Copy paste. Innerhalb Wochenfrist revanchierte sich der EHC Illnau-Effretikon (EIE) bei den beiden Thurgauern Zweitligisten für die knappen Vorrunden-Niederlagen. Nach dem 5:4 Sieg über das Penaltyschiessen gegen Weinfelden, schlugen die Zürcher Oberländer nun samstags auch Tabellenführer Kreuzlingen-Konstanz über das Penaltyschiessen. Vor einer Woche vergeigte der EIE gegen Weinfelden eine 4:1 Führung – samstags nun 89 Sekunden vor Ablauf der offiziellen Spielzeit seine knappe 2:1 Führung. Sowohl gegen Weinfelden wie nun auch gegen Kreuzlingen-Konstanz holte sich Illnau-Effretikon dank des 3:2 (1:1, 0:0, 1.1; 1:0) nicht zuletzt dank Matchwinner Dennis Volkart zwei weitere Punkte und blieb damit im sechsten Spiel in Folge ungeschlagen. Die Gäste mussten in der zwölften Meisterschaftsrunde (sie haben aber schon 14 Partien ausgetragen) ihre einst so souveräne Leaderstellung abtreten. Der EIE, bei welchem im Shootout Captain Marco Thaler und Lionel Kuhn reüssierten, verhalf dem amtierenden 2. Liga-Schweizer Meister Dürnten Vikings zur Tabellenführung. Für die Mannschaft von Giorgio Giacomelli, sie überstand nun das sechste Spiel in Folge ohne Niederlage, war es zudem der 15. Punktegewinn in Serie.
Bericht: Heinz Minder, Eselriet (Effretikon)
Der amtierende 2. Liga-Meister Dürnten Vikings hat es vorgemacht. Weinfelden hat es kopiert und nun vor einer Woche hat es auch der Aufsteiger Eisbären St. Gallen nachgemacht, gar 5:0 überraschend klar. Kreuzlingen-Konstanz – der lange souveräne und ungefährdete Tabellenführer der Gruppe 2 ist schlagbar. Zuletzt hat es nun den aktuellen (noch) Leader gleich drei Mal in Folge erwischt. Auswärts 2:4 in Bäretswil, gar 1:6 im Derby bei Weinfelden und nun sogar 0:5 in der heimischen Bodensee-Arena gegen Aufsteiger Eisbären St. Gallen, war nebst einer faustdicken Überraschung schon eher einer Blamage des Ersten gegen den Vorletzten gleich kam. Nach zehn ungeschlagenen Spielen nun drei Mal als Verlierer vom Feld. Im Effretiker Eselriet reichte es der Mannschaft von Rene Stüssi wieder nicht. 89 Sekunden vor der Schluss-Sirene rettete Jakub Vavricka mit seinem sechsten Saisontreffer (bisher 16 Assists) Kreuzlingen-Konstanz wenigstens mit dem 2:2 Ausgleich noch in die Overtime und sicherte dem Noch-Leader einen Punkt. Nach St. Moritz (4:3 am 19. Oktober), Eisbären St. Gallen (5:4 am 2. November) und Weinfelden (5:4 am 30. November) entschied Illnau-Effretikon nun zum vierten Mal ein Punktespiel über das Penaltyschiessen zu seinen Gunsten. Massgeblichen Anteil an den vier EIE-Siegen über das Shootout leistete dabei Keeper Dennis Volkart. Vor drei Tagen feierte der EIE-Keeper seinen 31. Geburtstag und wurde gegen Kreuzlingen-Konstanz erstmals durch Sandro Brunella im Penaltyschiessen bezwungen.
2:2 Ausgleich kurz vor Schluss – und wieder Gang ins Penaltyschiessen…
Vor einer Woche trauerte Giorgio Giacomelli nach verspielter 4:1 Führung gegen Weinfelden am Schluss noch dem einen verpassten Punkte nach. Samstags nach dem Spitzenkampf (Tabellen-Vierter EIE gegen Tabellen-Erster Kreuzlingen-Konstanz) meinte der EIE-Headcoach «heute haben wir zwei Punkte gewonnen», auch wenn es ihn am Ende doch etwas ärgerte, dass seine Farben so kurz vor der Ziellinie bei 2:1 Führung noch den Ausgleich kassieren mussten. «Wir hätten zuvor in der Mittelzone die Situation klären können, wo wir einfach einen Bogen fuhren, statt zu bremsen». Für ihn habe seine Mannschaft «in den letzten drei Minuten zu wenig konsequent agiert». Da hätte es eigentlich «nur noch Stopp-Start, Scheibe tief in die andere Zone lauten müssen».
