Torspektakel und «EIE-Stängeli» zum Playoff-Auftakt

Spektakulärer geht’s nimmer. Nach 33 Sekunden führt der EHC Illnau-Effretikon (EIE) im Playoff-Auftakt gegen den KSC Küssnacht am Rigi bereits 1:0, liegt aber nach knappen sechs Minuten schon 1:3 zurück, dann 2:3 und 2:4. Nach dem Torhüterwechsel von Joel Stücheli zu Robin Heeb (Meisterschaftsdebüt für Heeb nach 29:35) markiert Illnau-Effretikon den schnellen Anschluss. Im offenen Schlagabtausch kommt der EIE auf 4:4 ran, kassiert nach der neuerlichen (5:4) Führung den 5:5 Ausgleich – doch dann schalten die Zürcher Oberländer zwei Gänge höher und zerzausen den Gast im Eselriet. Mit 6:1 im Schlussdrittel macht die Mannschaft von Giorgio Giacomelli/Roman «Didi» Diethelm alles klar. Jan Heuberger markiert vor Schluss noch das «Stängeli» für die Oberländer.

Bericht: Heinz Minder (Eishalle Eselriet, Effretikon)

Ob ein knapper 1:0 Sieg – oder am Schluss zweistellig zum 10:5 (2:3, 2:1, 6:1), spielt am Ende gar keine Rolle. Sieg ist Sieg – und dieser zählt Alleine im Playoff. Ein klarer Erfolg aber ist gut für das Team, gut für den weiteren Verlauf des knock-out Kampfs im Achtelfinal. Ein klarer Heimsieg noch dazu, das stärkt die Moral zusätzlich. Für Illnau-Effretikon war es samstags das nunmehr 13. Spiel welches die Oberländer in Folge zu gewinnen vermochten – und noch immer ist der EHC Illnau-Effretikon in diese Saison im Eselriet von bislang keiner Mannschaft geschlagen worden. Allerdings spannte die Truppe von Giorgio Giacomelli und Roman «Didi» Diethelm ihr Team etwas auf die Folter. Doch die EIE-Spieler reagierten nachhaltig auf die Rückstände in diesem Spiel und setzten sich am Schluss mit Deutlichkeit durch.

Achtung – fertig – los…

Was will man eigentlich noch mehr? Spektakulär und spannend war es alle mal. Anfangs vielleicht nicht so wie erhofft. Zwar konnte der einheimische Anhang nach nur 33 Sekunden in der Eishalle Eselriet bereits erstmals jubeln. Was sollte da schon schief gehen? Nun. Unverhofft – kommt oft. Und Giorgio Giacomelli hatte seine Truppe vor Spielbeginn noch eingehend gewarnt. Wer erwarte einen höchst unbequemen Gegner. «Das wird absolut keine leichte Sache». Und genau so, wie prognostiziert lief das Unternehmen «Beginn der neuen Zeitrechnung Playoff 2019/20».

…dem nächsten Heimsieg entgegen

In den Hinterköpfen mancher Spieler schwirrte natürlich noch das EIE-Jagdfieber umher. Zwölf Spiele ohne Niederlage hatte der EIE zuletzt in der Meisterschaft schadlos überstanden. Eine stolze Serie. Wieso sollte man diese nicht, zumal es in dieser Saison bislang keiner Mannschaft gelungen war, den EIE im Eselriet zu schlagen. Also konnte man doch gerade gut, zwei Fliegen aufs Mal schlagen. Der Auftakt glückte dem Heimklub optimal. Achtung-fertig-los. Zwei Anläufe. Die erste Scheibe verfehlte das Ziel noch knapp. Im zweiten sass. Perfekt. Nach 33 Sekunden versenkte Philip Beeler die Vorarbeit von Claudio Beltrame und Alexander Tkachenko. Optimal. Easy.

Früh geführt – schnell 1:3 in Rückstand…

Doch dann passierte genau das, wovor der EIE-Headcoach gewarnt hatte. «Es war eigentlich genau der richtige Playoff-Auftakt. Genauso, wie wir uns diesen vorgestellt hatten». Allerdings entwickelte sich die Sache dann für Illnau-Effretikon nicht genau so, wie sie sich im EIE-Handbuch programmiert gewesen war. Das frühe Führungstor, das dem Heimklub eigentlich jene erhoffte Sicherheit geben sollte, erwischte die EIE-Truppe praktisch auf dem falschen Fuss. «Es waren bei uns eigentlich alle sehr nervös», gestand Giacomelli. «Es war wie in einem Hühnerhaufen», so der EIE-Headcoach. «Es herrschte ein grosses Durcheinander. Jeder der Spieler wollte, aber bei vielen ging es Anfang nicht. Der Kopf konnte die Beine nicht richtig bewegen, die Hände nicht den Kopf. Meine Spieler wirkten ängstlich. Viele waren anfangs im Kopf blockiert». Und dieser nervöse EIE-Auftakt überraschte, denn Giacomelli war der festen Überzeugung, dass «wir uns in den vergangenen Wochen und Monaten eine so grosse Routine angepasst haben, dass wir eigentlich fähig sind, jeden Gegner in dieser Gruppe schlagen zu können». Allerdings brauchte seine Mannschaft samstags im heimischen Eselriet eine gewisse Anlaufzeit. Das war aber legitim, denn die Playoffs sind bekanntlich andere Spiele – oftmals eben typische Playoff-Partien, wo die Nervosität der Spieler, die auf Seiten des EIE allerdings anfangs recht hoch schien.

