EIE mit 1:3 Rückstand wachgekitzelt – reagiert mit euphorischem Schlussbouqet

Nun im Viertelfinal gegen den HC Luzern 

Mit dem dritten 6:4 (1:1, 0:2, 5:1) Sieg in Folge über den Eissportverein Dielsdorf-Niederhasli (EVDN) hat der EHC Illnau-Effretikon (EIE) die Best-of-5 Serie des laufenden Playoff-Achtelfinales für sich entschieden. Die Zürcher Oberländer treffen im Viertelfinal ab kommenden Donnerstag auf den HC Luzern. Für die EVDN-Spieler ging samstags im Erlenpark die Saison 2018/19 zu Ende. Allerdings kitzelten die Platzherren, die im vierten Match nichts mehr zu verlieren hatten, den EIE zwei Drittel lang und führten nach einem 0:1 Rückstand zwischenzeitlich 3:1 ehe der EIE mit einem euphorischen Schlussbouquet und fünf Toren, davon zwei Powerplaytreffern und einem Shorthander sich mit einer Galavorstellung aus Dielsdorf verabschiedeten. Die Wende leitete Gabriel Gretler mit seinem Powerplaytreffer zum wichtigen 2:3 Anschluss ein. Dann erzielte der nun entfesselte EIE innerhalb von 66 Sekunden durch Mirco Hofer und Thomas Korsch zur eigenen 4:3 Führung.

Bericht: Heinz Minder, Erlenpark (Dielsdorf)

Das war ja zu erwarten. Dielsdorf-Niederhasli hatte in diesem vierten Playoff-Treffen und 1:2 Rückstand in der Best-of-5 Serie absolut nichts mehr zu verlieren. Die Zürcher Unterländer kämpften ums nackte Überleben in der Serie und gegen das drohende vorzeitige Saisonende. Dass Illnau-Effretikon nach dem vergeigten Playoff-Auftakt mit verspielter 4:0 Führung zwei sehr starke Leistungen mit zwei (5:1 und 7:2) Siegen zeigte, schien einige EIE-Spieler bereits zu früh am Zwischenziel zu sehen. «Wir sind am Anfang von unserem Weg abgekommen», fand Dieter Wieser. Der EIE-Headcoach gestand, dass ihm das Einlaufen seiner Mannschaft im Erlenpart «nicht gefallen hat. Ich musste von der Tribüne nach unten ans Spielfeld und meine Spieler zusammen pfeifen». Es nutzte nur bedingt. Wieser: «Es lag anfangs an der Einstellung der Spieler. Es machte sich eine gefährliche Selbstsicherheit, ja Arroganz in unseren Reihen bemerkbar».

Yves Förderreuther lanciert das vierte Spiel…

Als dann nach gegenseitigem Abtasten, die Platzherren kamen wie befürchtet resolut und aggressiv und wohl unter dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung, Yves Förderreuther zu einer 2:1 Kontermöglichkeit kam, überlief der technisch höchst versierte EIE-Stürmer den letzten EVDN-Abwehrspieler mit Leichtigkeit über die rechte Seite und lies Timo Buri mit einem harten Schuss ins entfernte linke Eck nicht den Hauch einer Abwehrchance. Buri, der in den beiden ersten Playoff-Spielen jeweils das EVDN-Tor hütete, musste am Donnerstag in Effretikon seinen Platz an Mattia Heuberger überlassen. Im Glauben, es laufe nun wie nach Plan, vergaben die Oberländer weitere Möglichkeiten und kassierten, als der EIE-Torschütze Förderreuther als erster Akteur auf die Strafbank musste, prompt den Ausgleich. Silvan Volkart (EVDN) bezwang seinen Namensvetter Dennis Volkart (EIE-Keeper), als er einen Distanzversuch ab der Blauen Linie von Sandro Marzo noch entscheidend ablenken konnte (14.). Mettler und Narishkin, der im ersten Match in der Overtime das alles entscheidende Tor zum 5:4 EVDN-Sieg markierte, prüften Dennis Volkart.

