Matchpuck nicht verzollt

Der EHC Illnau-Effretikon (EIE) musste donnerstags nach Scoul. Sowohl Hin- und Rückfahrt führte die Zürcher Oberländer über Landeck (Tirol). Auf der Heimreise zu später Stunde schmuggelte der EIE den ersten Matchpuck realisiert dank eines hart umkämpften 4:1 (1:1, 1:0, 2:0) im Gepäck durch die EU-Alpenrepublik Österreich und führt nun in der Playoff-Serie (Achtelfinal) mit 2:0 Siegen. Bereits samstags beim nächsten Heimspiel (Spielbeginn im Eselriet um 17 Uhr), kann der EIE vorzeitig alles klarmachen und den Ausgang der Paarung Wallisellen/Küsnacht getrost abwarten. Beginn der Viertelfinalserie ist am Samstag, 24. Februar 2018.

Bericht: Heinz Minder, Scoul

Die Hinreise zum Match im Unterengadin war mühsam. Ab Arlberg herrschte teils dichter Schneefall und folglich prekären Strassenverhältnissen. Aber auch auf dem Eisfeld kam Illnau-Effretikon später nicht zu seinem gewohnten Tempospiel. Schuld daran waren die Platzherren, die nach der zweistelligen 1:11 Schlappe vom vergangenen Dienstag alles unternahmen, um den Rhythmus der Zürcher Oberländer konstant brechen zu können. Dies praktizierte Club da Hockey Engiadina mit aggressivem Zweikampfverhalten und spezialisierte sich drei Drittel lang darauf, die EIE-Spieler mit gesteigertem Körperspiel aus dem Konzept zu bringen. Das gelang den Bündnern nicht zuletzt auch darum, weil die beiden Schiedsrichter von Anfang an viel zu wenig konsequent eingriffen.

Wieser sauer

EIE-Trainer Dieter Wieser war am Schluss etwas sauer darüber, dass «die Unparteiischen viele laufen liessen, auch was versteckte Foulspiele des Gegners betraf». Und Wieser nervte sich, dass «wir durch solche nicht geahndeten Attacken wieder einen Spieler verloren. Engadina profitierte meiner Meinung nach heute von einem klaren ‘Mitleidsbonus’ und konnte sich im Hinblick auf den weiteren Playoff-Verlauf einiges leisten». Ärgerlich für den EIE-Trainer war zudem, dass «wir auch bei Handgreiflichkeiten, wie beim Crosscheck gegen unseren Torhüter Dennis Volkart zwei, Engadina nur eine Strafe kassierte». Er du seine Mannschaft müssten bei der 2:0 Ausgangslage an Siegen «wohl zu weiteren Play-Off Partien antreten», derweil die Saison für die Unter-Engadiner vielleicht samstags zu Ende gehen könnte und man sich somit schon noch einiges erlauben könne».

Startdrittel wie dienstags 1:1

Genau wie dienstags endete das Startdrittel zwischen diesen beiden Mannschaften. 1:1. Doch das Spiel nahm diesmal einen besseren Verlauf für die Zürcher Oberländer, denen unter gütlicher Mithilfe des gegnerischen Torhüters Siegenthaler die führe Führung gelang. Ein etwas grotesker Treffern. EIE-Verteidiger Weinhart brachte die Scheibe nach 151 Sekunden ab der Blauen Linie in Tornähe, wo Marc Andersen auf Tizian «Tiz» Müller zielte. Der EIE-Center der dritten Linie riskierte einen Schuss auf Siegenthaler und Engadinas Torhüter lenkte den Puck mit seiner Stockschaufel noch ins eigene Tor. Der frühe 0:1 Rückstand zwang den heimischen Headcoach dann wohl zu einem taktischen Wechsel. Fortan traten die Einheimischen mit übersteigertem Körperspiel in Erscheinung und machten, begünstigt durch die sich etwas zu passiv verhaltenden Schiedsrichter, dem EIE das Leben in diesem zweiten Play-Off Treffen sehr schwer.

