EIE fügt St. Moritz erste Saisonniederlage zu

Revolte in der Nacht zum Dreikönigstag 

Was im vergangenen Jahr Schaffhausen (0:7), Dürnten (1:5), Club da Hockey Engiadina (5:8), Absteiger Weinfelden über das Penaltyschiessen (3:4), Küsnacht (2:6) und Bassersdorf (4:2) allesamt zuvor nicht glückte, schaffte nun der EHC Illnau-Effretikon (EIE) zum Auftakt des Jahres 2019. Die Zürcher Oberländer fügten mit 4:3 (1:0, 1:1, 2:2) dem Tabellenführer St. Moritz auf dessen offener Kunsteisbahn Ludains die erste Saisonniederlage zu. In der Nacht vor dem Dreikönigstag liess die EIE-Revolte im Engadin den Leader vom Thron stürzen.

Bericht: Heinz Minder, St. Moritz

Bleiben wir anfangs bei den Bilanzen. Für Illnau-Effretikon war es nach den beiden Heim-Niederlagen gegen Dürnten (0:5) und Kreuzlingen-Konstanz (2:4) der erhoffte Befreiungsschlag. Dieter Wieser: «Diese Meisterschaft läuft als enge Kiste. Wir mussten die drei Punkte anstreben, um mit einer dritten Niederlage in Folge nicht plötzlich auf den siebten Zwischenrang abzustürzen». Der EIE-Headcoach weiter: «Wir hatten heute endlich auch mal Matchglück und können die restlichen drei Gruppenspiele etwas beruhigter Natur angehen». Und noch etwas zur EIE-Bilanz. Von seinen nunmehr 28 Punkten haben die Zürcher Oberländer nicht weniger als deren 21(!) auf auswärtigen Plätzen geholt. Mit dem neuen Saisonsieg eroberte sich der EIE den dritten Zwischenrang wieder zurück, weil Küsnacht sein Heimspiel gegen Club da Hockey Engiadina mit 2:4 verlor und nun wieder nur mit einem Punkt Rückstand hinter Illnau-Effretikon rangiert. Und noch eine persönlich Bilanz: EIE-Captain Thomas Korsch, an zwei Toren (1:0 und 3:1) mitbeteiligt, konnte sich in St. Moritz den 89 Assistpunkt beim EIE gutschreiben lassen.

EIE konnte personelle Ausfälle kompensieren…

Beim EIE konnten Fabio Giacomelli, Lionel Kuhn, Justin Wieser und Yves Brasser (alle verletzt), Mirco Hofer (Beruf) und Florian Schwarz (Ausland), die lange Reise nach St. Moritz (ab Bivio Ketten Obligatorium über den Julier) nicht antreten. Dieter Wieser und sein Assistent Giorgio Giacomelli mussten somit wieder neue Formationen zusammenstellen. «Wichtig war, dass wir die personellen Ausfälle kompensieren konnten», so Dieter Wieser. Und der EIE-Headcoach lobte nach dem gewonnenen Spiel: «Alle der 15 mitgereisten Spieler haben sich heute voll und ganz in den Dienst der Mannschaft gestellt und jeder zeigte Bereitschaft, für seinen Mitspieler zu fighten». Und mitentscheidende zum Sturz des Leaders sei gewesen, dass «alle unsere anwesenden Spieler mit ihrem Herz mit dabei waren. Mit enormen Einsatz- und Siegeswillen konnte uns heute nichts umbringen».

…und fand auf der Ludains erschwerte Bedingungen vor

Nachdem die Zürcher Oberländer schon auf ihrer Anfahrt mit starkem Schnellfall zu kämpfen hatten und ab Bivio mit Schneeketten die letzten Kilometer auf die Ludains zurück legten, freuten sich die EIE-Spieler, teils wie kleine Kinder auf die «Winterclassic» auf der offenen Kunsteisbahn. In St. Moritz setzte der stärker werdende Schneefall erst kurz vor Spielbeginn um 17 Uhr ein und beeinflusste das Treffen direkt. Der Schnee führte zu erschwerten Bedingungen, drückte mächtig auf das Tempo. Teils war die Scheibe kaum zu erkennen und phasenweise waren wegen unmöglichen Passfolgen (Puck blieb stecken) auch abgestimmten Kombinationen nicht mehr möglich. Oftmals blieb vieles dem Freund Zufall überlassen und die Spieler stocherten intensiv nach der Scheibe im Schneehaufen. Trotzdem wurden keine zusätzlichen Eisreinigungen nötig. Die EIE-Spieler hatten ihren Plausch an der Winterclassic und waren nicht mal benachteiligt. «Wir trainieren sowieso jeden vierten Freitag bei uns im Eselriet auf dem offenen Aussenfeld», so Giorgio Giacomelli.

