten, dass wir im ersten Drittel in den ersten zehn Minuten besser als Seewen waren. Wir hatten mehr vom Spiel, waren häufig vor dem gegnerischen Tor». Die Platzherren halten die Kadenz des Gegners. Kein(e)- Spielklassen-Unterschiede sind zu erkennen. Lorenz Kuhn bricht über links durch, will den Gegner ausspielen. Der EIE-Stürmer wird abgefangen. Seewen spielt eben in der MySports-League und das ist ein anderes Kaliber als beispielsweise bei den Junioren Top. Doch Seewen muss alles Register gegen den aufmüpfigen EIE ziehen.

Sommer gelingt das 1:1

Jonas Fries scheitert an Dennis Volkart. Abwehr. Gegenzug. Jetzt geht es schnell und direkt. Michael Sommer enteilt durch die Mitte. Steil lanciert. Direkt. Temposchnell. Schüttelt Freund und Feind ab. Stürmt nun solo auf Daniel Muff. Der Zuger Juniorenkeeper ist chancenlos. Sommer verwertet. Eiskalt. Umjubelt. Ausgleich. 14:33 – Spielstand 1:1. Illnau-Effretikon hat sein erstes Tor geschossen. Der Fan-Club jubelt. Das eigene Publikum schreit – treibt seine Lieblinge weiter voran. Nicht nur Red Bull verleiht Flügel – auch Erfolg beflügelt. Alles zurück auf Feld 1. Die Cuppartie kann wiederbeginnen.

Seewen kontert

Die Freude währt von kurzer Dauer. Auf billige Art und Weise und absolut nicht zwingend schafft Seewen postwendend die erneute Führung. Nicolas Koller bezwingt Dennis Volkart zum zweiten Mal. Seewen führt nun wieder 2:1. Wir schreiben die 16. Minute. Der EIE steckt in seinem «dritten Abschnitt». Seewen kassiert die erste Strafe. Tim Büehler muss raus. Illnau-Effretikon kommt nun zu seinem Powerplay. Belagert den Kasten von Muff. Vor diesem herrscht Hochbetrieb. Muff sieht kaum nach vorne. Der EIE lässt die Scheibe gekonnt zirkulieren. Justin Wieser zu Yves Förderreuther. Der probiert in diesem Match viele seiner bekannten «Rushes», narrt die Gegner, ist mit seiner filigranen Stock- und Pucktechnik kaum von der Scheibe zu trennen. Diesmal Pass auf Yves Brasser. Der EIE-Verteidiger zieht von der Blauen Linie ab. Muff sieht noch immer nichts. Die Scheibe landet im Tor. Ausgleich. 2:2 – Wir schreiben die 18. Minute. Mit dem Achtungsergebnis von 2:2 geht’s anschliessend auch in die erste Pause. Hochachtung. Das kann sich sehen lassen. Seewen wird sich wohl noch steigern, doch Illnau-Effretikon hat seine ersten vier Abschnitte im Fünf-Minuten-Takt schon mal gut überstanden.

Dritte Führung Seewens

Spielen – und spielen lassen. Der EIE hat heute überhaupt nichts zu verlieren. Kann den Match gegen Seewen quasi als willkommene Trainingseinheit betrachten. Kurz nach Wiederbeginn fällt das 3:2. Rino Gisler trifft, nach nur 21:52. Erfolgt jetzt die Reaktion des Gegners. Zieht Seewen nur das Tempo nochmals an? Man(n) und Frau auf den Rängen wird sehen. Sommer prüft nochmals Muff – nichts mit dem Ausgleich. Auch Tizian «Tiz» Müller bekommt seine kapitale Möglichkeit – kann in der 24. Minute nicht abschliessen – nichts mit dem 3:3 Ausgleich. Der muss warten. Auf Seewens Bank gibt’s einen Rüffel, «derartige riskante Querpässe gefälligst zu unterlassen». Nun, die Störarbeit der EIE-Truppe ist wirkungsvoll. Seewen ist leicht irritiert und verunsichert, sucht nach Mitteln, das Diktat endlich in die eigene Hand zu nehmen. Mit einer solchen Abwehrleistung, einem solchen Einsatzwillen scheint man bei den Schwyzern nicht gerechnet zu haben. Das wird ein hartes Stück Arbeit geben. Ärmel nach hinten krempeln. Die EIE-Spieler nehmen es locker. Sie steigern sich am Gegner. Sind hoch motiviert – «wir liegen ja bei Halbzeit nur mit einem einzigen Tor in Rückstand». Das Tor von Dennis  Volkart wird belagert. Es brennt. Der EIE klärt, schiesst je länger das Spiel dauert, konsequenter und schneller die Scheibe weg. Das behagt Seewen nicht. Warum macht uns der EIE das Leben heute nur so schwer?

