EIE unterliegt trotz grosser Moral knapp mit 3:4

Vor einem Jahr, am 13. Oktober 2018, gewann der EHC Illnau-Effretikon (EIE) das Vorrundenspiel in Bäretswil gegen Dürnten Vikings knapp mit 3:2 (0:0, 1:0, 2:2). Das diesjährige erste Zürcher Oberland-Derby zwischen dem amtierenden Regional-Ost- und 2. Liga-Schweizer Meister 2018/19 endete samstags wieder mit einem Tor Unterschied. Dürnten Vikings schlug die Gäste aus Illnau-Effretikon in einer intensiven hart umkämpften Partie mit 4:3 (2:0, 0:2, 2:1).

Bericht: Heinz Minder, Eishalle Schürli (Bäretswil)

Der Doppelausschluss von Yves Brasser und Yves Förderreuther brachte den EIE in Rücklage (7.). Als die Platzherren kurz darauf auch einen Spieler (Michel Kunz) auf der Strafbank hatten, kassierte Illnau-Effretikon gar per Shorthander das 0:2. Ab Mitteldrittel kam die Truppe von Giorgio Giacomelli/Roman «Didi» Diethelm stärker auf und schaffte durch Förderreuther (31.) und Mirco Hofer den zwischenzeitlichen 2:2 Ausgleich. Am Ende setzte sich aber der Meister, erneut dem Gesetz der Serie - doch noch durch.

EIE mit schlechtester Powerplay-Bilanz aller zehn Mannschaften der Gruppe 2

Der EIE stieg mit der schlechtesten Powerplay-Bilanz in das Derby. Die Mannschaft von Giorgio Giacomelli und Roman «Didi» Diethelm hat in den fünf bisherigen Partien lediglich drei Tore in Überzahl erzielt was neben Liga-Neuling Lenzerheide-Valbella der schlechtesten Quote entspricht. Andererseits aber wies Illnau-Effretikon im Boxplay die beste Bilanz aller zehn Team der Gruppe 2 aus, kassierte der EIE doch in seinen bisherigen Punktespielen einzig zwei Gegen Treffer, wenn in Unterzahl stehend. Kommt noch hinzu, dass Illnau-Effretikon aus fünf Spielen nur zwölf Gegentreffer einstecken musste. Einzig Kreuzlingen-Konstanz wies mit ebenfalls zwölf Toren (aber aus sechs Spielen) eine noch etwas bessere Quote aus. Dürnten hat bislang fünf Powerplay-Treffer markiert. Zwei davon im letzten Match, dem Heimspiel gegen Weinfelden und beide in Folge auf den 3:6 Rückstand hin. Nicola Joel Tobler (48.) und Mario Senn (55.) vermochten aber mit ihren zwei Powerplaytoren die 5:6 Niederlage nicht mehr zu verhindern.

NHL/Tiz Müller fands geil…

Nun – solche Bilanzen entspringen exakten Statistiken. Und diese bestätigten sich im Schürli in Bäretswil im diesjährigen ersten Derby, das vor 256 Zuschauer über die Bühne, respektive den Ice-Rink lief. «Das war mit Abstand das ‘geilste’Spiel. Der beste Match seit langem», so Tizian (NHL/Tiz) Müller, schweissgebadet nach der Partie, auch wenn diese am Ende mit 3:4 für seine Mannschaft verloren ging.

Es war das gewohnt packende und höchst intensive Prestigeduell zweier Oberländer, die sich im vergangenen Winter bereits sechs Mal gegenüber standen (zwei Mal in den 18 Gruppenspielen/Vor- und Rückrunde, anschliessend im Playoff-Viertelfinal über vier weitere Partien, in welchem Illnau-Effretikon am Schluss in der Best-of-five Serie mit 1:3 auf der Strecke blieb).

