Spielbericht 1. Mannschaft, Sa. 12.10.2013 17:30 gegen EHC Wetzikon

Eishockey: Meisterschaft 2. Liga, Gruppe 1: Wetzikon – Illnau-Effretikon 0:1 (0:0, 0:0, 0:1)

Cleverness gewann – der EIE schlug Wetzikon 1:0

81 Sekunden vor Ablauf der offiziellen Spielzeit lancierte der EHC Illnau-Effretikon (EIE) im Zürcher Oberlandderby bei Wetzikon einen Konterangriff mit Michael Sommer auf Christian Röder, welcher die Scheibe nach links zu Philippe Grolimund spedierte. Dieser entschied mit dem einzigen anerkannten Treffer das zweite EIE-Auswärtsspiel der noch jungen Saison 2013/14.

Heinz Minder, Wetzikon

Wie, hätte, wenn und Aber! Wetzikon gewann sein Erstrundenspiel gegen den nächsten EIE-Gegner Valle Verzasca (kommender Sonntag, Eishalle Sonogno, 17 Uhr) mit Leichtigkeit und führte gegen die Tessiner nach knappen elf Minuten bereits komfortabel 4:0. Im gleichen Stil versuchten die Zürcher Oberländer den Gast aus Effretikon zu überfahren. Temporeich und druckvoll. Nach wenigen Sekunden die umstrittenste Szene des ganzen Spieles zu einem Zeitpunkt, als viele der Zuschauer in der Wetziker Eishalle gar noch nicht Platz gefunden hatten. Nach dem ersten Angriff des Heimklubs zappelte die Scheibe im rechten Toreck. Die Schiedsrichter anerkannten den Startschocker nicht. Peter Hürlimann reklamierte, impulsiv und lautstark und kassierte die erste Zehnminuten-Strafe. Tor- oder Nicht-Tor? Die Diskussionen wurden auf dem Eis und unter den Zuschauern heftig geführt. Nicht nur das heimische Publikum mit stark gefärbter rosaroter Brille sah das Verdikt klar. Auch ex-EIE-Trainer Michel Zimmermann, welcher Dieter Wieser einst beim EIE beerbte, bestätige in der Drittelspause, „den Puck klar im Tor gesehen zu haben“. Dieter Wieser selbst: „Wohl ein Fehlentscheid. Trotzdem haben die Schiedsrichter sicher nicht für uns gepfiffen. Das vermeidliche 0:1 das die Unparteiischen nicht sahen, kann passieren, doch pflegt man zu sagen, dass sich derartige Entscheide über eine Saison betrachtet jeweils ausgleichen“. Dem EIE wurden vor Wochenfrist in der Rigihalle in Küssnacht gleich zwei Treffer annulliert.

Betrachtet man das Treffen zwischen Wetzikon und Illnau-Effretikon neutral und über 60 Minuten kann man ein klares Fazit ziehen. Die Platzherren hatten auch nach dem annullierten Treffer noch genügend Zeit gehabt, ein weiteres, reguläres Tor zu schiessen. Möglichkeiten dazu hatte Wetzikon deren viel. Doch die Platzherren scheiterten einerseits an der eigenen schlechten Chancenauswertung (sprich auch Unvermögen), andererseits am glänzend disponierten EIE-Keeper Dennis Volkart. Der spielte nicht nur stark auf, sondern strahlte eine ungemeine Ruh, grosse Sicherheit aus und brachte die Wetziker noch und noch zum Verzweifeln. Volkart, der die vergangene letzte Saison nach wenigen Minuten im Eröffnungsspiel beim Club da Hockey Engiadina infolge schwerer Verletzung (gegnerischer Kniestich) streichen musste, hat seine Klasse wieder gefunden. Dennis Volkart avancierte zum Matchwinner seiner Farben und feierte im zweiten Spiel, notabene einem Derby und Spitzenkampf gegen den erklärten Gruppenfavorit Wetzikon, einen ersten Shutout.

