Schöne Bescherung

Fünf Runden vor Beginn der Playoff-Spiele anfangs Februar 2019 überzeugte der EHC Illnau-Effretikon (EIE) in einem weiteren Heimspiel wieder nicht. Der EIE blieb nach dem 0:5 verlorenen Oberland-Derby gegen Dürnten nun auch gegen Kreuzlingen-Konstanz sieglos. Die Zürcher Oberländer verloren zum zweiten Mal innert Wochenfrist im heimischen Stadtion. Das letzte Punktespiel des Jahres 2018 ging mit 2:4 (1:1, 0:0, 1:3) verloren. Schöne Bescherung. Der schlechten News nicht genug. Carlo Fäh und Marco Vögeli schieden zwischenzeitlich im ersten Drittel mit blutenden Wunden aus. Schlimmer erwischtes es Justin Wieser. Der EIE-Stürmer der bereits am 5. November 2016 im Derby gegen Dürnten mit einem Schlüsselbeinbruch die damalige Saison vorzeitig beenden musste, erwischtes es kurz nach Halbzeit an der genau gleichen Stelle auf dem Eis. Wieder musste Justin Wieser mit der Ambulanz ins Spital. Verdacht: erneute Schulterverletzung.

Bericht: Heinz Minder, Illnau

Zum letzten Gruppenspiel des Jahres 2018 trafen samstags im Effretiker Eselriet Illnau-Effretikon und Kreuzlingen-Konstanz aufeinander. Beide Teams starteten mit grossem Erfolgsdruck. So Gastgeber EIE, zumal deren Headcoach Dieter Wieser vor drei Wochen vor dem Auswärtsmatch in Schaffhausen unmissverständlich erklärte, «wir wollen aus den letzten drei schweren Partien dieses Jahres mindestens sechs Punkte holen». Erste drei schaffte dann Wiesers-Truppe in Schaffhausen, verpasste aber im Derby gegen Dürnten bei der 0:5 Heimniederlage jegliche Chance auf einen weiteren Punktegewinn. So musste also unbedingt im letzten Heimspiel noch ein Sieg über Kreuzlingen-Konstanz eingefahren werden, damit Wiesers unmissverständliche Forderung an und von seinem Team auch erfüllt wurde. Die Thurgauer selbst hatten zuletzt zwei Mal verloren und wollten sich ebenfalls wie die Zürcher Oberländer mit einem Sieg aus dem alten Jahr verabschieden.

Dieter Wieser verlässt EIE per Ende Saison 2018/19

Am Ende blieb Dieter Wieser nur die grosse Enttäuschung. Apropos Dieter Wieser. Über den EIE-Headcoach informierte Mike Häbig (EIE-Sportchef) nach dem Spiel. «Dieter Wieser hat uns vom Vorstand bereits darüber informiert, dass er seinen Vertrag nicht mehr verlängern wird und per Ende Saison 2018/19 seinen Posten als EIE-Headcoach abgeben wird». Der EIE-Vorstand habe mittwochs die Mannschaft über Wiesers Entscheid informiert. Mike Häbig bestätigte, dass «wir traditionell vor Weihnacht in einer ersten Runde auch bereits mit jedem Spieler gesprochen haben». Der EIE-Sportchef weiter: «Ich möchte Giorgio Giacomelli, Wiesers diesjährigen Assistenz-Trainer unter allen Umständen behalten» Wer Nachfolger von Dieter Wieser beim EIE wird, konnte Mike Häbig zwei Tage vor Weihnacht noch nicht sagen. «Es hängt momentan vieles bei uns zusammen. Wir werden auch mal darüber entscheiden müssen, wie wir den Abgang von Daniel Wegmann (trat nach fünf Jahren als EIE-Nachwuchschef am 3. November ebenfalls per Ende Saison 2018/19 zurück), kompensieren, oder neu belegen».

