Letzter Sekundenschlag – Aufstehen – und Krone richten

Der EHC Illnau-Effretikon (EIE) überstand im laufenden Cup-Wettbewerb seinen ersten Einsatz in der dritten Runde nicht und unterlag auswärts dem unterklassigen Lenzerheide-Valbella 1:2 (0:0, 1:0, 0:2). Mit Claudio Beltrame (Arbeitsunfall-/Gesichtsverletzung), Captain Thomas Korsch (Verletzt/vom Meisterschaftsspiel in Kreuzlingen), Carlo Fäh (Zahnoperation/ärztliches Sportverbot), Justin Wieser (Handverletzung) und Marco Thaler (verletzt/Gesichtsverletzung/Abschlusstraining vom Freitag) fehlten den Zürcher Oberländern fünf wichtige Schlüsselspieler. Den Bündnern gelang der Siegtreffer verbunden mit dem letzten Sirenenton (59:59) durch Cédric Cavelti. Zuvor hatten je Jonas Bulach (24.) und Jan Bohé (46.) bei jeweiligen Überzahlsituationen ihrer Teams zum 0:1, respektive 1:1 Ausgleich getroffen.

Bericht: Heinz Minder, Valbella

«Top – oder Flopp», so die Prognose von Dieter Wieser vor Abfahrt des Mannschaftscar auf die Lenzerheide. Der EIE-Headcoach und sein Assistent Giorgio Giacomelli waren wahrlich nicht zu beneiden. Sie wurden von aktuellen Personalproblemen arg gebeutelt und stellten sich auf die Absenzen von Claudio Beltrame, Korsch, Fäh und Wieser ein. Im Freitags-/Abschlusstraining erwischte es dann noch Marco Thaler. Der Verteidiger, der in dieser Saison von Erstligist Frauenfeld aufs Eselriet wechselte und in der Meisterschaft als Abwehrspieler bereits fünf Mal (plus vier Assists) getroffen hat, verfügt zweifellos über sehr viel Routine und Offensiv-Potenzial und war folge dessen für die Cuppartie als Stürmer vorgesehen. Freitags, im Abschlusstraining, wurde Thaler aber von einem Puck im Gesicht getroffen und musste sich die klaffende Wunde im Kantonsspital Winterthur notfallmässig nähen lassen. Damit schied bei Illnau-Effretikon ein weiterer, fünften wichtiger Schlüsselspieler (kurzfristig) aus.

Fünf EIE-Spieler fallen zusammen aus…

Den Zürcher Oberländern fehlte zudem Claudio Beltrame, der zuletzt in der Meisterschaft in Weinfelden (8:5 EIE-Sieg) drei Mal getroffen hatte. Der Landschaftsgärtner erlitt bei einem Arbeitsunfall eine Gesichtsverletzung. Captain Thomas Korsch, Center der ersten Linie, schied bekanntlich im Meisterschaftsspiel gegen Kreuzlingen-Konstanz im Mitteldrittel mit einer Knieverletzung aus, versuchte, wie sich jetzt zeigte, ein zu frühes Comeback und konnte erneut angeschlagen und verletzt, gegen Lenzerheide-Valbella ebenfalls nicht aufgestellt werden. Und da war dann noch Carlo Fäh, welcher es in der letzten Saison auf 34 Skorerpunkte brachte. Der dritte Spieler der ersten EIE-Linie erhielt nach einer Zahnoperation ärztliches Sportverbot – womit die erste Offensiv-Linie des EIE nicht einsatzbereit war. Zu allem Übel musste auch Justin Wieser wegen einer Sehnenscheiden-Verletzung an der Hand auch sein Forfait erklären. Illnau-Effretikon fehlten damit auf einen Schlag fünf wichtige Schlüsselspieler. «Wir konnten dieses Handicap heute nicht kompensieren», so die Aussage von Dieter Wieser unmittelbar nach dem Spiel. «Es zeigte sich, dass wir momentan den Ausfall von so viel erfahrenen Akteuren nicht verkraften können».

…und Brasser kehrt nach 41 Wochen Militärdienst zurück

Wieser/Giacomelli zerbrachen sich also die Köpfe darüber, wer wohl wo am besten und effektivsten eingesetzt werden konnte. Erstmals mit dabei war Yves Brasser. Der EIE-Verteidiger debütierte nach 41 Wochen(!) Militärabsenz (Rekrutenschule und Durchdiener) – weist natürlich ein klares Trainingsdefizit aus und stieg ohne jegliche Spielpraxis in das Cupspiel. Brasser kämpfte mit Fabian Brockhage in der ersten Defensiv-Linie, musste dann aber nach dem Startdrittel pausieren und kehrte nach dem 1:1 Ausgleich (46.) für die Schlussminuten nochmals zurück.