Fäh später ausgeschieden

Und den Bündnern gelang in diesem Match, zu dem sie mit vier Offensivlinien angetreten waren, auch eine Premiere. Den ersten EIE-Ausschluss von Carlo Fäh nutzte Club da Hockey Engiadina zum erstmals gegen den EIE ein Powerplaytreffer realisieren zu können. Fäh, der dienstags beim 11:1 Kantersieg gleich fünf Tore beisteuerte, donnerstags später das enorm wichtige 3:1 für die Gäste in Scoul erzielte, schied in der 53. Minute nach gegnerischer Attacke angeschlagen und verletzt aus. Ob der EIE-Topskorer, der eine stake Prellung im rechten Oberschenkel erlitt und vorzeitig in die Garderobe musste, samstags überhaupt einsatzfähig sein wird, steht in den Sternen.

EIE-Keeper Volkart mit über 38 Grad Fieber

Apropos einsatzfähig. Dieter Wieser musste in Scoul Ersatzkeeper Joel Stücheli verzichten und reiste nebst Dennis Volkart mit Lars Müller als Torhüter an. Routinier Volkart hütete trotz über 38 Grad Fieber den Kasten und brachte die Bündner in vielen Szenen zur Verzweiflung. «Hut ab», meinte Dieter Wieser nach dem Spiel. «Dennis Volkart hat uns in der kritischen Phase wieder im Spiel gehalten. Wir konnten von seiner überragenden Sicherheit die er trotz Fiber ausstrahlte profitieren und uns auf ihn verlassen». Ob Volkart samstags im dritten Match zum Einsatz kommen wird ist ebenso (wie Fäh fraglich). Des Weiteren fehlten beim EIE die Verteidiger Fabian Brockhage und Andrea Giacomelli, wie sein Bruder Fabio (alle beruflich abwesend).

Umgestellte EIE-Defensive

Aus diesem Grunde setzte und «verteidigte» Illnau-Effretikon im Engadin auf die ‘Back-Gebrüder’. Im ersten Block standen Gabriel und Nicola Gretler, in der zweiten Linie die mit B-Lizenz spielenden ex-Wetziker Peter und Thomas Hofer. Nach dem 1:1 Ausgleich (6.) entwickelte sich eine höchst mühsame Partie in welcher Illnau-Effretikon aus den geschilderten Gründen (aggressives Körperspiel) des Gegners nicht die gewünschte eigene hohe Kadenz ausspielen konnte. «Ich weiss auch nicht woran es lag», meinte Dieter Wieser. «Vielleicht sind wir heute zu früh, zu leicht und zu einfach zur Führung gekommen und jeder hatte wohl das Gefühl, dass es nun wie dienstags im gleichen Stil weiterlaufen würde».

Ein Auftakt nach Mass zum Mitteldrittel

Zum zweiten Vorteil kam Illnau-Effretikon im Mitteldrittel. Kaum angespielt, zappelte der Puck zum 2:1 in den Maschen. Claudio Beltrame hatte die Vorlage von Captain Thomas Korsch und Topskorer Carlo Fäh reaktionsschnell verwertet. Ganze 16 Sekunden waren im zweiten Abschnitt gespielt. Aber auch hier bestätigte sich nicht, man habe den Gegner nun im Sack. Mit Händen und Füssen und den von Wieser angesprochenen «vielen versteckten Foulspielen» brachte Engiadina das nun wieder in Führung liegende Team in Bedrängnis. Hier zeichnete sich einerseits Dennis Volkart wieder in Hochform ab, andererseits offenbarte sich erneut die schlechte Chancenauswertung jener Mannschaft, die eigentlich Ende letzter Saison sportlich gesehen abgestiegen wäre und nur dank Verbandsentscheid am Grünen Tisch wieder in dieser 2. Liga-Meisterschaft mitspielen konnte.

Spiel auf Messers Schneide

Lange stand das Treffen auf de Kippe. Ob 2:2 Ausgleich oder das 3:1 für Illnau-Effretikon – war die entscheidende Frage über den weiteren Verlauf des Spieles. Die Truppe von Profitrainer Oldrich Jindra bot einen hohen Einsatz, um eine zweite Niederlage abwenden zu können und dem EIE wollte der wichtige dritte Treffer, der Ruhe auf dem Feld gebracht hätte, einfach nicht fallen. So wurde das Spiel zur Geduldsprobe für die Gäste. Und diese Phase, auf der das Treffen auf Messers Schneide stand, dauerte dann über 27 Minuten. Bei Ausschluss von Biert markierte Carlo Fäh (Beltrame/Korsch) mit seinem sechsten Playoff-Treffer den lange angestrebten, dritten EIE-Treffer (48.). EIE-Captain Tomas Korsch hatte im Überzahlspiel Torhüter Siegenthaler mit einem harten Schuss geprüft. Dieser liess die Scheibe nach vorne abprallen, wo sich Fäh auf Beltrame spielen und letzterer den Zweitore-Vorsprung realisieren konnte (48.).