Wie auf dem Schlachtfeld

EIE-Betreuer Jürg Fehr traf in der ersten Drittels Pause den Nagel voll auf den Kopf. Der Abfallkübel bei der EIE-Mannschaftsbank präsentierte sich gefüllt mit Blut getränktem Verbandsmaterial. Das Spiel hatte seinen Tribut gefordert, komischerweise traf es nur die Platzherren. Bei denen konnten die zuletzt verletzten Marco Vögeli und Justin Wieser ebenso wieder mitspielen, wie der gegen Dürnten beruflich engagierte Polizist Carlo Fäh. Nach den ersten Spielzügen der ersten EIE-Linie Beltrame/Peter Hofer/Lorenz Kuhn, kam die Korsch Linie. Der EIE-Captain gewann das Bully und nach sieben Sekunden Einsatz flog die Scheibe Carlo Fäh ins Gesicht und sorgte für einen blutende Nase. Fäh musste sofort zur Pflege, kam nach einigen Minuten zurück und kassierte bei seinem Wiedereinsatz gleich einen Zweier (05:54 Haken). Noch während Fäh sich bei der Sanität verarzten musste, erwischte es Marco Vögeli. Bei seinem Comeback und ebenfalls Ersteinsatz, schlug ihm Yves Spühler den Stock ins Gesicht. Auch Vögeli blutete am Kopf – auch er musste zur Sanität. Dieter Wieser/Giorgio Giacomelli mussten konstant ihre Formationen ändern und konnten von Beginn weg nicht mehr so aufspielen wie sie es eigentlich geplant hatten. Das Spielkonzept brach nach wenigen Spielzügen wie ein fragiles Kartenhaus in sich zusammen.

Verbissene Zweikämpfe – harter und blutiger Abnützungskampf

Es entwickelte sich der erwartete und befürchtete harte Abnützungskampf zweier Teams die unter keinen Umständen das Spiel verlieren wollten. Verbissene Zweikämpfe, mit Haken und Ösen ausgetragen, dazu zwei Spielleiter die teils überfordert schienen und mehrfach genau dort standen wo sich die Scheibe befand und somit direkten Einfluss auf das Spiel nahmen, gesellte sich am Abend der Pleiten, Pech und Pannen noch dazu. Vögeli, verarztet und wieder einsatzfähig, spielte dann seine Turbo-Fähigkeit aus, prellte über die halblinke Seite vor, an zwei Gegnern vorbei und prüfte Michael Ströbel. Der Gästekeeper konnte Vögelis-Abschlussversuch erst wehren, doch stand dann Tizian «Tiz» Müller zur richtigen Zeit am richtigen Ort und insistierte reaktionsschnell auf den Abpraller mit dem EIE-Führungstreffer in der 17. Minute.

Wie gewonnen – so zerronnen

Illnau-Effretikon blieb im letzten Heimspiel des Jahres 2018 seiner diesjährigen Tradition treu. Der EIE überzeugte in einer weiteren Partie vor heimischem Publikum keineswegs. Nach Schaffhausen, St. Moritz, Bassersdorf, Dürnten, sollte es nun zum fünften Mal im Eselriet nicht zum Sieg reichen. Bei Ausschluss von Gabriel Gretler glichen die Gäste mit einem Powerplaytreffer (abgefälscht noch dazu) durch Jérôme Merz noch vor Ende des intensiven Startdrittels aus. Das erste Drittel zeigte alte EIE-Schwächen. Viele Aktionen waren zu kompliziert, meist um eine Station zu viel, gradlinig und direkt die Gegner, die bekannt dafür sind, aus wenig viel zu machen (63 Tore in 13 Spielen).

Verbissenes Spiel

Wenn es einer Mannschaft nicht rollt, dann gesellen sich noch verschiedenste Faktoren zusammen und kumulieren sich am Schluss zum Fiasko. Die Einheimischen hatten absolut keine Zeit und Musse, ein gepflegtes Kombinations-Hockey aufziehen zu können. «Wir wollen unserem Publikum ein Offensivspektakel im Eselriet zeigen», so Dieter Wieser vor Saisonbeginn. Inzwischen hat sich vieles relativiert. So überlegen und souverän der EIE noch in der letzten Saison seine 18 Gruppenspiele (eine Niederlage über die offizielle Spielzeit, plus ein verlorenes Spiel über die Verlängerung), so dominant und gefährlich ist Illnau-Effretikon heuer absolut nicht mehr. Das Team kämpft seit Saisonbeginn mit grossen Formschwankungen seiner Spieler. Viele haben längst noch nicht ihr mögliches Potenzial erreicht und konnte es in dieser Saison noch nie zeigen. Die EIE-Stürmer hadern mit ihrer Chancenauswertung. Das Toreschiessen wird zum EIE-Alptraum.