EIE-Spieler waren hungrig auf Neustart…

«Wir wussten, dass wir einige Sachen ausmerzen mussten vom letzten Jahr und den letzten zwei Heimspielen, die wir bekanntlich gegen Dürnten und Kreuzlingen-Konstanz verloren», so Dieter Wieser. «Grundsätzlich hatten wir uns für diesen Match gegen den Tabellenführer sehr viel vorgenommen. Wichtig war, dass unsere Spieler über die Festtage mal ihren Kopf lüften konnten und nichts mit Eishockey zu tun hatten». So sei die Freude bei seinen Spielern wohl wieder zurückgekehrt. «Nach zwei Trainings waren wir alle wieder hungrig auf diesen ersten Punktekampf». Wieser bestätigte, dass der EIE versucht habe, «im Engadin etwas Neues zu spielen, was aber wegen den erschwerten äusseren Bedingungen gar nicht möglich war». Und letztlich entscheidend für den EIE-Trainer war, dass «wir nach dem 3:3 Ausgleich, was einem richtigen Schock gleichkam, als Mannschaft nicht wegbrachen».

…und führten dank Marco Vögelis zehntem Saisontreffer

Und damit wären wir mitten mit Match, in welchem sich die Platzherren im Startdrittel ein klares Chancenplus erarbeiteten. Angriff um Angriff rollte auf den EIE los. Doch Dennis Volkart stand wie eine Mauer, war vielbeschäftigt und konnte sich im aufkommenden Schneegestöber (mit bissigen Windböen) warmhalten. Nach Dutzendchancen konterte Illnau-Effretikon. EIE-Captain Korsch auf Carlo Fäh, dieser rechts ungestüm der Bande entlang mit Pass auf den mitstürmenden Marco Vögeli. Der EIE-Stürmer, der anstelle es beruflich abwesenden Mirco Hofer in der ersten Linie mitspielte, reüssierte sicher mit seinem zehnten Saisontreffer zum EIE-Führungstor (11.). Jan Lony im St. Moritzer-Tor hatte im Vergleich zu Dennis Volkart zuvor kaum was zu halten und zu klären und wurde wohl eiskalt erwischt. St. Moritz drückte vehement auf den schnellen Ausgleich. Der EIE konterte immer wieder temposchnell, meist mit Vögeli, der kaum zu halten war.  Die Hintermannschaft der Gäste stand gut formiert und kompakt und spielte im Startdrittel fehlerfrei. Illnau-Effretikon überstand zudem die beiden Ausschlüsse von Thaler (5.) und Korsch (15.) schadlos.

EIE verpasste 2:0 und kassierte dann den Ausgleich…

«Ein Spiel wie in guten alten Zeiten», freute sich auch Giorgio Giacomelli. Unter erschwerten, teils grenzwertigen Bedingungen, wickelte sich auch das Mitteldrittel ab in welchem der EIE durch Lorenz Kuhn/Tizian «Tiz» Müller (22.), Vögeli (23.) Fäh/Thaler (24.) gleich zu mehreren exzellenten Möglichkeiten kamen, das Skore zu erhöhen. Und als dann Marco Brenna auf die Strafbank musste, hatte Illnau-Effretikon im Powerplay durch die beiden Verteidiger Fabian Brockhage und Andrea Giacomelli das 2:0 ebenfalls auf dem Stock. Wenige Sekunden (vier) nachdem Brennas Strafe abgelaufen war, schafften die Platzherren durch Adrian Kloos den Ausgleich und bestraften damit die Gäste für ihre Unterlassungssünden, respektive schlechte Chancenauswertung zu Beginn des Mitteldrittels. Für den EIE war es bitte, nach diesen kapitalen Möglichkeiten den ersten Gegentreffer einstecken zu müssen (26.).