…auch Lorenz Kuhn nach überstandener RS wieder mit dabei

Zurück im Team war ebenfalls Lorenz Kuhn. Der EIE-Stürmer steckte in den letzten Monaten ebenfalls im Militärdienst (Rekrutenschule) und hat bislang ausser einem Einsatz im aller ersten Testspiel Mitte August in Herisau, in dieser Saison noch nie gespielt. Auch er fand logischerweise mangels Spielpraxis nur mühsam den Weg zurück. Mangels Offensivkräften nominierten Wieser/Giacomelli dann Verteidiger Lukas Wimber als Stürmer an die Seite von Marco Vögeli und Yves Förderreuther, welcher als Center der zweiten Linie auch als Captain auftrat.

Fehlende EIE-Feinabstimmung der zusammengewürfelten Formationen

Bereits beim Aufwärmen und Einspielen offenbarten sich dem aufmerksamen Beobachter aber Abstimmungsprobleme in der zusammen gewürfelten EIE-Formation, wo die Feinabstimmung fehlte. Illnau-Effretikon traf auch Lenzerheide-Valbella, das Ende letzter Saison aus der Zweitliga abgestiegen ist und nun in der Meisterschaft auf die Reservisten des EIE trifft. Diese wurden in der Vorrunde durch die Bünder bereits geschlagen. Die Gäste legten im Sportzentrum Dieschen einen mühsamen Beginn hin. Das torlose Startdrittel verdeutliche bereits, dass den Zürcher Oberländern ein höchst harzige Cup-Match bevorstand.

EIE-Torhüter teilen sich den Job

Dennis Volkart, der während der ersten Phase das EIE-Tor hütete und sich die Aufgabe mit Joel Stücheli (ab 31:22) teile, musste zahlreich intervenieren, damit seine Farben nicht schon im ersten Abschnitt in Rücklage gerieten. Im EIE-Offensivbereich offenbarten die Stürmer Ladehemmung und scheiterten einerseits an Torhüter Sergio Collet, oder am eigenen Unvermögen. Schon in der Anfangsphase sündigten die Gäste mehrfach, teils in exzellenten Abschlusspositionen. Wie mühsam der EIE seinen Tritt suchte und nicht fand, verdeutlichte die Tatsache, dass die Zürcher Oberländer nach 96 Sekunden Spielzeit bereits einen Bankstrafe wegen unkorrektem Spielerwechsel (zu viel Spieler auf dem Eis) kassierten. Das erste Unterzahlspiel überstand Illnau-Effretikon mit vereinten Kräften, schaffte dann selbst im vierten Powerplay (Ausschluss Nicola Zeller) durch Jonas Bulach und Vorlage von Gabriel Gretler und Mirco Hofer den 1:0 Führungstreffer (24.).

EIE lässt Überzeugungskraft vermissen…

Illnau-Effretikon überzeugte im spielerischen Bereich nicht, und vermochte das Treffen nicht in die vorentscheidende Bahn zu lenken. Dazu fehlte dem EIE die Überzeugungskraft. Trotz optischem Vorteil der läuferisch überlegenen Mirco Hofer/Yves Förderreuther und Marco Vögeli vermochte der EIE diesen Pluspunkt nicht zum Eigenvorteil zu nutzen. Mirco Hofer spielte nach seiner Fussverletzung nach längerer Absenz ebenfalls erstmals wieder mit und hatte in der 36. Minute den zweiten Treffer auf dem Stock, sah die Scheibe aber nur höchst klangvoll vom Pfosten abprallen.

…und würfelt nach Startdrittel Formationen abermals durcheinander

Nach dem Startdrittel mussten Wieser/Giacomelli ihre Formationen abermals umstellen. Ex-Militarist Brasser pausierte im Mitteldrittel, Verteidiger Lukas Wimber übergab seinen Stürmerposten und wechselte wieder in die Abwehr zurück und die EIE-Linien wurden umgestellt – zudem gab es bei Halbzeit den geplanten Wechsel der Torhüter (Stücheli anstelle von Volkart). Die neuerlichen Rochaden auf gewissen Positionen brachten aber auch nicht den erhofften Erfolg und im Spiel sündigten die oberklassigen EIE-Spieler weiterhin und versiebten beste Chancen. Was folgte war fast klar. Den vierten EIE-Ausschluss von Mirco Hofer nutzte Lenzerheide-Valbella durch Jan Bohé zum vielumjubelten Ausgleich im Powerplay (46. und Time-Out Illnau-Effretikon).