EIE kassiert Rückstand in doppelter Unterzahl…

Apropos Bilanz und Statistik: Im letzten Heimspiel des Meisters verkürzte Dürnten Vikings mit zwei Powerplay-Toren einen 3:6 Rückstand gegen Weinfelden. Gegen Illnau-Effretikon liessen sich die Platzherren in der Startphase die einmalige Chance eines doppelten Überzahlspiels nicht nehmen. Als Yves Förderreuther und Yves Brasser (letzterer aus Militärdienst zurück) gemeinsam für volle zwei Minuten auf die Strafbank mussten, fackelte die gegnerische Powerplayformation («Familie Rüegg», denn erstmals in dieser Meisterschaft waren die drei Rüeggs Yves, Mischa und Andy wieder zusammen im Einsatz) nicht lange. Yves brachte auf Vorlage von Andy den Meister 1:0 in Führung. Höchst ärgerlich dabei die Entstehung: Mischa Rüegg mit klarem ungeahndetem Foulspiel an Mirco Hofer lanciert Andy, dieser auf Yves, welcher im 5:3 Powerplay das EIE-Gastgeschenk bestraft. Bei erstem eigenem Ausschluss von Michel Kunz hätte dann der EIE an seine bislang schwache Powerplay-Bilanz aufbessern können, wenn. Ja,hätte, wenn und Aber. Doch dann lief der EIE dem temposchnellen kontergefährlichen Gastgeber promot in der eigenen Vorwärtsbewegung in einen klassischen Konter nachdem hinter der Roten Linie die Scheibe an Dürnten verloren ging.  

…und Giacomelli hält eine Gardinenpredigt in erster Drittels Pause…

Giorgio Giacomelli und Roman Didi Diethelm waren mit dem Startdrittel nicht zufrieden. «Wir haben den ersten Abschnitt etwas verschlafen», fand Giacomelli. «Da haben wir auch zwei Tore verschenkt». Nein, seine Mannschaft sei nicht mit zu viel Angst und zu verhalten gestartet. «Das war heute absolut nicht der Fall. Wir waren von Beginn an bereit, mussten dann aber gleich dummer Strafen einstecken». Die Schiedsrichter hätten aus seiner Sicht «brutal hart gegen uns gepfiffen». Mit dieser Einschätzung lag der EIE-Headcoach völlig richtig. Das Schiedsrichterduo bevorteilte nicht nur das Heimteam «und hat auf der Gegenseite zahlreiche Stockschläge des Gegners nicht geahndet», so Giacomelli.   Hans Bucher/Adrian Gubser waren in zahlreichen Situationen ob der Intensität des Derbys, der hohen Kadenz und dem Tempospiel beider Mannschaften schlicht überfordert (zahlreiche klare Offsidepositionen wurden übersehen). Da fragt man sich, wie lange in der Zweitliga, wo das Tempo sich in den letzten Jahren markant verändert hat, weiterhin noch mit nur zwei Schiedsrichter Partien geleitet werden.

…EIE musste Marco Vögeli und Philip Beeler ersetzen

Zurück zur Statistik: Dass die beste Boxplay-Bilanz des EIE von allen zehn Mannschaften der Gruppe 2 sich im Derby veränderte, dafür sorgte erwähnter 0:1 Rückstand. Und, dass die eigene Überzahlbilanz in Dürnten kaum besser wurde, auch wenn der EIE im späteren Verlauf per Powerplay durch Jan Heuberger (Carlo Fäh/Lionel Kuhn) noch in der Schlussphase den 3:4 Anschluss realisieren konnte (58.) «Einerseits hatten wir heute das Pech, unsere eigentlichen Powerplayformationen im Derby neu besetzten zu müssen. Marco Vögeli schied im letzten Match in St. Moritz mit Leistenverletzung aus und Philip Beeler, der in den zwei vergangenen Punktespielen krank angetreten ist, musste in Bäretswil forfait erklären». So hatte der EIE ausgerechnet gegen den amtierenden Schweizer Meister seine ersten zwei Offensivlinien neu zu besetzen. Marco Begert übernahm den Posten von Vögeli, Mirco Hofer gab nach seiner mehrwöchigen krankheitsbedingten Absenz (Pfeiffrisches Drüsenfieber) sein Comeback und hätte sich für sein diesjähriges EIE-Meisterschaftsderby wahrlich ein «leichteres» Spiel aussuchen können. Doch Hofer, der seit August nicht mehr auf dem Eis stand, spielte respektabel und stark auf, gab nicht nur die Vorlage für Förderreuther zum 1:2 Anschluss (31.), sondern markierte den 2:2 Ausgleich wenig später auch gleich selbst.

