Effizienterer EIE legt beeindruckende Reifeprüfung ab

Mit einem 5:1 (1:1, 2:0, 2:0) Auswärtssieg in Zug verteidigte und behauptete der EHC Illnau-Effretikon (EIE) seine Leaderstellung in der Gruppe 1. Die Mannschaft von Dieter Wieser/Urs Wegmann legte mit viel Effizienz und überragendem Keeper Dennis Volkart eine höchst beeindruckende Reifeprüfung ab. Erstmals nach drei Jahren mit steten Niederlagen, konnte der EIE in Zug wieder einmal gewinnen. Nun kommen die zwei Spitzenkämpfe gegen Luzern (Heimspiel) und das Derby auswärts in Bäretswil gegen Dürnten.

Bericht: Heinz Minder, Zug

Er war nicht nervös, nur innerlich etwas angespannt. «Die Festtagspause haben wir alle genossen», so Dieter Wieser. Ob sie seiner Mannschaft auf dem Leaderthron auch bekommen ist, darüber war der EIE-Headcoach vor dem Spiel unschlüssig. «Wir haben nur zwei leichte Trainings absolviert». Doch in der Vergangenheit gelang dem EIE jeweils der Neustart in ein neues Jahr meist erfolgreich, auch wenn die Gegner jeweils nicht vom gleichen Kaliber wie samstags Zug waren. Die Innerschweizer avancierten in den letzten Jahren meist zum Stolperstein, fast zum EIE-Waterloo, denn die Zürcher Oberländer konnten in den letzten drei Jahren in Zug nie gewinnen.

Zuletzt drei Mal in Zug als Verlierer vom Eis

Ausnahme war die Saison 2013/14, wo sich der EIE am 16. Oktober 2013 mit einem 5:4 Sieg, allerdings erst über die Verlängerung durchsetzen konnte. Nach 61:54 markierte damals Kevin Golob in der Zuger Trainingshalle für die Mannschaft von Dieter Wieser zum Siegestreffer. Es folgten drei letzte Jahre, in denen es für den EIE in Zug immer wieder eine Niederlage absetzte. 2014/15: Am 4. Oktober 2014 verlor Illnau-Effretikon in Zug 2:7, ein Jahr später, am 10. Oktober 2015 knapp mit 2:3 und in der letzten Saison, am 4. Oktober 2016 mit 1:6. Mit dem gleichen Resultat, allerdings einem 6:1 Heimsieg, endete die erste Vorrundenpartie heuer zwischen diesen beiden Vereinen.

7200 Zuschauer in der Bosshard-Arena – 71 in der Academy Arena

Knappe zwei Stunden nach dem Anspiel endete das Treffen der Zweitligisten in der Academy Arena in Zug mit dem gleichen Resultat wie bei «den Grossen» in der National League. Nur einen Puckwurf entfernt standen sich fast zur gleichen Zeit in der ausverkauften Bossard-Arena (7200 Zuschauer) Zug und Davos gegenüber. «Wir haben heute ein neues System gespielt», verriet Dieter Wieser nach Spielschluss. «Wir wollten bewusst Kräfte sparen». Aus diesem Grunde lief das EIE-Forechecking «anders als üblich», doch konnte Wieser das neue System mit seinen Spielern «nur ein Mal richtig trainieren, wie auch unser neues Powerplay». Dass alles am Ende so gut funktionierte «und fast perfekt aufging und wir gesamthaft sehr viele Chancen kreieren konnten», erfüllte Wieser am Schluss «mit grossem Stolz».

Marc Andersen anstelle von Justin Wieser…

Bei Illnau-Effretikon gab es vor Spielbeginn einige Fragezeichen, denn Wiesers Sohn Justin spielt ab sofort nicht mehr mit. «Dass er nach dem Jahreswechsel zu seiner Weltreise aufbrechen würde, war schon vor Saisonbeginn geplant und so abgemacht», so sein Vater. So musste der EIE-Headcoach für die Förderreuther-Linie «einen neuen Flügel suchen». Die Position von Claudio Beltrame war besetzt – anstelle von Justin Wieser rückte nun Marc Andersen vor. Dieser, bislang Langzeitverletzter, der zuletzt gegen Bassersdorf erstmals in dieser Saison ein Teil-Comeback geben konnte, ist nun gerade im richtigen Augenblick auf Wiesers-Abgang wieder fit geworden. Noch immer fehlt dem EIE hingegen Marco Vögeli, welcher seit vergangenem September und der Testpartie (gegen Zug) verletzungsbedingt zwangspausieren muss. «Sein Comeback zeichnet sich aber langsam ab», konnte Wieser durchblicken lassen. Ebenfalls seit dem Vorrundenspiel (auch gegen Zug) fehlte Illnau-Effretikon mit Markus Cristelotti ein weiterer Stürmer. Dieser erlitte beim 6:1 EIE-Vorrundensieg gegen Zug eine Hirnerschütterung und debütierte nun in der Academy Arena ebenfalls wieder. Sehr Kurzfristig wegen Krankheit musste Verteidiger Giacomelli seinen Einsatz absagen, womit der überzählige Abwehrspieler Mirco Weinhart gar nicht mehr aufgeboten werden konnte.