…weil einerseits schlechte EIE-Chancenauswertung und zu viele Strafen
Nebst diesem ärgerlichen taktischen Fehler, büsste Illnau-Effretikon am Schluss für zwei weitere Faktoren. Die Platzherren leisteten sich zu viele Strafen und versiebten zu viele Chancen. «Stimmt», bestätigte Giacomelli. «Unsere Chancenauswertung ist momentan ein Problem bei uns», allerdings stimmt es ihn zuversichtlich, dass «wir auf der anderen Seite auch wenig Gegentreffer einstecken müssen und man in der Regel ein Match gewinnen kann, wenn man selbst nur zwei Tore schiesst». Punkte Ausschlüsse. Da redete der EIE-Headcoach Klartext. «Das ärgert mich masslos. Wir kassieren viel zu viele Strafen und das ist sau blöd und geht auf die Länge, spätestens wenn es dann in die Playoffs geht, absolut nicht». Giacomelli rechnete vor. «Wir können nicht immer die Hälfte eines Drittels in Unterzahl spielen». Für ihn waren die acht Zweier, die seine Mannschaft gegen Kreuzlingen-Konstanz kassierte, «bis auf den ersten umstrittenen Ausschluss und die Bankstrafe wegen angeblich falschem Spielerwechsel, alle vertretbar». Woran es allerdings liege, dass seine Truppe so viele Ausschlüsse kassiere, wisse er momentan nicht. «Wir sind vermutlich einfach zu wenig diszipliniert, oder teils auch zu naiv». Tatsache sei hingegen, dass «wir an diesem Faktum schnellstens was ändern müssen».
Mangelnde EIE-Durchschlagskraft
Das Startdrittel war noch respektabel. Illnau-Effretikon war offensichtlich gewillt, die Gunst der Stunde, gegen den sicherlich nach drei Niederlagen in Folge etwas verunsicherten Leader, nutzen zu wollen. In der druckvollen EIE-Startphase rettete Verteidiger Yves Spühler zwei Mal in Folge für seinen bereits geschlagenen Keeper Jeremy Laux. Der EIE mangelte es allerdings anfangs an Präzision im Abschluss, andererseits aber verhinderte Kreuzlingen-Keeper Laux, spielte früher bei Frauenfeld in der Erstliga und bestritt auch für Weinfelden in jener Saison als die Thurgauer in die 2. Liga absteigen mussten, einige Meisterschaftsspiele (12 plus eine Relegationspartie). Im letzten Jahr hütete Laux das Tor der Eisbären St. Gallen und war dann machtlos, als dem Heimklub, ausgehend über Captain Marco Thaler/Jan Heuberger durch Lionel Kuhn und dessen achten Saisontreffer nach 13 Minuten Spielzeit das 1:0 glückte. «Wir können einfach einen Vorsprung nicht verwalten», so Giorgio Giacomelli am Schluss, rückblickend auf die verspielte 4:1 Führung gegen Weinfelden und den spät kassierten 2:2 Ausgleich kurz vor Schluss gegen Kreuzlingen-Konstanz. Aber auch das 1:0 hatte nur keinen sehr kurzen freudigen Bestand für Illnau-Effretikon. Fast postwendend auf das 1:0 glichen die Gäste nämlich nur 69 Sekunden später durch Gian Forster aus.