…wie später per Doppelschlag innert 14 Sekunden den 3:3 Ausgleich

Wichtig und entscheidend aber war an diesem Abend, dass die EIE-Truppe einen solchen Treffer wegstecken konnten. Volkart unterband trotz des 1:1 weitere gegnerische Angriff und Illnau-Effretikon zeigte Effizienz, als kurz nach Halbzeit Lorenz Kuhn die Vorlage von Peter Hofer und Verteidiger Lukas Wimber zur neuerlichen EIE-Führung verwerten konnte (34.). Inzwischen hatte sich das Treffen zu einem verbissenen Abnützungskampf entwickelt. Bedingt dadurch, dass die Scheibe wenig Fahrt bekam, häuften sich die Zweikämpfe und das Gerangel um den Puck und führten auch dazu, dass es im Verlaufe der Partie je zu wie zehn minütigen Strafen kam (Check von hinten und Bandenchecks). Bei Illnau-Effretikon musste Verteidiger Jonas Bulach durch seine Gegenspieler (wie Marco Brenna) viel einstecken, wurde nach Spielschluss aber verdientermassen zum besten EIE-Spieler gekürt.

Knallharte Zweikämpfe und intensives Ringen um verstecke Scheibe

St. Moritz, das auch nicht fehlerfrei über die Runde kam, verstärkte im Schlussdrittel, als anfangs die Bedingungen noch gut waren (wenig starker Schneefall) das Tempo. Die Steigerung der Kadenz war spürbar. Vieles spielte sich nun im EIE Drittel ab, wo die Zürcher phasenweise stark unter Druck gerieten. Doch anfangs Schlussdrittel, wie beim zweiten Abschnitt, begann Illnau-Effretikon gut und kam durch Bulach (ab Blauer Linie) zu einer weiteren guten Möglichkeit, wie später Claudio Beltrame, der sich die Scheibe eroberte und Fäh zu einer weiteren Einschussmöglichkeit verhalf. Del Negro und Mercuri scheiterten an Volkart, dann ging Brenna ohne Rücksicht auf Verlust in ein neuerliches knallhartes Duell mit Bulach (44.) und kurz darauf konterte Illnau-Effretikon wieder mal temposchnell und erfolgreich. Korsch auf Vögeli, dieser auf Fäh – 3:1 nach 46. Minuten.

EIE brach trotz 3:3 Schock-Ausgleich nicht weg

Dass dies noch nicht die halbe Miete war, schien klar, denn St. Moritz verstärkte nun seinen Druck um eine weitere Stufe. Es folgte die Schlüsselszene des Spieles, denn die Platzherren schafften erst durch Elio Tempini per Powerplaytreffer (Ausschluss Brockhage), den wichtigen 2:3 Anschluss und nur 14 Sekunden später per Doppelschlug durch Gudench Camichel gar den 3:3 Ausgleich. Illnau-Effretikon kassierte gleich darauf einen weiteren Ausschluss (Förderreuther, zwei- und zehn Minuten wegen Bandencheck), doch der EIE überstand diesmal die Unterzahl, obschon St. Moritz nun noch offensiver kam.

St. Moritz reklamierte vergeblich 4:3 Führungstor

Die Schlussphase war dramatisch. St. Moritz reklamierte vergebens den angeblichen 4:3 Führungstreffer, drückte, weil ihnen das Tor versagt wurde, nun noch frustrierter und stärker. Vor Volkart kam es zu einigen heissen Szenen. Der EIE schien Tribut zollen zu müssen und hing etwas in den Seilen. Das merke auch Dieter Wieser. «Ich habe wohl im richtigen Augenblick mein Time-Out genommen (55:12). Es bewirkte etwas». Richtig, denn kaum auf dem Eis und noch in der gleichen Minute markiertet Gabriel Gretler das letztlich alles entscheidende 4:3, als der EIE-Center der zweiten Linie die Vorarbeit von Beltrame und Müller bei Lony ins Netz vollstecken konnte. Torhüter Lony ging kurz vor Anbruch der letzten Spielminute anstelle eines weiteren, sechsten Feldspielers (58:59), musste dann aber wieder auf das Feld zurück (59:16). Der EIE rettete den hauchdünnen Vorsprung mit starkem Kollektiv über die Zeit und fügte St. Moritz die erste Saisonniederlage in der heimischen Ludains zu. Die Engadinger mussten damit ihre Leader Position wieder an Bassersdorf abtreten.