…mit erstem Pfostenknaller nach 77 Sekunden

Marc Andersen, der nun also neu anstelle von Justin Wieser in der zweiten EIE-Angriffslinie stürmte, sah seinen Einschussversuch (pfannenfertiges Zuspiel von der linken Seite durch Yves Förderreuther) nach 77 Sekunden vom rechten Torpfosten abprallen. Zug hatte im weiteren Spielverlauf ebenfalls zwei Pfostenschüsse durch den optisch stark aufspielenden Roman Marti (24./39.) zu vermelden. Und den Platzherren glückte der bessere Auftakt, denn die Innerschweizer erspielten sich im Startdrittel ein klares Chancenplus. Doch die Zuger scheiterten einerseits aus exzellenten Abschlusspositionen an der eigenen Chancenverwertung, andererseits am überragend aufspielenden Dennis Volkart. Der EIE-Schlussmann war allerdings machtlos, als nach knappen fünf Minuten Leandro Blaser das Heimteam in Führung brachte.

EIE kommt langsam in Fahrt…

Man merkte, dass Illnau-Effretikon auf Rhythmussuche war. Je länger das Spiel dauerte, je besser griffen die Automatismen bei den Gästen, je stärker kamen die Spieler von Dieter Wieser in Fahrt und je mehr Arbeit gab es nun auch für Livio Blaser im Zuger-Kasten. Nach einer Vielzahl von guten Möglichkeiten glückte dann Michael Sommer im wichtigen Augenblick, knappe 104 Sekunden vor Schluss des Startdrittels mit seinem 13. Saisontor (Assist Carlo Fäh) der Ausgleich. Dass es nun statt 2:0 1:1 lautete, war das Verdikt, dass zuvor Leandro Blaser mit dem sicher scheinenden zweiten Treffer der Zuger scheiterte (16.). Sommers-Ausgleich schien nicht zwingend, denn der EIE-Stürmer wurde auf der rechten Seite weit von Blasers-Tor abgedrängt, konnte aber noch aus der Drehung und im Fallen heraus auf das gegnerische Tor abziehen und Blaser zum 1:1 erwischen.

…steigert sich dank überragend aufspielendem Dennis Volkart

Mit einem 52 Sekunden-Powerplay (Ausschluss Felder) sah sich Zug zu Beginn des Mitteldrittels ausgesetzt. Fäh und der nach seiner Leistenverletzung (im Spiel bei Küsnacht erlitten) wiedergenesene Lionel Kuhn kamen dann im EIE-Überzahlspiel zu guten Möglichkeiten. Als dann der EIE-Abwehrspieler Lukas Wimber auf die Strafbank musste, hatte Zug den ersten seiner zwei Pfostenknaller durch Marti zu beklagen. Die Partie nahm im zweiten Durchgang an Tempo und Intensität zu. Illnau-Effretikon war nun im Spiel angekommen und verstand es das Torverhältnis ausgeglichener zu gestalten. Vor Halbzeit drückten die Gäste dann vehement und Zug verlor etwas seine starke Linie. Das Treffen wickelte sich nun ausgeglichen ab, wobei die Mannschaft von Dieter Wieser einige Male durch die Gegner überlaufen wurde. «Das sollte uns eigentlich so nicht passieren», meinte Wieser am Ende und stellte in Aussicht, dass «wir an diesem Manko noch in den kommenden Trainingseinheiten hart feilen werden». Beidseits standen nun die Torhüter im Brennpunkt des Geschehens, wobei Volkart seinen Kontrahenten mit überragenden Interventionen klar ausstach und zum grossen und sicheren Rückhalt seiner Farben wurde.