Strafbank ein viel besuchter Ort
Leider verflachte im Mitteldrittel der erhoffte Spitzenkampf. Dieser litt unter den vielen Unterbrüchen. Nichts von hohem Rhythmus, Tempospiel. Immer wieder war die Strafbank ein viel besuchter Ort. Illnau-Effretikon bekam im zweiten Abschnitt zwei Mal in Folge eine Powerplaymöglichkeit. Dort zeigten die Einheimischen zwar gute optische Ansätze, denen aber wie so oft der krönende Abschluss fehlte. Illnau-Effretikon hat in seinen zwölf Spielen 48 Tore, davon aber nur deren acht im Powerplay erzielt (Gegner Kreuzlingen-Konstanz derweil in 14 Spielen 67 Tore, davon alleine 20 in Überzahl). Dann mussten beim EIE zwei raus (Lionel Kuhn/Fäh), dann war die Reihe wieder am Gast (Fehlmann/Widmer), gefolgt von Brasser, der für seinen Bandencheck zusätzlich zehn Minuten aussetzen musste. Tabellenführer Kreuzlingen-Konstanz hatte es punkte Spielernomination gerade mal auf 14 Akteure (plus zwei Keeper), Illnau-Effretikon, wo Torhüter Joel Stücheli (krank), Justin Wieser (verletzt, Schulterverletzung seit Sommertraining), Tizian «Tiz» Müller (Hirnerschütterung vom letzten Samstag Heimspiel gegen Weinfelden), Alexander Thachenko (krank), Claudio Beltrame (abwesend), Mirco Hofer (krank), Dario Brunner (verletzt/Puck im Training in den Mund) und Jayson Zähner (Junioren) fehlten, brachte es auf 15 Feldspieler und zwei Keeper. «Es kommt nur darauf an, auf die, die heute da sind und nicht auf jene, die fehlen. Diese haben Null Einfluss auf das, was wir heute hier machen», so Giacomelli über die Abwesenden. Und der EIE-Trainer war wieder darüber zufrieden, dass «wir mit drei nominellen Verteidigern einen dritten Block bilden konnten» und zeigte sich erfreut darüber, dass «die Schwarzen wieder jenen Job so erledigten, wie ich es wünschte».
EIE markiert 2:1 Führung – und kassiert noch den Ausgleich
Weder dem Tabellenführer noch dem EIE selbst glückte im Schlussdrittel die Entscheidung. Zwar rackerte Lorenz Kuhn mit starker Einzelleistung die abermalige Führung der Zürcher Oberländer heraus, Vollstrecker war dann Gabriel Gretler, welcher das Zuspiel von Florian Schwarz zum 2:1 verwandeln konnte, doch Illnau-Effretikon scheiterte wie im Startdrittel wo die Einheimischen ein Chancenplus aufweisen konnten, mit der Realisierung des Zwei Tore-Vorsprunges. Und weil man mitunter für die eigenen Unterlassungs-Sünden (schlechte Chancenauswertung) bestraft wird, kam es genauso für den EIE. Stüssi verlangte von den Gäste-Spielern in der Schlussphase «Tempoerhöhung», sein Gegenüber Giacomelli hingegen «mehr Bewegung und nicht stehen bleiben». Als Jeremy Laux knappe 89 Sekunden vor Schluss sich schon in Richtung Spielerbank verschieben wollte (um seinen Platz einem sechsten Feldspieler zu überlassen), hämmerte Kreuzlingens Ausländer Jakub Vavricka die Scheibe hart auf Volkart. Der 22jährige Tscheche traf dabei so haargenau und unhaltbar in den hohen Winkel und unter den Netzhimmel, dass Volkart keine Abwehrchance blieb. 2:2 – es ging in die Verlängerung.
Keine Tore in der fünfminütigen Verlängerung – Thaler und Lionel Kuhn treffen im Shootout
Copy paste – wie vor Wochenfrist. Wie gegen Weinfelden brachte die fünfminütige Overtime auch diesmal keine Entscheidung, womit es für Illnau-Effretikon zum zweiten Mal innerhalb einer Woche gegen einen Gegner aus dem Thurgau zum Shootout kam. Dieses startete Cédéric Kuhn für die Gäste. Dennis Volkart wehrte den ersten Versuch und für Illnau-Effretikon verwertete Captain Marco Thaler gleich. Mit gewaltigem Tempo brauste dann Silvio Widmer auf Volkart zu und scheiterte am EIE-Schlussmann, wie auch auf der anderen Seite Marco Begert an Laux. Der 2:2 Ausgleichs-Schütze Vavricka schien dem erfolgreichen Torschuss nahe, doch stocherte Volkart mit seinem Stock die Scheibe weg. Der Tscheche stürzte und glaubte am Schluss nur durch ein Foulspiel von Volkart gebremst worden zu sein. EIE-Stürmer Lionel Kuhn blieb ebenfalls am Keeper (Laux) hängen, dafür vollstreckte dann Sandro Brunella. Er schaffte das Kunststück, erstmals den EIE-Keeper in einem diesjährigen Penaltyschiessen zu bezwingen. Carlo Fäh, der gegen Weinfelden den entscheidenden Penalty verwertet hatte, verdribbelte sich an Laux und Mauro Forster wurde anschliessend wieder von Dennis Volkart gebremst. Marco Vögeli, er kam gegen Kreuzlingen-Konstanz nach seiner Leisten-/Adduktoren Verletzung zu seinem Comeback, traf ebenfalls nicht. Dafür bewies Lionel Kuhn als erster Schütze des zweiten Durchganges Kaltschnäuzigkeit. Der wartete lange, bis Jeremy Laux am Boden lag und schlenzte dann die Scheibe von halbrechter Position eiskalt über den Gäste-Keeper hinweg in die Maschen. Und weil Dennis Volkart sich dann von Gian Forster nicht bezwingen liess, gingen die zwei Punkte schliesslich erneut an Illnau-Effretikon.