EIE spielt hoch konzentriert

Jonas Fries muss raus. Die Mannschaft von Dieter Wieser kommt zu einer der wenigen Powerplay-Möglichkeiten, denn Seewen kassiert bis Spielende nur zwei Zweiter – der EIE deren sechs. Das ist beachtlich, denn ein Unterklassiger müsste eigentlich mehr Risiken eingehen um eine Torflut verhindern zu können, doch die EIE-Spieler agieren trotz hohem Einsatz äusserst diszipliniert und vermeiden dumme Strafen. Hut ab. Ah ja. Powerplay. Brockhage/Korsch/Lionel Kuhn – sie alle scheitern. Chance vertan. Seewen übersteht den zweiten Ausschluss schadlos. Dann kassiert gar EIE-Keeper Volkart einen Zweier wegen Beinstellen am Gegner. Andrea Giacomelli sitzt für seinen Hüter die Strafe ab. Auch hier passiert nichts, obschon Seewen nun den EIE in den Würgegriff nimmt. Vor Ende des Mitteldrittels mit ausgezeichneter EIE-Leistung versucht Gabriel Gretler einen Distanzschuss ab der Blauen Linie. Dann zündet Thomas Korsch den Turbo. Auch er überläuft den Gegner. Taucht wie zuvor Michael Sommer alleine vor Muff auf. Der EIE-Captain reüssiert – eiskalt. Ausgleich. 36:50 – 3:3 – der EIE ist noch immer im Spiel und das zweite Drittel ist auch vorbei, auch wenn es noch einen Zweier für Lionel Kuhn gibt. Der EIE geht mit einem ausgeglichenen Spielstand in die zweite Drittelspause. Allgegenwärtig wird nun mit einer Schlussoffensive des Gegners gerechnet. Da wird sicher noch was kommen. Illnau-Effretikon stellt sich darauf ein.

Chancen vorhanden

15 Sekunden muss der EIE im letzten Abschnitt mit einem Spieler (Lionel Kuhn) auskommen. Dessen Strafe läuft gleich ab und Kuhn stürmt gleich los über die linke Seite – Querpass vor das Tor, wo rechts Korsch mitgelaufen ist. Der EIE-Captain scheitert mit seinem zweiten Treffer. Fast mit einem Paukenschlag wäre der Schlussabschnitt lanciert worden. Stefan Schön stochert vor Volkart, auf der Gegenseite Korsch gleich zwei Mal. Das kostet Kraft und Seewen hat noch immer nicht so reagiert, wie es der EIE erwartet. Illnau-Effretikon kämpft hervorragend – Lorenz Kuhn bekommt zehn Minuten vor Ende der Partie eine gute          Möglichkeit von der linken Seite aus. Hinten muss Volkart gegen Maurenbrecher und Wellinger klären.