Justin Wieser erneut mit Schulterverletzung und Ambulanz ins Spital

Einen weiteren personellen Dämpfer musste Illnau-Effretikon (ohne Lionel Kuhn/Wadenbeinbruch und die im Ausland weilenden Yves Förderreuther und Fabian Brockhage angetreten). Kurz nach Halbzeit lieferten sich Justin Wieser und Mauro Forster vor dem Kreuzlinger-Tor einen harten Zweikampf. Der EIE-Stürmer wurde genau so abgedrängt wie am 5. November 2016, damals im Oberland-Derby mit Dürnten gegen Tschanz. Wieder landete Justin Wieser mit dem Rücken an der Bande, genau an der gleichen Stelle wie damals vor zwei Jahren. Wieser zog sich damals einen Schlüsselbeinbruch zu. Für ihn war die Saison 2016/17 vorzeitig gelaufen. Bei Spielhälfte und 1:1 Spielstand musste Justin Wieser erneut verletzt vom Feld, um anschliessend mit der Ambulanz ins Spital gebracht zu werden. Sein Vater EIE-Headcoach Dieter Wieser war geschockt und musste abermals die Formationen neu umstellen. Trotz des verletzungsbedingten Ausscheidens wurde weiterhin intensiv um jede Scheibe gerungen, teils ohne Rücksicht auf Verlust und viele rustikale Einlagen blieben ungeahndet. Nach dem Schocker versuchte es Carlo Fäh mit dem «Buebetrickli» - kaum hatte er das gegnerische Tor umrundet, wurde er vor Ströbel kompromisslos attackiert (36.), doch kassierte diesmal Joschua Eckmann eine Strafe von vier Minuten. Aus dieser konnten die Zürcher Oberländer ab kein Kapital schlagen – zu harmlos ihr Powerplay, das ausser einem Abschlussversuch aus der Distanz von Yves Brasser absolut keine Gefahr für die Thurgauer brachte.

Wer die Tore nicht macht

Getreu der alten Weisheit wurde der EIE abermals bestraft. Im Schlussdrittel scheiterte Fäh bei einem seiner vielen Solovorstössen, Kreuzlingen-Konstanz bewies Konterstärke und Silvio Widmer brachte seine Farben vorentscheidend zum 2:1 (46.). Gleich darauf kassierte Sandro Brunella einen Zweier. Abermals schlecht das EIE-Überzahlspiel, wo Müller/Beltrame den Ausgleich nicht schafften, dann konterte Kreuzlingen mit einem Mann weniger und schaffte durch Cédéric Kuhn und dessen Shorthander gar das 3:1 (49.). Mit der Höchststrafe sank die EIE-Moral knappe zehn Minuten vor Schluss in den Keller. Gänzlich frustriert war Marco Thaler. Der EIE-Verteidiger schäumte buchstäblich auf der Mannschaftsbank. Bei Ausschluss von Philippe Fehlmann fasste sich Thaler dann ein Herz und liess seiner angestauten Frustration freien Lauf und hämmerte die Scheibe ab der Blauen Linie als sein siebtes Saisontor – zum 2:3 Anschluss wuchtig unter die Querlatte (58.). Dann war der EIE wieder dran – resultatmässig, aber auch bei der nächsten Strafe, welche sich Fäh einhandelte und dem Gegner zu jenem Penalty verhalf, den Silvio Widmer gegen Dennis Volkart sicher zum 4:2 verwandeln konnte, noch in der gleichen Spielminute, als Thaler den Anschluss realisierte. Obwohl Wieser am Ende auch seinen Torhüter vom Feld nahm, schaffte seine Truppe die Wende nicht mehr. Mit einer schönen Bescherung endete das Jahr 2018 für den EHC Illnau-Effretikon.

Für Wieser ist vieles reine Kopfsache

«Wir haben von aussen her vieles probiert, der Mannschaft neue Impulse zu geben», versicherte Dieter Wieser am Schluss und stelle frustriert fest, dass «irgendwie nichts zurückkam». Er sei am Ende «sprachlos, dass solche Sachen wie heute in dieser Saison immer wieder passieren». Er hoffe, dass «diese Pause im richtigen Augenblick kommt». Wieser glaubt, dass «vieles eine geistige Kopfsache ist. Viele sind wohl in Gedanken schon in der Winter-/Weihnachts-Pause». Der per Ende Saison scheidende EIE-Headcoach meinte weiter, er glaube, dass «es einfach nur eine Einstellungssache ist. Wir haben viele Passagiere in unserer Mannschaft. Wenn es gut läuft, laufen sie mit – und denn wir Schwierigkeiten haben, haben wir ein echtes Problem, wenn dann nur noch fünf bis sechs Leute gewillt sind, das Heft in die Hand zu nehmen». Wieser ist sich der schwierigen Ausgangslage für die letzten vier Gruppenspiele vollauf bewusst. «Das neue Jahr 2019 bringt uns am fünften Januar gleich ein richtungsweisendes schweres Auswärtsspiel in St. Moritz». Mit den richtigen Nadelstichen im entscheidenden Moment hat Kreuzlingen-Konstanz dem verbissenen Match in Effretikon die Richtung gegeben und die drei Punkte aus dem Zürcher Oberland entführt.

