Dicke Luft – EIE verspielt 4:1 Führung

Im Eissportzentrum Lerchenfeld in St. Gallen macht der EHC Illnau-Effretikon (EIE) samstags nach verspätetem Spielbeginn von 15 Minuten im Mitteldrittel aus seinem 0:1 Rückstand dank zwei Toren von Mirco Hofer (25./40.), Lorenz Kuhn (34.) und Yves Förderreuther (37.) eine 4:1 Führung, vergeigt diese aber im Schlussdrittel gegen die Eisbären wieder. Im Shootout entscheidet Carlo Fäh das Spiel gegen Aufsteiger Eisbären St. Gallen. Illnau-Effretikon kann sich aber über zwei gewonnene Punkte absolut nicht freuen. Nach dem 5:4 (0:1, 4:0, 0:3; 1:0) herrscht dicke Luft im EIE-Lager.

Bericht: Heinz Minder, Lerchenfeld (St. Gallen)

Sieben Meisterschaftsrunden sind bereits ausgetragen. Noch fehlen die zwei Partien gegen Club da Hockey Engiadina (EIE Heimspiel vom 16. November) und das Kantonalderby gegen Dielsdorf-Niederhasli (EVDN) vom 23. November in Dielsdorf. Der EHC Illnau-Effretikon (EIE) steht mit zehn Punkten auf dem sechsten Zwischenrang zu Buche.

Negativbilanz: Sieben Spiele – zehn gewonnene…

Zehn Punkte. «Nur»(?) – zehn Zähler? Nun. Interpretationssache. Auf den ersten Blick sicher zu wenig, wenn man die Ansprüche des EHC Illnau-Effretikon (EIE) vor Saisonbeginn kannte, wo es hiess, man wolle heuer unbedingt und erstmals in der Klubgeschichte in den Playoff-Halbfinal einziehen. Das ist durchaus noch möglich, doch der Rückstand auf die Spitze der Gruppe 2 beträgt bereits zwölf (auf Leader Kreuzlingen-Konstanz), allerdings «nur» fünf auf den zweitrangierten SC Weinfelden und drei auf den nächsten EIE-Gast im Eselriet. So gesehen liegt für die Mannschaft von Giorgio Giacomelli/Roman «Didi» Diethelm sicher noch eine bessere Rangierung für eine günstigere Ausgangslage für die abschliessenden Playoffs drin. Allerdings muss Illnau-Effretikon in den kommenden Partien, inklusive der noch anstehenden zweiten Saisonhälfte mit weiteren neun Rückrundenspielen nachhaltigere Leistungen und Resultate liefern.

… und elf verspielte Punkte

Bekanntlich hat jede Medaille zwei Seiten. Sieben Spiele – zehn Punkte gewonnen, aber auch sieben Spiele, in denen Illnau-Effretikon bereits elf Zähler verloren hat. Einen davon sicher samstags in St. Gallen, wo Giacomelli eigentlich im Vorfeld des dritten EIE-Auswärtstreffen in Folge eine klare Ansage machte. «Wir dürfen die Eisbären keineswegs unterschätzen. Wir müssen mit drei Punkten im Gepäck St. Gallen verlassen. Nach dem mühsamen 5:4 Erfolg über das zweite Penaltyschiessen in dieser Vorrunde (4:3 Sieg über das Shootout in St. Moritz) zeigte sich der EIE-Headcoach aber schwer enttäuscht.

Enttäuschung in aller Gesicher

Und diese Enttäuschung stand auch seinen Spielern mit aller Deutlichkeit ins Gesicht geschrieben, als die zum letzten Mal in ihre Garderobe schritten. Was gab es denn über das Spiel zu sagen, das die Zürcher Oberländer zu gewinnen hoffen, gegen jene Eisbären, die mittwochs sang- und klanglos bei Weinfelden 0:8 (0:2, 0:3, 0:3) unterlagen. Was sollte da den Zürchern, die selbst eigene hohe Ansprüche haben, schon passieren? «Eigentlich muss man nach dieser Leistung nichts mehr sagen», so Giorgio Giacomelli, enttäuscht und um eine Spur wütend.