EIE ohne Überzeugungskraft

Club da Hockey Engiadina versuchte in der verbleibenden Spielzeit mit vielen Offensivaktionen die wichtige Resultatkorrektur erzwingen zu können, doch damit war der stark aufspielende EIE-Keeper nicht einverstanden. Erneut bissen sich die Bündner am EIE-Schlussmann die Zähne aus. Und den Schlusspunkt einer mühsamen Partie, in welcher es Illnau-Effretikon über weite Strecken an der Überzeugungskraft mangelte, setzte dann das Duo Förderreuther/Lionel Kuhn. Förderreuther, der dienstags im Esleriet erst ab der 12. Spielminute zum Einsatz kam, überlief die gegnerische Hintermannschaft über die linke Seite und war gewohnt kaum von der Scheibe zu trennen. Auf der rechten Flügelposition stürmte Lionel Kuhn mit. Förderreuthers pfannenfertiges Zuspiel in Form der perfekten Vorlage, vollsteckte Lionel Kuhn, der «Stängeli-Schütze» vom Dienstag, zum alles Entscheidenden 4:1 Endstand (56.).

Hart Beissen

«Wir mussten heute hart beissen – und hatten am Schluss wohl etwas mehr ‘Sugo’ als unser Gegner», strahlte Dieter Wieser trotz den Begleitumständen, «die mich heute wieder mächtig nervten». Das Ziel des EHC Illnau-Effretikon «ist nun klar. Wir wollen samstags mit Heimvorteil alles klarmachen, auch wenn das wieder keine leichte Aufgabe werden wird und Engiadina alles zum Überleben machen wird».

 

Club da Hockey Engiadina – Illnau-Effretikon 1:4 (1:1, 0:1, 0:2).- Eishalle Gurlaina (Scoul).- 92 Zuschauer.- SR: Remo Egli/Diego Mosberger.-Tore: 3. Müller (Andersen) 0:1. 6. Gantenbein (Dell’Andrino/Bott, Ausschluss Fäh) 1:1. 21. Beltrame (Fäh/Korsch) 1:2. 48. Fäh (Beltrame/Korsch, Ausschluss Biert) 1:3. 56. Lionel Kuhn (Förderreuther) 1:4.- Club da Hockey Engiadina: Siegenthaler (Spiller); Bott, Lima; Livio Noggler, Müller; Campos, Biert; Benderer; Dell’Andrino, Gantenbein, Riatsch; Ritzmann, Tissi, Dario Schmidt; Mauro Noggler, Pinösch, Linard Schmidt; Wieser, Campell, Oliveira.- Illnau-Effretikon: Volkart (Lars Müller); Gabriel Gretler, Nicola Gretler; Peter Hofer, Thomas Hofer; Wimber, Christoph Weinhart; Mirco Weinhart; Beltrame, Korsch, Fäh; Vögeli, Förderreuther, Lionel Kuhn; Cristelotti, Tizian Müller, Andersen.- Strafen: Club da Hockey Engiadina 8-Mal 2 Minuten; Illnau-Effretikon 5-Mal 2 Minuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Sommer (Grippe), Lorenz Kuhn (Verletzt), Brasser (Militär/Rekrutenschule), Wieser (Weltreise), Brockhage, Stücheli, Andrea und Fabio Giacomelli (alle Beruf).- 52.20 EIE-Stürmer Carlo Fäh fällt verletzt aus.- Nächstes Play-Off Spiel der 3. Runde: Illnau-Effretikon – Club da Hockey Engiadina, Samstag, 17. Februar 2018, Eishalle Eselriet (Effretikon), Spielbeginn: 17 Uhr.- Stand/Best-of-five: Illnau-Effretikon – Club da Hockey Engiadina: 2:0

 

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