Dürntens Überzahlspiel imponierte Giacomelli

«Drei Mal dem Gegner in Folge eine weitere Powerplaymöglichkeit zu offerieren, das war einfach zu viel und das geht gegen diese eingespielte Mannschaft nicht. Dürnten ist stocktechnisch, passtechnisch und schusstechnisch so gut. Die Spieler bewegen sich in Überzahl unheimlich schnell, rochieren, das sieht man teils nicht mal in der NLA». Und der EIE-Headcoach gestand, dass er nach dem Startdrittel und dem 0:2 Rückstand «in der ersten Pause eine klare und laute Ansprache an meine Spieler hielt. Die war unmissverständlich und hat diesmal scheinbar auch gewirkt».

Förderreuther schiesst 1:2 Anschluss und Rückkehrer Mirco Hofer das 2:2

Musste Illnau-Effretikon das Startdrittel, nicht nur der zwei «dummen» Gegentore wegen an die Platzherren abschreiben, kam der EIE dann besser und stärker zur Geltung. «Ab Mitteldrittel sind wir meiner Ansicht nach, die bessere Mannschaft gewesen, sind viel mehr Schlittschuh gelaufen, waren viel Aggressiver als anfangs Spiel, haben konsequenter den Abschluss gesucht und konnte auch Druck auf Dürnten ausüben». Giacomellis Einschätzung bestätigten dann besagte zwei Treffer, die seiner Mannschaft kurz nach Halbzeit erst durch Yves Förderreuther, dann durch Mirco Hofer gelangten. Den Anschlusstreffer hatte Illnau-Effretikon noch im Startdrittel verpasst, als der EIE während 50 Sekunden bei Doppelausschluss von Noel Brunner und Moreno Voneschen mit 5:3 ein Powerplay ‘versuchen konnte’.

Meister wäre zu schlagen gewesen…

Im Prestigederby wurde in jeder Aktion hart um den Puck gerungen. Mirco Hofer musste auf EIE-Seite viel einstecken, so auch kurz vor Ablauf des Mitteldrittels, als die ‘Unparteiischen’ wieder einmal einen klaren doppelhändigen Stockschlag von Mario Senn am EIE-Stürmer übersahen. Dafür lief Schiedsrichter Hans Bucher kurz vor Drittelsende noch in einen wuchtigen Spielercheck und verliess, schwer angeschlagen, das Eis (39.). «Die sind heute schlagbar», fand Lionel Kuhn in der zweiten Drittels Pause. Kaum angespielt, musste Michel Kunz ebenfalls schwer angeschlagen vorzeitig vom Feld. Bei 2:2 Spielstand kam es nun zum erwarteten Abnützungsfight, in welchem Dürnten einfach die etwas feinere Klinge führte.

…doch EIE lief dem Gegner in klassischen Konter was extrem ärgerlich war

Es kam zu – von Giacomelli beschriebenen drei Ausschlüssen – von Förderreuther (44.), Heuberger (49.) und Fäh (53.). Kaum war die Strafe von Fäh abgelaufen, gewann Dürnten das Bully vor Volkart, Mischa auf Yves, welcher resolut zum 3:2 vollstreckte. Und noch in der gleichen Spielminute wurde der EIE eiskalt überlaufen. «Das war natürlich extrem ärgerlich», so Giorgio Giacomelli, «als wir 2:3 in Rückstand lagen und wieder selbst versuchten, viel Druck zu machen und dem Gegner diese 0:2 Breakmöglichkeit offerierten». Dürnten kam zu einer 2:0 Kontermöglichkeit – zwei Spieler stürmten alleine auf den EIE-Schlussmann. Fabian Duss auf Maurice Humbert, welcher knappe vier Minuten vor Schluss zum 4:3 reüssierte. 98 Sekunden vor der Schluss-Sirene hatte Lionel Kuhn noch eine kapitale Ausgleichs-Chance auf seiner Schaufelspitze. Dann wurde Carlo Fäh bei einem letzten(?) Durchbruch wieder kompromisslos von den Schlittschuhen geholt, Oliver Brunner musste raus, was dem Dürntner-Verteidiger absolut nicht passte und kassierte für seinen Rüffel an die Schiedsrichter noch eine Disziplinarstrafe. Beim EIE ging Dennis Volkart zu diesem Zeitpunkt auch vom Feld. Mit sechs Spielern versuchten die Gäste im Powerplay den 4:4 Ausgleich und die Overtime noch zu erzwingen. Lorenz Kuhn und Fäh blieben vor Ryffel hängen, dann musste Volkart wieder für sechs Sekunden aufs Feld und ging bei 59:46 endgültig vom Eis.