Statt 2:2 heisst es plötzlich 3:1…

Als beide Mannschaften je einen Spieler auf der Strafbank hatten (Roman Marti bei Zug und Fabian Brockhage beim EIE), profilierte sich Thomas Korsch mit einem unglaublichen Powerplaytreffer zur erstmaligen EIE-Führung (38.). Dann wohl die Schlüsselszene der Partie. Roman Marti stürmte auf Volkart los und hämmerte den Puck wiederum an den rechten Torpfosten. Der Zuger und seine Kollegen jubelten schon mal prophylaktisch, doch letztlich auf vergeblich. Es folgte der direkte Konter, durch den EIE und die Gebrüder Lorenz und Lionel Kuhn schnell gespielt. Lionel, erstmals seit seiner Verletzung wieder mit dabei, hämmerte die Scheibe wuchtig in die Maschen. Statt 2:2 hiess es nun plötzlich 3:1 für den EIE und dies 25 Sekunde vor Ende des Mitteldrittels.

…und EIE markiert vorentscheidendes 4:1 zu Beginn Schlussdrittel

Zug gab sich, wie man richtig vermutete, noch nicht geschlagen, biss sich aber weiterhin am EIE-Keeper die Zähne aus, verfiel aber im Gegensatz zum immer besser harmonierenden EIE-Kollektiv in viele Einzelaktionen, welche es mit der Brechstangentaktik versuchten. Kurz nach Wiederbeginn im Schlussdrittel legte die erste EIE-Linie mit Thoms Korsch/Carlo Fäh und durch Sommers 14. Saisontreffer das (vor)-entscheidende 4:1 vor. Illnau-Effretikon erwies sich in der verbleibenden Spielzeit als abgebrühter Leader, liess sich nicht mehr aus der Ruhe bringen und kontrollierte nun das Spiel und den Gegner eiskalt. Und die Zürcher Oberländer legten in Zug für einmal eine grosse Effizienz an den Tag. Nachdem Raphael Emmenegger in der Schlussphase noch mit einer Rauferei und hartem Fausteinsatz seinem angestauten Frust Luft abliess, nutzte der nie aufgebende und lange glücklos kämpfende Yves Förderreuther im Powerplay und auf Vorlage von Claudio Beltrame und Thomas «Tiz» Müller hin die Chance zum 5:1 Endstand.

Ein zufriedener und glücklicher EIE-Headcoach

«Zug hatte viele Chancen, um heute mehr als nur einen einzigen Treffer erzielen zu können», stellte Dieter Wieser fest. Der EIE-Trainer freute sich über die überragende Leistung seines Keepers Dennis Volkart und meinte, dass «wir natürlich auch noch mehr Tore hätten erzielen können». Dass das neue, aber noch wenig trainierte Powerplay gegen Zug «relativ gut funktionierte und wir damit doch zwei Überzahltore erzielen konnte» stimme ihn zuversichtlich. Gesamthaft sei er aber «unheimlich glücklich und stolz, dass wir heute endlich in Zug gewinnen konnten».

Nun die zwei Spitzenspiele gegen Direktverfolger

Die zwei nächsten Runden bringen dem EIE nun die zwei Spitzenpartien gegen Luzern (Heimspiel) und das pikante Oberlandderby in Bäretswil gegen Dürnten. 

Zug – Illnau-Effretikon 1:5 (1:1, 0:2, 0:2).-Academy Arena (Zug).- 71 Zuschauer.- SR: Jozef Martancik/Dominic Müller.- Tore: 6. Blaser 1:0. 19. Sommer (Fäh) 1:1. 38. Korsch (Sommer, Ausschlüsse Brockhage/Marti) 1:2. 40. Lionel Kuhn (Lorenz Kuhn) 1:3. 43. Sommer (Fäh/Korsch) 1:4. 59:26 Förderreuther (Müller/Beltrame, Ausschluss Emmenegger).- Zug: Livio Blaser (Dommen); Arnold, Kunz; Blättler, Blöchlinger; Gilgien; Leandro Blaser, Rickli, Marti; Felder, Eisenegger, Emmenegger; Studer, Rojas, Todesco; Schneider.- Illnau-Effretikon: Volkart (Stücheli); Gabriel Gretler, Brockhage, Müller, Brasser; Wimber, Thomas Hofer; Christoph Weinhart; Sommer, Korsch, Fäh; Beltrame, Förderreuther, Andersen; Lionel Kuhn, Peter Hofer, Lorenz Kuhn; Cristelotti.- Strafen: Zug 6-Mal 2-Minuten; Illnau-Effretikon 5-Mal 2-Minuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Nicola Gretler (Kieferbruch nach Heimspiel gegen Bellinzona; Vögeli (verletzt), Giacomelli (krank); Mirco Weinhart (überzählig); Justin Wieser (ab sofort Weltreise).- Postenschüsse: 1.16 Andersen, 23:50 und 38:25 Marti.-

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