Wetzikon startete wie die Feuerwehr und stürmte aggressiv in die Offensive. Damit hatte man auf Seiten der Gäste nicht ganz gerechnet. „So wollten wir eigentlich aufspielen“, verriet Dieter Wieser nach dem Spiel. Der EIE-Trainer gestand, dass „wir anfangs etwas Mühe hatten, den eigenen Rhythmus zu finden“. Wetzikon erspielte sich ein deutliches Chancenplus und hätte eigentlich nach dem ersten Drittel 4:1 führen können, ja müssen. „Wetzikon begann druckvoll und wollte uns überfahren“, so auch die Einschätzung von Wieser. „Wir haben uns dann in der ersten Pause umorganisiert“, so der EIE-Trainer, der zu seiner Genugtuung feststellte, dass „wir ab zweitem Durchgang besser zur Geltung kamen“.

Je länger das intensive, packende und äusserst spannende Spiel dauerte, je ausgeglichener entwickelte sich das Derby das zur reinen Nervensache wurde. „Wir haben uns durch die gegnerischen Provokationen nicht aus dem Takt bringen lassen“, so Wieser. „Wir konzentrierten uns alle voll und ganz auf das Spiel und nicht darauf, wie die Wetziker stetig nervöser wurden.

Einhellig die Einschätzung nach dem Derby: Die Wetziker haben sich an diesem Abend selbst geschlagen. Unglaublich, aus welch exzellenten Abschlusspositionen die Platzherren den Puck nicht an Dennis Volkart vorbei brachten. Wetzikon belegte nach dem Startrunden-Kantersieg (14:2) mit Alain Flotiront ( 1 Tor/4 Assists/5 Punkte), Jan Swart (3/1/4); Jannick Bachmann (2/2/4), Martin Büchel (1/3/4), Alain Butty (1/3/4) und Stefan Baer (4 Assists/4 Punkten) gleich die ersten sechs Ränge in der aktuellen Scorerliste der Gruppe 1. Das EIE-Trainerduo Wieser/Wegmann verstand es ausgezeichnet, Wetzikons erste Linie um Alain Flotiront zu neutralisieren und aus dem Spiel zu nehmen. Das Team von Coach Roger Keller reagierte weitgehend hilflos auf den gelungenen taktischen Schachzug. Sekunden vor Ende des Startdrittels dann abermaliges Pech für Wetzikon. Martin Büchel traf nur den Aussenpfosten.

Auch Illnau-Effretikon sündigte im Abschluss. So Bolli zu Beginn des zweiten Abschnittes, als der EIE stärker auf kam und das Treffen auch optisch ausgeglichener zu gestalten vermochte. Dann abermals Bolli, diesmal auf Fäh, welcher von der ausgezeichneten Einschussposition vor Ardizzone wohl selbst überrascht war (26.). Kurz vor Spielhälfte bekam der EIE zum zweiten Mal in diesem Treffen, diesmal bei Ausschlüssen von Raphael Huber und Martin Büchel während 20 Sekunden die Chance eines doppelten Überzahlspieles. Doch Wetzikon verhinderte mit doppeltem Einsatz und aggressivem Boxplay allfälligen Schaden in Form des erstmaligen Rückstandes. Dem EIE gelang das Powerplay nicht wunschgemäss.

Dass auch Hockeyspiele mit wenigen Toren durchaus ihren Reiz haben können, verdeutlichte das Spiel in Wetzikon, auch wenn das Derby am Schluss keineswegs nach dem Gusto der Platzherren und mit einem Happy-End für diese enden sollte. Doch das Spiel stand auf Messers Schneide. Je länger der Countdown dauerte, je mehr ging es an das Nervenkostüm der Spieler. Auf Seiten der Wetziker lief Martin Büchel längst im Roten Bereich. Nach einem Bandenrencontre mit dem Gegner drehte Büchel mit erhobener Faust freudestrahlend seine Kreise. In der Schlussminute und nach kassiertem 0:1 Rückstand zeigte Büchel den Gästen den Stinkefinger und wurde mit einer Spieldauer-Disziplinarstrafe belegt. Von wegen, einseitige Schiedsrichterleistung. Im disziplinarischen Bereich verloren die Wetziker im Schlussdrittel ihre Nerven und schlugen sich damit selbst.

