EIE verspielt komfortabel anmutende 4:0 Führung

Oh je mi ne – EIE – verspielt komfortabel anmutende 4:0 Führung

Das war ein EIE-Höllenritt auf der Geisterbahn. Da spielten die Platzherren in der ersten Playoff Partie im heimischen Eselriet den Eissportverein Dielsdorf-Niederhasli (EVDN) im Startdrittel schier schwindlig und führte dank Yves Förderreuther (4.) und Thomas Korsch (8.), sowie bei eigenem Ausschluss gar durch einen Shorthander von Carlo Fäh (13.) und dem Tor von Marco Vögeli nach nur einer Viertelstunde komfortabel 4:0. Doch wie gewonnen – so zerronnen. In der ersten Drittelpause erlitt der EHC Illnau-Effretikon (EIE) seinen markanten Stilbruch, liess alle guten Vorsätze in der Garderobe und baute die Zürcher Unterländer förmlich auf. Auf die gegnerische Aufholjagd konnte der EIE nicht reagieren und kassierte am Schluss eine 4:5 (4:0, 0:1, 0:3; 0:1) Niederlage. Dimitri Narishkin erzwang in der Overtime bei 61:25 das Lichterlöschen im Eselriet.

Bericht: Heinz Minder, Eselriet

Unglaublich, mit welcher Naivität Illnau-Effretikon sich im ersten Playoff-Heimspiel die Butter vom Brot klauen liess. Auf die 4:0 Führung konnten die Zürcher Oberländer im Kantonalderby keine Reaktion mehr zeigen. Je länger das Spiel in Effretikon dauerte, je besser kamen die Zürcher Unterländer auf. Sie hatten den Start total verschlafen, fanden jedenfalls im ersten Drittel absolut kein Gegenmittel, um die schnellen Angriffe der Einheimischen stoppen zu können. EVDN-Headcoach Michael Ungricht aber fand in der Drittels Pause, als einige im EIE-Lager wohl schon zu früh siegessicher schienen, die Mittel und richtigen Worte um seine Mannschaft neu aufzurichten.

EVDN Coach Ungricht zu frühem Time-Out gezwungen

Ungricht erledigte dies in zwei Schritten. Nach 12:44 - Carlo Fäh hatte bei eigenem Ausschluss von Gabriel Gretler mittels Shorthander schon mal das 3:0 erzielt – nahm der EVDN-Headcoach sein frühes Time-Out, beorderte alles Spieler auf die Mannschaftsbank und sprach Tacheles. Der Playoff-Auftakt zwischen dem drittrangierten EIE und sechstplatzierten Dielsdorf-Niederhasli entwickelte sich nach einseitigem Verlauf mit vier Toren für den Heimklub, zum verbissenen Fight, in welchem Illnau-Effretikon durch steigende Passivität ab Mitteldrittel den Gegner richtig aufbaute und am Ende als es in die Entscheidung ging, selbst unfähig war, auf die drohende Niederlage noch reagieren zu können.

EIE Coach Dieter Wieser: sowas darf uns nicht passieren

«Unglaublich», schüttelte Dieter Wieser am Schluss den Kopf. «Wir haben im ersten Drittel super gespielt. Alle machten genau das, was wir wollten. Wir agierten mit Biss und setzten das um, was wir uns vornahmen». Der EIE-Headcoach zur 4:5 Niederlage: «Grundsätzlich darf uns das gar nicht passieren». Und der EIE-Trainer benutze klare Worte: «Wenn wir so weiterspielen, ist diese Serie in drei Spielen fertig. Wir haben dem Gegner so viel Leben eingehaucht mit Aktionen die unterste Kanone sind». 

Yves Förderreuther trifft zum frühen 1:0

Yves Förderreuther, der in den vorangegangenen 18 Gruppenspielen den Torerfolg so oft geübt und gescheitert war, dass er bereits grosse Selbstzweifel hatte, bekam in der zweiten Linie mit Tizian «Tiz» Müller einen neuen Center und wechselte wieder auf die Flügelposition. Förderreuther brachte dann auf Vorarbeit von Mirco Hofer und Tiz Müller den EHC Illnau-Effretikon nach nur 188 Sekunden Spielzeit frühzeitig in Führung. Das 1:0 kam für den EIE und seinen Schützen einem wahren Befreiungsschlag gleich. Der Jubel war unbeschreiblich. War das nun endlich die Wende zum Guten? So jedenfalls schien es, denn Illnau-Effretikon dominierte den Verlauf des Startdrittel, spielte völlig befreit und beflügelt auf und steigerte sich in eine wahre Spiel- und Torfreude. Als die Scheibe nach einem weiteren Angriff bei Timo Buri frei im Bereich des linken Torpfostens lag, spedierte Thomas Korsch schnellst reagierend den Puck über die Linie (8.). Kurz darauf der geschilderte Shorthander von Carlo Fäh zum 3:0, als Verteidiger Gabriel Gretler auf der Strafbank sass und schliesslich setzte EIE-Topskorer Marco Vögeli auf Vorlage von Verteidiger Marco Thaler (wie beim Shorthander auf Fäh) mit dem vieren Tor dem glänzenden Startdrittel noch die Krone auf.