Schlussminute hat es in sich

Countdown. Die Sekunden ticken zurück. Noch 5:36 Tiz versucht den Durchbrunch. Bleibt hängen. Wem gelingt der Lucky-Punch? Dann besagte Szene, als Volkart nach Anbruch der letzten Minute aus dem Tor eilen muss. Nicolas Koller kann folglich nicht abschliessen, doch die Scheibe bleibt heiss im EIE-Drittel. Koller kommt nochmals in Puckbesitz und markiert 55,4 Sekunden vor Spielschluss das 4:3. Time-Out von Dieter Wieser und folglich die letzten Sekunden ohne Torhüter Dennis Volkart. Alles oder nichts. Leben oder Sterben. Niederlage oder Verlängerung. Seewen schiesst neun Sekunden vor der Schluss-Sirene noch die Scheibe ins leere Tor. Das war knapp. 5:3 Sieg. Nicht berauschend. Erhobenen Hauptes können die EIE-Spieler, wenn auch im ersten Augenblick schwer enttäuscht, das Feld verlassen. Bedanken sich beim eigenen Publikum für die lautstarke Unterstützung, das Anfeuern über 60 Minuten – über ein Dutzend Fünf-Minuten-Abschnitte. Respekt. Illnau-Effretikon hat sich mit nie aufgegeben und sich von Seewen auch nicht abschlachten lassen. Nichts zu sehen war von einem, respektive zwei Klassen-Unterschieden.

Kaum ein Klassenunterschied zu sehen

«Ich bin stolz auf meine Mannschaft», so Dieter Wieser, nachdem die erste Enttäuschung verfolgen ist. «Wir hatten diverse Zwischenziele. Wir konnten nach zwei Dritteln stolz unseren Spielern sagen, sie sollen doch mal auf die Matchuhr schauen, wo es 3:3 stehe und alles noch möglich ist». Auch Wieser gestand, «wir haben immer mit einer heftigen Reaktion Seewens gerechnet, doch diese kam heute nicht. Sicher hat Seewen heute nicht seine bestmöglichste Formation ins Rennen geschickt, doch gegen einen Zweitligisten sollte man einen klareren Unterschied sehen». Und Wieser lobte seine Spieler. «Jeder Einzelne hat heute seinen Job ausgezeichnet gemacht. Ich freue mich riesig und bin unheimlich stolz über unsre Leistung».

EIE will Schwung in Meisterschaft mitnehmen

Wieser hofft, dass «wir nun den Schwung mit in die Meisterschaft nehmen». Er gebe seiner Truppe nun «zwei Tage frei. Die Spieler sollen sich über unsere starke Leistung und das respektable Resultat freuen können. Freitags geht es dann wieder los – dann fängt für uns der Meisterschafts-Alltag wieder an». Und dort habe der EHC Illnau-Effretikon «ein klares Ziel». Wir haben heute nicht ehrenvoll, sondern unglücklich verloren», so das Schlussfazit des EIE-Trainers.

Illnau-Effretikon (2. Liga) – Seewen (MSL) 3:5 (2:2, 1:1, 0:2).- Eishalle Eselriet (Effretikon).- 135 Zuschauer.- SR: Roger Leutenegger; Andreas Hollenstein/Matteo Kobza.- Tore: 7. Schnüriger (Tim Büeler) 0:1. 15. Sommer 1:1. 16. Koller 1:2. 18. Brasser (Förderreuther/Wieser, Ausschluss Tim Büeler) 2:2. 22. Gisler (Robin Büeler/Holdener) 2:3. 37. Korsch 3:3. 59:05 Koller 3:4. 59:51 Schön (ins leere Tor) 3:5.-Illnau-Effretikon: Volkart (Stücheli); Christoph Weinhart, Brockhage; Wimber, Brasser; Andrea Giacomelli, Nicola Gretler; Mirco Weinhart, Gabriel Gretler; Sommer, Korsch, Beltrame; Müller, Förderreuther, Wieser; Lorenz Kuhn, Hofer, Lionel Kuhn; Fabio Giacomelli.- Seewen: Muff (Schweiger); End, Lanz; Robin Büeler, Tim Büeler; Holdener; Fries, Christen, Wellinger; Marzan, Arnold, Koller; Schön, Gisler, Maurenbrecher; Schnüringer, Bettinaglio, Steiner.- Strafen: Illnau-Effretikon 6-Mal Zwei-Minuten; Seeen 2-Mal Zwei-Minuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Andersen, Cristelotti, Vögeli (alle verletzt), Fäh (krank); Frei (Militär).- 59:05 Time-Out Illnau-Effretikon und ab diesem Zeitpunkt ohne Torhüter Volkart, dafür mit weiterem Feldspieler; 59:51 3:5 Seewen ins leere Tor; EIE ab 59:51 wieder mit Torhüter Volkart.-

 

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