EIE-Team habe im Engadin Berge versetzt

«Wichtig war heute, dass wir als Mannschat aufgetreten sind», so Dieter Wieser nach gewonnenem Fight. «Jeder meiner Spieler ging für seinen Nebenmann, das macht mir Mut für die Zukunft. Es bestätigte mir, dass man mit starkem Teamgeist und unbändigem Einsatzwillen Berge versetzten kann und anerkennendes Schulterklopfen auf der Mannschaftsbank wichtiger ist als seinen Mitspieler zu kritisieren und zusammen zu pfeifen». Er hoffe, dass «wir in den noch verbleibenden Partien genau so auftreten werden». Der Sieg in St. Moritz sei enorm wichtig gewesen. «Diese drei Punkte kann uns keiner mehr nehmen. Wir können die restlichen drei Gruppenspiele etwas entspannter Natur angehen, wollen aber auch sicher das Heimspiel vom kommenden Samstag gegen Weinfelden gewinnen». Der EIE-Trainer bestätigte, dass «wir werden nicht mehr in die weitere Zukunft blicken, sondern jetzt Spiel für Spiel nehmen» und glücklich sei er darüber, dass «wir bei unserer dünnen Personal Decke keine weiteren verletzten Spieler haben».

Eishockey: Meisterschaft 2. Liga, Gruppe 2, 15. Spieltag: St. Moritz – Illnau-Effretikon 3:4 (0:1, 1:1, 2:2).- Kunsteisbahn Ludains (St. Moritz).- 195 Zuschauer.- SR: Boris Ehrbar/Stefan Gasser.- Tore: 11. Vögeli (Fäh/Korsch) 0:1. 26. Kloos (Crameri/Tosio) 1:1. 34. Lorenz Kuhn (Wimber/Peter Hofer) 1:2. 46. Fäh (Vögeli/Korsch) 1:3. 48:48 Tempini 2:3. 49:02 Camichel (Cantiani/Cavelti) 3:3. 56. Gabriel Gretler (Müller/Beltrame) 3:4.- St. Moritz: Lony (Del Simone); Tempini, Brenna; Wolf, Men Camichel; Crameri, Cavelti; Kloos, Tosio, Iseppi; Tichy, Deininger, Cantiani; Tenca, Koch, Cudench Camichel; Niggli, Mercuri, Del Negro.-  Illnau-Effretikon: Volkart (Stücheli); Bulach, Thaler; Andrea Giacomelli, Brockhage; Wimber, Nicola Gretler; Vögeli, Korsch, Fäh; Förderreuther, Gabriel Gretler, Beltrame; Lorenz Kuhn, Peter Hofer, Müller.- Strafen: St. Moritz 8x2 Minuten plus 2x10 Minuten (Tosio: Check von hinten und Kloos: Bandencheck; Illnau-Effretikon 6x2 Minuten plus 2x10 Minuten (Nicola Gretler: Check von hinten und Förderreuther: Bandencheck).- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Fabio Giacomelli, Lionel Kuhn, Justin Wieser und Yves Brasser (alle verletzt), Mirco Hofer (Beruf), Florian Schwarz (Ausland).- Starker Schneefall.-55:12 Time-Out Illnau-Effretikon; St. Moritz ab 58:58 ohne Torhüter Jan Lony (anstelle sechster Feldspieler), Lony kommt ab 59:16 bis Spielschluss zurück aufs Feld.- Als «Best-Player» wurden nach Spielschluss geehrt: Gian-Luca Cavelti (Verteidiger St. Moritz) und Jonas Bulach (Verteidiger EIE).- Nächstes Spiel des EHC Illnau-Effretikon: Samstag, 12. Januar 2019: Illnau-Effretikon – Weinfelden (Eishalle Eselriet, Effretikon/Spielbeginn 17 Uhr – Partie im Rahmen des EIE-Skateathon mit Gratiseintritt für alle Zuschauer.-

 

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