EVDN immer knapp zwischen Sieg und Niederlage

Erinnerungen an das Testspiel vom 12. September kamen auf. Der EIE bezwang Dielsdorf-Niederhasli gleich mit 6:0. Wie damals ging nun auch im ersten Playoff-Achtelfinal alles mit Leichtigkeit. Die vier Tore wähnten wohl einige EIE-Spieler in falscher Sicherheit und führten dazu, dass man den Gegner wohl etwas unterschätzte. Doch damit manövrierte sich Illnau-Effretikon nur selbst auf eine falsche Fährte. Dielsdorf-Niederhasli bezog in der Qualifikation über die 18 Gruppenspiele insgesamt acht Niederlagen über die normale Spielzeit, dazu zwei knappe 2:3 Heimniederlagen über die Verlängerung gegen Wallisellen und Sursee. Auffallend dabei, wie knapp jeweils die Resultate des EVDN waren, ob Sieg oder Niederlage. Eine klare, Kanterniederlage hatten die Zürcher Unterländer nie zu verzeichnen. Sie verloren einzig ihr zweites Saisons-Spiel beim überraschend stark aufspielenden KSC Küssnacht am Rigi mit 1:6. Drei Mal unterlag Dielsdorf-Niederhasli mit 2:4, jeweils hintereinander in seinen Auswärtsspielen bei Sursee und Luzern dazu in der zweitletzten Runde auswärts bei Seetal. Gegen diesen Gegner verlor der EVDN im Erlenpark 3:5 und in Bellinzona gegen den späteren Gruppensieger 2:5. Knappe Siege – knappe Niederlagen – Dielsdorf-Niederhasli war in den Gruppenspielen immer nahe an Sieg- oder Niederlage und wenn sich das Wettkampfglück denn noch auf die Seite der Unterländer schlagen würde?

Optimismus in Effretikon nie verloren

Nun. Im Wissen, nach dem 0:4 absolut nichts mehr in Effretikon verlieren zu können, entledigten sich die Gäste dem Resultat, sagten sich – es beginnt wieder bei Null und kamen mit neuem Optimismus zum zweiten Durchgang. Apropos Wettkampfglück. Nach dem 1:0 hatte Ricardo Basarte gleich eine kapitale Möglichkeit zum 1:1 Ausgleich. Dieser kam zu jenem Zeitpunkt aber (noch) nicht – dafür erarbeiteten sich die Zürcher Unterländer im zweiten Drittel immer mehr Torchancen. Die Spieler von Michael Ungricht wurden aber aus Eigenverschulden zu mehr Einsatz gezwungen, denn der EVDN kassierte gleich drei Ausschlüsse in schneller Folge (Mettler/Zogg/Marzo). Drei Mal Powerplay-Möglichkeit für Illnau-Effretikon und damit die grosse Chance mit einem Überzahltor den Sack vorzeitig zu zu schnüren. Doch diesbezüglich war der EIE an diesem Abend nicht fähig und konnte von den zahlreichen gegnerischen Ausschlüssen nicht profitieren. «Ja, unser Powerplay funktionierte heute nicht so im Training», gestand Dieter Wieser am Schluss.

EIE Powerplay schlecht…

Dielsdorf-Niederhasli überstand die Ausschlüsse schadlos und markierte selbst in Überzahl, bei Strafe von Yves Brasser, gegen Ende des Mitteldrittels das 1:4 durch Michael Mettler (Basarte/Bonga-Bonga). Dieses Tor kam fast mit Ansage, zumal der EVDN ab Halbzeit immer stärker aufkam, derweil der EIE immer passiver wurde und unfähig war, den Elan des Startdrittels zu bestätigen und fort zu setzten.

…und schafft den fünften Treffer nicht

Man ahnte es. Sollte Illnau-Effretikon das fünfte Tor nicht schnellstmöglich gelingen und würde man den zweiten Gegentreffer nicht so lange wie möglich herausschieben oder gar verhindern können, so würde man sämtliche Vorteile dem Gegner in die Füsse, respektive Hände spielen. Und so kam es. Nach 16 Sekunden im Schlussdrittel kassierte Illnau-Effretikon den Ausschluss von Carlo Fäh. Dreissig Sekunden später zappelte die Scheibe bei Dennis Volkart im Netz. Powerplayschütze zum 2:4 war Denis Zogg (Jan Heuberger). Nun kippte das Spiel, wie befürchtet aus EIE-Perspektive. «Wir waren unfähig, den Todesstoss aus zu führen», so Dieter Wieser. Beflügelt durch die zwei Treffer bekam Dielsdorf-Niederhasli nun immer mehr Oberwasser. Wie ein angeschlagener Boxer in den Seilen hin der EIE, kassierte selbst viele dummer Zweier (Dieter Wieser meinte: Ob uns die Schiedsrichter im Mitteldrittel weg pfiffen ist scheiss egal, man muss über dem stehen). Für den EIE-Trainer war es unverständlich, dass, «wenn wir schon Disziplin forderten, wir dann nicht gerade in der Offensive wieder einen Zweier einhandeln sollten».