Eisbären keineswegs im Winter-Tiefschlaf

Das Startdrittel war aus EIE-Sicht dürftig. Die Eisbären, keineswegs bereits im Winter-Halb/Tiefschlaf, erwiesen sich bissig, hungrig, aggressiv, kampfbereit und willig, sich für die 0:8 Schlappe in Weinfelden zu rehabilitieren. Illnau-Effretikon wieder einmal träge und mit dem Gefühl, das Spiel über sechzig Minuten irgendwann dann schon noch für sich entscheiden zu können. Gut. Die Begleitumstände waren nicht optimal. Das Spiel begann wegen der Drittliga-Partie St. Gallen gegen Crocodile Flyers 3:4 (1:1, 2:2, 0:1) verspätet. Die Zweitligisten konnten erst um 19:55 Uhr mit dem 20minütigen Aufwärmen beginnen. Nebensache. Dann lief, als das Spiel dann endlich mal begann, bei den ersten drei EIE-Ausschlüssen gegen Fäh, Hofer und Captain Thaler die Strafzeit bei Illnau-Effretikon nicht. Nebensache. Dann geriet der EIE nach nur drei Minuten frühzeitig in Rücklage. Sebastian Engeler hatte die Oberländer eiskalt erwischt. Tarif-Ansage. Keine Nebensache!

EIE übersteht Doppelausschluss…

Illnau-Effretikon kam zu einigen Versuchen auf Epprecht. Scheiterte im ersten Durchgang noch und noch. Bekannte EIE-Ladehemmung. Keine Nebensache. Beim Doppelausschluss von Mirco Hofer/Marco Thaler konnte der Liga-Neuling im eigenen Stadion gar ein 5:3 Powerplay aufziehen. Gefällig. Gefährlicher als erwartet. Keine Nebensache. Den Gegner nicht unterschätzen! Den in Bäretswil vor Wochenfrist im Hinblick auf diesen Match gegen die Eisbären bereits erhobenen Zeigefinder von Headcoach Giorgio Giacomelli hatten seine Spieler schon wieder vergessen. Ebenso wohl seine warnenden Worte. Hatten wohl auf Durchzug gestellt. Göschenen – Airolo. Linkes Ohr rein – rechtes Ohr raus.

…vier Tore – Hofer zum zweiten Mal zwei Sekunden vor Drittelsende

In der ersten Drittels Pause dann wieder die Ansage. Illnau-Effretikon reagiert. Als der Eisbär Lukas Harder zwei Mal auf die Strafbank muss, gelingt dem EIE mit zwei Powerplaytoren in Folge (Super-Bilanz) – erst durch Mirco Hofer (Heuberger/Fäh) der 1:1 Ausgleich. Hofer, seit seinem Comeback nach langer Krankheit (ab August Pfeiffrisches Drüsenfieber) wie verwandelt, kassiert eine mehr als fragwürdige Strafe durch den erneut mehr als schwach agierenden Spielleiter Adrian Gubser, welcher schon vor Wochenfrist beim Derby gegen Dürten mit beteiligt war. Hofer reklamiert gegen seinen Zweier und kassiert gleich einen Zweiten. In dieser Phase muss das verschobene Gehäuse gerichtet werden. Die Eismeisterin vom Lerchenfeld ist gefordert. Minutenlanger Unterbruch. Hofer sitzt gefühlte zehn Minuten auf der Strafbank. Hofer ist wieder im Spiel, dafür wandert Harder wieder raus. Im Match der schleppend verläuft mit vielen Unterbrüchen und tiefem Tempo, schafft Lorenz Kuhn auf Vorlage von Florian Schwarz unmittelbar nach Halbzeit im zuletzt so bemängelten und schwachen EIE-Powerplay die erstmalige Führung. Und dann, ganze zwei Sekunden vor Ablauf des Mitteldrittels markiert Mirco Hofer mit seinem zweiten Tor des Abends (und dritten Saisontreffer) das 4:1. Vorentscheidend?

Überheblich, arrogant – und Gegner unterschätzt

Hat der EIE damit das Spiel nach diskreter Vorstellung im Startdrittel vorzeitig in die richtige Bahn gelenkt? Unglaubliches passiert im Schlussdrittel. Illnau-Effretikon verliert total die Kontrolle und gibt die komfortabel anmutende Drei-Tore-Führung zur Verwunderung vieler grobfahrlässig aus den Händen. Vergeigt den Match in welchem man klar nur mit drei Punkten heimfahren wollte. Wie konnte das nur passieren? Giorgio Giacomelli hat, obschon wie eingangs erwähnt schwer enttäuscht, klare Worte. «Das ist, wenn man überheblich, arrogant aufspielt. Wenn man das Gefühl hat, man sei klar besser als der Gegner, wenn man diesen unterschätzt. Und genau das ist heute im Schlussdrittel passiert».