EIE verliert dritten Zwischenrang und vierter Platz ist auch in Gefahr

Der EIE hat seinen dritten Zwischenrang an Küsnacht verloren und läuft nun grosse Gefahr, dem immer stärker aufkommenden Doppel-Meister Dürnten auch den vierten Rang überlassen zu müssen. Die EIE-Spieler tun gut daran, sich auf ihre Stärken zurück zu besinnen und sich einen guten sportlichen Vorsatz für das 2019 zu fassen. 

 

Eishockey: Meisterschaft 2. Liga, Gruppe 2, 14. Spieltag: Illnau-Effretikon – Kreuzlingen-Konstanz 2:4 (1:1, 0:0, 1:3).- Eishalle Eselriet (Effretikon), 172 Zuschauer.- SR: Daniel Bittel/Josef Martancik.- Tore: 17. Müller (Vögeli) 1:0. 19. Merz (Kreis/Kuhn, Ausschluss Gabriel Gretler) 1:1. 46. Widmer (Fehlmann) 1:2. 49. Kuhn (Shorthander, eigener Ausschluss Eckmann) 1:3. 57:22. Thaler (Vögeli) 2:3. 57:54 Widmer (Penalty, verschuldet von Fäh) 2:4.-Illnau-Effretikon: Volkart (Stillhard); Nicola Gretler, Gabriel Gretler; Brasser, Bulach; Schwarz, Thaler; Andrea Giacomelli, Wimber; Beltrame, Peter Hofer, Lorenz Kuhn; Mirco Hofer, Korsch, Fäh; Vögeli, Müller, Wieser.- Kreuzlingen-Konstanz: Ströbel (Litscher); Mauro Forster, Schürch; Kreis, König; Funk, Kurz; Grubenmann; Brunella, Fehlmann, Widmer; Kuhn, Eckmann, Merz; Jakob, Gian Forster, Merz; Fontes, Bruni, Spühler.- Strafen: Illnau-Effretikon 7x2 Minuten, Kreuzlingen-Konstanz 6x2 Minuten.-Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Fabio Giacomelli und Lionel Kuhn (beide verletzt), Förderreuther und Brockhage (beide Ausland); Marco Vögeli mit Comeback nach Verletzung.- 2. Bei Ersteinsatz wird Carlo Fäh nach Bully von Puck an der Nase getroffen und muss blutend zur Pflege kommt in 6. Minute zurück und kassierte gleich Zweiminuten-Strafe. 4. Marco Vögeli wird durch Yves Spühler mit hohem Stock im Gesicht verletzt und muss blutende Kopfverletzung pflegen lassen. 32. Justin Wieser prallt nach Zweikampf mit Mauro Forster rückwärts fallend in Bande und muss mit Schulterverletzung mit Ambulanz ins Spital überführt werden. 51:53 Time-Out Illnau-Effretikon.- 58. Tizian «Tiz» Müller kassiert Stockschlag auf linke Hand und scheidet vorzeitig verletzt aus. EIE-Sportchef Mike Häbig bestätigt, dass mittwochs Mannschaft informiert wurde, dass EIE-Headcoach Dieter Wieser nach sechs Jahren per Ende Saison 2018/19 zurücktreten (Vertrag nicht mehr verlängert) wird. Es ist von Dieter Wieser im 13. Jahr als EIE-Trainer der dritte Rücktritt nach Ende 2005/06 und 2010/11).- Nächstes Spiel des EHC Illnau-Effretikon: Meisterschaft 2. Liga, Gruppe 2/15. Spieltag: Samstag, 5. Januar 2019: St. Moritz - Illnau-Effretikon, Offene Kunsteisbahn Ludains (St. Moritz), Spielbeginn. 17 Uhr.

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.