EIE trauert dem möglichen Punktegewinn nach

Das Derby endete – dem Gesetz, der Tradition und der Hierarchie zwischen Dürnten und Illnau-Effretikon entsprechend mit einem – knappen Sieg des Meisters. «Ich glaube von der Moral her und vom kämpferischen Einsatz betrachtet, haben wir heute eine sehr gute Mannschaftsleistung abgeliefert». Giacomelli war der Überzeugung, dass «wir eigentlich einen Punkt verdient hätten». Der EIE-Headcoach anerkannte die Stärke des Meisters, «der heute allerdings zu schlagen gewesen wäre. Das haben wir im zweiten Drittel gezeigt. Drei Punkte hätten wir natürlich nur zu gerne aus Bäretswil entführt».  

Eishockey: Meisterschaft 2. Liga, Gruppe 2/6. Spieltag: Samstag, 26. Oktober 2019: Dürnten Vikings – Illnau-Effretikon 4:3 (2:0, 0:2, 2:1).-Eishalle «Schürli» (Bäretswil).- 256 Zuschauer.- SR: Hans Bucher/Adrian Gubser.- Tore: 7. Yves Rüegg (Andy Rüegg, Doppelausschluss Förderreuther/Brasser) 1:0. 12. Mischa Rüegg (Deubelbeiss/Tschanz, Shorthander, eigener Ausschluss Kunz!) 2:0. 31. Förderreuther (Hofer), 2:1. 33. Hofer (Thaler/Förderreuther) 2:2. 55. Yves Rüegg (Mischa Rüegg) 3:2. 55. Humberg (Duss) 4:2. 58. Heuberger (Fäh/Lionel Kuhn, Ausschluss Kunz) 4:3.- Dürnten Vikings:Ryffel; Tobler, Noel Brunner; Deubelbeiss, Tschanz; Lüthi, Voneschen; Oliver Brunner; Senn, De Martin, Kunz; Yves Rüegg, Mischa Rüegg, Andy Rüegg; Humbert, Stuber, Duss; Hofer.- Illnau-Effretikon: Volkart (Werren); Bulach, Heuberger; Thaler, Schwarz; Brunner, Giacomelli; Brasser; Begert, Fäh, Lionel Kuhn; Hofer, Förderreuther, Lorenz Kuhn; Müller, Gabriel Gretler, Zähner.- Strafen: Dürnten Vikings 7-Mal Zweiminuten; Illnau-Effretikon 6-Mal Zweiminuten.- Bemerkungen: Dürnten ohne die Torhüter Paulo Ardizzone und Büsser; Diego Ardizzone, Dietrich, Blatter, Loris Voneschen und Stoob; Illnau-Effretikon ohne Torhüter Joel Stücheli; Alexander Tkachenko (krank, seit den beiden letzten Meisterschaftsspielen gegen Wallisellen und St. Moritz nicht mit dabei), Marco Vögeli (Leistenverletzung Spielmitte letztes Meisterschaftsspiel in St. Moritz), Philip Beeler (krank), Nicola Gretler (abwesend), dazu ohne die momentan Dauer-Abwesenden und Langzeit-Verletzten Claudio Beltrame (Militär), Justin Wieser (Schulterverletzung seit Sommertraining), EIE ohne Juniorenspieler vom Partnerteam Winterthur; Comeback von Mirco Hofer nach Pfeiffrisches Drüsenfieber (fehlte seit August im Kader der ersten Mannschaft und spielte zuletzt im Test-/Vorbereitungsspiel am 21. August in Luzern, bestritt diesjährige Meisterschaftspremiere gegen Dürnten Viking); Fabian Rothacher (Aufbautraining); 59:15 bei Strafe gegen Oliver Brunner EIE ohne Torhüter Dennis Volkart (dafür mit sechstem Feldspieler); 59:40 Volkart wieder auf dem Eis; verlässt Spielfeld wieder ab 59:46.-

Nächstes Spiel des EHC Illnau-Effretikon: Meisterschaft 2. Liga, Gruppe 2/7. Spieltag: HC Eisbären St. Gallen – Illnau-Effretikon, Samstag, 2. November 2019, Eissportzentrum Lerchenfeld (St. Gallen), Spielbeginn: 20:15 Uhr.

 

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