Als verdienter Lohn ein viertes Playoff-Derby mit Dürnten im Eselriet

Vor der Rekord-Zuschauer-Kulisse von 430 begeisterten Hockeyfreunden wickelte sich samstags im Eselriet das zweite Oberland-Derby, gleichbedeutend mit der zweiten Playoff-Runde im laufenden Viertelfinal ab. Auf die 1:6 Auswärts-Niederlage am Donnerstag in Bäretswil reagierte der EHC Illnau-Effretikon (EIE) höchst beeindruckend und bezwang den hohen Favoriten mit 4:2 (0:0, 2:0, 2:2). Der EIE glich damit die Best-of-5 Serie zum 1:1 aus und verdiente sich für den generösen Kollektiveinsatz ein viertes Spiel, welches am kommenden Donnerstag wieder im Eselriet ausgetragen wird (Spielbeginn 20 Uhr).

Bericht: Heinz Minder, Eselriet (Effretikon)

Die ganze Sache schien eigentlich so einfach. «Wir müssen versuchen, möglichst lange ohne Gegentreffer überstehen zu können», sagte Dieter Wieser schon donnerstags in Bäretswil. Dieses Unterfangen erwies sich dann in der Praxis weit schwieriger, denn im ersten Auswärtstreffen lag Illnau-Effretikon nach nur 74 Sekunden bereits 0:2 im Hintertreffen. An diesem Ziel änderten aber Dieter Wieser und sein designierter Nachfolger Giorgio Giacomelli auch im zweiten Derby, dem EIE-Heimspiel samstags im Eselriet nichts. Noch vor der Heimreise aus Bäretswil glaubte Wieser den Schlüssel für den Samstag zu kennen. «Wir müssen kleine Korrekturen vornehmen».

Er habe noch nie eine solche Stimmung von einer EIE-Mannschaft erlebt

Und samstags sah die ganze Sache dann wieder völlig verändert aus. Nichts war mit dem Irrglauben, der EIE könne sich innerhalb von zwei Tagen von dem 1:6 Tiefschlag nicht richtig erholen. «Ich bin heute sehr stolz auf unsere Mannschaft», hielt Dieter Wieser fest. «Wir haben in einem einzigen Training, am Freitagabend, unser neues System geübt» und er sei «überrascht, wie gut dieses heute vom ganzen Team umbesetzt wurde». Voll des Lobes war Dieter Wieser über den 4:2 Heimsieg. «Das war heute wirklich eine hervorragende Mannschaftsleistung, vom ganzen Team von A bis Z von vorne bis ganz hinten und bis auf die Ersatzbank». Er habe in seiner ganzen Karriere « noch nie eine solche Stimmung von einer EIE-Mannschaft verspürt» und er finde es «cool, wie heute das Ganze ablief».

Am Grundziel – einen frühen Gegentreffer zu verhindern – änderte sich nichts

An den Grundzielen vom Donnerstag zu Samstag gab es beim EIE absolut nichts zu rütteln. Wieder hiess es, einen Gegentreffer so lange wie möglich verhindern zu können und diesbezüglich zeigte sich Illnau-Effretikon klar verbessert und überstand nicht nur den gegnerischen druckvollen Auftakt, sondern das gesamte erste Drittel, welches torlos endete. Keine Tore – ein langzeiliges Spiel? Im Gegenteil. Es war eine tolle Derby- und oben drauf gar noch Playoff-Stimmung. Mit Rätschen und Trommeln wurden die Spieler angefeuert. Es war eine tolle Kulisse. Das Publikum, egal welchem Lager angehörend, erlebte einen temposchnellen, höchst intensiven Vergleichskampf, der von Beginn weg mit verbissenen Zweikämpfen ausgetragen wurde und in welchem sich die Platzherren konsequent und eisern an ihre taktische Marschroute hielten, welche hiess: Den Gegner aus dem Spiel zu nehmen.