EIE-Kassiert 2:4 nach 61 Sekunden im Schlussdrittel in Unterzahl

Bei Ausschluss von Carlo Fäh kassiert Illnau-Effretikon 61 Sekunden nach Wiederbeginn im Schlussdrittel in Unterzahl durch Hohlbaum das 2:4. Gut. Was solls? Kann passieren?! Wir führen ja noch mit zwei Toren. Dieser Vorsprung schmilzt aber wieder die Gletscher im Klimawandel. Vor Beginn der letzten zehn Minuten der Tief- und Doppelschlag. Erst Rodighiero zum 3:4, dann Sebastian Engler zum 4:4 Ausgleich. Nicht glücklich. Verdient. Illnau-Effretikon wirkt schwerfällig, läuft in die Ecken, wieder weg vom Tor, dorthin wo man ungefährlich ist. Die Eisbären tanzen in der Mitte, direkt vor Volkart, wo die EIE-Hintermannschaft schwimmt, wo eigentlich wie der Gegner, wenn Illnau-Effretikon man gezielten Druck auf Epprecht machen würde, denn der Eisbären-Keeper ist nicht bärenstärk, sondern verwundbar. Das merken die EIE-Spieler scheinbar nicht. Sie schaffen den Lucky-Punch in den verbleibenden Minuten nicht.

Auch kein Lucky-Punch in Overtime

In der fünf minütigen Overtime drücken drei EIE-Spieler gegen drei Bären, bewegen sich praktisch immer vor Epprecht – die Bären kontern ein einziges Mal auf Volkart. Dieser wehrt. Es geht nach verspielter 4:1 Führung und torloser Verlängerung wie in St. Moritz ins abschliessende Penaltyschiessen.

Shootout: Der EIE-Junior Marco Begert beginnt als erster Schütze, scheitert aber an Lukas Epprecht. Sebastian Engeler scheitert als erster Eisbär an Dennis Volkart.  Philip Beeler, zuletzt erkrankt gewesen, scheitert an Epprecht. Jaspar Fitzi verdribbelt sich vor Volkart, legt sich die Scheibe zu weit vor. Der EIE-Keeper kann schliesslich den ungefährlichen Versuch weg stechen. Yves Förderreuther scheitert als dritter EIE-Schütze an Epprecht, wie Silvan Bleichenbacher anschliessend auf der Gegenseite an Volkart. Dann liegt die Scheibe bereit für Carlo Fäh. Viel Anlauf, Tempo. Der EIE-Dribbelkönig bugsiert den Puck an Epprecht vorbei in die Maschen.  Während Lukas Klopfer an Volkart scheitert, bringt Lionel Kuhn der in St. Moritz den entscheidenden Strafstoss eiskalt verwandelte, die Scheibe an Epprecht nicht vorbei und als dann Kai Lückhof an Volkart der sich wie in St. Moritz nicht bezwingen liess, hängen bleibt, ist das Spiel mit blauem Auge für Illnau-Effretikon 5:4 entscheiden. 

15 stärkere Minuten reichten eben nicht

Was war denn nun wirklich los? Hat man den Aufsteiger unterschätzt? Die EIE-Spieler waren doch vorgewarnt. «Sagen kann man ja immer viel», so Giorgio Giacomelli. «Ein gutes (Mittel)-Drittel, sagen wir mal knappe 15 Minuten eine relativ starke Phase, haben eben heute nicht gereicht. Da glaubten wohl wieder viele bei uns, das gehe nach den vier Toren jetzt locker im gleichen Stil weiter. Heute war bei uns vieles keineswegs überzeugend. 15 Minuten, in denen wir wirklich Druck machten, waren einfach zu wenig». Der EIE-Headcoach lobte seine dritte Linie, «die ihr Hockey spielt, die schiessen zwar keine 20 Tore, kassieren aber auch keine Gegentreffer und die anderen meinten heute wohl alle, man könne mit einem hoch gebundenen Bein aufspielen und das reiche dann alle weil noch zum Sieg». Easy going? «Mitnichten! So geht es eben absolut nicht», wetterte Giacomelli. «So funktioniert es eben nicht. Da müssen wir im Hinblick auf die nächsten Spiele gewaltig etwas ändern». Es sei «nicht nur eine Sache der Einstellung», wie der EIE-Headcoach weiter bemerkte. «Wir müssen nun schnellstens über die Bücher. Gewisse Spieler bei uns haben ihren persönlichen Anspruch, erstliga-fähig zu sein, ‘hypern’ dann aber unmittelbar, wenn sie in Scheibenbesitz sind». Giorgio Giacomelli sprach auch von «einer gewissen Portion von Selbstüberschätzung».