…in welchem der EVDN nichts mehr zu verlieren hatte…

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und totgesagte leben länger. Mit diesem Leitsatz stiegen die Gastgeber in den zweiten Abschnitt und machten dem EIE das Leben weit schwerer als die Oberländer das vermutlich erwartet hatten. Es zeichnete sich ein Geknorzte bei der Mannschaft von Dieter Wieser/Giorgio Giacomelli ab, bei der sich in der Offensiv-Aufstellung gegenüber Donnerstag (7:2 Sieg) nichts änderte. Mit der Rückkehr von Fabian Brockhage (vom Ausland zurück) hatten die Zürcher Oberländer in der Defensive aber wieder eine weitere Option.

…und aus dem 0:1 Rückstand plötzlich eine 3:1 Führung machte

Die beiden EIE-Verteidiger Marco Thaler und Lukas Wimber prüften zu Beginn des zweiten Durchganges mal Buri mit gefährlichen Distanzversuchen, dann musste Thaler auf die Bank und abermals traf auf der Gegenseite Silvan Volkart gegen Dennis Volkart. Mit seinem zweiten Powerplaytreffer in Folge brachte Volkart seine Farben erstmals in Führung (26.). Es folgte eine kritische Phase für den EIE, der sich gegen die nun zusätzlich hoch motivierten Unterländer sehr schwertat. Illnau-Effretikon konnte sein gefährliches und schnelles Konterspiel nicht mehr aufziehen. Zu aggressiv war das hartnäckige Forechecking des EVDN. «Meine Spieler hatten vermutlich das Gefühl, es könne nichts passieren und bewegten die Beine nicht. Wenn man dies gegen den EVDN aber unterlässt, hat man keine Chance», so Wieder. Und für seine Truppe kam es noch schlimmer. In der Endphase des Mitteldrittels markierte Ricardo Basarte plötzlich das 3:1 – das man eigentlich kommen sah und es befürchtete. Eine Sekunde vor Drittelsende, gegen den drückenden Heimklub lag gar das 1:4 in der Luft, warf sich dann EIE-Verteidiger Yves Brasser in einen gegnerischen Schuss und wurde im Gesicht getroffen.

EIE verliert Verteidiger Yves Brasser durch Mundverletzung

«Dankeschön an die Adresse von Yves Brasser», so Dieter Wieser nach dem Match. «Er hat einen Puck gefressen und sich mutig in den Schuss geworfen». Für den EIE-Headcoach war das «sehr entscheidend, vielleicht wäre das 1:4 gefallen». Nun. Brasser musste stark blutend vom Feld und konnte nicht mehr mitspielen. Die zweite Pause musste vorgezogen, weil das tiefrote Eis gereinigt werden musste. «Beim 1:3 merkte wohl jeder bei uns, was es wirklich geschlagen hatte». Wieser gestand aber, dass «wir alle wussten, dass wir den Match noch kehren können». Allerdings kamen schlimme Erinnerungen auf, an jenen Moment, als der EIE nach einer 4:0 Führung unfähig war, auf den immer stärker aufkommenden Gegner in irgendeiner Form zu reagieren. «Nein, er habe zu keiner Phase an jenen Augenblick gedacht», gestand Dieter Wieser.

Das Schlussdrittel brachte unheimliche Szenen…

Und was dann nach der 1:0 EIE-Führung und dem 1:3 Rückstand im Erlenpark passierte, war unheimlich. Dramatisch. Hektisch. Nerventreibend und unfassbar. Der EIE kam trotz des Zweitore-Rückstandes hoch motiviert aus der Garderobe. Dielsdorf-Niederhasli kassierte dann gleich eine Strafe und diese nutzte Gabriel Gretler (Vorlage Förderreuther) mit einem Schuss ab der Blauen Linie mitten ins Tor, wo Buri nicht zu reagieren vermochte mit dem eminent wichtigen und schnellen Anschlusstreffer zum 2:3 (43.). Der EVDN war geschockt und kassierte eine Bankstrafe wegen zu vielen Spielern auf dem Eis. Dass die Nerven nun blank lagen, dokumentierte, dass Torschütze Basarte für seine heftige verbale Kritik an der ausgesprochenen und verhängten Bankstrafe noch einen persönlichen Zweier wegen unsportlichen Verhaltens kassierte. Damit erwiesen die aufgebrachten Einheimischen dem EIE einen Bärendienst. Mirco Hofer, bedient durch die Gebrüder Nicola und Gabriel Gretler markierte dann mit dem zweiten EIE-Powerplaytreffer das 3:3. «Meine Mannschaft ging im Schlussdrittel für den verletzt ausgefallenen Brasser. Die 5:3 Überzahl haben wir im Training eingehend geübt», allerdings nicht in dieser Formation, die dann den wichtigen Ausgleich erzielte.