Hochklassig, temposchnell – packende Derby- und Playoff-Stimmung

Dieses Rollenspiel passte Dürnten nicht. Die Gäste kamen erwartungsgemäss druckvoll mit ihren läuferischen Spielern oftmals temposchnell in das EIE-Drittel. Das Schiedsrichterduo Tobias Haider/Christian Hagnauer hatte keinen leichten Stand, das richtige Mittelmass in diesem Playoff-Derby zu finden, gab aber mit Ausschlüssen gegen Mischa Rüegg und Cyrill Stiefel (zweiterer plus zehn Minuten wegen Bandenchecks), sowie für Jonas Bulach und Marco Vögeli in den ersten acht Minuten den Tarif bekannt und leitete das hochklassige, rassige, temposchnelle und höchst intensive Spiel bravourös und problemlos. Folglich kamen die Teams in der Starphase schon mal zu Powerplay-Möglichkeiten. Diese zeigte bei Dürnten, dass der zweifache Zweitliga-Meister im Überzahlspiel noch etwelches Steigerungs- und Verbesserungspotenzial haben sollte.

Torloses Startdrittel trotz intensiver Gangart und vielen Torchancen

Im ersten Abschnitt brannte es zwei, drei Mal lichterloh vor Dennis Volkart. Der EIE-Schlussmann, der sich donnerstags nach zwei Abschnitten in Bäretswil durch Joel Stücheli ersetzen liess, zeigte samstags eine tadellose Leistung und war wie bereits in Bäretswil weit mehr beschäftigt als sein Gegenüber Fabian Ryffel. Sündigten die EIE-Spieler donnerstags in Bäretswil, waren es in Effretikon nun die Gäste, welche hochklassige Möglichkeiten nicht verwerten konnten, einerseits mangels eigener Abschluss-Schwäche, andererseits weil Dennis Volkart alle Versuche zu Nichte machen konnte, und deshalb noch, weil sich die EIE-Hintermannschaft nicht wieder so schnell und einfach übertölpeln liess wie im ersten Duell.

Dürnten sündigt im Abschluss

So verbissen sich die Akteure auf dem Feld schnell in knallharte Zweikämpfe, welche aber beidseits mit Fairness und Respekt ausgeführt wurden. Die körperbetonte Gangart behagte Dürnten absolut nicht. Einerseits hatten die Gäste wohl kaum so aggressive Defensivarbeit des EIE erwartet, andererseits warteten die Spieler von Gunnar Hosner und Christian Thiemeyer vergeblich auf folgenschwere Eigenfehler der Platzherren. Adrian Stoob eröffnete sich die Chance zum frühen Führungstor, als das EIE-Gehäuse verlassen und offen wie ein Scheunentor war. Mischa Rüegg und Fabian Duss, sowie Loris Voneschen reüssierten kurz darauf ebenso wenig, wie das Duo Yves Rüegg/Duss, welcher gleich zwei Mal vor Volkart vergab (11.). Erst nachdem auch Joel Nicola Tobler in Dürntens Drangperiode erfolglos blieb, kam Illnau-Effretikon durch seinen pfeilschnellen Marco Vögeli zu einer Riesenchance, doch blockierte Ryffel mit guter Intervention die erste richtige Torchance der Einheimischen (16.). Der EIE kam unmittelbar vor der ersten Pause zu weiteren guten Möglichkeiten. So durch Nicola Gretler, dann die erste EIE-Linie mit Vögeli/Korsch/Fäh und vorzeitig bei einem Riesen Gestocher vor Ryffel brannte die Tor Lampe hinter dem Dürntner-Kasten verfrüht (18.).

Es galt möglichst Strafen zu verhindern

Im Wissen, dass jede Strafe ihre Folgen haben könnte, versuchte Illnau-Effretikon möglichst, eigene Ausschlüsse zu vermeiden. Trotzdem mussten Anfangs Mitteldrittel dann gleich Carlo Fäh und Fabian Brockhage raus, nachdem Fäh, Förderreuther und Vögeli zuvor Ryffel ernsthaft prüfen konnten. Beim EIE-Doppelausschluss Fäh/Brockhage hatte Dürnten dann 59 Sekunden Zeit, zu einem 5:3 Überzahlspiel zu kommen, doch das EIE-Box Play funktionierte hervorragend dank aufopferndem Einsatz der Platzherren, welche sich in die gegnerischen Schüsse warfen. Dürnten wirkte ratlos und konnte aus dieser einmaligen Chance kein Kapital schlagen und verstand es aber auch nicht, Dennis Volkart ernsthaft zu prüfen.