Die ominöse Schluss-Sekunden

Der Höhepunkt eines gänzlich missglückten abends an dem beim EIE wenig bis nichts zusammen passte und ein Abend zum Abhaken und Vergessen wurde, folgte in der Schluss-Sekunde. In der Schlussphase, als beide Teams noch die Entscheidung suchten, geriet Illnau-Effretikon vor dem eigenen Tor unter starke Belagerung. Statt die Scheibe konsequent aus dem Gefahrenbereich zu spedieren und damit den Weg über die Verlängerung zu suchen, liess die EIE-Defensive sich auf zwei Zweikämpfe ein, die prompt verloren gingen. Lenzerheide-Valbella stocherte die Scheibe bei Ertönen der Schluss-Sirene irgendwie an Stücheli vorbei über die Linie. Anschliessend gab es kurze Diskussionen darüber, ob das Tor nach der Sirene oder gar mit dem Schlittschuh erzielt wurde. Die Platzherren gaben offiziell das alles entscheidende 2:1 Siegestor ihrer Mannschaft mit 59:59 an. Allerdings gab es nach dem Treffer kein Anspiel mehr – weil die Zeit (nach dem Tor?) bereits abgelaufen war.

Harziger Verlauf auch gegen St. Gallen erwartet

«Ich erwarte samstags in der Meisterschaft gegen Schlusslicht St. Gallen ein gleiches Spiel», so der enttäuschte EIE-Headcoach. Dieter Wieser: «Dass die Platzorganisation die Uhr einmal nicht laufen liess und die Schiedsrichter auch nicht eingriffen, tut am Ende nichts mehr zur unserer Niederlage». «Wir haben heute nur einen einzigen Treffer erzielt. Das ist eindeutig zu wenig», so Wiesers Assistent Giorgio Giacomelli». «Wir müssen jetzt wieder aufstehen und unsere Krone richten und uns auf St. Gallen fokussieren», so Dieter Wieser. «Das heutige Spiel hat mir gezeigt, dass wir auf ‘alte Routine’ nicht verzichten können. Wir konnten die fünf Absenzen nicht kompensieren». Und was pflegen Fussball-Trainer nach Cup-Niederlagen jeweils zu sagen: Jetzt können wir uns voll und ganz auf die Meisterschaft konzentrieren. 

Eishockey: Cup-Wettbewerb, 3. Runde/Ostschweiz, Spieltag vom Samstag, 10. November 2018: Lenzerheide-Valbella (3. Liga) – Illnau-Effretikon (2. Liga) 2:1 (0:0, 0:1, 2:0).- Sportzentrum Dieschen, Valbella.- 120 Zuschauer.- SR: Marco Zambonin/Sven Sprenger.- Tore: 24. Bulach (Mirco Hofer/Gabriel Gretler, Ausschluss Cantieni) 0:1. 46. Bohé (Bonorand/Koch, Ausschluss Mirco Hofer) 1:1. 59:59 Cavelti 2:1.- Lenzerheide-Valbella: Collet (Pieren); Cantieni, Willi; Lorenz, Koch; Litscher, Bonorand, Bohé; Lütscher, Agha, Cavelti; Müller, Salis, Zeller; Epifani, Cafisch.- Illnau-Effretikon: Volkart (31:22 Stücheli); Brasser, Brockhage; Andrea Giacomelli, Schwarz; Nicola Gretler, Bulach; Mirco Hofer, Gabriel Gretler, Lorenz Kuhn; Vögeli, Förderreuther, Wimber; Lionel Kuhn, Peter Hofer, Müller.- Strafen: Lenzerheide-Valbella 7x2 Minuten; Illnau-Effretikon 4x2 Minuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Beltrame (Arbeitsunfall-/Gesichtsverletzung), Korsch (Verletzt/vom Meisterschaftsspiel in Kreuzlingen), Fäh (Zahnoperation/ärztliches Sportverbot), Wieser (Handverletzung), Thaler (verletzt/Gesichtsverletzung/Abschlusstraining vom Freitag); Ersteinsätze von Yves Brasser nach 41 Wochen Militärdienst (RS und Durchdiener), Lorenz Kuhn (nach Rekrutenschule); Verteidiger Lukas Wimber im Startdrittel erstmals als Stürmer.- 31:22 Torhüterwechsel EIE: Joel Stücheli anstelle von Dennis Volkart; 35.44 Pfostenschuss Mirco Hofer; 56:17 Time-Out Illnau-Effretikon; 2:1 Siegtor mit letztem Sirenenton; 59:59 (es wird nicht mehr angespielt).- Nächstes Spiel des EHC Illnau-Effretikon: Meisterschaft 2. Liga, Gruppe 2, Samstag, 17. November: Illnau-Effretikon – St. Gallen (Sportzentrum Eselriet, Effretikon), Spielbeginn: 17:00 Uhr.

 

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