Sonntags nach Chiasso

Sonntags um 17:30 Uhr muss der EHC Illnau-Effretikon im Rahmen des Swiss Ice Hockey Cup in der dritten Runde auswärts bei Chiasso (aktuelles Schlusslicht der 2. Liga-Gruppe 1) antreten und empfängt in der Meisterschaft in zwei Wochen im heimischen Stadion dann Club da Hockey Engiadina (aktuell Tabellendritter 13 Spiele aus sieben Partien). 

Eishockey Meisterschaft 2. Liga, Gruppe 2/7. Spieltag.- HC Eisbären St. Gallen – Illnau-Effretikon 4:5 (1:0, 0:4, 3:0; 0:1).- Eissportzentrum Lerchenfeld (St. Gallen).- 62 Zuschauer.- SR: Adrian Gubser/Markus Schenker.- Tore: 3. Sebastian Engeler (Bleichenbacher) 1:0. 25. Hofer (Heuberger/Fäh, Ausschluss Harder) 1:1. 34. Lorenz Kuhn (Schwarz, Ausschluss Harder) 1:2. 37. Förderreuther (Beeler) 1:3. 39:58 Hofer (Lionel Kuhn/Fäh) 1:4. 42. Hohlbaum (Odermatt/Jasper Fitzi, Ausschluss Fäh) 2:4. 49. Rodighiero (Hutter) 3:4. 50. Sebastian Engeler (Bleichenbacher) 4:4. Shootout: Marco Begert scheitert an Epprecht, Sebastian Engeler scheitert an Volkart; Philip Beeler scheitert an Epprecht, Jasper Fitzi verdribbelt sich vor Volkart; Yves Förderreuther scheitert an Epprecht, Bleichenbacher scheitert an Volkart; Carlo Fäh vollstreckt, Klopfer scheitert an Volkart; Lionel Kuhn scheitert an Epprecht, Lückhof scheitert an Volkart.- Eisbären St. Gallen: Epprecht (Knöpfel); Klopfer, Hutter; Lückhof, Inauen; Quirin Fitzi, Alejandro Engeler; Bleichenbacher, Sebastian Engeler, Hohlbaum; Seiler, Jasper Fitzi, Steiner; Harder, Odermatt, Künzle; Rodighiero.- Illnau-Effretikon: Volkart (Stücheli); Bulach, Heuberger; Thaler, Schwarz; Brunner, Brasser; Andrea Giacomelli; Hofer, Fäh, Lionel Kuhn; Beeler, Förderreuther, Lorenz Kuhn; Müller, Gabriel Gretler, Begert; Zähner.- Strafen: Eisbären St. Gallen 5-Mal Zweiminuten; Illnau-Effretikon 7-Mal Zweiminuten.- Bemerkungen: Spiel beginnt mit 15 Minuten Verspätung (Vorspiel 2. Liga-Partie St. Gallen – Crocodile Flyers 3:4 (1:1, 2:2, 0:1), offizielles Aufwärmen für die 2. Ligisten erst ab 19:55 Uhr; Strafzeit-Uhr läuft bei den ersten drei EIE-Ausschlüssen von Fäh (im offiziellen Matchprotokoll nicht vermerkt), Hofer (Beginn 12:51) und Thaler (Beginn 13:38) nicht! 32. Langer Unterbruch da verrutschtes Tor durch Eismeisterin neu (und lange) gerichtet werden muss (minutenlanger Unterbruch bei gleichzeitigem Ausschluss von Mirco Hofer).- Eisbären St. Gallen ohne Bischof, Noser und Tius; Illnau-Effretikon ohne Torhüter Dominic Werren; Marco Vögeli (Leistenverletzung Spielmitte letztes Meisterschaftsspiel in St. Moritz), Alexander Tkachenko (abwesend/Beruf, seit den drei letzten Meisterschaftsspielen gegen Wallisellen, St. Moritz und Dürnten  nicht mit dabei), Nicola Gretler (abwesend), Claudio Beltrame Militärdienst (Rekrutenschule/Durchdiener), Justin Wieser (Schulterverletzung seit Sommertraining), EIE ohne Juniorenspieler vom Partnerteam Winterthur; Fabian Rothacher (Aufbautraining).- Schwache Schiedsrichterleistung (Adrian Gubser bereits vor Wochenfrist beim Derby in Bäretswil zwischen Dürnten Vikings und Illnau-Effretikon im Einsatz gestanden).-

Nächstes Spiel des EHC Illnau-Effretikon (EIE): HC Chiasso – Illnau-Effretikon (3. Runde Swiss Ice Hockey Cup 2020/21, Samstag, 9. November 2019, Pista di ghiaccio (Chiasso), Spielbeginn: 19 Uhr.-

 

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