EIE erkämpft sich Zwei Tore-Vorsprung…

So überstand Illnau-Effretikon die äusserst heikle Situation in der 25. Minute. Nach Halbzeit dann Bully im Drittel von Dürnten. Gabriel Gretler, der für dieses zweite Playoff-Viertelfinal-Derby wieder vom Abwehrspieler zum Center der zweiten Linie umfunktioniert wurde, gewann das Bully, spedierte die Scheibe zurück auf die Blaue Linie, von wo Verteidiger Fabian Brockhage Ryffel unter Beschuss nahm. Gretler lenkte den Distanzschuss noch entscheidend ab in die Maschen zur EIE-Führung (32.). Dürnten war sichtlich geschockt, so wie der EIE donnerstags in der Startminute. Die Gebrüder Lorenz und Lionel Kuhn hatten gleich nach Wiederanspiel gar das schnelle 2:0 auf dem Stock. Lorenz verschoss und verpasste so den Doppelschlag. Im Konter scheiterte dann Andy Rüegg an Volkart. Der offene Schlagabtausch hatte längst begonnen. Angriff- und Verteidigung, Auf- und Ab. Das Tempospiel war respektabel und unterhaltsam. Förderreuther von Deubelbeiss hart bedrängt, konnte Ryffel nicht bezwingen. Nun war Dürnten für einmal unter Druck und Thomas Korsch angelte sich die Scheibe, spedierte diese von halblinks vor das Tor, wo Marco Vögeli, sträflich alleine gelassen, das Zuspiel von EIE-Captain Korsch resolut zum 2:0 verwerten konnte (34.). In dieser Szene und vermutlich noch immer geschockt vom 0:1 Rückstand, sah Dürntens Hintermannschaft gar nicht gut aus.

…und Dürnten kassiert mit Nervenflattern unnötige Ausschlüsse

Michel De Martin verpasste das 1:2 noch vor Ablauf des zweiten Abschnittes, als er die exzellente Möglichkeit vor Volkart vergab (36.). Und noch bevor es in die zweite Pause ging, ereignete sich im Eselriet vorentscheidendes. Erst kassierte Voneschen einen Zweier (Crosscheck), dann musste der EIE-Torschütze Marco Vögeli raus und das Nervenkostüm der Gäste schien plötzlich arg zu flattern. Ausschluss von Senn, dann gefolgt von Yves Rüegg und weil aller guten, respektive eben schlechter Dinge bekanntlich deren Drei sind, erwischtes es auch noch De Martin wegen Behinderung. So kam der EIE zu einem einladenden 5:3 Powerplay.

EIE-Captain Thomas Korsch zweifacher Torschütze

«Ein Key-Point, wie wir in der zweiten Pause diskutierten», so Dieter Wieser. Während 46 Sekunden konnte Illnau-Effretikon mit einem 2:0 Spielstand das letzte Drittel mit zwei Mann mehr in Angriff nehmen. «Die Zeit reichte uns dort aber nicht mehr», gestand Wieser. «Doch dann haben wir das wichtige Tor bei 5:4 noch gemacht», freute sich der EIE-Headcoach. Genau. Im zweiten Anlauf, nachdem er erst gescheitert war, vollsteckte der EIE-Captain Thomas Korsch dann die Vorlage von Vögeli zu seinem achten Playoff-Tor.

Nachdem Dürnten den Ausschluss von Fankhauser (dummes Revanchefoul) überstanden hatte, erzielte Mario Senn auf Vorlage von Mischa Rüegg und Adrian Stoob das 1:3. Die Gäste hatten nun noch eine gute Viertelstunde Zeit, zwei Tore aufzuholen und warfen alles in die Offensive. Doch diesmal klappte das Zusammenspiel nicht wunschgemäss, kam eben auch dazu, dass der EIE mit doppeltem Einsatzwillen und einer sehr kämpferischen Einstellung weiteren Schaden zu verhindern verstand. So biss sich Dürnten lange die Zähne aus. De Martin, dann Stoob/Andy Rüegg, gefolgt von Mischa Rüegg konnten Volkart mit dem Anschlusstreffer nicht bezwingen. Dann konterte Illnau-Effretikon über Vögeli, der kaum zu bremsen war. Vorlauf auf Korsch, welcher sich vor Ryffel die Scheibe zurechtlegte und eiskalt links unten zum 4:1 vollsteckte.