Gäste ab Mitteldrittel mit Vorteil und Oberwasser

Dielsdorf-Niederhasli, nun klar mit Oberwasser, witterte Morgenluft und erkämpfte sich sämtliche Vorteile für die Schlussphase, als Sandro Marzo das Zuspiel von Glody Bonga-Bonga zum 3:4 Anschlusstreffer verwerten konnte (48.). Weder auf das 2:4, noch auf diesen wichtigen Gegentreffer vermochte Illnau-Effretikon zu reagieren. Und so war es denn fast logisch, dass die EVDN-Spieler, ihrem Coach glaubten, der «Wille und Glauben» predigte und kurz vor Schluss durch Silvan Volkart (kassierte in diesem Match drei Zweier) noch das 4:4 erzielten (58:36), womit fast alle Dämme auf der Gäste-Bank brachen und sich die Zürcher Unterländer verdientermassen gegen den immer passiv und nervöser werdenden EIE die Verlängerung erkämpften.

EIE verspielt 4:0 Führung

In der Overtime setzte Dimitri Narishkin, von der linken Seite aus auf Vorlage von Sandro Marzo dem verbissenen ersten Achtelfinal-Playoff Spiel ein vorzeitiges Ende. Vom 0:4 zum 5:4 – verdient, weil man trotz klarem Rückstand nie aufgab. Illnau-Effretikon kann in dieser Saison zu Hause nur schwer gewinnen. Nachdem in den neun Gruppen-Heimspielen bereits deren sechs verloren gingen, verspielte die Mannschaft von Dieter Wieser nun den «Heimvorteil». «Der EVDN schaffte mit offenem Herz den Einzug in die Overtime – wir hingegen waren geknickt, weil wir die 4:0 Führung verspielten». Wieser zeigte sich bereits wieder kämpferisch. «Ich bin noch immer davon überzeugt, dass wir diese Mannschaft schlagen können. Jetzt gehen wir halt über vier Spiele. Auswärts sind wir eh immer besser und stärker. Wir müssen aber die Lehren aus dem heutigen Match ziehen und meine Spieler müssen alle anders denken und langsam auf Playoff-Gedanken kommen». Er hatte aber auch sehr kritische Worte: «Einige meiner Spieler haben es nicht verdient bei uns zu spielen. Ich kann keine Schönwetterspieler und Passagiere mehr gebrauchen». Es werde wohl samstags einige personelle Veränderungen geben.

  

Eishockey: Meisterschaft 2. Liga/1. Playoff-Achtelfinal: Illnau-Effretikon – Dielsdorf-Niederhasli 4:5 (4:0, 0:1, 0:3; 0:1).- Eishalle Eselriet (Effretikon).- 137 Zuschauer.- SR: Dominic Müller/Jozef Martancik.- Tore: 4. Förderreuther (Müller/Mirco Hofer) 1:0. 8. Korsch (Fäh/Vögeli) 2:0. 13. Fäh (Thaler, Shorthander/eigener Ausschluss Gabriel Gretler) 3:0. 15. Vögeli (Thaler) 4:0. 38. Mettler (Bonga-Bonga/Marzo, Ausschluss Brasser) 4:1. 41. Zogg (Heuberger, Ausschluss Fäh) 4:2. 48. Marzo (Bonga-Bonga) 4:3. 59. Volkart 4:4. 61:25 Narishkin (Marzo/Mettler) 4:5.- Illnau-Effretikon: Volkart (Stücheli); Bulach, Thaler; Andrea Giacomelli, Brockhage; Gabriel Gretler, Nicola Gretler; Wimber, Brasser; Vögeli, Korsch, Fäh; Mirco Hofer, Müller, Förderreuther; Lionel Kuhn, Peter Hofer, Lorenz Kuhn.-Dielsdorf-Niederhasli: Buri (Knabenhans); Volkart, Zogg; Heuberger, Peter; Smeds, Ghelfa; Berli, Rufer, Basarte; Mettler, Marzo, Narishikin; Traxler Hofer, Bonga-Bonga; Thali, Meier.- Strafen: Illnau-Effretikon 9x2 Minuten; Dielsdorf-Niederhasli 12x2 Minuten.- Bemerkungen: 12:44 Time-Out Dielsdorf-Niederhasli; 47:22 Time-Out Illnau-Effretikon.- Illnau-Effretikon ohne Fabio Giacomelli, Justin Wieser (verletzt/Schulter), Florian Schwarz (Ausland), Claudio Beltrame (Rekrutenschule).- Assistenz-Trainer Giorgio Giacomelli (krank) an seiner Stelle hilft Sportchef Mike Häbig auf der Mannschaftsbank beim Coaching mit.- Nächstes Spiel des EHC Illnau-Effretikon: 2. Runde/Playoff-Achtelfinal: Dielsdorf-Niederhasli – Illnau-Effretikon, Samstag, 2. Februar 2019, Erlenpark (Dielsdorf), Spielbeginn: 17:30 Uhr.

 

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