EVDN verspielt Führung – und EVDN Keeper mit Lapsus des Jahres 2019

3:3 – der EVDN hatte seine 3:1 Führung verspielt – Headcoach Michael Ungricht nahm sein Time-Out, um die aufgebrachten Spieler zu beruhigen. Und dann passierte es fast ungeschnitten: Wiederanspiel nach dem 3:3 und Time-Out. Das Spiel verlagerte sich aus der Mittelfeldzone. Der Puck kam auf Torhüter Buri. Dieser, weil er die Scheibe nach den neuen Regeln nicht mehr blockieren konnte, versuchte das Streitobjekt nach vorne ins offene Feld zu schlagen, rechnete aber nicht mit dem schnellen und aggressiv forcheckenden Thomas Korsch. EVDN-Keeper Buri spedierte die Scheibe direkt auf den EIE-Captain. Dieser musste nur noch den Stock hinhalten. Mit praktisch einem Eigentor, oder perfiden Abstauber, spedierte Korsch nur 66 Sekunden nach dem Ausgleich den Puck zur 4:3 EIE-Führung in die Maschen. Innert drei Minuten hatte Illnau-Effretikon das vierte Playoff-Treffen gegen Dielsdorf-Niederhasli vom 1:3 zum 4:3 gekehrt.

EIE-Captain Thoms Korsch verwandelt in Unterzahl Penalty stilsicher zum 5:3

Nun hatten die Unterländer gänzlich das Nervenflattern und konnten auch aus den zwei schnellen Ausschlüssen von Lionel Kuhn und Jonas Bulach kein Kapital mehr schlagen. Im Gegenteil. Als Bulach auf der Bank sass, enteilte Lorenz Kuhn Freund und Feind und wurde vor Buri durch Ricardo Basarte höchst rustikal von den Beinen geholt und am Torschuss gehindert. In Unterzahl kam der EIE somit zu einem Penaltyschuss. «Klar, dass ich eine solche Option in der Hinterhand bereithielt», so Dieter Wieser. «Vorab habe ich aber nie einen Schützen vorbestimmt. Meistens kann der gefoulte Spieler bei uns den Strafstoss ausführen». Diesmal aber war es anders. «Heute war es in dieser Phase wichtig, dass unser Captain die Ausführung übernahm». Er, Dieter Wieser habe gewusst, «dass ‘Kösche’ das Selbstvertrauen dazu hat und die Verantwortung zur erfolgreichen Verwandlung auf sich nimmt». Der EIE-Trainer und seine Mannschaftwurden durch ihren Captain nicht enttäuscht. Mit seinem siebten Tor (fünf Assists) im vierten Playoff-Spiel erzielte Korsch per Shorthander noch dazu das 5:3 (51.).