Dürnten am Schluss mit 6:4 Überzahl - erfolglos

Andy Rüegg schaffte das 2:4 und als Tizian «Tiz» Müller, 83 Sekunden vor Spielschluss noch auf die Strafbank musste, nahm Hosner erst sein Time-Out und dann gleich Torhüter Ryffel vom Eis. Nun mit 6:4 versuchte Dürnten die drohende Niederlage noch abwenden zu können. Illnau-Effretikon überstand auch diese Phase und erkämpfte sich mit einer erstaunlichen Verwandlung den 1:1 Ausgleich in der Best-of-5 Serie.

Serie 1:1 ausgeglichen – alles fängt wieder bei Null an

«Dürnten reagierte frustriert, weil ihnen lange kein Tor gelang», so Dieter Wieser. «Nun muss sich unser Gegner überlegen, wie sie weiter in dieser Serie spielen wollen. Wir wissen jetzt, dass wir Dürnten schlagen können. Wir werden mit Selbstvertrauen dienstags nach Bäretswil fahren. Es hat sich heute etwas geändert. Wir haben die Serie ausgeglichen und müssen nur noch zwei Spiele gewinnen. Bei 1:1 fängt nun alles wieder von vorne an. Wir werden garantiert ein schönes Wochenende verbringen und montags dann wieder richtig trainieren. Natürlich werden wir versuchen, dienstags in Bäretswil diese tolle Kollektivleistung zu wiederholen und zu bestätigen». Dieter Wieser: «Ich freue mich natürlich auch darauf, dass wir jetzt garantiert ein viertes Spiel austragen können und dieses findet dann am kommenden Donnerstag bei uns im Eselriet statt. Es wird sich dann zeigen, ob wir im heimischen Stadion unter grossem Erfolgsdruck antreten müssen, oder eventuell bei einem Auswärtssieg dienstags gar den Sack im eigenen Stadion zumachen könnten».

Eishockey: Meisterschaft 2. Liga: 2. Runde/Playoff-Viertelfinal, Samstag, 16. Februar:  Illnau-Effretikon – Dürnten Vikings 4:2 (0:0, 2:0, 2:2).- Eishalle Eselriet (Effretikon).- 430 Zuschauer.- SR: Tobias Haider/Christian Hagnauer.-Tore: 32. Gabriel Gretler (Brockhage) 1:0. 34. Vögeli (Korsch) 2:0. 42. Korsch (Vögeli, Ausschluss De Martin) 3:0. 45. Senn (Stoob/Mischa Rüegg) 3:1. 55. Korsch (Vögeli/Bulach) 4:1. 56. Andy Rüegg (Voneschen) 4:2.- Illnau-Effretikon: Volkart (Stücheli); Thaler, Bulach; Brasser, Brockhage; Andrea Giacomelli, Nicola Gretler; Wimber, Schwarz; Vögeli, Korsch, Fäh; Müller, Gabriel Gretler, Förderreuther; Lionel Kuhn, Peter Hofer, Lorenz Kuhn; Mirco Hofer.- Dürnten Vikings: Ryffel (Büsser); Oliver Brunner, Deubelbeiss; Tobler, Stiefel; Lüthi, Noel Brunner; Yves Rüegg, Mischa Rüegg, Andy Rüegg; Senn, Voneschen, Fankhauser; Stoob, De Martin, Humbert; Kunz, Allabauer, Duss; Tschanz.-Strafen: Illnau-Effretikon 7x2 Minuten; Dürnten Vikings 8x2 Minuten, plus 1x10 Minuten Stiefel (Bandencheck).- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Fabio Giacomelli, Justin Wieser (verletzt/Schulter, definitiv vorzeitiges Saisonende), Claudio Beltrame (Rekrutenschule).- 58:46 Time-Out Dürnten und ab diesem Zeitpunkt ohne Torhüter Ryffel, dafür mit weiterem Feldspieler; 59:29 Time-Out Illnau-Effretikon.- Nächstes Spiel des EHC Illnau-Effretikon: Meisterschaft 2. Liga: 3. Runde/Playoff-Viertelfinal, Dienstag, 19. Februar:  Dürnten Vikings -Illnau-Effretikon, Eissporthalle Bäretswil, Spielbeginn: 20:00 Uhr.

 

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