Gogolka Doppelschlag

Der KSC Küssnacht am Rigi schlug in der Startphase zurück. Die Innerschweizer konterten auf den frühen Rückstand respektlos und nachhaltig zurück. Stadler schaffte den frühen Ausgleich, dann brachte Jaromir Dogolka mit seinem Doppelpack innerhalb einer Minute die Küssnachter 3:1 in Führung. «Wir waren in der Startphase einfach zu ängstlich», fand Giorgio Giacomelli. Mit dem ersten Powerplaytreffer durch Claudio Beltrame kam der EIE nach knappen 13 Minuten auf 2:3 heran, kassierte seinerseits bei Strafe von Heuberger ein Tor in Unterzahl und dies kurz vor Halbzeit. Dann reagierte Giacomelli. Er nahm ein Torhüterwechsel vor. Anstelle von Joel Stücheli kam nun Robin Heeb zu seinem Meisterschafts-/Playoff-Debüt im EIE-Dress (holte sich im Verlaufe des Spieles neben Lorenz Kuhn noch eines Assists zum 8:5). Giacomelli gestand, dass die «Partie zu jenem Zeitpunkt etwas kritisch schien. Wir hätten das Spiel bei anderem Verlauf auch verlieren können». Und der EIE-Headcoach nahm gleichzeitig einen taktischen Wechsel vor und stelle von vier auf drei Linien um. «Wir hatten natürlich noch genügend Kraftreserven, wollten aber die Kadenz höher setzen». Spätestens zu jenem Zeitpunkt «musste jeder meiner Spieler wissen, was es geschlagen hatte». Die erhoffte Reaktion blieb im negativen- aber auch positiven Sinn nicht aus.

Offener Schlagabtausch mit 15 Toren und zwei Torhüterwechsel

Die Partie entwickelte sich im Eselriet zu einem offenen Schlagabtausch. Unmittelbar auf Stüchelis Auswechslung schaffte Mirco Hofer, wiederum im Powerplay (Heuberger/Thaler) den neuerlichen (3:4) Anschluss, womit die Hoffnung beim Heimklub genau im richtigen Augenblick zurückkehrte. Was folgte waren Emotionen, die sich nun als etliche Strafen auswirkten. Hatten diese Lionel Kuhn, Jan Heuberger und Jonas Bulach auf EIE-Seite, dazu Penzenstadler, Leuppi, Lorenz und Muggli allesamt überstanden, schaffte Alexander Tkachenko im Zusammenspiel mit Beeler/Schwarz den 4:4 Ausgleich. Bereits zu diesem Zeitpunkt, als Illnau-Effretikon mit drei Linien agierte, merkte man, dass die Zürcher Oberländer über bessere Kräftereserven, mehr Routine und schnelleres Tempo verfügte als die Gegenspieler, wo vor allem der Tscheche Gogolka positive, wie aber am Schluss sehr negativ in Erscheinung trat.

Das «Stängeli» von Heuberger beschliesst das Spektakel

Gegen Ende des zweiten Drittels schlug das Pendel dann ganz auf Seiten des EIE aus. Gabriel Gretler markierte zwei Treffer in Folge. Erst der abermalige Vorsprung (5:4) zu Beginn des Schlussdrittels, dann nach einem weiteren Powerplay-Gegentor durch Schädlers 5:5 wiederum durch Gretler, der ab der 46. Minute seine Farben endgültig in Vorsprung schoss. Ab diesem Zeitpunkt drehte der EIE markant auf, oder anders gesagt: Küssnacht am Rigi konnte in der Schlussphase nicht mehr zusetzen und wurde vom EIE noch deklassiert. «Wir sind im Schlussdrittel mehr gelaufen, mehr in Bewegung gewesen und holten uns so die Entscheidung» und Giacomelli sah den Grund in der Spielentscheidung auch darin, dass «wir unser Pressing auf den Gegner verstärken konnten und Küssnacht am Rigi damit vor Probleme stand». Ebenfalls als zweifacher Torschütze profilierte sich Claudio Beltrame zum 7:5, dann gelang Carlo Fäh mit seinem 8:5 ein gelungenes Comeback nach seiner Verletzung.