EIE will noch möglichst viele Punkte bis Jahreswechsel und vierten Rang verteidigen
«Wir haben es, bis auf die letzten Minuten heute wieder sehr gut gespielt und bewiesen, dass wir in dieser Gruppe mit jedem Gegner mithalten können», so das erfreuliche Fazit von Giorgio Giacomelli. «Unser Ziel ist es jetzt, bis Weihnacht so viel Punkte wie möglich zu sammeln. Wir wollen natürlich versuchen, unseren vierten Tabellenplatz bis Ende der Gruppenspiele zu verteidigen». Dem EIE-Coach ist es «nachher gleich, auf welche Mannschaft wir in den Playoffs treffen. Ich nehme jeden Gegner, auch wenn er aus dem Tessin kommen sollte».
Eishockey, Meisterschaft 2. Liga, Gruppe 2/12. Spieltag: Illnau-Effretikon – Kreuzlingen-Konstanz 3:2 (1:1, 0:0, 1:1; 1:0) SO.- Eishalle Eselriet (Effretikon), 117 Zuschauer.- SR: Aris Scheggia/Luca Boverio.- Tore: 13. Lionel Kuhn (Heuberger/Thaler) 1:0. 14. Gian Forster (Brunella) 1:1. 45. Gabriel Gretler (Schwarz) 2:1. 59. Vavricka 2:2.- Shootout: Kuhn scheitert an Volkart, Thaler trifft; Widmer scheitert an Volkart, Begert scheitert an Laux; Vavricka scheitert an Volkart, Lionel Kuhn verschiesst; Brunella trifft, Vögeli scheitert an Laux; Lionel Kuhn trifft, Gian Forster scheitert an Volkart.- Illnau-Effretikon:Volkart (Werren); Bulach, Schwarz; Thaler, Heuberger; Brasser, Nicola Gretler; Vögeli, Fäh, Begert; Beeler, Förderreuther, Lionel Kuhn; Giacomelli, Gabriel Gretler, Lorenz Kuhn.- Kreuzlingen-Konstanz: Laux (Litscher); König, Spühler; Kreis, Mauro Forster; Grubenmann; Widmer, Fehlmann, Merz; Brunella, Gian Forster, Vavricka; Jakob, Kurz, Kuhn.- Strafen: Illnau-Effretikon 8x2 Minuten, plus 1x10 Minuten Brasser (Bandencheck); Kreuzlingen-Konstanz 6x2 Minuten.-Bemerkungen: Illnau-Effretikon ohne Torhüter Joel Stücheli (krank), Justin Wieser (verletzt, Schulterverletzung seit Sommertraining), Tizian «Tiz» Müller (Hirnerschütterung vom letzten Samstag Heimspiel gegen Weinfelden), Alexander Thachenko (krank), Claudio Beltrame (abwesend), Mirco Hofer (krank), Dario Brunner (verletzt/Puck im Training in den Mund), Jayson Zähner (Junioren).-
Nächstes Spiel des EHC Illnau-Effretikon: Eishockey, Meisterschaft 2. Liga, Gruppe 2/13. Spieltag, Mittwoch, 18. Dezember 2019, Kunsteisbahn Winter World (Wallisellen): Spielbeginn 20 Uhr: Wallisellen – Illnau-Effretikon.