Lionel Kuhn mit Pirouette ins leere Tor

Am Schluss nahm Ungricht noch seinen Keeper Buri vorzeitig vom Feld (57:40). Dann enteilte Lionel Kuhn, von Fabian Brockhage steil durch die Mitte lanciert und spedierte die Scheibe nach einer Pirouette ins leere Tor. Illnau-Effretikon hatte damit den fünften Treffer im Schlussabschnitt erzielt und überliess dem EVDN vor dem Gang zum vorzeitigen Saisonschluss noch die bedeutungslose 4:6 Resultatkosmetik durch Dennis Hofer. «So wie wir in den beiden ersten Drittel aufgetreten sind, so kann und darf es nicht gehen, ob der Gegner am Donnerstag nun Weinfelden oder Luzern heisst». Zum Zeitpunkt des Spielschluss in Dielsdorf lief das Treffen zwischen Weinfelden und Luzern erst an (ab 20 Uhr). Die Innerschweizer setzten sich erwartungsgemäss am Ende mit 4:2 (2:1, 2:1, 0:0) durch und treten jetzt als Gastgeber mit zwei Heimspielen gegen den EIE an, welcher dann am Samstag 16. Februar in Effretikon aufspielen kann. «Unser Torhüter hat uns heute im Spiel gehalten», freute sich Wieser. «Anfangs war eine gewisse Lethargie wie vor Weihnachten in unseren Reihen». Er habe eigentlich keine Angst gehabt, «diesen heutigen Match zu verlieren, denn ich ahnte, dass Dielsdorf-Niederhasli mit einem Negativerlebnis auseinanderbrechen wird». Es gelte nun, «in der kommenden Woche richtig und so zu trainieren, dass wir im Rhythmus bleiben und dann guten Mutes, gegen wen auch immer, neu motiviert antreten können»

Eishockey: Meisterschaft 2. Liga: 4. Runde/Playoff-Achtelfinal: Dielsdorf-Niederhasli – Illnau-Effretikon 4:6 (1:1, 2:0, 1:5).- Erlenpark (Dielsdorf).- 192 Zuschauer.- SR: Aris Scheggia/Mattia Delgrosso.- Tore: 9. Förderreuther 0:1. 14. Volkart (Marzo, Ausschluss Förderreuther) 1:1. 26. Volkart (Breiter, Ausschluss Thaler) 2:1. 37. Basarte 3:1. 43. Gabriel Gretler (Förderreuther, Ausschluss Mettler) 3:2. 46. Mirco Hofer (Gabriel Gretler/Nicola Gretler, Doppelausschluss Narishkin, Bankstrafe zu viele Spieler auf dem Eis und Basarte) 3:3. 45. Korsch (Assist EVDN Keeper Buri!) 3:4. 51. Korsch (Shorthander/Penalty von Jan Heuberger verschuldet, bei eigenem Ausschluss Bulach) 3:5. 58. Lionel Kuhn (Brockhage, ins leere Tor) 3:6. 60. Hofer (Rufer) 4:6.- Dielsdorf-Niederhasli: Buri (Mattia Heuberger); Volkart, Breiter; Ghelfa, Jan Heuberger; Meier; Berli, Rufer, Hofer; Scherrer, Marzo, Mettler; Narishkin, Smeds, Basarte.- Illnau-Effretikon: Volkart (Stücheli); Bulach, Thaler; Wimber, Gabriel Gretler; Brasser, Nicola Gretler; Brockhage; Vögeli, Korsch, Lionel Kuhn; Lorenz Kuhn, Förderreuther, Mirco Hofer; Andrea Giacomelli, Peter Hofer, Müller.- Strafen: Dielsdorf-Niederhasli 6x2 Minuten, Illnau-Effretikon 5x2 Minuten.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Fabio Giacomelli, Justin Wieser (verletzt/Schulter, definitiv vorzeitiges Saisonende), Florian Schwarz (Ausland), Claudio Beltrame (Rekrutenschule), Carlo Fäh (Beruf).- 39:59 EIE Verteidiger Yves Brasser fällt mit blutender Mundverletzung aus (warf sich in gegnerischen Schuss). 45.46 Time-Out beim 3:3 Ausgleich, nach Wiederanspiel schaufelt EVDN-Keeper Buri gegen den anstürmenden Thomas Korsch den Puck direkt auf den EIE-Captain welcher sich mit dem 3:4 bedankt. 50:33 Basarte verschuldet am durchbrechenden Lorenz Kuhn einen Strafstoss – Penalty wird durch EIE-Captain Thomas Korsch verwertet. 57.40 EVDN ohne Torhüter Buri – Lionel Kuhn schiesst Konter ins leere Tor zum 3:6.- Saisonende für Dielsdorf-Niederhasli; EIE steht im Playoff-Viertelfinal gegen Luzern (3:1 Sieger der Paarung Luzern/Weinfelden).- 

 

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