Jan Heuberger markiert «Stängeli»

Mit zwei weiteren Treffern in Überzahl, erst durch Alexander Tkachenko (59.) und dem «Stängeli» von Jan Heuberger (Vorlage Lionel Kuhn), schaffte Illnau-Effretikon eine knappe Minute vor Spielende noch die markante Wende vom 1:0, 1:3, 2:3, 3:4, 4;4, 5:4, 5:5, 10:5. «Ich habe meine Mannschaft noch vor dem Abschlusstraining am Freitag gewarnt und war davon überzeugt, dass unser Playoff-Star eine ganz enge Kiste werden könnte», so der EIE-Trainer. Natürlich sei er jetzt erleichtert, dass «uns dieser Star am Ende so gut gelungen ist». Obwohl seine Mannschaft nun den ersten Playoff zweistellig gewonnen hat, «ist das natürlich absolut kein Grund, das zweite Spiel am Dienstag in Küssnacht nicht wieder ernst zu nehmen. Ich erwarte im Gegenteil eine harte Gegenwehr, denn ich bin davon überzeugt, dass Küssnacht in seinem Heimspiel nochmals alles setzen wird». Da sei auf Seiten seiner Mannschaft «wiederum ein harter Kampf gefordert. Wer nicht zu kämpfen bereit ist, wird bei uns nicht spielen», so der EIE-Trainer.

Vier EIE-Powerplaytreffer

In diesem ersten Playoff-Match markierte der EHC Illnau-Effretikon nicht weniger als vier Powerplay-Treffer. So den 2:3 Anschluss (13./Beltrame), den 3:4 Anschluss durch Mico Hofer (31.), das 9:5 durch Alexander Tkachenko (58.) und besagtes Stängeli 64 Sekunden vor Schluss durch Jan Heuberger. Das erste Playoff-Spiel zu welchem Illnau-Effretikon mit 21 Spielern antreten konnte, zeigte das Potenzial der Gruppe und die enorme Breite des aktuellen EIE-Kaders. Es bleibt natürlich zu hoffen, dass die Spieler von weiteren Verletzungen verschont bleiben und weiterhin mit einer so grossen Qualität antreten können. Die Basis für das zweite Spiel vom kommenden Dienstag – 20:30 Uhr in der Rigi-Halle in Küssnacht am Rigi – ist schon mal positiv gelegt. Allerdings tun die Spieler gut daran, den Gegner vom Dienstag auf Grund des klaren ersten Resultates nicht zu unterschätzen. Die Innerschweizer werden sich dienstags sicher noch etwas einfallen lassen und garantiert dem EIE den Weg in den Playoff-Viert-Final nicht kampflos überlassen wollen. 

Eishockey: Meisterschaft 2. Liga, Saison 2019/20: Illnau-Effretikon (Gruppe 2) – KSC Küssnacht am Rigi (Gruppe 1) 10:5 (2:3, 2:1, 6:1).- Eishalle Eselriet (Effretikon), 180 Zuschauer.- SR: Urs Stobbies/Dennis Sudik.- Tore: 00:33 Beeler (Tkachenko/Beltrame) 1:0. 2. Stalder (Döbeli) 1:1. 6. Gogolka (Cerveny) 1:2. 7. Gogolka (Lorenz) 1:3. 13. Beltrame (Schwarz/Beeler, Ausschluss Cerveny) 2:3. 28. Stillhardt (Schädler, Ausschluss Heuberger) 2:4. 31. Hofer (Heuberger/Thaler, Ausschluss Immonen) 3:4. 39. Tkachenko (Beeler/Schwarz) 4:4. 42. Gabriel Gretler (Förderreuther) 5:4. 46. Schädler (Leuppi/Penzenstadler, Ausschluss Brasser) 5:5. 46. Gabriel Gretler 6:5. 47. Beltrame (Tkachenko/Beeler) 7:5. 51. Fäh (Lorenz Kuhn/Torhüter Robin Heeb) 8:5. 58. Tkachenko (Beltrame/Beeler, Ausschlüsse Thaler; Schädler/Leuppi) 9:5. 59. Heuberger (Lionel Kuhn, Ausschlüsse Fäh; Aregger/Muggli) 10:5.- Illnau-Effretikon: Stücheli (29:35 Heeb); Bulach, Schwarz; Thaler, Heuberger; Brasser, Brunner; Nicola Gretler; Beeler, Beltrame, Tkachenko; Vögeli, Förderreuther, Hofer; Lionel Kuhn, Gabriel Gretler, Begert; Giacomelli, Fäh, Lorenz Kuhn.- KSC Küssnacht am Rigi: Gisler (Ryhner); Holdener, Stillhardt; Flühler, Cerveny; Lorenz, Immonen; Schädler, Leuppi, Stiz; Müller, Jegen, Gogolka; Döbeli, Penzenstadler, Stalder; Aregger, Muggli, Stehli.- Strafen: Illnau-Effretikon 9x2 Strafen; KSC Küssnacht am Rigi 15x2 Strafen.- Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne die beiden Torhüter Dennis Volkart (Verletzt), Dominic Werren (Militär/Rekrutenschule); Tizian «Tiz» Müller (Verletzt), Justin Wieser (Verletzt), Jayson Zähner (abwesend).- 29:35 Torhüterwechsel Illnau-Effretikon: Robin Heeb anstelle von Joel Stücheli.- Comeback von Carlo Fäh.-

Zweite Playoff-Partie Achtelfinal/(Best-of-Five): Küssnacht am Rigi – Illnau-Effretikon, Dienstag, 28. Januar 2020, Rigi-Eishalle (Küssnacht am Rigi), Spielbeginn: 20:30 Uhr.-

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