Volkart liess sich von nichts aus der Ruhe bringen und stand wie eine Wand. Wetzikon erhielt in der Schlussphase zwei Möglichkeiten mit einem Lucky-Punch das Spiel doch noch für sich zu entscheiden. Zwei Mal wurde EIE-Verteidiger Fabian Brockhage in die Kühlboxe geschickt (53:11 und 57:43). Auch diese Chancen liessen sich die Einheimischen entgehen. So kam es wie es eben kommen musste. Bully vor Volkart. Konter des EIE lanciert durch Michael Sommer, welcher rechts steil auf Christian Röder spielte. Der EIE war nun direkt vor dem gegnerischen Tor. Pass von Röder auf Philippe Grolimund, welcher am linken Pfosten wartete und eiskalt einschoss (58:39). Wie lautet eine alte Sportweisheit? Wer die Tore selbst nicht schiess, bekommt sie. Kein wie, wenn hätte und Aber.

Wegen unsportlichem Verhalten kassierte Raphel Huber noch eine zehnminütige Disziplinarstrafe und konnte, zusammen mit Martin Büchel, der im disziplinarischen Bereich noch einiges an Grösse zulegen muss, vorzeitig unter die Dusche. „Wir haben heute dank Cleverness, Ruhe und Disziplin gewonnen“, freute sich Dieter Wieser. Der EIE-Trainer erhob gleich nach Spielschluss in der Eishalle Wetzikon den Mahnfinger. „Wir freuen uns, müssen aber auf dem Boden der Realität bleiben. Schon das nächste Spiel im Tessin wird ein ganz hartes Stück Arbeit, schon wegen der langen Anreise am Sonntagabend nach Sonogno“. Die sechs Punkte dank perfektem Saisonbeginn „nehmen wir natürlich mit Handkuss“.

Wetzikon – Illnau-Effretikon: 0:1 (0:0, 0:0, 0:1).- Eishalle (Wetzikon).-470  Zuschauer.- SR: Gabriele Pietro/Bruno Rogger.- Tor: 58:39 Grolimund (Röder) 0:1.- Wetzikon: Ardizzone (Büsser); Maurus Baer, Sturzenegger; Zangger, Huber; Walliser, Züger; Huber, Flotiront, Butty; Dietrich, Bachmann, Büchel; swart, Köfer, Stefan Baer; Betschart, Gysler, Hürlimann.- Illnau-Effretikon: Volkart (Lüscher); Fusco, Brun; Schlatter, Grolimund, Brockhage, Michael Sommer; Röder, Bolli, Fäh; Vögeli, Muspach, Golob; Hollenstein, Krstic, Grösser; Gretler, Widmer.- Strafen: Wetzikon 7-mal Zweiminuten, plus 3-mal Zehnminuten (Hürlimann, Sturzenegger und Huber, alle unsportliches Verhalten, plus Spieldauer-Disziplinarstrafe Büchel); Illnau-Effretikon 7-mal Zweiminuten.- Bemerkungen: 0.21 Tor von Wetzikon nicht anerkannt.- 20. Pfostenschuss Büchel.- Illnau-Effretikon ohne Andersen (Militär); Schneider (Winterthur), Fehr, Hangartner, Ikanovic, Keller und Patrick Sommer (alle verletzt).- Meisterschafts-Ersteinsatz von Diego Muspach (EIE-Center zweite Linie).- 58.39 Time-out Wetzikon.- 58:55 Wetzikon ohne Torhüter Ardizzone.- Nächstes Spiel EHC Illnau-Effretikon (EIE):  HC Valle Verzasca – EIE, Sonntag, 20. Oktober 2013, Eishalle Sonogno (17 Uhr).-

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.